Sisi – aus der Reihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ Credits: Klartext Verlag
Mit der Reihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ hat der Klartext Verlag eine wirklich unterhaltsame und kurzweilige Reihe aufgelegt, auf die ich bei meiner Suche nach Sisi- Titeln gestoßen bin.
Ich darf hierbei vorausschicken, dass der Titel der Reihe in meinen Augen etwas irreführend gewählt ist. Tatsächlich erfahren wir hier nichts zu Irrtümern, sondern erhalten vielmehr spannende Einblicke in das Leben der Kaiserin und ihres Umfelds.
Zunächst muss man sagen, dann die Bände sehr wertig gemacht sind. Das Layout ist absolut einfallsreich gestaltet und macht schon alleine von daher Spaß. Die Seiten sind abwechslungsreich und präsentieren somit adäquat den unterhaltsamen Inhalt.
Ob es die drei Züge sind, die der Kaiserin gleichzeitig für ihre Reisen zur Verfügung gestanden haben oder, dass ihre Milchzähne erhalten geblieben sind – es gibt immer noch Dinge, die selbst die Sisi-Kennerin so nicht auf dem Schirm hatte.
Bislang hatte ich auch nicht gewusst, dass Sisi an keinem Eisenstück, ob Nagel oder Hufeisen, vorbeigehen konnte ohne es mitzunehmen. Dahinter steckte tatsächlich Sisis Aberglauben. Meine persönliche Mutmaßung ist, dass dieses Sammeln vom Wertstoff Eisen auch der Ursprung des „Stock im Eisen“ in Wien ist, über den ich in meinem Steady- Blog geschrieben habe.
Natürlich bleibt auch ihre Ermordung sowie ihr Nachruhm nicht unerwähnt. Wobei hier – nicht ganz unerwartet – Romy Schneider mit ihren Sissi-Filmen hervorsticht. So kitschig die Filme heute erscheinen mögen – sie bleiben doch die Ursache dafür, dass man sich der Kaiserin heute überhaupt noch erinnert.
Selbstverständlich habe ich auch nach inhaltlichen Fehlern gesucht, aber keine finden können. Das passt zu dem ganzen Buch: es ist unterhaltsam, aber nicht oberflächlich gemacht. Kein Wunder, denn Andy Englert ist ein ausgewiesener Kenner der Materie: seit mehr als dreissig Jahren befasst er sich mit Königshäusern. Derzeit ist er – laut Klappentext – stellvertretender Chefredakteur von „Frau im Spiegel“ und „Royal“. Außerdem arbeitet er als Royal- Experte für das Schweizer Fernsehen SRF.
Und um es nicht zu vergessen: Am Ende gibt es einen Multiple Choice- Test, bei dem man schauen kann, ob man auch gut aufgepasst hat beim Lesen.
Wenn ihr euch beeilt und meinen zugehörigen Film auf meinem YouTube Kanal „KTT -Kronen, Tee und Traditionen“ anschaut, könnt ihr noch bis zum Wochenende beim Gewinnspiel mitmachen. Der Klartext Verlag war nämlich so nett, ein weiteres Exemplar des Buches als Gewinn zur Verfügung zu stellen.
FAZIT: Ich empfehle das Buch allen, die einen amüsanten Einblick in das Leben der Kaiserin suchen. Vielleicht auch ein kleines Mitbringsel für eine Sisi- Enthusiastin. Für mich ist es ein wunderbarer Einstieg ins Thema „Sisi“.
Übrigens: Wer nicht genug kriegt von der unterhaltsamen Reihe: es gibt noch viel mehr Titel. Von ABBA bis Klima. Schaut auf jeden Fall rein! (Spoiler-Alarm: Es gibt auch noch eine Besprechung von mir zum Titel „The Royal Family“ aus dieser Reihe … Den Band über meinen Lieblingskomponisten Richard Wagner werde ich mir übrigens auch noch zulegen. Da bin ich schon sehr gespannt!
FAKTEN: Andy Englert: Sisi – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten, Klartext Verlag 2023, 120 Seiten, 16,95 Euro
AUSBLICK: Am Ende des Buches findet ihr übrigens eine Werbeanzeige für „Sissi – Köstlichkeiten aus der kaiserlichen Küche“ von Nicole Kleinhammer und Sebastian Kadas, ebenfalls aus dem Klartext Verlag. Und nun ratet mal, welches wunderbare Buch (ich schwöre – es wird euch umhauen!) ich demnächst kochenderweise vorstellen werde?!
… das kann man auf jedem Fall in diesem wunderbaren Buch.
Sicherlich erinnert ihr euch noch an meinen YouTube-Film, den ich in Saverne in der Roseraie gemacht habe und in dem ich euch mehrere Bücher über königliche Gärten vorgestellt habe. So über den Garten des Buckingham Palace und Prince Charles‘ Highgrove. Damals hatte ich eigentlich ein Buch auf Deutsch gesucht, das alle königlichen Gärten zusammenfassend vorstellt. Da ich keines entdecken konnte, musste ich auf ein altes Buch zu einer BBC-Reihe zurückgreifen, das aber alleine schon deswegen nicht so toll war, weil es nur auf Englisch und nur antiquarisch zu bekommen war.
Jetzt kann ich euch allerdings begeistert berichten, dass ich ein Buch gefunden habe, das meine Wünsche (über)erfüllt:
Alleine schon das Cover ist ein Hingucker!
Folgendes muss man vorausschicken: Die Autorin Stefanie Bisping ist Reisejournalistin und schaffte es 2020 sogar zur Nummer eins unter den Reisejournalisten. (Zu Recht übrigens) Dass sie weiß, was sie tut, sieht man auf den ersten Blick: Nicht nur, dass wir – verteilt über 222 Seiten – fundierte Artikel zu den jeweiligen Gärten finden, es gibt auch praktische Handreichungen: So findet sich gleich am Anfang auf der rechten Seite eine Karte des Vereinten Königreichs, indem die vorgestellten Gärten verzeichnet sind. Auf der linken Seite findet sich die Liste der Gärten mit der zugehörigen Seitenzahl. So hat man alles auf einen Blick zusammen und kann auch eine Gartenreise entsprechend planen.
Hier kommt nun das einzige „Manko“ des Buches: um es einfach so bei einer Reise in der Tasche mitzuführen, ist es zu groß und zu schwer. Aber alleine die Qualität der Fotografien macht dieses „Manko“ absolut wett.
Es ist eine solche Freude, die Seiten durchzublättern … Ich selbst habe einen Gutteil der vorgestellten Gärten schon besucht und kann sagen, dass die Bilder kongenial zu den Originalen sind. Sie fangen die ganze Atmosphäre der Gärten wunderbar ein und man meint ständig, den frischen Wind und den Duft der Blüten zu spüren.
Osborne House – Prince Alberts Werk Credits: Frederking und Thaler Verlag
Insgesamt werden übrigens 37 Gärten vorgestellt. Unter anderem die Gärten des Buckingham Palace, Highgrove, Glamis Castle, Hampton Court Palace und viele mehr. Jetzt fragt ihr natürlich: Gibt es denn 37 Königsschlösser in UK mit zu besichtigenden Gärten? Die Antwort lautet ganz klar: Nein! Stefanie Bisping stellt nämlich auch solche Gärten vor, die nur indirekte royale Verbindungen haben. So zum Beispiel den Garten von Althorp House, in dem Prinzessin Diana aufgewachsen ist.
Wir erfahren jeweils Interessantes über die Geschichte des Anwesens, dazu werden die gärtnerischen Besonderheiten gezeigt. Am Ende jedes Artikels findet man dann einen Hinweis zu Öffnungszeiten, Lage und Homepage.
Besonders schön ist auch zum Beispiel ein Hinweis wie bei Penshurst Place – hier erfahren wir, dass man sich per Mail über die Pfingstrosenblüte informieren lassen kann. So verpasst man nichts mehr.
Ein kleiner Anhang mit Buchtipps hilft einem, wenn man nicht genug vom Thema bekommen kann. (Dort taucht übrigens auch das von mir präsentierte Buch über Highgrove auf … )
Alles in allem ist dieses Buch perfekt für alle Großbritannien / Garten / Royalty / Schlösser / Wunderbarkeiten- Fans. Also kurz: für jeden.
Arundel Castle Credits: Frederking und Thaler Verlag
WARNUNG: Wer dieses Buch liest, wird umgehend den unüberwindlichen Drang verspüren, seine Koffer zu packen und die nächstmögliche Überfahrt nach England zu buchen …
„Die Königin denkt …“ – So kann man es in zahlreichen Briefen lesen, die Queen Victoria an Premierminister, Minister, Schriftsteller, Maler, Ärzte, Könige, Kaiser, Musiker, Polizisten, Beamte, Offiziere, Abgeordnete, Grafen, Barone … geschrieben hat.
„Die Königin“ – Victoria schrieb bei Briefen, die sich nicht an Angehörige richteten oder allgemein privater Natur waren, von sich in der dritten Person. Das erinnerte mich stark an die von mir so sehr verehrte Maria Callas, die von sich als Sängerin ebenfalls immer nur in der dritten Person sprach.
In Julia Bairds Biografie der Königin Victoria, die ich euch heute vorstellen darf, ist mir dieses Phänomen immer wieder aufgefallen. Diese Trennung zwischen der öffentlichen Person und dem privaten Menschen.
Baird schafft es, diese Aufspaltung der Königin zu erklären und nachvollziehbar zu machen und das in einer denkbar spannenden Art und Weise. Seite um Seite habe ich verschlungen ohne mich auch nur ein einziges Mal zu langweilen. Beinahe romanhaft schildert sie das Leben dieser ganz und gar durchschnittlich überdurchschnittlichen Frau. Beispiel gefällig?
