26 Jahre …

Morgen vor 26 Jahren starb Prinzessin Diana im Alma-Tunnel in Paris.

Wäre sie nicht in jener verhängnisvollen Nacht gestorben (hätte sie sich angeschnallt, oder hätte man die berühmteste Frau der Welt nicht einem betrunkenen Chauffeur anvertraut) – was hätten wir dann noch alles von dieser bemerkenswerten Frau erwarten dürfen?!

Ich glaube, es war unsere damalige Englischlehrerin Frau Kerstjens, die Postkarten der Königsfamilie mitbrachte und diese in den Schaukasten unseres Klassenzimmers hängte. Fasziniert schielte ich wieder und wieder zu den Fotos, die die Queen und Prince Philip einträchtig auf einer Couch sitzend zeigten und Prince Charles beim Wandern im schottischen Hochland.
Da war noch nicht mal im Traum an eine Lady Diana Spencer gedacht, deren Bilder bald die Welt überfluten sollten.

Sobald Lady Diana Spencer die Bühne betrat, gab es bei mir kein Halten mehr. Ich verfolgte jeden ihrer Schritte. Sammelte Artikel über sie und klebte jedes Bild in kleine Vokabelheftchen ein. Als ich der Flut nicht mehr Herrin wurde, legte ich Leitzordner an.

Wenn es schon mir so ging – wie musste sich Diana erst fühlen?
Heute verstehe ich, dass der Ursprung der späteren menschlichen Katastrophen unter anderem darin begründet lag, dass es keine Blaupause für ein solches Phänomen gab.
Diana erwartete Hilfe der Königsfamilie. Doch wie kann man Hilfe bei etwas bieten, das ohne Beispiel ist? Dazu kommt noch, dass man zu Zeiten der Queen mit dem Thema Emotionen weitaus robuster umgegangen ist, als das heutzutage der Fall ist.
War es keine institutionalisierte Trauer wie bei Queen Victoria, so behielt man die eigene Gefühlslage für sich. Das galt übrigens nicht nur für Herrscherhäuser, das wurde in den meisten normalen Familien ebenso gehandhabt.

Wenn aber Diana etwas (außer Schönheit) im Überfluss hatte, dann waren es Emotionen. Das, was sie nun bei den normalen Menschen so gut ankommen ließ, war das, was sie von der Königsfamilie trennte. Denn niemand begibt sich gerne in eine Situation, die ihm fremd ist und so hätte man es sicherlich vorgezogen, wenn Diana nach außen gestrahlt hätte und nach innen den Ball flach gehalten.

Ein Gutteil dieser Emotionen bezog sich auf ihren Ehemann. Im Gegensatz zu Diana (oder zumindest nach dem, was so kolportiert wird), hatte er männliche und weibliche Freunde, wohingegen Diana nur Freundinnen hatte.
Ob Camilla und Charles nun wirklich durchgängig (bis die Ehe irreparabel zerstört war) lediglich Freunde waren, lässt sich wohl nicht mehr belegen. Das ist aber auch nicht mein Ziel.
Vielmehr geht es mir darum darzulegen, dass Diana in meinen Augen ein Ungleichgewicht verspürt hat. Eine Ungerechtigkeit. Die Ungerechtigkeit, dass sie von ihrem Mann nicht das zurückbekam, was sie ihrerseits in die Beziehung und in das Königshaus investierte.

Gegensatzpaare
Ein immer größeres Ungleichgewicht machte sich breit in ihrem Leben:

Liebe zu Charles – Unerwiderte Liebe durch Charles
Euphorie bei öffentlichen Terminen – Einsamkeit mit Tablett auf der Couch im Kensington Palace
Freiheitliches Leben der Menschen mit denen sie zusammenkam – Höfisches Protokoll
Große Gefühle für die Familie – Kalte, abweisende Haltung der Royal Family
Keine tiefere Bildung ihrerseits – Charles als Intellektueller
Diana mit gleichaltrigen Freundinnen/ Spaß – Charles mit wesentlich älteren Freunden (ebenfalls Intellektuelle)
Überwältigender Zuspruch durch die Öffentlichkeit – Kein Lob von Seiten der Royal Family
Charles vertraut sich ihr nicht an – Charles teilt alles mit Camilla

