New York – New York

New York – New York

Jene Stadt, deren Hymne einst Frank Sinatra gesungen hat, hat uns ebenfalls in ihren Bann gezogen. Da man dabei kaum ohne einen Reiseführer auskommt, habe ich euch heute zwei ganz besondere mitgebracht.

Credit: amazon
Credit: amazon

Wenn man eine Untersuchung anstrengen wollte, ob es mehr Songs oder mehr Reiseführer über New York gibt, schätze ich, würden die Reiseführer gewinnen.
Umso schwieriger ist es, einen herauszufinden, der für einen selbst passt, denn jeder hat andere Schwerpunkte. Wo der eine sich mehr in die Museen vertiefen will, geht es dem nächsten darum, möglichst ausgefallene Restaurants zu finden.

Persönlich ist mein Ausgangsreiseführer immer ein Band von DK (Darling Kindersley). Dann aber brauche ich detailliertere Informationen. Restaurants stehen dabei weniger auf meinem Zettel.

So bin ich auf die Reihe „111 …“ aus dem Emons Verlag gestoßen. (Wenn ihr mal nachschauen wollt – ich habe auch schon die „111 Sisi- Orte“ vorgestellt.)

Die beiden Bücher sind im Prinzip gleich aufgemacht: Das Cover ist Mattdruck mit einzelnen glänzenden Elementen, was dem Buch eine sehr schöne Haptik gibt und auch ins Auge sticht, da man sich offensichtlich bemüht hat, das Cover zum Thema passend zu gestalten.

Das Papier ist dick und ich würde meinen, das Cover übersteht es auch, wenn mal unterwegs etwas Kaffee darauf tropft.
Jeder Ort hat eine Doppelseite, bei der die rechte ein vollformatiges Fotos ist und sich der Text auf der linken Seite findet.

Die Foto-Seite enthält auch die nützlichen Infos wie Adresse, Homepage etc
Die linke Seite gehört der Beschreibung. Sie ist mehr als ein lapidares: das bekommst du zu sehen, das wird angeboten, der hat es gegründet …
Es ist jeweils ein Text, der die Idee hinter dem Ort vorstellt, oder eine interessante Begebenheit. Jeder dieser Texte ist ein kleines Erlebnis für sich, der einem Lust macht, auch Orte anzusteuern, die man vielleicht links liegen gelassen hätte.

Am Ende der beiden Bände gibt es sehr übersichtliche Karten, die nochmals alle genannten Orte zeigen und denen man auch entnehmen kann, ob es mehrere Stellen dicht beieinander gibt, die man dann in einem Rutsch ansteuern kann.

À propos „Homepage“ und „nützliche Tipps“ – da speziell New York eine ungemein schnelllebige Stadt ist und Corona vielen kleinen und mittleren Venues den Gar ausgemacht hat, empfehle ich euch, zu überprüfen, ob ein Ort überhaupt noch existiert.

Uns ging es so mit dem „Little Lebowski Shop“, den wir als eingefleischte Lebowski- Fans natürlich unbedingt besuchen wollten. Er existiert leider nicht mehr.
Zum Glück hatte ich das vorher nochmals gecheckt und dabei herausgefunden, dass wir uns unnötig gefreut hätten.

Dies ist allerdings ein Rat, den man nicht nur in Bezug auf die „111 Orte“ geben muss. Das betrifft alle Reiseführer.

Schlussendlich finde ich das aber nicht mal so schlimm, denn wenn ich diese 111er- Bände (von denen ich mittlerweile so viele besitze, dass sie ihr eigenes Regalbrett bekommen haben) durchblättere, ist für mich die Atmosphäre wichtig. Das Wissen, dass es mal etwas gegeben hat und das wiederum schenkt der von mir inzwischen so geliebten Stadt New York neue Facetten.
Insofern sind diese Bände nicht nur reine Reiseführer, sondern auch Gefühls,- und Atmosphäre-Geber. Hat man einen Band durchgelesen, versteht man die Stadt und ihre Menschen besser.