„Victoria lag auf dem Bett und war außer sich. Noch nie hatte sie sich so elend gefühlt. Ihr Kopf hämmerte. Ihr war übel, seit Tagen plagte sie hohes Fieber und ihre Wangen waren so eingefallen, dass sie sich im Spiegel kaum mehr erkannte. Neben ihr stand die geduldig Kümmel kauende Baroness Lehzen, auf der anderen Seite des Raumes jedoch stand wie erstarrt die Herzogin von Kent und blickte mit geballten Fäusten unverwandt aus dem Hotelfenster, von wo aus der Strand von Ramsgate in der Abendsonne zu sehen war.“
Eine Szene, die genau so eins zu eins in einem Roman vorkommen könnte. Doch man sollte sich durch diese Lesbarkeit nicht irritieren lassen: es handelt sich um eine hervorragend recherchierte Biografie der Königin, bei der sogar im Anhang die Einteilung in Primär- und Sekundärquellen vorbildlich wissenschaftlich ist.
Das große Phänomen in Victorias Leben ist und bleibt für mich die Trennung ihres Lebens in v.A. und n. A. VOR ALBERT und NACH ALBERT. Allerdings wird diese Aufteilung auch in Bairds Buch problematisch. Zu Erklärung: wir lernen mit Victoria eine junge Frau kennen, die bis zu jenem Tag da sie Königin von England wurde, eindeutig von ihrer Mutter, der Herzogin von Kent, und deren Liebhaber, Sir John Conroy, dominiert wurde. Die Mutter schlief sogar in Victorias Zimmer. Jeder ihrer Schritte wurde überwacht und für jede Bewegung erhielt sie von den beiden Anweisungen. Jeder ihrer Gedanken schien nur dahin zu gehen, ob sie der Mutter dieses und jenes zumuten könne.
Als dann aber die Krone auf ihr Haupt gesetzt wurde, änderte sich alles. Hatten sich eben nicht nur die englischen Politiker und Diplomaten Gedanken gemacht, wie die neue, junge Königin einzuschätzen sei, gab es bald keinerlei Fragezeichen in den Köpfen der Herren mehr. Die Abschirmung der künftigen Königin war derart vollständig gewesen, dass alle vollkommen verunsichert waren, mit was da zu rechnen sei. Victoria aber setzte sich energisch und selbstbewusst auf den Thron. Ohne Zögern oder Zaudern ergriff sie die Macht. Entschlossen – wie sie selbst schrieb – „gut zu sein„.
Mit einem entschlossenen Befreiungsschlag sperrte sie nunmehr ihre Mutter – wortwörtlich – aus, denn diese musste Victorias Schlafzimmer räumen. Conroy wurde in die Eiszeit entlassen. Alleine Baroness Lehzen, ihre alte Kinderfrau, blieb beständig als Ratgeberin und Vertraute an Victorias Seite.
Victoria regierte, als hätte sie nie etwas anderes getan. Voller Fleiß und Energie durchackerte sie bei Tag die Regierungspapiere, während sie die Nacht durchtanzte. Selbst mehrere auf sie verübte Attentate überstand sie mit stählernen Nerven. Wenn sie – alleine in ihren Räumen – dann auch bebte und zitterte, so setzte sie sich doch am nächsten Tag wieder in ihre offene Kutsche und ließ sich durch London chauffieren. Jeder – absolut jeder – sollte sehen, dass sie zwar jung und eine Frau war, sich aber nie und nimmer einschüchtern lassen würde.
Die Engländer begannen, ihre Königin nicht mehr nur zu lieben, sondern zu respektieren. Und ihre Königin? Sie bewegte sich wie ein Fisch im Wasser.
Dann aber kam die leidige Frage der Heirat. Victoria brauchte einen Ehemann und zum ersten Mal wurde sie sich ihrer Anomalie als Frau auf dem Thron bewusst.
Baird schildert diese Situation ohne zu verurteilen oder Partei zu ergreifen. Das macht hier, wie an manch anderer Stelle, die große Qualität des Buches aus. Neutral schildert sie die Gemütslage Victorias, die sie aus zahlreichen Quellen erschließt. Das erste Treffen mit Prinz Albert, aus dem beide wenig enthusiastisch herausgehen. Albert, der wenig attraktive, stets kränkelnde deutsche Prinz, der immer nur ernst ist und kaum die Überfahrt über den Ärmelkanal unbeschadet überstanden hat. Soll der sie etwa amüsieren und die Nächte durchtanzen? Wohl kaum … Victoria hingegen – klein, pummelig und wahrhaftig keine Intellektuelle in Alberts Augen, war für den recht mittellosen Prinzen auf der Suche nach einer Lebensaufgabe, alles andere als ein automatisches Love-Interest. Beim zweiten Anlauf hatte die Beziehung dann aber bessere Karten und tatsächlich verliebten sich die beiden. Wobei Albert zurückhaltender schien als Victoria. Diese aber war ihrem Mann vollkommen verfallen.
Und mit der Hochzeit und der ersten Schwangerschaft Victorias kommt der Bruch in Victorias Leben: Dem Namen nach ist sie noch immer Königin, tatsächlich aber überlässt sie während der Schwangerschaften die Regierungsarbeit weitgehend Albert. Er wird Schritt für Schritt König – außer dem Namen nach. So lange Albert lebt, ist das vorliegende Buch dann mehr eine Albert- denn eine Victoria-Biografie. Das finde ich persönlich nicht schlimm, doch ich hätte gerne mehr darüber gewusst, wie der Alltag einer Königin mit permanent wachsender Kinderschar aussah. Wie sie de facto die beiden Leben vereinte. So wie es Baird herausarbeitet, hat sich Victoria ihrem Mann in diesen Jahren völlig untergeordnet. Sie hat ihn sogar für den Fall ihres Todes als Regenten für den künftigen König eingesetzt. Ein Regent, der sogar ohne Rat regieren konnte. Das Buch stellt Victoria vor und nach Albert am intensivsten dar, womit es Victorias persönlicher PR-Aktion unterliegt und sie auf Rolle des Heimchens am Herd reduziert.
Die andere Schwachstelle liegt meines Erachtens nach in der Einschätzung der Figur Kaiser Wilhelms. Baird betrachtet ihn zu negativ. Er wird als unerwünschter Aufdringling in London dargestellt, was aber nach meinem Kenntnisstand nicht zutrifft. Im Gegenteil. Queen Victoria hat „Willy“ sehr geliebt und sie starb sogar in seinen Armen. Es muss einen Grund gegeben haben, dass sie so über seine Fehler hinweggesehen hat und gleichzeitig ihre Tochter und deren Ablehnung des behinderten Sohnes sehr kritisch kommentiert hat.
In diesem Zusammenhang hätte ich mir ein paar mehr Details über Vicky in Berlin gewünscht. Es wird nur angedeutet, wie unglücklich sie dort war. Gewiss, es ist eine Victoria und keine Vicky- Biografie, trotzdem hätte ich das spannend gefunden. Seltsamerweise erfährt Victorias Enkel Eddie (ja – der, den manche für den Ripper halten) die gegenteilige Behandlung. Der Mann, der ein denkbar liederliches Leben geführt hat und in diverse Skandale rund um Homosexuellen-Bordelle verwickelt war, taucht plötzlich als netter Kerl auf, dem man all die schlimmen Sachen ungerechtfertigterweise vorwirft. Hier hätte ich mir schon gewünscht, wenigstens den einen oder anderen Beleg zu bekommen.
Neutral geschildert werden der schottische Begleiter der Königin John Brown und Abdul Karim, ihr „Munschi“ (= Sekretär). Dass Brown und die Queen verheiratet waren – dafür gibt es keinen Beweis. So viel sei bereits gesagt. Und die positive Wertung, die der Munschi in dem berühmt gewordenen Film mit Dame Judi Dench erfährt, dürfte nach Einschätzung Baird auch nicht haltbar sein.
Auch Victoria selbst wird von Baird durchaus kritisch gesehen. Sie arbeitet sehr schön heraus, dass Victoria sich immer dann am intensivsten eingesetzt hat, wenn sie persönlich betroffen war. Albert hingegen hat stets ein Problem zum Anlass genommen, nicht nur praktische Lösungen zu entwickeln, sondern auch strukturelle Schwachstellen zu erkennen und diese auszumerzen. Dies auch wenn er nicht persönlich betroffen war.
In dieses Themengebiet gehört auch die Behandlung des Krim- Krieges und des Burenkrieges. Victorias damalige Haltung kann man heute natürlich nicht unkritisch stehen lassen. Vor allem auch bei der Irland- Frage zeigt Baird, wir fragwürdig Victorias Haltung den zu hunderttausenden verhungernden Iren gegenüber war. Sie verstand einfach nicht, wo die Mitschuld Londons an der Misere der Iren lag und entsprechend waren ihre Unterstützungsmaßnahmen – vorsichtig gesagt – fragwürdig. Baird untersucht immer wieder Victorias Entscheidungen und beleuchtet dadurch auch die problematische Tatsache, dass ein Land einem (nicht gewählten) König/ Königin beinahe hilflos ausgeliefert war, wenn diese(r) falsche Entscheidungen traf. Wobei im englischen Fall natürlich immer noch das Parlament einen gewissen Ausgleich liefern konnte.
Am Ende bleibt bestehen, dass eine zuverlässige Quellenauswertung bezüglich Victorias schwierig ist, denn sowohl die Tagebücher Victorias wie auch ihre Briefe wurden redigiert, respektive vernichtet. Ebenso wie viele Erinnerungsstücke, die die Königin aufbewahrt hatte.
Als Fazit kann ich sagen, dass das Buch eine rundum gelungene Biografie ist (mit den oben genannten winzigen Einschränkungen), das ich jedem empfehlen kann. Es liest sich spannend und flüssig, selbst für jene, die Sachbücher normalerweise nicht gerade schätzen.
Von daher: Daumen hoch für diese hervorragende Biografie einer hervorragenden Königin.