Dies sind nur ein paar der Gegensatzpaare, die mir spontan eingefallen sind und die zu jener Gefühlslage geführt haben dürften, die Diana schlussendlich eskalieren ließ. (Wohlgemerkt: aus ihrer Perspektive betrachtet. Andere mögen die Situationen anders eingeschätzt haben).
Für sie muss festgestanden haben, dass Camilla als Frau, mit der Charles alles teilte, auch die Frau sein müsse, mit der er das Bett teilte. Da sie von allen im Stich gelassen wurde, inklusive ihrer eigenen Familie (Bruder Charles manövrierte sie Mal um Mal aus, wenn sie um seinen Beistand bat. Zum Beispiel, indem sie bat, sich für eine gewisse Zeit nach Althorp zurückziehen zu dürfen, um zur Ruhe zu kommen. Er ließ sie nicht, da er das Eindringen der Presse in seine eigene Privatsphäre befürchtete), fand sie alleinigen Zuspruch bei der Presse.
Da im privaten Rahmen keine der maßgeblichen Persönlichkeiten ihr Gehör schenkte, suchte sie diese Aufmerksamkeit bei der Presse. (Übrigens war die Sache nicht nur kein Ruhmesblatt für ihren Bruder Charles, der sich am Ende als kühner Rächer an der Königsfamilie gerierte, auch ihre Schwestern dürfen von Kritik nicht ausgenommen werden, denn sie waren es, die durch die Nähe zum Thron (speziell der Ehemänner) eindeutige Nachteile fürchteten, sollten sie sich zu eng an Diana anschließen.

Alle mal herhören!
Und so kam es, wie es kommen musste: Diana, die immer mehr in ihrem eigenen Saft schmorte, sah die Front gegen sich immer mächtiger werden. So mächtig, bis sie ihr einziges Heil im Rundumschlag zu finden glaubte.

Das war die Geburtsstunde von Andrew Mortons Buch „Diana – Ihre wahre Geschichte“ und schlussendlich das berüchtigte Panorama-Interview mit Martin Bashir, in das sie Bekannterweise hineinmanipuliert worden war. Nicht zuletzt durch ihren eigenen Bruder, der die Unterlagen Bashirs nicht überprüfte, sondern seiner Schwester vorlegte, woraufhin diese einwilligte, das Interview zu geben.

Wie so viele Menschen, die Interviews geben, musste auch Diana im Nachgang erfahren, dass sie damit einen großen Fehler gemacht hatte. Dass das, was sie für sehr klug gehalten hatte, sich als schrecklicher Fehler entpuppt, weil sie keine Ahnung von den Konsequenzen hatte.
Im Fall Diana muss man wohl auch dazu sagen, dass sie zwar einen Medienberater bezahlte, diesen aber in beiden Fällen nicht informiert hatte. Wahrscheinlich hat sie geahnt, dass er versuchen würde, beide Stunts zu verhindern.

Was bleibt?

Wenn wir uns an die Zeit direkt nach Dianas Tod erinnern, erinnern wir uns vor allem der alles überwältigenden Trauer, die die Welt erfasst hatte.

Der Diana Princess of Wales Memorial Fund
Geldspenden brachen förmlich über den Kensington Palace herein, denn die Menschen wollten damit ihre Unterstützung für Dianas Anliegen zum Ausdruck bringen.Um diese Spenden an die richtigen Empfänger zu bringen, gründete man eine Stiftung („Diana Princess of Wales Memorial Fund„), bei der Dianas Schwestern im Stiftungsrat saßen.
Millionen von Pfund wurden an Organisationen gegeben, mit denen Diana zusammengearbeitet hatte.
Jährlich wurde überprüft, ob und wie man sich neu ausrichten solle. Man beschloss bald, nur noch zeitlich begrenzte Projekte zu unterstützen.
Im Jahr 2012 war dann endgültig Schluss. Die Stiftung schloss für immer ihre Tore. Was noch an Finanzmitteln da war, floss in die Royal Foundation, deren Schirmherren die Prinzen William und Harry waren/ sind.

Das ganze Konstrukt klingt nun erst mal ganz gut.
Doch dann überlegt man, warum die Stiftung aufgegeben wurde. Da landet man dann bei der US- Firma Franklin Mint, die bereits 1998 angefangen hatte, Diana-Memorabilia zu verkaufen. Die Stiftung verweigerte Franklin Mint die Lizenzen, was diese aber nicht davon abhielt, ohne Lizenzen weiter zu verkaufen.
Daraufhin verklagte die Stiftung Franklin Mint in Kalifornien. Das Urteil war schnell gefällt: da man in Kalifornien nur im Namen einer verstorbenen Person klagen kann, die Einwohner des Staates ist, wurde die Klage abgewiesen.
Franklin Mint seinerseits hatte die Stiftung wegen Rufschädigung verklagt und gewonnen. Man einigte sich schlussendlich außergerichtlich. Über die Details schweigen beide Seiten.
Die Konsequenz für die Stiftung: sie mussten ihre Zahlungen an wohltätige Organisationen und Projekte einstellen und schlussendlich ganz aufgeben. Was noch übrig war, nachdem man Franklin Mint abgefunden hatte – wie gesagt – floss in die Royal Foundation.

Ein trauriges Ende für etwas, das so hoffnungsvoll begonnen hatte.

Diana Princess of Wales Memorial Fountain + Princess Diana Memorial Garden
Eine ziemlich hässliche Statue im Garten von Kensington Palace und eine in Grenzen nützliche Fontäne in Hyde Park. Wobei sechs Wächter bei letzterer darauf aufpassen, dass niemand mehr durch den Brunnen läuft, das es mehrere Stürze gegeben hatte, wo die Verunfallten sogar ins Krankenhaus gebracht werden mussten.
Angeblich sei das Gras rund um die Fontäne stark in Mitleidenschaft gezogen und die ganze Anlage nicht wirklich gepflegt.