Wer übrigens jetzt sagt: Toll, liebe Petra – aber leider kann ich kein Englisch, dem sei noch folgender Band aus der gleichen Reihe empfohlen:

Jo-Anne Elikan und Monika Elisa Schurr: 111 Orte in New York, die man gesehen haben muss, Emons Verlag 2023, 240 Seiten, 18 € (auch als Ebook erhältlich)

FAZIT:

Insofern auch die Zeit und Corona über die beiden vorliegenden Bände weggegangen sind, so bleiben sie doch auf ihre ganz eigene Art bestehen. Ob jetzt das eine oder andere Museum oder der eine oder andere Laden noch existieren mag oder nicht.

Nichtsdestotrotz folgende Bitte an den Emons Verlag: Bringt die englischsprachigen Bände unbedingt auch in einer aktualisierten Version auf Deutsch. Die LeserInnen werden es euch danken!

FAKTEN:

Susan Lusk und Mark Gabor. 111 Shops in New York that you must not miss: The sophisticated shopper’s guide, Emons Verlag 2016, 240 Seiten, 16,95€

Wendy Lubovich und Ed Lefkovicz: 111 Museums in New York That You Must Not Miss: Travel Guide, Emons Verlag 2018, 240 Seiten, 16,95 €

Solltet ihr ein bisschen beim Verlag selbst nachschauen wollen (es gibt zahllose 111er-Bände und noch viel mehr bei Emons zu entdecken), dann bitte hier klicken:
https://emons-verlag.de

Nebenstraßen: True Crime

Ungefähr genauso lange wie mit Royalty befasse ich mich mit einem komplett anderen Thema: True Crime.
Begonnen hat alles mit dem Mord an den Prinzen im Tower. Dann kam Jack the Ripper und anschließend ging es über den großen Teich.

Besonders ein Fall hat es mir von Anfang an angetan: Die Lizzie Borden- Morde in Fall River. Ich habe alles gelesen, was ich über den Fall finden konnte, hätte aber nie zu hoffen gewagt, dass ich einmal wirklich in jenem berüchtigten Haus stehen würde, das heute ein Museum beherbergt, so wie ein Bed and Breakfast.

Im Hintergrund das gelbe Haus – es gehörte Andrew Nordens Bruder und war ebenfalls Schauplatz eines furchtbaren Mordes
Credit: Petra von Straks, September 2023

Der Lizzie Borden- Fall

Die Beteiligten:

Andrew Jackson Borden – Vater

Abby Borden – Stiefmutter

Emma Leonora Borden – Schwester

Bridget Sullivan – Dienstmädchen

John Vinnicum Morse – Onkel mütterlicherseits

Sarah Anthony Borden (geborene Morse) – leibliche Mutter

Der Fall:

Jeder Mord hat eine Vorgeschichte.
Und mit dieser will ich auch beginnen:
Emma und Lizzie Borden entstammten der ersten Ehe des Vaters mit Sarah Anthony Morse. Die leibliche Mutter starb im März 1863 als Lizzie knapp drei Jahre alt war und Emma übernahm die Erziehung der kleinen Schwester.
Emma, die noch lebhafte Erinnerungen an die Mutter hatte, nahm es daher nicht gut auf, als der Vater bereits 1865 wieder heiratete. Abby war die Tochter eines Hausierers und mit knapp vierzig eigentlich für die damalige Zeit als Ehefrau nicht mehr vermittelbar. Umso größer wohl das Glück der eher unscheinbaren, vierschrötigen Frau, den wohlhabenden Andrew Borden als Ehemann zu bekommen.

Dass dies viel Arbeit und feindlich gesinnte Stieftöchter einschloss, nahm sie wohl als normale Härte hin.

Allerdings gab es nicht nur zwischen der Stiefmutter und den Töchtern steigende Spannungen – die ganze Familie war betroffen.

Andrew Borden – tödlicher Geiz?

Andrew Borden hängt bis heute der Ruf eines Knausers an. Obwohl er Dank Immobiliengeschäften und geschickter Geldanlage ein ordentliches Vermögen angesammelt hatte (er war zum Zeitpunkt seines Todes mehrere Millionen Dollar in heutigem Wert reich), weigerte er sich, dem Wunsch der Töchter zu folgen und ein Haus im Viertel The Hills zu kaufen, sondern blieb lieber im bescheidenen Haus in der Nähe seiner Arbeitsstätten.