FAKTEN: Julia Baird: Queen Victoria – Das kühne Leben einer außergewöhnlichen Frau, wbg Theiss Verlag, 2018, 596 Seiten, 19,95 €
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Wenn man denkt, man hat alles über Sisi gelesen, alles über sie in Erfahrung gebracht, dann taucht plötzlich ein Buch auf und man muss eine Sache neu bedenken. In diesem Fall ist es der Tod der Kaiserin. Was sollte es da nun Neues geben? Es wurden ja sogar die Schritte gezählt, die Sisi nach dem Anschlag noch ging, bevor sie an Bord der Fähre zusammengebrochen ist. Was sollte Frau Sigmund also noch Neues anbieten können?
Tatsächlich tut sie es.
Sie hat nämlich nicht nur Sisis letzten Tagen und Wochen nachgespürt, sondern sie hat auch das Leben ihres Mörders Luigi Lucheni eingehend erforscht und dabei sehr Interessantes zu Tage gefördert.
Wenn man die Geschichte auch sicherlich nicht neu schreiben muss, so lernt man hier doch einiges zu der Atmosphäre des ausgehenden 19. Jahrhunderts, in dem sich die Kaiserin bewegte. Ich muss gestehen, dass erst die Lektüre von „Tatort Genfer See“ mir den vollen Umfang des Anarchismus im Europa des 19. Jahrhunderts vor Augen geführt hat.
Nun mag so mancher, der dies hier liest sagen: „Ach – was juckt mich der Anarchismus von damals?“ Recht hat er (oder sie) – nicht. Tatsächlich habe ich bis zur Lektüre überhaupt nicht auf dem Schirm gehabt, wie allumfassend die Bedrohung der Herrscher in dieser Zeit durch Anarchisten war. Und die Anschläge richteten sich nun nicht nur gegen Herrscher, sondern es wurde einfach jeder ins Visier genommen, der sich gegen die Bewegung stellte. So wurde u.a. ein Lokal gesprengt, weil einer der Kellner gegen einen Anarchisten ausgesagt hatte. Den Terroristen fielen Zaren und Könige, aber auch Arbeiter und Dienstboten zum Opfer.
Wie spannend nun zu lesen, wie sich die beiden Leben (Sisis und Luchenis) beinahe unvermeidlich aufeinander zu bewegten.
Wobei ich von Lucheni auch ein falsches Bild hatte. Ich hielt ihn für einen heruntergekommenen Verlierer, der sich mit Aushilfsjobs gerade so am Leben erhielt, kaum fähig, zu lesen oder zu schreiben.
Tatsächlich war er sehr belesen und intelligent. Es war wohl ohne Zweifel dem Umstand geschuldet, dass er in Waisenhäusern aufwuchs und seine folgenden Pflegeeltern nur an dem Geld interessiert waren, das sie für ihn bekamen, dass er es im Leben nicht weiter brachte. Das Zeug zu Höherem hätte er wohl gehabt.
Wie so viele junge Männer ging er zum Militär und erwies sich dort als mutiger und guter Soldat. So gut, dass ihn ein ehemaliger Vorgesetzter nach Ende der Dienstzeit zu sich nahm und in seinem Haushalt beschäftigte. Der Prinz und seine Frau waren ausnehmend zufrieden mit seinen Leistungen. Und trotzdem entließen sie ihn … Warum? Lucheni hatte sich permanent mit den anderen Dienstboten angelegt. Sie sagten ihm nach, er täte als sei er etwas Besseres und weigere sich, ihm aufgetragene Arbeiten zu erledigen.
Irgendwann bleibt dem Prinzen keine andere Wahl und er wirft Lucheni raus.
Sigmund verfolgt nun Luchenis Weg, denn – und das überrascht – er tauschte weiterhin regelmäßig Brief mit seinen ehemaligen Herrschaften aus. Diese antworteten ihm stets, wenn sie auch seine Bitten um Wiedereinstellung ablehnten.
Ja – es ging sogar so weit, dass der Prinz Lucheni ein sehr gutes Leumundszeugnis ausstellte, als dieser wegen des Mordes an der Kaiserin vor Gericht stand.
All dies sind Themen und Fakten, die mir so noch gar nicht bewusst waren, bzw, die mein Bild der Situation abgerundet haben.
Es gibt aber durchaus auch Kurioses zu lernen: so zum Beispiel, dass nachdem das Gefängnis abgerissen wurde, in dem Lucheni sich 1910 erhängt hatte, ein Unternehmer seine Zelle aufgekauft hat und sie im Untergeschoss seines Hauses wiederaufbaute. Jetzt hätte mich natürlich brennend interessiert, was aus dieser Sache wurde…
Übrigens hat Lucheni, der wohl ein vorbildlicher Gefangener war, in der Haft begonnen, sich mit der Kaiserin zu beschäftigen. Er las alles, was er über sie in die Finger bekommen konnte und stellte bald fest, dass sie Seelenverwandte waren. Selbst in ihren politischen Überzeugungen, die um die Jahrhundertwende wohl kein Geheimnis mehr waren, fand Lucheni sich wieder. Seine Beschäftigung mit Sisi führte sogar dazu, dass er am Ende der Überzeugung war, Werkzeug des Schicksals gewesen zu sein, und Sisi ihren Wunsch zu sterben, erfüllt habe.
Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich an Bildern interessiert bin. Je mehr desto besser. Was das Buch von Sigmund angeht, so muss ich gestehen, dass sich nur schwarz/weiß- Bilder darin finden. Doch – überraschenderweise – hat mir das absolut nichts ausgemacht. Tatsächlich ist das Ganze so gut und interessant aufbereitet, dass einem kaum auffällt, dass man keine Farbfotos hat. Außerdem kann Sigmund in ihrem Buch mit Dokumenten aufwarten, wie zum Beispiel dem Bericht der Leichenschau der Kaiserin, die ich so auch nicht (mehr) auf dem Schirm hatte.
So kann sie auch mit alten Mythen aufräumen, dass die Kaiserin ein Gebiss gehabt hätte (woran sich Rosa Albach- Rette, Romys Großmutter in ihren Memoiren erinnerte. Sie hatte die Kaiserin als junges Mädchen in Wien in einem Café gesehen.) Zudem hatte Sisi wohl Ödeme in den Beinen, aber nicht in dem Ausmaß wie es oft kolportiert wird.
Ihr seht schon an diesen wenigen Punkten, wie informativ das Buch ist und auch wie spannend.
Von daher kann ich es nur jedem empfehlen, der sein Bild der Kaiserin abrunden will, beziehungsweise mehr über sie und die Zeit erfahren will, in der sie gelebt hat und gestorben ist.
FAKTEN: Anna Maria Sigmund: Tatort Genfer See, Molden Verlagsgruppe / Styria Verlag 2020, 192 Seiten
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Die beiden dunkel gekleideten Frauen nähern sich dem Anlegesteg des Dampfers, der die gegenüberliegenden Seiten des Genfer Sees miteinander verbindet. Vor ihnen liegt ein Tag wie so viele zuvor: Wanderungen, Essen gehen, Besichtigungen. Ihr Leben scheint nur daraus zu bestehen. Als ein Mann in schäbiger Kleidung auf sie zugestürmt kommt und der Größeren der beiden mit der Faust gegen die Brust schlägt, sodass diese zusammenbricht, wissen beide nicht, was der Hintergrund dieser Attacke war. Passanten rennen hinter dem Flüchtenden her, halten ihn fest und übergeben ihn der Polizei. Die beiden Frauen besteigen den Dampfer.
„Was wollte der Mann von mir? Sicherlich wollte er meinte Uhr…“, vermutet die Angegriffene.
Dann sackt sie zusammen. Als sie noch einmal kurz zu sich kommt, sagt sie „Was ist denn eigentlich geschehen?“ Es sind ihre letzten Worte.
Wir alle wissen, wer die beiden Frauen waren: Elisabeth Amalie Eugenie, Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn. Unterwegs mit ihrer Hofdame Gräfin Irma Sztáray.
Es war der 10. September 1898.
Während die Kaiserin im Hotel Beau Rivage stirbt, sitzt der Kaiser in der Hofburg und schreibt einen Brief an seinen Engel.
Es ist das Ende einer langen Geschichte. Eines nicht sehr langen Lebens. Und vor allem: eines verschwendeten Lebens.
Wer denkt, seit dem Monumentalwerk von Brigitte Hamann über die Kaiserin sei nichts Nennenswertes mehr erschienen, täuscht sich. Den hier vorliegenden Band aus dem Kral-Verlag kann man jedem empfehlen, der sich fundiert über alle Facetten von Sisis Leben informieren will, ohne aberhunderte von Seiten lesen zu müssen. Chronologisch sortiert präsentiert das Buch das Leben der Kaiserin und ihres Umfeldes ohne jede Schönfärberei. Das ganz Besondere an dem Buch ist aber ohne jeden Zweifel die hervorragende Bebilderung. Seite um Seite erschließt sich uns dieses Leben, das schlussendlich keinen bleibenden Nachhall in der österreichischen Geschichte hatte, dafür umso mehr in der Populärkultur.
Die Kaiserin hatte einen denkbar günstigen Start im Leben. Da sie einem nicht thronfähigen Zweig des Hauses Wittelsbach entstammte (in Bayern – nicht von Bayern), konnte die Familie ein sorgenfreies Leben führen und musste sich keinen königlichen Pflichten unterwerfen. zudem verfügte die herzogliche Familie über genügend Geld, um einen recht exzentrischen Lebensstil mit vielen Reisen zu pflegen. Mit zahlreichen, auch weniger bekannten Abbildungen und Zitaten stellt uns das Buch diese Herkunft Sisis vor. Den exzentrischen Vater und die Mutter, die weit unter ihren Schwestern heiraten musste. (Eine war Königin von Sachsen geworden, eine andere Kaiserin von Österreich)
Von den üblichen royalen Erziehungsmaßnahmen verschont geblieben, lebte Sisi ein freies und ungezwungenes Leben. Fast so idyllisch wie Ernst Marischka es uns in seinen Sissi-Filmen vorführt.