Das sind die Gedenkstätten für Diana.
Dazu kommt noch ein absolut geschmackloser „Tempel“ (respektive dessen Fassade) im Park von Althorp, wo man Blumen zum Gedenken ablegen kann (was sicherlich schon lange niemand mehr tut), da man Dianas Grab auf der kleinen Insel im ovalen Teich nicht besuchen darf. (Früher ruderten ihre Söhne an Jahrestagen dort hinüber).
Was man allerdings – zumindest anlässlich der runden Jahrestage – immer noch findet, sind Sonderhefte, und ab und zu noch Titelseiten auf Zeitschriften, die Dianas Antlitz ziert.

Die Diana Gedächtnis- Ausstellung in Althorp House

Wir erinnern uns alle an jene zornerfüllte Rede, die Charles Spencer, Dianas Bruder, in der Westminster Abbey anlässlich ihrer Beisetzung gehalten hat.
Die schockstarre Königsfamilie lauschte den Worten des Earls, der pathetisch schwor, stets für seine Neffen da zu sein. (Damit diese der grausamen Königsfamilie niemals zum Opfer fallen würden wie seine arme gejagte Schwester …)
Er ließ Althorp renovieren und eröffnete in den Ställen eine sehr schöne Gedächtnis- Ausstellung, bei der man u.a. die Hochzeit noch einmal nachverfolgen konnte und als Herzstück ihr Brautkleid bewundern.
Ich war damals in Althorp und durfte auch den Earl Spencer kennenlernen. Das Haus selbst ist wunderschön und die Ausstellung war ein Traum für jeden Fan.
Allerdings schloss die Ausstellung 2013 für immer ihre Tore. Wohingegen man Althorp noch immer im Sommer besichtigen kann.

Die Mode

Eine der intensivsten Erinnerungen an Diana ist mit Sicherheit ihre Mode. Noch heute erscheinen Bücher zu ihrem Stil und die Art und Weise wie sie nachgeahmt wurde, sucht sicherlich ihresgleichen.
Größtes Event seinerzeit: Die Auktion ihrer Kleider zu einem guten Zweck.
So konnten Fans zum Beispiel die entsprechende Ausstellung im Kensington Palace mit den erworbenen Stücken sehen, die sich zu einem sofortigen Kassenmagneten entwickelte.
Nach einer Weile wurden nur noch einzelne Kleider gezeigt und dann war komplett Schluss.

Was die privat ersteigerten Roben angeht, so sind sie teilweise bereits zum dritten und vierten Mal aus den unterschiedlichsten Gründen unter dem Hammer.
Jetzt im September gibt es wieder mehrere Auktionen, wo nicht nur Abendkleider erneut versteigert werden, sondern auch ein Exemplar ihres berühmten roten Schäfchen-Pullovers.
Diesen hatten die Besitzerinnen der Strickwarenladens auf dem Dachboden wiedergefunden. Diana hatte ihn seinerzeit zur Reparatur gegeben und niemand hatte den Pullover je wieder abgeholt.
So hat man jetzt also die (vielleicht nicht ganz) einmalige Chance, das inzwischen etwas mitgenommene Stück zu ersteigern.
Vorausgesetzt, man kann (und will) bei einem Startgebot von 50.000 Pfund mithalten …

Ihre Erben

Das sind natürlich in erster Linie ihre beiden Söhne. Dem Vernehmen nach hat Prince Harry seinerzeit 20 Millionen Pfund von seiner Mutter geerbt, die inzwischen den zentralen Grundstein seiner Existenz in den USA bilden.
Beide Söhne haben u.a. Schmuckstücke von Diana geerbt, die sie ihren jeweiligen Ehefrauen geschenkt haben. Wenn der berühmte diamantgerahmte Saphir, Dianas Verlobungsring, auch eigentlich die Hand von Harrys Frau hätte zieren sollen, hatte dieser das Stück seinerzeit William für seine Verlobung mit Kate überlassen.

Bis zu ihrem endgültigen Bruch hatten die beiden Söhne sich zumindest noch zu den Todestagen der Mutter zusammengefunden, aber auch dies gehört inzwischen dank Harrys Memoiren der Vergangenheit an.

Aus der Royal Foundation hat sich Harry zurückgezogen und es scheint fast so, als wage nicht mal er, den Namen der Mutter für seine geschäftlichen Ziele einzusetzen, nannte er seine Firma doch „Archewell“.