War er aber wirklich ein Knauser? Er war sicherlich sparsam, aber er finanzierte Lizzie eine Europareise und Emma ein Jahr auf dem College. Im Haus selbst ließ er eine noch funktionierende Zentralheizung einbauen. Außerdem setzte er beiden Töchtern Aussteuern aus und gab ihnen Taschengeld.
Zu einem heftigen Streit kam es zwischen den Töchtern und dem Vater, als Andrew Borden der Schwester seiner Frau, die in finanzielle Schieflache geraten war, deren Haus abkaufte, es seiner Frau Abby überschrieb und diese das Haus wiederum ihrer Schwester mietfrei zur Verfügung stellte.
Emma und Lizzie verlangten daraufhin einen Ausgleich vom Vater. Borden verkaufte ihnen daraufhin ein anderes Haus zu einem symbolischen Dollar. Von diesem Haus hätten sie die Mieteinnahmen behalten können. Da sie aber nicht sonderlich erfolgreich als Vermieterinnen waren, verkauften sie dem Vater das Haus kurz darauf für 5000 Dollar (heute 163.000 Dollar) zurück.

Trautes Heim – Glück allein … oder doch nicht ganz?

Eine weitere Auseinandersetzung führte wenige Wochen vor den Morden zu einem verlängerten Aufenthalt der Schwestern in Bedford. Nachdem sie nach Fall River zurückgekehrt waren, beschloss Lizzie allerdings, nicht gleich wieder in das elterliche Haus zurückzukehren, sondern zog für ein paar Tage in eine Mietunterkunft am Ort.
Vier Tage vor den Morden kehrte sie zurück.

Die Spannungen zeigten sich auch für Außenstehende darin, dass Gäste der Schwestern nicht im Salon der Familie empfangen wurden, sondern in einem der Zimmer im oberen Stockwerk.
Auch nahmen sie nur selten die Mahlzeiten gemeinsam mit den Eltern ein.

Im Mai 1892 war es im Übrigen zu einem schwerwiegenden Zwischenfall gekommen: Lizzie hatte für ein paar Tauben einen Taubenschlag anfertigen lassen. Der Vater – überzeugt, dass die Tauben Nachbarskinder zur Jagd auf seinem Grund und Boden animieren würden – schlachtete die Vögel.
Lizzie war – verständlicherweise – außer sich.

Auftritt Onkel Morse: Der Bruder der Mutter war am Vortag der Morde in Fall River eingetroffen, um Geschäftliches mit seinem ehemaligen Schwager zu besprechen. Anders als geplant, blieb Morse über Nacht und das, obwohl es am Vorabend zu einem lautstarken Streit zwischen den Männern gekommen war.
Worum es bei dem Streit ging, ist bis heute unbekannt.

Die Sache mit dem Hammel
Wenige Tage vor den Morden, und kurz nach der Rückkehr Lizzies ins Haus, kam es zu einem merkwürdigen Zwischenfall: die ganze Familie erkrankte schwer. Erbrechen und andere Zeichen einer Vergiftung suchten die Bordens heim.
Da Andrew kein beliebter Mann war in Fall River, mutmaßte Abby, es müsse sich um einen Vergiftungsversuch gehandelt haben. Borden informierte die Polizei, zog seine Anzeige aber kurz danach zurück, da er wohl davon ausging, dass man den Täter sowieso nicht fangen würde.
Wahrscheinlich ist sowieso wohl eher, dass es sich um eine Lebensmittelvergiftung gehandelt hat, da der Hammel zu lange und unsachgemäß aufbewahrt worden war.

Die Situation eskaliert

Die häusliche Situation war also an jenem 4. August 1892 auf dem Siedepunkt.

Wenn der Tag auch ganz normal begann …

Andrew Borden begab sich am frühen Morgen an seinen Arbeitsplatz, nachdem alle zusammen (außer Emma, die in Fairhaven bei einer Freundin war) mit Onkel Morse gefrühstückt hatten, Danach hatten die Männer noch eine Stunde lang gesprochen, bis Morse um 8:48 Uhr das Haus verließ, um seine Nichte im Ort zu besuchen.