Der Nachteil dieses Lebens tat sich allerdings auf, als der Kaiser beschloss, nicht die ältere Schwester Helene, sondern die 15jährige Sisi zu heiraten. Mitten in den höchst intriganten Wiener Hof gestoßen, fand sich das Mädchen wieder in einem wahren Haifischbecken. Erzherzogin Sophie, die verhasste Schwiegermutter, sah sich mit der Aufgabe konfrontiert, aus dem unwilligen Backfisch mit den gelben Zähnen eine Kaiserin von Österreich zu machen.
Hier liegt nun ein ganz großes Plus des Buches: niemals lassen sich die Autoren von den tiefhängenden Früchten des schlechten Rufes der Protagonisten verführen. Sie stellen uns alle am Drama Beteiligten in ihren Facetten vor.
Erzherzogin Sophie, die ihren Mann dazu gebracht hatte, zugunsten des Sohnes Franz Josef abzudanken, wusste nur all zu gut, welche Last es bedeutet, Kaiserin zu sein, wenn man begriffen hat, was der „Job“ erfordert. Es war Sisis Tragik, das sie es nicht begriffen hat. Auch war sie nicht das kalte Biest, als das sie in den Sissi-Filmen dargestellt wurde, sondern nahm zum Beispiel am Leben der Enkelkinder lebhaften Anteil und wurde von diesem wiedergeliebt.
Im Buch kommt ein sehr erhellendes Zitat Sisis vor: „Was hat man davon, heutzutage Kaiserin zu sein!“ bemerkte sie voll Bitterkeit. „Man ist nur eine Anziehpuppe. Ah, wie gern hätte ich im alten Rom geherrscht! Die Kaiserinnen vergangener Tage wußten noch, was Tiefe des Lebens und der Liebe ist. Ihr Dasein war nicht grau und trübe, wie das meine, das von einem Wall von Etiketten ummauert ist.“ Das dürfte das gröbste Unverständnis römischer Kaiserinnen sein, das ich je gelesen habe…
Ausgerechnet Sisi, die jegliche Pflicht ablehnte, die sich keinen Pfifferling um ihr Land, ihren Mann oder die ihr untergebenen Völker scherte – ausgerechnet sie sehnt sich nach der Position einer römischen Kaiserin. Das hat was.
Solche Stellen sind es, die das Buch so ungeheuer lesenswert machen, denn sie stellen uns die betreffenden Personen so eindrücklich vor wie ein Blitz, der plötzlich eine dunkle Landschaft erhellt.
Wir lernen Sisi in dem Buch aber auch noch anders kennen, nämlich von ihrer humorvollen Seite … So als ihr Gegenüber bei einem Essen mit seinen Zahnstochern spielte, und dabei einen versehentlich in Sisis Teller schnippte. Sie bekam daraufhin einen Lachanfall. Der Kaiser, der den Vorfall nicht bekommen hatte, fragte, was denn passiert sei, worauf Sisi dem hochverlegenen Grafen die Ehre rettete, indem sie ihn nicht verriet, sondern unter Lachtränen sagte, es sie nichts passiert, sie habe nur gerade an etwas denken müssen.
Wir lernen in dem Buch sogar, dass die Kinder ihre Mutter „Mamutz“ genannt haben und sich über jede Minute freuten, die sie bei ihnen verbrachte, auch wenn es dann jedesmal Theater gab. (Ich persönlich denke, sie wurden Opfer des Stockholm-Syndroms …) Sisi hielt nämlich mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. So setzte sie ihrer Schwiegertochter Stephanie in absolut herzloser Weise nach.
Nach dem Selbstmord des Thronfolgers überfiel sie die verhasste junge Frau mit den Worten, diese habe ihren Vater gehasst, ihren Ehemann nicht geliebt und liebe auch ihr Kind nicht. Dazu gehört schon etwas. Zumal Rudolf der Auslöser aller Misere war. Man geht heute davon aus, dass er seine Frau mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt hat und sie deswegen keine Kinder mehr bekommen konnte. Seine Alkohol,- und Drogensucht war auch seiner Mutter bekannt. Von seinen zahlreichen Affären mal ganz zu schweigen. Dennoch kippte Sisi allen Hass über Stephanie aus, die sicherlich nicht das einfachste Leben hatte, zumal sie sogar ihren Vater hatte verklagen müssen, um das mütterliche Erbe ausgezahlt zu bekommen. (Dies vor dem Hintergrund, dass ihr Vater der berüchtigte Leopold II von Belgien war, der im Kongo ein Gewaltregime führte.)
Natürlich darf auch Sisis Ernährung als Thema nicht fehlen … Die Autoren untersuchen die Quellen dazu genauer und kommen zu dem Ergebnis, dass Sisi nicht ausschließlich von Brühen und Luft lebte, sondern vielmehr einen eher exzentrischen Geschmack hatte. Es war eine Art Achterbahn-Ernährung: Sisi ernährte sich tagelang von Säften und Milch, um dann wieder richtig zuzuschlagen. So aß sie – wenn sie in München war – grundsätzlich im Hofbräuhaus. Bayerisch. Deftig. Unterwegs mussten immer die Produkte der Heimat vorhanden sein, was einen ziemlichen organisatorischen und finanziellen Aufwand bedeutete. Da durften auch bestimmte Mehlspeisen zum Frühstück nicht fehlen. Als Fazit kann man sicherlich sagen, dass Sisi so sportverrückt wie zum Beispiel Prinzessin Catherine war, dass man aber um die Ernährung der Prinzessin von Wales weniger Aufhebens macht.
Eine Essstörung, wie sie oft unterstellt wurde, hatte Sisi wohl nicht.
Was sie aber sicherlich hatte, war Realitätsferne. So schildert das Buch sehr genüsslich einen Dialog zwischen ihrer Hofdame und der Kaiserin, den die Gräfin Festetics in ihrem Tagebuch notierte:
„Wir gingen auf dem Sikló hinab nach Pest. Im Coupé sagte Sie mir: „Haben Sie Geld?“ – „Ja, Majestät.“ – „Wie viel?“ – „Nicht sehr viel, 20 Forint.“ – „Das ist ja viel.“ – „Nicht besonders.“ – „Kann man nicht viel kaufen? Ich möchte zu Kugler (Konditorei) und für Valerie Einkäufe machen.“ (…) Glücklich unbemerkt kommen wir hinüber, dort fielen die Leute vor Überraschung fast um. Sie kaufte mit Wonne, und als ein großer Haufen der schönsten und besten Sachen beisammen war, fragte Sie: „Ist es schon zwanzig Forint wert?“ Ich glaube, es war für 150 Forint.“
Es sind diese kleinen Histörchen, die das Buch für mich so spannend machen und das Bild der Kaiserin vervollständigen.
FAZIT:
Das Buch ist rundum empfehlenswert. Nicht nur für diejenigen, die sich schon eingehend mit der Kaiserin beschäftigt haben, sondern auch für die Neu-Interessierten. Es besticht nicht nur durch Fachkenntnis und einen unterhaltsamen Aufbau, sondern besondern durch liebevoll gemachtes Design und Foto-Qualität. Es ist einfach ein Genuss, es durchzublättern und immer wieder an bekannten und unbekannten Abbildungen hängen zu bleiben. Hierbei sei auch darauf hingewiesen, dass „Elisabeth – Ungewöhnlich war sie zu allen Zeiten“ ein Buch ist, bei dem man die Untertitel der Fotos unbedingt lesen sollte, da sie immer wieder Interessantes wiedergeben und nicht nur festhalten, was auf dem Foto zu sehen ist.
Das Preis-Leistungsverhältnis ist sehr gut. Man bekommt wirklich etwas ganz Besonderes für sein Geld. Für mich persönlich hat sich der Kral-Verlag mit dem Buch in meinen Fokus geschoben und ich werde mir mit Sicherheit noch mehr Titel aus dem Verlag besorgen.
Die Fakten: – Hannes Etzlstorfer und Philipp Ilming: Kaiserin Elisabeth – Ungewöhnlich war sie zu allen Zeiten; Kral Verlag, 2023, 322 Seiten, 39,90 €
Credit: Amazon Hier auf das Coverfoto klicken, wenn ihr das Buch erwerben wollt …
Für mich selbst hat die Begeisterung für Dior schon vor Jahrzehnten begonnen, als ich in den französischen Zeitschriften meiner Mutter die Abbildungen der Modestrecken seiner Werke zum ersten Mal gesehen habe. Niemals kam ein Modeschöpfer näher daran, aus normalen Frauen Königinnen zu machen als Christian Dior mit seinen Roben.
Der Prestel Verlag hat nun mit dem großformatigen Bildband von Jérôme Gautier ein ganz besonderes Meisterwerk vorgelegt. In den wunderbaren Bildern weltberühmter Fotografen wie Cecil Beaton, Horst P Horst, Irving Penn und Annie Leibovitz, finden wir die Geschichte des Hauses kongenial zur Mode dargestellt.
In den Textteilen erfahren wir, wovon die Mode Diors inspiriert wurde (und wird). Vor allem aber auch, wie es gelingen konnte, direkt nach dem Krieg, wo die Europäer noch mit Rationierungsmarken um das tägliche Überleben kämpfen mussten, ein Haute Couture Haus zu etablieren.
Dior schaffte dies vor allem mittels seiner Opulenz, denn bereits zwei Jahre nach Kriegsende gab es wieder genügend reiche Leute, die ihr Geld für solche Mode ausgeben konnten und wollten.
Dior kleidete die Damen für die wieder aufgenommenen Bälle, aber auch für Kostümfeste, die sich großer Beliebtheit erfreuten. 300 Meter Tülle und 500 Meter Seide für ein Haute Couture- Kleid waren bei Dior keine Seltenheit.
Tatsächlich profitierten aber alle Franzosen von den enormen Summen, die das Haus Dior mit seiner Mode einnahm: alleine hierdurch konnten z.B. mehrere tausend Säcke Getreide in den USA gekauft werden, die dann wiederum in den Vorratsschränken der französischen Hausfrauen landeten.