Der Fall Prince Harry

Manchmal scheint es, als wäre Prince Harry der einzige, der ostentativ das Gedächtnis an seine Mutter am Leben erhält. Er berichtet in seinen Memoiren von ihr.
Erzählt von seinen halsbrecherischen Fahrten in den Alma-Tunnel (was mich extrem verärgert hat, da ich die dortige Verkehrssituation mit den vielen Fußgängern kenne …)
Berichtet von seiner Jugend, die eine einzige Flucht vor der Verlassenheit nach ihrem Tod war. Wieder und wieder geht es um die Mutter, ohne deren Tod sein ganzes Leben natürlich vollkommen anders verlaufen wäre …
Da es am Ende des Tages um die eigene Marke und das Geldverdienen geht, macht auch Ehefrau Meghan mit und lässt sich mit dem Baby Lilibet Diana (!) vor einem Foto der Großmutter ablichten, wobei die Kleine die Oma neugierig anschaut.

Wobei ich es schon irritierend finde, dass bei den Sussexes an der Wand nicht etwa ein privater Schnappschuss der Mutter/ Schwiegermutter/ Großmutter hängt, sondern ein offizielles Fotografen-Bild.
So erinnert das Ganze eher an das Zimmer eines Fans, der sein Lieblings-Starfoto an der Wand hängen hat.

Wie sicherlich die meisten Leser wissen, beließ es Harry nicht bei den Schilderungen seines Verlustschmerzes. Er wird nicht müde, die Parallelen zwischen seiner ach so verfemten Ehefrau und seiner Mutter zu betonen. Das ging sogar soweit, dass in diesem Jahr eine hart durch New York von Harry und Meghan so aufgeplustert wurde, dass sie sogar von einer „Verfolgungsjagd mit beinahe tödlichem“Ausgang sprachen.
Sehr schnell zeigte sich allerdings, dass es sich um keine Verfolgungsjagd gehandelt hatte, wie der Bürgermeister von New York betonte. Mit einer gewissen Süffisanz fügte er hinzu, dass jeder, der den New Yorker Verkehr kenne, wisse, dass dies schlicht unmöglich sei.
Am Ende des Tages waren die beiden die Gelackmeierten über die sich die Welt den Mund zerriss und/ oder kaputtlachte.
Mit dieser grotesken Neuinszenierung war Harry endgültig zu weit gegangen.

Resumee

Ich vergleiche die Zeit bis gleich nach Dianas Tod mit dem, was heute, knapp 30 Jahre später noch von ihr geblieben ist.
Es ist verzweifelt wenig.
Von ihrem vielgerühmten sozialen Engagement bis zu ihrer Liebe zu ihren Söhnen …
William geht seinen eigenen Weg mit seiner Familie und was er empfindet, eröffnen nur kleine Blitze, die plötzlich eine Landschaft zu erhellen scheinen, so als er eine Teilnahme seines Vaters bei den Gedenkfeiern für die Mutter ablehnt.
Die Brüder wirkten vor Jahren an einer Doku zu Dianas Leben mit, aber das war es dann auch.
Alles in allem, muss man wohl feststellen, ist nicht viel geblieben.
Ob Diana Menschen zu aktivem sozialem Handeln inspiriert hat? Mit Sicherheit.
Ob sie noch immer Menschen inspiriert? Mit Sicherheit nicht in dem Maß, wie man es hätte erwarten können.
Vieles von dem Guten, das sie ohne Zweifel getan hat, wird überschattet von ihren Skandalen.

Insofern hätte ich mir – als ehemals weltgrößter Fan – gewünscht, sie hätte länger gelebt. Wäre ruhiger geworden. Hätte vielleicht Altersweisheit entwickeln können und mit einer gewissen Milde zum Buckingham Palace und nach Clarence House schauen können.

Auf dem Weg war sie wohl, als alles in jener Nacht im Alma Tunnel endete.






Diana – eine Prinzessin verschwindet

Diana – eine Prinzessin verschwindet

In meiner Live-Sendung habe ich mir vor kurzem die Frage gestellt, was von Prinzessin Diana geblieben ist …
Auf die Frage gebracht hat mich dieses Buch aus dem Busse Seewald Verlag, das mit großformatigen Fotos an die Geschichte der unvergessenen Königin der Herzen erinnert.

Ich bin mit diesem Buch noch einmal auf eine Reise auch zurück in meine eigene Jugend gegangen, als ich der weltgrößte Diana-Fan war. Bis hin zur Frisur. (Gescheitert bin ich an ihrer Größe und Figur …)

Hier ahnt man, warum … Sie und ich bei Madame Tussaud in London, Mai 2023, anlässlich der Krönung

Deswegen hat mich auch das Buch so sehr interessiert. In deutscher Sprache gibt es überraschend wenige Titel über Prinzessin Diana. Noch dazu fehlen solche, die versuchen, ein ausgewogenes Bild der Prinzessin zu erarbeiten.
Tatsächlich bleibt das Buch „Diana – Vermächtnis einer Prinzessin“ zwar tendenziell auf ihrer Seite, ist dabei aber nicht so extrem wie andere Publikationen, die sogar vor Beleidigungen von König Charles und Königin Camilla nicht zurückschrecken.
Von daher ist es auch für jene gut lesbar, die sich als bekennende Charles und Camilla-Fans outen (Ich hebe hier mal den Finger…)

Was für mich an dem Buch aber besonders wichtig ist, ist die Tatsache, dass man eine unbeschwerte Reise in die Vergangenheit unternehmen kann. Man darf Dianas Weg noch einmal nachvollziehen, ohne, dass zu tief in jenen Wunden gebohrt würde, die das Prinzenpaar sich seinerzeit gegenseitig zugefügt hat und welche auch an ihren Anhängern nicht folgenlos vorbeigegangen sind.