Während Abby das Dienstmädchen Bridget (von den Schwestern „Maggie“ genannt), dazu vergatterte, alle Fenster innen und außen zu putzen, variieren Lizzies Angaben zu dem, was sie in der Zeit gemacht haben will. Mal war sie in der Scheune, dann wieder will sie Taschentücher gebügelt haben.
Abby hingegen ging zwischen 9:00 Uhr und 10:30 Uhr nach oben und machte wie jeden Tag Onkel Morse Gästezimmer im ersten Stock.
Wie die forensische Untersuchung ergab, wurde sie nicht hinterrücks getötet, sondern sah ihrem Mörder ins Gesicht. Der erste Schlag mit dem Beil traf sie an der Schläfe. Dadurch drehte sie sich und fiel flach auf den Bauch. Weitere 17 Schläge auf den Hinterkopf erfolgten.

Wer könnte das nun getan haben?
Bridget das Dienstmädchen? – Sie hatte ein Alibi, denn sie stand während des Fensterputzens draußen und schwatzte zeitweise mit einer Nachbarin zur fraglichen Zeit.
Lizzie? Wohl schon eher, denn niemand sah sie zur fraglichen Zeit …

Um 10:30 Uhr kehrte Andrew Borden vorzeitig von der Arbeit zurück. Wie Bridget fühlte auch er sich immer noch nicht gut. Verwundert stellte er fest, dass sein Schlüssel die Haustüre nicht öffnete und klopfte. Darauf erschien Bridget und musste einige Kraft aufwenden, bevor sie fluchend die blockierte Tür zu öffnen vermochte. Sie sagte später aus, dass sie in dem Moment Lizzie habe lachen gehört. Das Lachen sei von der Treppe im ersten Stock her gekommen.
Ein wichtiger Punkt, denn wie ihr auf dem Foto sehen könnt, konnte man von der Treppe ins Gästezimmer schauen und hätte so die tote Abby sehen müssen…

Blick von der Treppe zu jener Stelle, an der Abby lag
Credit: Petra von Straks, September 2023
Weiter entfernter Standort
Credit: Petra von Straks, September 2023

Nachdem Borden die mitgebrachte Post im Salon durchgegangen war, begab er sich ins Wohnzimmer, um einen kurzen Schlaf zu halten. Er fragte Lizzie, wo Abby sei, woraufhin diese antwortete, ein Bote sei gekommen und habe eine Nachricht gebracht, Abby solle zu einer kranken Freundin kommen. (Unnötig zu sagen, dass es weder einen Boten, noch eine kranke Freundin gab … Wie sehr man im Nachgang auch suchte, es fand sich niemand)

Ahnungslos über das, was direkt einen Stock über ihm war, legte er sich auf seine Couch.

Sullivan behauptete nachher, sie habe ihm aus den Stiefeln geholfen und seine Hausschuhe angezogen, was von den Tatortfotos widerlegt wird, denn dort trägt er eindeutig seine Stiefel. (Man kann hier vielleicht auch argumentieren, dass sie ihre Aussage in einer absoluten Ausnahmesituation machte und sich einfach geirrt hatte.)

Danach begab sich Sullivan nach oben in den obersten Stock, wo sie ihr Zimmer unter dem Dach hatte.

Bridget Sullivan Schlafzimmer in seinem heutigen Zustand. An der Wand Fotos aus ihren letzten Jahren, die ihre Familie dem Museum überlassen hat.
Credit: Petra von Straks, September 2023

Sie war noch immer von der Vergiftung geschwächt und wollte sich nach dem Fensterputzen in der Augusthitze erholen. Um 11:10 Uhr hörte sie Lizzie von unten rufen. „Maggie, komm schnell runter. Vater ist tot. Jemand ist reingekommen und hat ihn umgebracht.“

Bridget rannte nach unten und fand den toten Andrew Borden, der zehn oder elf Mal mit einem Beil auf den Kopf geschlagen worden war. Die Attacke konnte nur wenige Minuten zurückliegen, denn die Wunden bluteten noch.

Dr. Bowen, der herbeigerufene Hausarzt, konnte nur noch den Tod feststellen.