Musen und Inspirationen
Dank des Buches konnte ich zum ersten Mal nachvollziehen, wie Dior sich derart an die Spitze arbeiten konnte und wo seine Wurzeln liegen. Nicht zuletzt in Granville, in der Belle Epoque und bei seiner Mutter Madeleine, deren stilsicheren Geschmack er schon als Kind bewundert hatte.
Übrigens kann ich Granville mit dem Dior Museum in seinem Elternhaus „Les Rhumbs“ nur wärmstens empfehlen. Hier erschließt sich einem das ganze Genie Christian Diors und der Garten mit dem Blick über das Meer ist auch nicht zu verachten! (Übrigens muss man nur für Haus/ Museum Eintritt zahlen)
Les Rhumbs im Sommer 2021
Der Blick vom Garten über das Meer. Mit wenigen Stufen kommt man übrigens zu einer kleinen Badebucht.
Sein Genie, seine Kreativität, brachten Dior in den Modeolymp, aber es waren seine Inspirationen, die ihn dort hielten.
Das Buch präsentiert uns nämlich nicht nur seine Erfolgsgeschichte, sondern – anhand der Arbeiten kongenialer Fotografen – auch, wie das Haus sich über Jahrzehnte dort behaupten konnte.
Nicht zuletzt dank Royalty und Hollywood erzielte Diors Mode nämlich die Breitenwirkung, die es brauchte, um ganz nach oben zu kommen. (Nicht zu vergessen, einen mehrmals verfilmten, sehr unterhaltsamen Roman namens „Ein Kleid von Dior“)
Marlene, Margaret und andere Modegöttinnen
Bereits in der zweiten Dior-Modenschau saß Marlene Dietrich in der ersten Reihe. Die Kleider Diors waren wie für sie erschaffen. Sie betonten ihre schmale Silhouette und betonten gleichzeitig die weibliche Linie. Wo es keine Rundungen gab, zauberte Dior sie. Zeitlebens galt das Motto: „No Dior – No Dietrich!“. Marlene Dietrich trug seinen Namen nach Hollywood, wo er begeistert von Schauspielerinnen wie Lauren Bacall aufgenommen wurde. Bacall trug sogar eine seiner Roben als ihr Mann Humphrey Bogart seinen Oscar für „African Queen“ entgegennahm.
Damit hatte Dior die USA erreicht. Aber was war mit Großbritannien? Hier gelang sein größter Coup: Prinzessin Margaret konnte in ihrer Mode wesentlich freier agieren als ihre gekrönte Schwester. Bei ihrem ersten Besuch in Paris kam sie unter anderem mit der französischen Haute Couture in Berührung – eine Begegnung für’s Leben. Eigentlich durfte sie ja – wie auch ihre Schwester – nur britische Designer tragen. (Norman Hartnell war der Mann der Stunde, der auch das Brautkleid von Prinzessin Elizabeth gefertigt hatte)
Tatsächlich aber schaffte Margaret es, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass sie ein Kleid von Dior brauche. Die Königin-Mutter (eine große Freundin von Luxus) gab nach und schon lieferte Christian Dior drei verschiedene Skizzen, aus denen Margaret eine auswählte.
Endgültig den royalen Olymp erreichte Dior, als Margaret sich anlässlich ihres 21. Geburtstages in ihrer Dior- Robe von Cecil Beaton fotografieren ließ.
Jahrzehnte später wurde das Kleid übrigens nochmals ausgestellt als es darum ging, den Stil der Prinzessin zu würdigen …
In den Diors frühem Tod folgenden Jahrzehnten prägten diverse Designer das Gesicht des Hauses: Yves Saint-Laurent, Marc Rohan, Gianfranco Ferré, John Galliano und aktuell Raf Simons. Und hier nun zeigt sich die besondere Stärke des Buches: Durch die geschickte Auswahl der Fotografien erkennen wir, wie diese Designer es geschafft haben, die bereits von Christian Dior vorgegebene Linie des Hauses zwar beizubehalten – aber immer auch dem Zeitgeschmack anzupassen.
Wir erkennen also, dass die Genialität des Hauses in der Wahl solcher Designer liegt, die es schaffen, klassisch zu bleiben, doch das Ganze stets im Jetzt zu verankern.
Wie die Designer das hinkriegen? Indem sie sich vom gleichen inspirieren lassen, was schon Dior selbst den Weg gewiesen hat: von der Natur und den Frauen.
Ich darf mich an dieser Stelle ganz besonders beim Prestel Verlag bedanken, der mir diesen wundervollen Bildband zur Verfügung gestellt hat. Wenn euch das Buch ebenso gut gefällt wie mir und auch ihr euch inspirieren lassen wollt vom Werk des Jahrhundertgenies, nutzt bitte den Link oben, den ich mit dem Coverfoto verknüpft habe, indem ihr einfach auf das Bild klickt. Amazon teilt dann bei eurem Kauf seinen Gewinn mit mir. ACHTUNG: Ihr müsst nicht mehr bezahlen! Für euch gilt der reguläre Preis.
Seine Memoiren zu veröffentlichen ist nun wirklich nichts Neues. Das hat man zu allen Zeiten getan, wenn man selbst (oder die Leute um einen herum) der Meinung war, diese seien der Veröffentlichung wert.
In diesem speziellen Fall nun handelt es sich um jene des Herzogs von Bayern. Jenes Mannes, der heute König von Bayern wäre, wenn es denn noch eine Monarchie gäbe. (Oder auch König von Schottland. Aber das ist für einen anderen Tag …)
Tatsächlich denke ich, sind wir alle froh, dass wir unsere Herrscher inzwischen selbst wählen können und nicht mehr auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen sind, dass es das Schicksal und die Erbfolge gut mit uns Völkern meinen.
Betrachtet man aber Herzog Franz, kann man ohne jeden Zweifel sagen, dass an diesem sicherlich ein guter König verloren gegangen ist. Warum?
Das erschließt sich aus seinen Erinnerungen! In einem sanften Parlando gehalten, entstand das Buch aus Gesprächen, die der Herzog seit 2021 mit der Historikerin Marita Krauss geführt hat.
Das Buch zeichnet auf über 300 Seiten das Porträt eines Mannes, der in seinem Leben – wie man so schön sagt – viel rumgekommen ist. Geboren als Nachfahre des letzten bayerischen Königs, wurde seine Familie, die Wittelsbacher, bald von den Nationalsozialisten verfolgt.
Dies ging soweit, dass die Familie in diverse KZs gebracht wurde. Flossenbürg, Sachsenhausen, Dachau waren nur einige Stationen. Der kleine Franz blickte auf Leichenberge und erkannte für sich selbst „Da kommen wir nicht lebend raus.“ Aber – getreu dem Motto seines Vaters – hieß es: Geheult wird nicht! Auch nicht, als der Vater in der Gefangenschaft schwer krank wurde, und nur allzu häufig auf Stress und Krankheit mit Aggressivität reagierte. Dass es immer Menschen gab, die der Familie halfen, prägte sicherlich das Denken und die Haltung des Herzogs.
Ohne Selbstmitleid und mit einem unbändigen Wissensdurst startete der Herzog nach dem Krieg durch. Er verkaufte seine Briefmarkensammlung, um seine erste Reise nach Amerika anzutreten. (Die Familie war nicht mit Reichtümern gesegnet …) In New York kam er zur zeitgenössischen Kunst, die er zu sammeln begann und deren Fürsprecher er in Deutschland bis heute mit großer Leidenschaft ist.
Diese Leidenschaft prägt ihn bis heute. Schmunzelnd lesen wir von seinen Abenteuern, wie er z.B. versuchte, seiner Bank einen 8000 DM- Kredit für einen Jasper Johns aus den Rippen zu leiern, diese aber den Kredit nicht geben mochte. Dumm gelaufen – denn heute hängt das Werk im Museum of Modern Art in New York. Seine Expertise war übrigens derart gefragt, dass er in den Beirat des MoMA gewählt wurde.
Bemerkenswert ist nun nicht nur der Lebensweg des Herzogs an sich und die vielen Anekdoten, mit denen er seine Erinnerungen würzt, bemerkenswert ist auch, mit welcher geistigen Offenheit er bis ins hohe Alter Neuem begegnet.
Ungeheuer amüsant sind sie allemal, seine Geschichten. Sei es die Story der sprudelnden „Teekanne“, die Prince Charles eine warme Dusche verpasste oder Prince Philip, der bei einem Besuch in München die Mikrophone mit seinen ganz eigenen Sprüchen testete. Auch die Reise auf der „Agamemnon“ nach dem Krieg bleibt nicht unerwähnt, bei der sich so ziemlich alle gekrönten Häupter Europas ein Stelldichein gaben. Nicht zuletzt, um die zahlreichen Prinzen und Prinzessinnen in den Stand der Ehe zu bugsieren. Warum für Herzog Franz von Bayern da nichts draus wurde – dazu komme ich später.
Die STRUKTUR Zur Struktur des Buches – Tatsächlich wechselt Herzog Franz nach ungefähr dem ersten Drittel des Buches den Duktus. Jetzt begleiten wir ihn nicht mehr chronologisch durchs Leben, sondern lesen, wie er sich an bestimmte prägende historische Ereignisse erinnert. Ob es die 68er sind (bei denen er sich nur wundert, warum es so lange gedauert hat, bis die jungen Leute sich aufgelehnt haben), die Mondlandung, die Ermordung Kennedys oder 9/11 ist – stets geht sein Blick über das Ereignis hinaus und führt zu einer höheren Ebene.
Im letzten Teil der Memoiren ändert sich abermals die Struktur. Von A wie „Älterwerden“ bis zu Z wie „Zufriedenheit“ lässt er die Leser nun teilhaben an den Erkenntnissen aus seinem langen und ereignisreichen Leben.