Wir gehen mit den wunderbaren Bildern noch einmal in jene scheinbar unbeschwerten Jahre zurück, als die von der ganzen Welt beobachtete Hochzeit in London stattfand…

St. Paul’s Cathedral – Schauplatz der Hochzeit von Charles und Diana. Diese Aufnahme habe ich im Mai 2023 gemacht.
Credit: Petra von Straks
Timeline der Kathedrale in der Krypta
Credit: Petra von Straks, Mai 2023

Die Kapitel „Dianas Jugend“, „Diana findet ihren Prinzen“, „Eine moderne Prinzessin“, „Eine liebevolle Mutter“, „Im Dienst der Humanität“, „Der Tod der Königin der Herzen“ und schlussendlich „Dianas Vermächtnis“ nehmen uns chronologisch und thematisch mit durch ein Leben, in dem noch so viel möglich gewesen wäre.

Die durchaus ausführlichen Texte, die die Bilder begleiten, rufen einem nochmals all jene Stationen ihres Lebens in Erinnerung, fügen zusammen und lassen auch die Untiefen nicht aus. Das ist es, was das Buch besonders empfehlenswert macht.

Für wen ist es geeignet?
Sicherlich für LeserInnen wie mich, die Dianas Weg begleitet haben und inzwischen jenen der erwachsenen Söhne und des mittlerweile gekrönten Ex-Mannes Charles. Wir können noch einmal in die Vergangenheit reisen ohne dabei Gegenwart und Zukunft zu vergessen, denn das Buch stellt auch den Weg der beiden Prinzen William und Harry vor.
Aber auch jene, die Diana nicht mehr erlebt haben, die vielleicht die weltweite, beinahe an Hysterie grenzende Trauer nicht nachvollziehen können, die ihr Tod ausgelöst hat – sie können sich auf die Spuren dieser außergewöhnlichen Frau begeben und so vielleicht besser verstehen, warum Diana noch heute zum Beispiel das Leben ihres Sohnes Harry und von dessen Frau Meghan so offensichtlich zu beeinflussen scheint.

Ich selbst habe während der Lektüre begonnen zu rechnen … wie alt Diana jetzt wäre. Wie alt sie bei ihrem Tod war. Dass ich längst wesentlich älter bin als sie je wurde. Das Gefühl des Weitergehens und in gewisser Weise auch des Zurücklassens stellte sich ein.
Es wird einem wehmütig, wenn man dann die Zahlen betrachtet.
Aber dann löst man sich auch wieder von ihnen und blättert zurück in diesem Leben, betrachtet ihre Mode und ihr soziales Engagement und stellt fest, dass es doch wahr ist, wenn man sagt, man solle nicht so sehr betrauern, dass man etwas verloren hat, sondern dankbar sein, dass man es haben durfte.

In diesem Sinne empfehle ich das Buch eindeutig. Und wenn es dazu anregt, sich noch eingehender mit Diana und den Ihren zu befassen – umso besser.
Dann darf ich nämlich auf jene Titel aus dem Busse Seewald Verlag verweisen, die ich bereits besprochen habe. Zudem gibt es im Anhang des Buches noch die Hinweise auf diverse Titel rund um Großbritannien und die Königsfamilie. Besonders hervorheben möchte ich hierbei das wunderbare Buch über die Gärten von Highgrove.

FAKTEN:
Diana – Vermächtnis einer Prinzessin, Busse Seewald Verlag, Reihe: Lifestyle, 133 Seiten, gebunden, 22,00€

Und hier noch der Link zur Verlagsseite, wenn ihr euch über weitere Titel informieren möchtet: https://www.topp-kreativ.de/diana-vermaechtnis-einer-prinzessin-25180

Die Habsburger – Mehr als Kinn und Unterlippe

Die Habsburger – Mehr als Kinn und Unterlippe

Alles begann mit Henry VIII, dem englischen Tudor- König. Dem Gewaltherrscher auf dem englischen Thron und seiner Tochter Mary.

Seit Jahrzehnten befasse ich mich mit der Geschichte der Tudors und damit natürlich eng verbunden – den Habsburgern. Schließlich war Mary I mit Philipp II von Spanien, einem Habsburger, verheiratet.