Was aber stellte Lizzie Borden derart unter Verdacht, dass man sie festnahm und zehn Monate inhaftierte, während sie auf ihren Prozess wartete?
Nun, zuerst hatte sie behauptet,
– draußen gewesen zu sein und ein Stöhnen oder einen Aufschrei gehört zu haben.
– Dann wieder sagte sie, gar nichts gehört zu haben. Auch der Polizei gegenüber kam sie mit der Geschichte, dass
– Abby zu einer kranken Freundin gerufen worden sei, was sich umgehend als Lüge entpuppte. Dann wieder sagte sie,
– Abby sei zwischenzeitlich zurückgekommen.
Die Nachbarin Mrs Churchill und Bridget, die nach Abby gesucht hatten, schickte Lizzie mit der letzteren Geschichte nach oben, wo sie die Tote bereits von der Treppe aus sehen konnten.

Man befragte im Folgenden Lizzie, durchsuchte auch oberflächlich ihr Zimmer, doch sie selbst wurde nicht nach Blutspuren untersucht. Einen Bottich mit blutiger Kleidung ließen die Polizisten unangetastet, da Lizzie angab, es sei durch Menstruationsblut verschmutzt.
Im Keller fand man zwei Beile. Eines davon mit zerbrochenem Griff. Offensichtlich hatte jemand versucht, es mit weißer Asche zu reinigen.
Aufgrund der Vergiftungserscheinungen bei der Familie, führte man eine Autopsie durch, da man davon ausging, dass auch Gift mit im Spiel sein könnte. Es fand sich jedoch keines.

Alice Russell, eine Freundin der Schwestern, blieb über Nacht mit ihnen im Haus und Onkel Morse bezog eines der Gästezimmer unter dem Dach. Emma, die in Fairhaven eine Freundin besuchte, wurde durch ein Telegramm nach Fall River zurückgerufen.
Ein wachhabender Polizist beobachtete Lizzie, die sich in der Nacht an der Spüle zu schaffen machte, allerdings konnte er nicht genau sehen, was sie da tat.

Am 5. August versuchte Onkel Morse, das Haus zu verlassen, wurde aber sofort von einem Mob bedrängt und musste von der Polizei ins Haus zurückbegleitet werden.
Am nächsten Morgen sah Russell, dass Lizzie ein Kleid auseinanderriss und es zu verbrennen versuchte. Sie habe es mit brauner Farbe verschmiert und könne es nun nicht mehr tragen, erklärte sie.

Am 8. August machte Lizzie ihre erste Zeugenaussage. Dies entsprechend dem Gesetz ohne Anwalt. Allerdings unter dem Einfluss von Morphium, was sie beeinträchtigt haben dürfte.

Ihre widersprüchlichen und auch lückenhaften Aussagen führten zu ihrer Inhaftierung.

Der Prozess begann am 5. Juni 1893.

Einer ihrer größten Fehler war wohl die Aussage, dass – nachdem Sullivan sie mit ihrem Vater alleine gelassen habe – sie in die Scheune gegangen sei. Eine Überprüfung ergab, dass die Scheune staubig war, aber nur die Abdrücke der Schuhe der Polizisten zu finden waren.

Die Schädel der Opfer wurden bei dem Prozess vorgeführt. So konnte demonstriert werden, dass es sich bei dem Tatwerkzeug um ein Beil handeln müsse.

Das Gericht war eindeutig auf Lizzie Seite. Der vorsitzende Richter war vom ehemaligen Gouverneur bestellt worden. Eben jenem ehemaligen Gouverneur, der jetzt Lizzies Anwalt war. Nach Ende des Prozesses erhielt Lizzie ein Foto der Geschworenen mit deren Unterschriften und Glückwünschen.
Schon recht ungewöhnlich, könnte man sagen …

Welch Wunder – Lizzie wurde zwar freigesprochen, doch in den Augen der Bürger von Fall River blieb sie nicht nur die Hauptverdächtige, sondern die Mörderin.

Als sie zum ersten Mal nach dem Prozess in die Kirche ging, musste sie feststellen, dass alle Plätze um sie herum freiblieben. Es war das letzte Mal, dass sie in ihre gewohnte Pfarrkirche ging.

Kurz nach dem Prozess kaufte Lizzie mit ihrem Erbe ein Haus in der von ihr schon immer begehrten Wohngegend „The Hill“ in Fall River und benannte es in „Maplecroft“ um. Sie wohnte dort eine zeitlang mit ihrer Schwester.
Da sie in der Gesellschaft nicht mehr willkommen war, umgab sie sich dort mit Schauspielern, die seinerzeit einen kaum besseren Ruf als Prostituierte hatten.
Auch weiterhin kam keine Ruhe in ihr Leben, denn 1897 wurde sie in Providence beim Ladendiebstahl erwischt. (Es heißt, sie habe schon vorher gestohlen. Andrew Borden habe aber immer stillschweigend bezahlt.)