Zu dieser Fülle an Sichten und Einsichten kommt noch eine unglaubliche Offenheit über sich selbst, so wenn er sich mit seinen Ängsten auseinandersetzt, was das Altern angeht. Das drohende Schicksal, dement oder anderweitig pflegebedürftig zu werden und anderen zur Last zu fallen. Aber auch hier wird nicht „geheult“, sondern nüchtern festgestellt.
Was ihm – so denke ich – wirklich zu schaffen macht, ist die Tatsache, dass er oftmals auf den Kontakt zur jungen Generation verzichten muss. Wenn er, speziell innerhalb der Familie, einlade, so kämen sie natürlich alle, aber ihn anrufen – das täten sie eben kaum. Es ist für mich wirklich rührend gewesen, von diesem schlichten Schmerz bei einem so weithin und über die Grenzen Bayerns hinaus geschätzten Mann zu lesen.
Zu den vielfältigen Interessen des Herzogs gehört aber nicht nur seine Leidenschaft für zeitgenössische Kunst, sondern auch sein Engagement für Natur und Umweltschutz, sowie sein soziales Engagement. Hier wären nicht nur der Hilfsverein Nymphenburg zu nennen, sondern auch die „Learning Lions“, für die sich der künftige Chef des Hauses Wittelsbach, Prinz Ludwig von Bayern, engagiert.
Das Fazit seines Lebens ist offensichtlich nicht das Bedauern dessen, was er getan hat, sondern höchstens Bedauern über das, was er NICHT getan hat. Das schreibt er auch selbst. Dass es ihm heute noch leid tut, wenn er Dinge unterlassen hat. Weil er nicht die Stärke zu dem entsprechenden Schritt hatte, oder ihm die Expertise fehlte, die Wichtigkeit zu erkennen.
Was mir übrigens auch überaus gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass das ganze Buch gespickt ist mit Privataufnahmen. Das geht los mit Fotos aus dem Familienalbum seiner Eltern bis hin zu Schnappschüssen der Gegenwart, die ihn auch immer wieder mit seinem Lebenspartner Thomas Greinwald zeigen. (Dies ist übrigens ein Thema, das der Herzog deutlich, aber doch auch mit Fingerspitzengefühl aufgreift. Er steht offen zu seiner Homosexualität, skandalisiert sie aber nicht.)
Was die Bebilderung angeht, so gebührt den Machern des Buches ein ganz großes Lob, denn es sind gerade diese Fotografien, die das Buch zu einem ganz besonderen Dokument machen.
Alles in allem ist das Buch dazu geeignet, es immer wieder hervorzuholen und die Gedanken des Herzogs zu den unterschiedlichen Themen als Denkanstöße zu nehmen.
FAZIT: Das Buch ist mehr als nur empfehlenswert. 302 Seiten prallvoll mit Erinnerungen, Anekdoten und Weisheiten. Die Memoiren eines klugen und stets neugierigen Mannes. Eines Mannes, dessen Körper vielleicht inzwischen alt geworden ist, dessen Geist aber noch immer frisch und jung geblieben ist.
Vielleicht hat die Monarchie doch etwas für sich …
FAKTEN: von Bayern, Franz: Zuschauer in der ersten Reihe, Verlag C. H. Beck, 2023, 303 Seiten, 28,-€
Und wenn ihr hier klickt, kommt ihr zum YouTube-Video
Wenn ich zusammenzählen müsste, wie viele Bücher ich zunächst über Prinz Charles und dann über König Charles III über die Jahre gelesen habe, ich würde scheitern.
Naturgemäß gibt es auf Englisch wesentlich mehr Titel als auf Deutsch. Deswegen war ich sehr froh, diesen Titel aus dem Verlag BusseSeewald entdeckt zu haben und euch vorstellen zu können.
Nun muss ich warnen: Wer eine ausgereifte Analyse seiner Zeiten als Prince of Wales oder eine Darstellung seiner Zukunftsvisionen erwartet, wird enttäuscht. Mit 133 Seiten ist das gar nicht machbar. Wer aber eine überraschend neutrale Sicht auf den König sucht, mit wunderbar bebilderten Seiten, der ist genau richtig.
Vom Design her sehr ansprechend gemacht, unterhält es und informiert gleichzeitig. Weder wird dabei die äußerst problematische Beziehung zu seiner ersten Ehefrau Diana ausgespart, noch seine so überaus erfolgreiche zweite Ehe mit Königin Camilla.
Ein neues Kapitel Copyright: Petra von Straks
Ich fand es ungemein erfrischend, dass in diesem Buch nicht versucht wird, für eine Seite Partei zu ergreifen. Die Autoren bemühen sich, die Ereignisse möglichst unverfälscht aus einem neutralen Blickwinkel zu berichten.
Das schlimmste Gegenbeispiel fand ich in einem Buch, von dem ich gute Fotos und brauchbare Informationen erhofft hatte und in dem ich grobe Beleidigungen gegen König Charles und Königin Camilla fand:
Was ihr hier seht, ist das Ende des Vorworts … Als ich eine Rezension dieses „Werkes“ bei Amazon einstellen wollte und auf die Beleidigung hinweisen (die ich als Zitat kenntlich gemacht hatte), wurde eine Veröffentlichung abgelehnt. LOL
Also solcherlei Frechheiten werdet ihr bei diesem Buch nicht finden. Stattdessen folgen die Autoren chronologisch seinem Leben bis hin zum Tod der Königin und ihrer Beisetzung.
Besonders interessant finde ich auch den Artikel zu seinem ökologischen Engagement. Ob es die DuchyOriginals Produkte sind, mit denen er bereits vor Jahrzehnten den internationalen Nahrungsmittelmarkt im Sturm erobert hat (er war einer der Ersten, die bezahlbare Bioprodukte in die Supermärkte gebracht hat), oder Nachhaltigkeit beim Bau – alles findet seinen Raum, ohne dabei jene Leser zu überfordern, die wenig von der Materie an sich verstehen.
Jetzt muss ich noch erläutern, warum ich von „Autoren“ spreche …
Es gibt tatsächlich nicht DEN Autoren oder DIE Autorin. Stattdessen zeichnet für jedes Kapitel eine andere Autorin verantwortlich. Nun habe ich ein wenig nachgeforscht und zu meiner eigenen Überraschung festgestellt, dass es sich bei dem bei uns mit festem Einband angebotenen Buch eigentlich um eine umfangreiche Veröffentlichung aus dem Zeitschriftenverlag Future Publishing handelt. (Der vorliegende Titel erinnert übrigens von Größe und Aufmachung her etwas an die Was ist Was- Bücher.)
Ich bin nun ein großer Fan dieser wertig aufgemachten englischen Themenhefte. Future Publishing bietet Ausgaben zu allen möglichen, bevorzugt historischen, Themen an. Alle Hefte, die ich bislang gekauft habe, sind fachlich korrekt vom Inhalt her und mit hervorragendem Bildmaterial versehen. Wenn ihr mal in England seid, solltet ihr unbedingt bei WHSmith in die Zeitschriftenabteilung gehen, da findet ihr mehrere Regalmeter mit diesen Ausgaben.
Wenn ihr ans Ende des Buches blättert, findet ihr übrigens noch zahlreiche andere Titel von BusseSeewald rund um „Königs“ und Großbritannien. Hierbei habe ich den Band über Highgrove bereits besprochen und kann ihn euch mehr als nur empfehlen. Wenn ihr mehr darüber wissen wollt, könnt ihr gerne in den entsprechenden Film auf meinem YouTube-Kanal aus der Roseraie in Saverne schauen … (Einfach auf das Foto klicken …)
FAZIT: Wenn ihr einen reich bebilderten Überblick über das Leben und Wirken des Königs bekommen wollt, sei euch dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt. Wer eigentlich über Charles Bescheid weiß, aber einfach nur nostalgisch schwelgen will (vor allem in Bildern) – auch der ist hier absolut richtig. Wer eine fundierte und in die Tiefe gehende Darstellung seiner Biografie und Analyse seines Wirkens sucht, dem sei zum Beispiel das im gleichen Verlag erschienene Buch „Prinz Charles“ von SallyBedellSmith empfohlen. Das nach wie vor gültige Non plus Ultra der Charles- Biografien ist die von Jonathan Dimbleby, der einen einzigartigen Zugang speziell auch zu den privaten Unterlagen des (damals noch) Prince of Wales bekommen hat. Dieses Buch bekommt man allerdings leider nur noch antiquarisch und auf Englisch. Äußerst amüsant und „aus der Nähe“ ist die Doppelbiografie über Charles und Camilla von GylesBrandreth, der ein guter Freund der Königsfamilie ist und mehrere hervorragende Biografien verfasst hat. Zuletzt über Queen Elizabeth II.
FAKTEN: König Charles III, Busse Seewald Verlag, 2022. 133 Seiten, fester Einband.
Als ich dieses Buch im Mai im Shop des Buckingham Palace im englischen Original in Händen gehalten habe, war ich augenblicklich hin und weg. Es verbindet nämlich alles, was mich an diesem Thema interessiert: fabelhafte Fotos, Königinnen, Royalty und – SCHMUCK!
Verteilt auf über 300 Seiten findet ihr aber nicht nur Details zu den Schmuckstücken und Informationen zu den Trägerinnen – es gibt auch ein hervorragendes Glossar und einen Stammbaum ab George III.
Copyright: Gerstenberg Verlag
Die innere Struktur des Buches bewegt sich an den Biografien der Königinnen seit Queen Adelaide bis Elizabeth II entlang, wobei jedem Kapitel eine kleine Biografie der Königin vorangestellt wird. Wir lernen dann die wichtigsten Stücke kennen und finden sie auf diversen Porträts der Königinnen wieder.
Schnitzeljagd für Fortgeschrittene
Das ist nun etwas richtig Cooles bei dem Buch – man kann sich auf Porträt-Schnitzeljagd begeben. Will sagen: Seit ich das Buch gelesen habe, macht es mir einen Riesenspaß, die Porträts der Königinnen durchzugehen und die jeweils getragenen Juwelen zu erkennen.