In die Schule ging ich in Speyer, wo im Dom der Stammvater des Hauses, König Rudolf I, beigesetzt ist.
Dazu kam dann Kaiserin Elisabeth II von Österreich. Jener Wittelsbacherin, die ebenfalls mit einem Habsburger (Kaiser Franz Josef) verheiratet war. Diese Aufzählung ließe sich schier endlos fortführen … Deswegen sage ich nur: Wer sich mit europäischer Geschichte befasst, kommt um die Habsburger nicht herum.
Und so empfand ich es als an der Zeit, endlich mal eine Monographie des Hauses zu lesen und wurde bei Martyn Rady fündig.

Zunächst erscheint das Buch monumental. Aber was kann man erwarten bei der Beschreibung einer Familiengeschichte, die mehrere hundert Jahre lang im Zentrum aller europäischen Ereignisse stand?

Aber das vorliegende Buch ist mehr als nur „ein Klotz“ von einem Buch. Es ist europäische Geschichte en gros und en Detail. Der Autor schafft es, beinahe einen Krimi zu schreiben. Das, was die Briten einen „Pageturner“ nennen.
Man will unbedingt wissen, wie es weitergeht.
Und das Buch ist noch viel mehr.
Man erhält einen Blick in das Weltwissen, denn die Familie hat mit all ihren verschiedenen Zweigen, nicht nur politisch und militärisch gewirkt, sondern auch in der Kunst und in der Wissenschaft.
Sei es die schier unbegrenzte Sammelleidenschaft, sei es die Manie, sich in die Alchemie hineinarbeiten zu müssen, die Welt verstehen zu wollen – all das findet sich in den Kapiteln des Buches.

Wir lernen mittels der international vernetzten Habsburger unglaublich viel über die Menschheitsentwicklung, aber auch über ihre Irrwege.
Besonders faszinierend hierbei, wie die politische und gesellschaftliche Entwicklung anhand bestimmter Aspekte der Kunst aufgezeigt werden.
So zum Beispiel der „schachspielende Türke“ – eine Maschine, die im 18. Jahrhundert Europa elektrisiert hat. Es handelte sich dabei um die Figur eines Türken, der (angeblich) Schach spielen konnte. Tatsächlich befand sich in der Installation ein kleinwüchsiger Schachspieler, der die Züge des Automaten steuerte.

Ein wunderbares Beispiel dafür, wie sich die Angst vor einem türkischen Angriff zu Zeiten Maria Theresias in ein Unterhaltungsobjekt verwandelt hatte.

Am Beispiel des Vampir-Glaubens stellt uns der Autor den Eingriff des Rationalismus vor, der – im Auftrag Maria Theresias – belegen sollte, dass es sich bei dem Glauben an Vampire um nichts weiter als Aberglauben handelte.

Wissenschaftler wurden von der Herrscherin ausgeschickt, um diesen Aberglauben zu untersuchen und ad absurdum zu führen, was den Männern auch gelang. Verstand und logisches Denken befehlen – das ging wohl nur in diesen längst vergangenen Zeiten …

So ließen sich noch zahllose Beispiele dafür finden, wie der Autor uns nach und nach das Netz zu durchdringen hilft, zu dem Kaiser, Könige, Kaufleute, Bauern und Bettler gehören. Wie sie mit ihren ganz individuellen Interessen neue Zeiten und neue Denkweisen beförderten oder stoppten.

Ein wirklich spannendes Buch, das am Ende so viel mehr kann als nur die Geschichte der Habsburger darzustellen.

Das Ganze endet im Prinzip mit dem letzten Habsburger Kaiser Karl, der seinen Generälen erklärt, dass der Erste Weltkrieg keinen Sinn mehr mache, da man ihn nicht mehr gewinnen könne. Karl, ein ebenso kluger wie umsichtiger Mann, dem am Ende nichts blieb als das Exil.

Einen letzten Hauch von Habsburger Größe stellt Rady mit Otto von Habsburg vor, der als Europa- Abgeordneter die Umsicht und auch die Achtsamkeit, die gespeist wurden von Jahrhunderten habsburgischer Erfahrung, in die Tagespolitik einzubringen vermochte.

Für mich ist aber auch gerade Otto von Habsburg ein warnendes Beispiel gegen die Monarchie. Man darf es nicht der Macht des Schicksals überlassen, ob ein allgewaltiger Herrscher klug und umsichtig ist, oder brutal und dumm.
Was diese Macht des Schicksals anrichten kann, wenn sie in die Hände eines Einzelnen gelegt wird, zeigt das Beispiel der Habsburger.

Es sollte uns allen eine Warnung sein.

FAZIT: Ein Buch wie ein Krimi. Eine Tour de Force durch die europäische Geschichte. Allerdings weitaus mehr als eine Familiensaga. Der Autor schafft es, aus einzelnen Teilen das Bild des Ganzen erstehen zu lassen. Ein hervorragender, übersichtlich aufgebauter Anhang mit Literaturliste, Belegen, Stammbäumen und Personenregister rundet das Lesevergnügen ab.
Unbedingte Leseempfehlung!