Im Jahr 1905 kam es zum endgültigen Bruch zwischen den Schwestern nach einer Party, die Lizzie für die Schauspielerin Nance O’Neill gegeben hatte.
Emma und Lizzie sahen sich danach nie mehr.

Emma starb am 1. Juni 1927 an den Folgen einer Gallenblasenoperation. Sie war nur 66 Jahre alt geworden. Genau neun Tage später starb ihre Schwester in einem Pflegeheim in Newmarket/ New Hampshire. Sie war aus gesundheitlichen Gründen dorthin gezogen, aber auch, weil sie nach der Veröffentlichung eines weiteren Buches über die Morde der Aufmerksamkeit zu entkommen hoffte.

Beide Schwestern wurden Seite an Seite im Familiengrab auf dem Oak Grove Cemetery beigesetzt.

Grab der Familie
Credit: Petra von Straks, September 2023
Lizzie hatte kurz nach dem Prozess aus unbekannten Gründen ihren Vornamen in „Lizbeth“ geändert.
Credit: Petra von Straks, September 2023

Bei ihrem Tod hinterließ Lizzie Borden ein Vermögen von rund 6 Millionen Dollar (nach heutigem Wert). Sie setzte einen Teil des Geldes für die anhaltende Pflege des Grabes ihres Vaters ein und hinterließ dem Tierschutz in Fall River eine große Summe. des Weiteren wurden mehrere entfernte Familienmitglieder bedacht.

Weder Emma noch Lizzie haben je geheiratet. Es gab Gerüchte, Lizzie sei von ihrem Vater missbraucht worden, und habe ihn deswegen getötet. Dafür gibt es allerdings keine Beweise und es kam auch nie zur Sprache.

Interessanterweise gab es einen weiteren Mordfall und zwar im Nachbarhaus der Bordens …

Der Ludwig Borden Mordfall

Hier wohnte Andrew Borden Onkel mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern
Credit: Petra von Straks, September 2023

Andrew Bordens Onkel Ludwig wohnte mit seiner Familie im direkten Nachbarhaus. Insgesamt war er vier Mal verheiratet.
Seine zweite Ehefrau, Eliza Darling Borden, litt nach der Geburt des dritten Kindes unter schweren Depressionen, die dazu führten, dass sie 1848 versuchte, die drei Kinder in der Zisterne im Keller des Hauses zu ertränken. Eines der Kinder konnte allerdings entkommen. Im Anschluss schnitt sie sich selbst die Kehle durch.

Deswegen heißt es im Borden Haus, dass dort noch immer die ermordeten Kinder spukten …

Aber auch ohne Spukerscheinungen sind diese Geschichten bis heute mehr als nur interessant.




Ist der Ruf erst ruiniert …

… lebt es sich ganz ungeniert, wie jeder weiß.

Dies gilt allerdings nicht für Harry und Meghan.

Wie heißt es schön: „Die Einen sagen so, die anderen sagen so …“ – Zumindest was eine anstehende Trennung der Sussexes angeht, gilt: Nix Genaues weiß man nicht. *

*Okay – genug der Sprichwörter …

Was wohl aber wirklich feststeht, ist, dass die beiden beruflich getrennte Wege gehen.
Beide arbeiten derzeit hart daran, ihre Marke zu reparieren. Das ist auch SEHR nötig, nach all den Skandalen, die die beiden unnötig vom Zaun gebrochen haben. Von den unsäglichen Memoiren bis zur angeblichen Verfolgungsjagd.

Sie haben sich ihren Status als Kassengift wirklich hart erarbeitet. Nun reist Harry durch die Welt und bietet sich als Botschafter für seelische Gesundheit und Veteranen-Sport an, während seine Frau demonstrativ Stress-Aufkleber am Handgelenk promotet.
Fachleute behaupten, dass, wenn Meghan es schafft, sich vom Opfer-Image zu lösen, sie mehrere Millionen pro Projekt verdienen könne.