Tipp hier: Es geht um eine Tiara in verschiedenen Tragevarianten Copyright: Gerstenberg Verlag
Die Greville Erbschaft Mit Margaret Greville, der schottischen Bierbrauer-Erbin, lernen wir einen wirklich zweifelhaften Charakter kennen, die von Cecil Beaton als „galoppierende, neidische, arrogante alte Kröte“ bezeichnet wurde, „der das Wasser beim Anblick von Königen im Mund zusammenläuft, und die in ihrem Leben nie für jemanden etwas Gutes getan hat, außer für die Reichen.“ Und Lady Leslie fügte an: „Maggie Greville – ich hätte lieber ein offenes Abwasserrohr in meinem Wohnzimmer.“
Nun – womit hat die gute Margaret dieses vernichtende Urteil verdient? Genau weiß ich es natürlich nicht, aber ich habe mir vorgenommen, es herauszufinden, denn nachdem Margaret verwitwet war, schaffte sie es, ihren Ruf als Gastgeberin der Chromklasse aufrecht zu erhalten. Ihre Empfänge waren derart beliebt, dass es nicht mal der Prince of Wales schaffte, die Treppe zu den Empfangssälen hochzukommen, weil sich die Gäste dort derart drängten. Also muss wohl etwas an ihr gewesen sein, das die Leute angezogen hat.
Nach ihrem Tod wurde die Königinmutter zur Nutznießerin der von Margaret angehäuften Juwelen. Hatte Greville nämlich zu Zeiten als der spätere König George VI noch Duke of York war und nicht davon auszugehen war, dass er jemals König würde, zugesagt, ihren Landsitz Polesden Lacey dem Freund zu hinterlassen, vererbte sie das Schloss tatsächlich an den National Trust.
Wahrscheinlich dachte sie, dass er als König nicht noch ein Schloss bräuchte. Zum Ausgleich aber erhielt die Königin Elizabeth die Königin Mutter ihren gesamten Schmuck.
Hier seht ihr die Greville Honigwaben Tiara, die heute bevorzugt von Queen Camilla getragen wird Copyright: Gerstenberg Verlag
Die Begeisterung für das Erbe hinderte die Königin Mutter allerdings nicht daran, diverse Stücke komplett verändern zu lassen.
Das ist übrigens etwas, das ihr in dem Buch „Die Diamanten der Queen“ immer wieder findet: wie stark die einzelnen Schmuckstücke verändert wurden. Teilweise wurden sie komplett auseinander genommen und die Steine zu etwas vollständig Neuem zusammengefügt.
Version 1901 Version 1921 Copyright: Gerstenberg Verlag
Oben auf dem Bild seht ihr ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man mit den Schmuckstücken umging. Auf dem oberen Bild seht ihr die Tiara, die Boucheron 1901 für Mrs Greville angefertigt hat. In den 20er Jahren ließ sie dann die komplette Tiara auseinandernehmen und die wesentlich geometrischere Honigwaben- Tiara kreieren. Jetzt ist es natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks, was man hübscher findet.
Tatsächlich stellt das Buch mehrere Fälle vor, bei denen massiv in das Design eines Stückes eingegriffen wurde. Hierbei tauchte für mich die Frage auf, ob es den Königinnen tatsächlich freisteht, historische Stücke so intensiv umarbeiten zu lassen und ob es keine Fachleute gibt, die da gegebenenfalls einschreiten. Was mich zur Queen bringt, die scheinbar solche Eingriffe nie hat vornehmen lassen. Sie trug die meisten Stücke tatsächlich unverändert. (Ich denke, die Queen war einfach auch kein kreativer Mensch. Wenn sie einmal eine Sache für brauchbar erachtet hat, hat sie sie unverändert über Jahrzehnte beibehalten. Das galt sogar für ihren Ehemann …)
Auch schön von hinten
Nein, das ist keine anzügliche Bemerkung, sondern eine absolut passende Feststellung, wenn es um royalen Schmuck geht.
An dieser Brosche Ihrer Majestät könnt ihr sehen, was ich meine. Sie ist von der Rückseite ebenso schön gearbeitet, wie wenn man sie vorne betrachtet …
Hier seht ihr auch noch einmal das filigran auf der Rückseite eingearbeitete EIIR (= Elizabeth II Regina) Wer übrigens wissen will, wie die Brosche von vorne aussieht, muss sich dringend das Buch besorgen …
Der Cullinan Diamant und seine „Geschwister“
Wie die meisten sicherlich wissen, ist der Cullinan Diamant der größte jemals gefundene Diamant. Er war so gewaltig, dass er 1908 in Amsterdam von Joseph Asscher in 105 Steine gespalten werden musste, um überhaupt weiter bearbeitet werden zu können. Es entstanden dadurch neun große und 96 kleine Steine. Die Geschichte dieses wohl großartigsten Diamanten der königlichen Sammlung stellt der Autor ebenfalls vor.
Hier sehen wir Joseph Asscher mit seinem Team bei der Überlegung, wie der Stein zu spalten sei … Copyright: Gerstenberg Verlag
Und hier trägt Ihre Majestät die große Cullinan- Brosche sowie den Cullinan IX als Ring.
Das ist übrigens so ein Fall, bei dem ich mich fragte, wie man es schafft, dass ein solch gewaltiger Stein den Stoff des Kleides nicht bis auf den Boden zieht. Tatsächlich erklärt Roberts auch das …
FAZIT
Dass ich das Buch großartig finde – ich denke, das ist bereits klar geworden. Es ist ein wunderbarer Titel, der mit ungeheuer viel Liebe und Expertise gemacht wurde. Wenn man vielleicht auch keine Tiara vererben kann, so tut dieses Buch den gleichen Dienst.
Selbstverständlich ist es mit 79€ nicht gerade billig, aber absolut preis-wert. Nicht nur, weil qualitativ alles stimmt, sondern weil man es aufgrund seiner Schönheit immer wieder gerne aufschlägt. Ich selbst habe es auf einem Ständer präsentiert, sodass ich immer andere Seiten aufschlagen und betrachten kann. Von daher ist es sogar ein kleines Kunstwerk.
Ich hoffe sehr, dass es noch einen weiteren Band geben wird, wo Roberts sich vielleicht mit den Farbsteinen (Smaragde, Rubine etc) der königlichen Juwelen befasst. Auch würde mich interessieren, inwieweit König Charles III sich um das Thema kümmert. (Ob er da genauso involviert ist, wie seinerzeit Prinz Albert?)
Was ich definitiv aus dem Buch mitnehme, ist ein tiefer Respekt alleine schon für den handwerklichen Aspekt dieser Juwelen.
Tatsächlich ist der Titel aber auch ein Zeitdokument, denn wenn ich die jüngere Generation der Royals (Princess Catherine, Princess Beatrice, Princess Eugenie, Zara Tindall etc) betrachte, sehe ich keine unter ihnen, die eben jene Juwelen tragen würde wie z.B. noch die Queen. Die Prinzessin von Wales hatte nicht einmal bei der Krönung eine Tiara auf.
Bei ihrer Hochzeit sah man sie ebenfalls nur mit der sehr dezenten Halo-Tiara. Die letzte Trägerin dieser Stücke dürfte wohl Königin Camilla sein und dies womöglich auch nur, weil der König seine Frau gerne so geschmückt sieht. (Sie selbst trägt privat ja praktisch keinen Schmuck).
Von daher gehe ich davon aus, dass wir diese wunderbaren Stücke künftig nicht mehr an der Frau, sondern bestenfalls noch irgendwann im Museum sehen werden. Das ist natürlich auch toll, aber doch nicht das gleiche. Oder?
Infos: Roberts, Hugh: Die Diamanten der Queen, Gerstenberg Verlag 2012, 320 Seiten, 79€
Einen Film von mir zum Buch gibt es natürlich auch: https://youtu.be/wKjrLuuat_Y
Was für eine Umgebung! Was für Themen! Für meine aktuelle Buchpräsentation fiel mir sofort einer der schönsten Rosengärten ein, die ich kenne: die Roseraie de Saverne im Elsaß.
Kleiner Ausschnitt der Roseraie in Saverne Copyright: Petra von Straks
In dem Film, den ihr auf meinem Kanal „KTT – Kronen, Tee und Traditionen“ auf YouTube findet, gibt es ein buntes Potpourri von Themen: Ein Update zu Prinz Harrys laufenden Prozessen, aber auch Reisetipps, sowie die Halsbandaffäre rund um Königin Marie Antoinette.
Hier aufs Bild klicken und schon geht’s zum Film …
Königliche Gärten
Das erste Buch, das ich vorstellen möchte, ist leider nur noch antiquarisch zu bekommen (Amazon Marketplace, ZVAB, Ebay). Das tut der Qualität aber keinen Abbruch.
Copyright: amazon
Fakten: Strong, Roy: Royal Gardens, BBC Books, 1992, 167 Seiten, durchgängig farbig bebildert, gebundene Ausgabe; Preis variiert je nach Anbieter.
Roy Strongs Buch bietet einen hervorragenden Überblick über die Gärten der englischen Könige, beginnend im Jahr 1660. Seine innere Struktur findet das Buch anhand der Abfolge englischer Könige und ihrer Gärten, beginnend mit König Charles II und endend mit dem Ausblick auf den kommenden König Charles III (damals noch Prince of Wales).
Strong untersucht nicht nur, wie sich die Gärten der einzelnen Herrscher voneinander unterschieden, sondern auch, woher ihre Einflüsse kamen (Schloss Het Loo/ Niederlande, Versailles/ Frankreich etc).
Schlossgärten Versailles Copyright: Petra von Straks
Warum beginnt Strong nun erst mit dem Jahr 1660, werdet ihr fragen? Könige hatten doch zu allen Zeiten Gärten angelegt … RICHTIG! Aber die meisten dieser Gärten gingen in England im Original mit dem Bürgerkrieg unter Cromwell und der daraus resultierenden Hinrichtung von König Charles I, verloren. Sie wurden zwar zum Teil in den zurückliegenden Jahren wieder rekonstruiert, aber tatsächlich erhalten geblieben sind nur jene, die nach dem Bürgerkrieg entstanden sind.