FAKTEN:
Martyn Rady: Die Habsburger, Aufstieg und Fall einer Weltmacht, Rowohlt Verlag 2021, 623 Seiten, 34 €

Richtig oder falsch

Wir alle mögen relativ wenig mit Königs gemeinsam haben.
Im Gegensatz zu ihnen wohnen wir normalerweise nicht in Schlössern. Wir haben auch keine Parks, in denen andere unsere Hunde ausführen, wenn uns das Wetter zu schlecht ist. Während Königs um die Welt reisen, bleiben wir auf Balkonien und was das Personal angeht – na ja, also ich habe keine Dienerschaft. (Putzen muss ich auch ungerechterweise selbst …)

Doch eine Sache gibt es – die haben die Royals (zumindest die Männer) mit so ziemlich jedem gewöhnlichen Herrn Jedermann gemein: den so genannten Alopecia Areata. Umgangssprachlich: Kreisrunder Haarausfall.

Fake News und Zeitungsenten

Wir leben in Zeiten, wo – gefühlt – noch nie so viel ge, -und verfälscht wurde wie heute. Das Internet bietet eine herrliche Spielfläche für all jene, die ihre eigene Agenda mittels frei erfundener Nachrichten, oder geschickt verfälschten Berichten, voranzubringen versuchen.
Deshalb erscheint es mir heute wichtiger denn je, authentisch zu sein.
Selten schien es wichtiger als heute, einem anderen vertrauen zu können.
Ja, man wird beinahe das Gefühl nicht los, als sei man wieder im Mittelalter, wo der Leumund eines Menschen über Leben und Tod entscheiden konnte.

Jetzt fragt ihr euch natürlich, was diese beiden Themen miteinander zu tun haben …

Das ist also die Wahrheit. So sehen wir Harry tagtäglich. Kein Problem. Höchstens für seine Eitelkeit.
Aber dann gibt es auch noch sowas …

Jetzt kann man natürlich sagen: Lasst ihn doch machen. Was kann Harry dafür, wenn sie sein Foto so bearbeiten?
Das stimmt natürlich. Allerdings gibt so ein Promi für Gewöhnlich die Fotos zu einem Artikel frei. Alles andere wäre amateurhaft.
Aber selbst wenn er dieses Foto nicht freigegeben hätte, oder es wäre ihm einfach nicht aufgefallen, dass man ihn so „verschönert“ hat (das Rot ist übrigens auch verschwunden …), dann bliebe noch jenes Foto, das ich gefunden habe, als ich die Firma „BetterUp“ recherchiert habe, bei der er als Chief Impact- Officer für mehrere Millionen pro Jahr engagiert ist und sich um die Auswirkungen des Handelns der Firma auf Umwelt und Gesellschaft kümmern soll.

Auch hier wurde eindeutig getürkt. Die Dichte und Farbe seines Haares wurde offensichtlich bearbeitet.

Ich könnte jetzt stundenlang darüber philosophieren, wieso ein Mann wie der Herzog von Sussex sich der öffentlichen Debatte seiner Eitelkeit aussetzt, während sein Bruder einfach sein Haar kurz schneidet und es gut sein läßt.
Ich tue es nicht, weil mich Harrys Eitelkeit schlicht und ergreifend null interessiert.

Was mich aber interessiert ist sein Zugang zum Thema Authentizität.

Haben wir uns auch hier zulande damit abzufinden, dass Körper mittels Software verändert werden? Dass wir eben nicht mehr den echten Menschen sehen, sondern das, was man uns als „echt“ verkaufen will? (Die BetterUp- Homepage gibt es auch auf Deutsch, weil man die Beratungsservices der Firma auch in Deutschland in Anspruch nehmen kann …)

Was ist von einer Firma zu halten, die derart ungehemmt die Bilder ihrer Mitarbeiter bearbeitet?
Es mag altbacken wirken, aber ich bin nicht gewillt, mir diese (optischen) Lügen auftischen zu lassen.

Ich feiere all diejenigen, die zu ihrem Aussehen stehen.
Wie Caroline von Hannover

Oder jetzt ganz frisch (anlässlich ihres 50. Geburtstages) Kronprinzessin Mette Marit

Oder die spanische Königin Letizia

Und natürlich muss ich auch noch ein Foto von Prince William einfügen …

All diese Royals stehen zu ihrem Aussehen. Sie zeigen sich, wie sie sind. Eitelkeit hin oder her.
Nur Harry – der Mann, der seit Jahren andere als Lügner und Vernebler diskreditiert, der lässt seine Fotos nach eigenem Gusto bearbeiten, bis er mit viel Fülle und wenig Rot glänzt.

Es liegt mir nun fern, Prince Harry durch den Dreck zu ziehen. Wie gesagt – jeder hat seine Eitelkeiten. Aber sieht er wirklich nicht, dass tausende von Fotos von ihm im Umlauf sind, auf denen man genau sieht, wie es um seine Haarpracht steht?