Dazu muss sie sich aber erst mal aus dem düsteren Schatten ihres Gatten lösen. Insider betonen, dass Meghan ein fröhlicher, optimistischer Mensch sei und, dass dies in den zurückliegenden Produktionen wie der Netflix- Serie und ihrem Podcast gar nicht zum Tragen gekommen sei.
Da darf man natürlich auch einwerfen, dass sie selbst fleißig an diesem Bild mitgebastelt hat.

Um dieses neue Ziel zu erreichen, haben die beiden den für Ethik-Projekte bekannten Unternehmer Adam Lilling als Berater gewonnen. (Er arbeitet übrigens auch für Ellen DeGeneres, Meghans Freundin.)

Es war Lilling, der Harry bei BetterUp untergebracht hat. Jener Firma, die Unternehmen bei ihrem sozialen Fußabdruck berät.
Jener Firma, die Harry jetzt jährlich 14 Millionen bezahlt dafür, dass er … ja – wofür eigentlich?
Das kann bei BetterUp derzeit niemand so genau sagen. Ich würde behaupten: er ist ein teures Aushängeschild, das zunächst einmal dafür gesorgt hat, dass 10% der Mitarbeiter von BetterUp gehen mussten. (Vielleicht kann Harry sie jetzt beraten, wie man auch ohne zu arbeiten klarkommt. Da hat er ja nun wirklich Ahnung …)

Wie ich irgendwie generell das Gefühl nicht loswerde, dass in allen Firmen, bei denen die beiden anheuern, die Mitarbeiter nervös werden sollten, denn bei Spotify wurden ja nach dem Meghan- Flop auch erst mal Stühle vor die Tür geschoben …

Als interessierte Partei schaue ich natürlich auch immer mit einem Auge zu den anderen Deals der beiden.
Wir wissen ja, dass Netflix mehrere Projekte-Pitches der beiden nach ihrem Smash-Hit „Harry und Meghan“ abgelehnt hat. Sie erschienen den Entscheidern als zu wenig erfolgversprechend.
Alleine die Doku zu den Invictus Games konnte bestehen. Vielleicht einfach, damit man halt irgendetwas von den beiden vorzuzeigen hatte.

Allerdings blieben die Zuschauerzahlen weit hinter den Erwartungen zurück. Die Doku schaffte es nicht unter die Top 10 der neueingestiegenen Reihen und gilt damit als Flop.
Warum – können wir uns wohl alle denken.
Die Zuschauer wollen keine Kriegsversehrten sehen. Wir alle wissen, dass Krieg scheiße ist und Leben zerstört.
In Großbritannien wird das Ganze nochmals kritischer gesehen, weil man dort die zurückliegenden Kriege als eine ungeheuere Steuergeldervernichtungsmaschine ansieht, die von der Bevölkerung nie mitgetragen wurden.
Nun auch noch eine Doku zu den Folgen – das wollen die Wenigsten sehen.

Man kann also sagen, dass Harry es mit seinem Thema sicher gut gemeint hat, aber nicht den Nerv der Zeit trifft.
Schlussendlich wird er lernen müssen, dass man dafür, dass man die Menschen belehrt, von diesen nicht immer bejubelt wird.
(Und am Ende des Tages daher auch kein Geld damit verdient …)
Was speziell Invictus angeht, so hat er ja auch bei seinem Deutschlandbesuch ins gleiche Horn gestoßen wie eh und je, indem er von seinen eigenen Traumata berichtet hat und auch abermals davon, dass er von seiner Familie keinen Rückhalt bekommen habe. (Was sich in alten Interviews vollkommen anders anhört. Aber damals hatte er ja auch noch nicht entdeckt, was für ignorante Schweine sein Vater und dessen Familie sind.)
Kurz: Harry kommt einmal mehr als Jammerlappen vom Dienst rüber, der dafür auch noch sehr viel Geld haben will.

Was die Menschen WIRKLICH von Harry wollen (oder wollten), ist ROYALTY. Und das kann er nicht mehr liefern, denn alles, was er da hat ausplaudern können, hat er längst zum besten gegeben.

Also – lassen wir uns überraschen, wie die getrennten Wege von Harry und Meghan aussehen … (Den Kalauer mit den beiden und „Invictus“ spare ich mir jetzt …)