Gartenbau und Menschenbild
Jeder, der sich einen Garten (jenseits von Nutzgärten/ Küchengärten) leisten konnte, wollte damit etwas demonstrieren.
Gärten waren – besonders auch für Herrscher – Ausdruck ihres Selbstverständnisses. Von den formellen Gärten des Barock, wie wir sie in Versailles oder Hampton Court finden, die die vollkommende Macht des absoluten Herrschers spiegelten, bis zu den Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts, wo der Mensch sich (basierend auf der Philosophie Rousseaus) als Teil der Natur zu empfinden begann.
So waren die royalen Gärten immer auch Ausdruck des Zeitgeistes und der politischen Befindlichkeiten.
Strong stellt auch vor, wie es sich mit Königin Elizabeth II verhielt, die ihrerseits herzlich wenig Interesse am Garten, – und Landschaftsbau hatte. Im Gegensatz zu König Charles III.
Allerdings, so Strong, kam auch die Königin nicht umhin, sich dem Thema zu widmen, denn im Zuge diverser Einsparmaßnahmen, wurden auch die königlichen Gärten umstrukturiert. Man legte die Gärten also so an, dass sie weniger Manpower zu ihrer Erhaltung brauchten. Dazu kam dann noch die Energiekrise der 70er Jahre, die dazu führte, dass diverse Gewächshäuser nicht mehr unterhalten werden konnten. Sie waren zu energieintensiv und verfielen nach ihrer Stilllegung derart, dass sie schlussendlich ganz abgerissen werden mussten.
König Charles ist ein anderes Kaliber. Doch auch in seinen Gärten drücken sich der Zeitgeist und seine Ideen aus. Seit Jahrzehnten befasst er sich mit nachhaltiger Landwirtschaft, Ökologie etc. All diese Erkenntnisse fließen in seine Gärten ein. Sicherlich hätte er die Gewächshäuser nicht abreißen lassen, sondern nach Wegen gesonnen, sie energieeffizient zu machen und somit zu erhalten.
FAZIT: Das Buch ist, wenn auch nur noch antiquarisch zu bekommen, ein sehr empfehlenswerter Titel, wenn man sich einen Überblick über die Geschichte der Königlichen Gärten verschaffen will. Die Fotos sind natürlich qualitativ nicht das, was wir heutzutage gewöhnt sind, aber dennoch informativ. Im Übrigen ist das Buch enorm kenntnisreich und man findet viele Informationen, jenseits der Gartenmauer, die einen die Herrscher und Strukturen der vergangenen Zeiten wesentlich besser verstehen lassen. Da das Buch sehr viel Text hat und nur auf englisch erhältlich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, ob es sprachlich für ihn „passt“.
Wer schon immer mal einen Blick in den geheimen Garten des Buckingham Palace werfen wollte, kommt um dieses Buch nicht herum.
Wunderschön bebildert führt es einen über die verschlungenen Wege, die sonst nur die Königsfamilie und ihre MitarbeiterInnen gehen dürfen.
Aufgebaut entsprechend der Jahreszeiten, lernen wir das Areal mit all seinen Strukturen und Pflanzen kennen.
Es wird auch ein Blick auf die Arbeit der Gärtner und Gärtnerinnen geworfen und wir sehen, was es braucht, um solch ein Paradies zu erhalten. Nichtsdestotrotz kann man auch für den eigenen Garten die eine oder andere Erkenntnis mitnehmen.
Wie ihr hier meinem kleinen Foto-Versuch entnehmen könnt, sind die Bilder im Buch wunderschön und muten teilweise wie kleine Gemälde an.
Tatsächliche Gemälde finden sich aber auch. So, wenn die Autorin in die Vergangenheit zurückgeht und die Aquarelle vorstellt, die Queen Victoria von dem Garten angefertigt hat. Hier war sie wohl auch König Charles III Vorbild, denn er malt selbst leidenschaftlich gerne Aquarelle.
Es gibt auch noch historische Einblicke.
So beantwortet das Buch die Frage, wie eine gewaltige Stein-Vase, die Kaiser Napoleon Bonaparte in Auftrag gegeben hatte, in den Garten des Buckingham Palace geraten ist. Glück übrigens für Cecil Beaton, denn so konnte er die Queen Mum in einem wundervollen Foto neben eben jener Vase verewigen …
FAZIT: Wer diesen normalerweise verborgenen Garten einmal kennenlernen will, sollte die Ausgabe von 24€ auf keinen Fall scheuen. Das etwas kleinere Format finde ich sehr angenehmen, denn ich nehme Bücher gerne mit. Und sei es nur in den Garten. Insgesamt ist jede Seite ein neues Erlebnis und man wird es in den kommenden Jahren sicher immer mal wieder hervorholen und darin blättern. Es gibt auch eine sehr schöne Timeline, angefangen mit jenem ersten Maulbeergarten bis hin zum ersten eigenen Gin des Palastes, der parfümiert ist mit Blüten und Kräutern aus dem eigenen Garten. Diesen Gin kann man übrigens im Shop des Palastes erwerben.
Wer dort mal stöbern möchte: https://www.royalcollectionshop.co.uk
Copyright: Petra von Straks
Highgrove – Ein kleines, großes Paradies
Copyright: amazon
FAKTEN: Seine Königliche Hoheit, der Prinz von Wales: Highgrove – Ein Jahr im königlichen Garten, Lifestyle BusseSeewald in der frechverlag GmbH, 2019. 239 Seiten, broschiert; 19,95€, Sprache: Deutsch
Damit wären wir nun bei meinem absoluten Lieblingsgarten gelandet. Highgrove nahe dem Städtchen Tetbury in den Cotswolds.
Als König Charles III, damals noch Prince of Wales, das Anwesen kurz vor seiner Verlobung mit Lady Diana Spencer kaufte, war es ein Kartoffelbauernhof. Er hatte sich nach einem Refugium umgesehen und für Highgrove entschieden, da es unweit von Gatcombe Park liegt, dem Haus seiner Schwester Anne. Außerdem hatte es in seinen Augen jede Menge Potential.
Der Prinz hatte nämlich Großes vor. Er wollte nicht nur ein Privathaus mit einem charmanten Garten, sondern seine eigene Visionen von einem ökologischen Garten verwirklichen.
Das dürfte ihm gelungen sein.
Das wunderbar gemachte Buch präsentiert in unglaublich schönen Bildern all jene ikonischen Motive, die aus zahllosen Berichten über den König und seine erste Frau Diana bekannt sind.
Doch nicht nur die Motive überzeugen. Aufgeteilt in die Monate des Jahres, finden sich als Gruß zum Beginn jedes Kapitels sehr schöne, stimmige Aquarelle, die allerdings nicht der König, sondern Carolyn Jenkins gemalt hat. Allerdings stammt der jeweils einleitende Text vom späteren König.
Wir lernen nicht nur seine Philosophie im Bezug auf die Gartengestaltung kennen, sondern lesen die Erklärungen aus erster Hand zu den diversen Strukturen, die sich im Garten finden.
Wo unsereiner nämlich Postkarten und Schlüsselanhänger von Reisen mitbringt, sind es beim König Tore aus Indien und Brunnen aus Marokko. All diese Souvenirs finden ihren Platz im Garten.
Doch nicht nur seine Reisen spiegeln sich in Highgrove – auch die Menschen, die ihn begleitet haben und gehen mussten, wie Queen Elizabeth, die Königin Mutter sind Denkmäler gesetzt worden. Der verehrten Großmutter ist sogar eine Art Tempel gewidmet.
Mark Shand wiederum, der viel zu früh verstorbene geliebte Bruder von Königin Camilla, ist mit zwei hölzernen Elefanten-Skulpturen vertreten, die an sein Engagement für den Schutz dieser Tiere erinnert, und deren Schwester-Skulpturen auf einer Art Rundreise Geld für diese Charity sammeln.
Wir finden in Highgrove einen lebenden, sich stets verändernden Garten. Ich durfte selbst schon mehrmals dort zu Gast sein und kann nur sagen, dass man nie zweimal den gleichen Garten zu sehen bekommt.
Highgrove Frühling 2019 Copyright: Petra von Straks
Die Foto-Ecke 2019. Damals noch mit Harry und Meghan Copyright: Petra von Straks
FAZIT: Ein Buch, zu schön, um es aus der Hand zu legen. Egal wie oft man hineinschaut – man bekommt nicht genug. Die Fotos entführen uns in eine paradiesische Gartenwelt und wenn man dann die Augen schließt, meint man, der Duft der Blüten sei noch immer da. Wer sich selbst etwas Gutes tun will, dem sei der Titel ans Herz gelegt. Kleines „Manko“: Da das Buch so großartig ist, dass man es am liebsten auch mitnehmen würde, wenn man zum Beispiel in einen Park geht, ist das Format ein wenig zu groß geraten. Aber – das ist Jammern auf verdammt hohem Niveau!
ÜBRIGENS: die Gewinne aus dem Buchverkauf fließen der „The Prince of Wale’s Charitable Foundation“ zu . Insofern tut ihr mit dem Kauf auch gleich noch etwas Gutes!
Copyright: Petra von Straks
P.S. Alle Angaben sind ihn Gewähr.
Übrigens könnt ihr sowohl den Buckingham Palace als auch Highgrove Gardens besichtigen. In highgrove selbst gibt es auch einen schönen Laden. Falls ihr keine Tickets ergattern konntet, sei euch der Highgrove Shop im benachbarten Tetbury empfohlen. Übrigens eine sehr schöne Gegend und in Tetbury kann man sich auch auf die spuren von Prinzessin Diana begeben.
Wenn ihr mal die Roseraie in Saverne besuchen wollt: https://www.roseraie-saverne.fr Zum Rohan Schloss geht es hier: https://www.visit.alsace/de/221004749-rohan-schloss/