Es gehört einfach dazu, wenn man in der heutigen Zeit lebt und wieder und wieder die Medien (zu Recht) an ihre Pflicht zur Wahrheit und Authentizität erinnert, dass man selbst mit gutem Beispiel vorangeht.

A propos „vorangeht“ … Ich hätte da noch ein paar Bilder, die genau so veröffentlicht worden sind.
Falls sich jemand an ferngesteuerte Spielfilm- Aliens erinnert fühlt … Willkommen im Club!

Manchmal fehlen einem einfach die Worte.

Sophie Charlotte – ein bayerisches Frauenschicksal

Sophie Charlotte – ein bayerisches Frauenschicksal

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Am Ende wird alles gut.
Was Sisis Schwester Sophie Charlotte angeht, so kann man ohne Zweifel sagen, dass dieser Spruch nicht zutrifft.
Wenn es ein dramatisches Frauenschicksal im 19. Jahrhundert gibt, dann dieses.

Dem Autor Christian Sepp und einem für die Sophie Charlotte- Forschung wohl einzigartigen Fund ist es zu danken, dass endlich wesentliche, noch vorhandene Lücken in der Biografie von Sisis Schwester geschlossen werden konnten.
Von daher sei auch jedem die hier vorgestellte überarbeitete Neuauflage 2023 empfohlen.

Um eines gleich zu sagen: Sophie Charlotte war unwichtig. Sie hatte keinerlei politischen Einfluss. Ihre Ehe führte sie an die Seite eines exilierten Franzosen, dessen Familie insgesamt keinerlei Aussichten mehr auf den französischen Thron hatte.
Als Verlobte des bayerischen Königs Ludwig II betrat sie für ein paar Monate die Bühne der Geschichte und ging sogleich wieder ab, weil Ludwig sich nicht zu einer Eheschließung durchringen konnte.

Sophie stammte auch nicht aus einem „Broken Home“. Wenn der Vater auch durch Abenteuerlust und Abwesenheit glänzte, so erlebten die Kinder des Herzogs in Bayern und seiner Frau Ludovika doch eine idyllische, glückliche Kindheit.

Der Autor nimmt uns mit durch diese Kindheit und man kann sich bald bildhaft vorstellen, wie es in dieser großen Familie zugegangen ist.

„Du kannst Dir denken, lieber Papa, dass hie und da Unsinn getrieben wird. Gackel spielt, um die Gesellschaft zu unterhalten, endlose Scalen, worauf wir wie die Hühner schrien, Sophie eine Arie dazwischensang und der berühmte Pruß (= Hund der Familie) endlich anfing zu bellen – eine herrliche Katzenmusik.“ (Sophie Prinzessin von Sachsen, Ehefrau von Sophies Bruder Carl Theodor in einem Brief nach Hause)

Doch aus diesem Idyll wird Sophie bald vertrieben.
Sepp nimmt uns nun mit durch ihr wechselvolles Schicksal: von der gescheiterten Verlobung mit dem bayerischen König zu ihrer unglücklichen Liebesbeziehung zu Edgar Hanfstaengel, einem vermögenden Unternehmersohn.
Die Liebesgeschichte endet unglücklich, die beiden trennen sich.

Nun erleben wir, wie Sophie den gutaussehenden Herzog Ferdinand von Alençon kennen, -und lieben lernt. Die beiden heiraten, auch wenn er vielleicht nicht ganz erste Wahl sein dürfte, aber als abgelehnte Braut hat man nicht mehr so viel Auswahl.

Sophie bekommt zwei Kinder und die Familie, könnte – nicht zuletzt dank der finanziellen Unterstützung des Vaters von Ferdinand – ein gediegenes Leben führen.
Da aber tritt ein gewisser Dr. Glaser in Sophies Leben und jetzt wird es schwierig.

Bis zu den Nachforschungen Christian Sepps blieb Dr. Glaser eine sehr verschwommene Figur. Man wusste fast nichts über ihn. Inzwischen konnte Sepp aber wichtige Informationen zusammentragen.
Ich will hier nicht auf die Details eingehen, nur so viel: Glaser war zur Zeit der Affäre mit Sophie ein verheirateter Mann mit Kindern.

Im Gegensatz zum Autor ist nun mein Urteil der Affäre, die Sophie in eine Nervenheilanstalt brachte, nicht ganz so klar, wie Sepp es einschätzt.

Der Herzog von Alençon sorgt mit der Unterstützung von Sophies Familie für eine Einweisung in die Anstalt Maria Grün des Psychiaters von Krafft Ebing.

Was nun aber erscheint wie die brutale Disziplinierung einer aus Liebe aus dem Ruder laufenden Ehefrau, sehe ich doch etwas anders, denn bei den Quellen, die Sepp anführt, taucht immer wieder die tiefe Besorgnis des Ehemannes auf.
Die Briefe, die Sophie an Dr. Glaser schreibt und die abgefangen werden (jeweils 40 Seiten und mehr), scheinen von Fixierungen nur so zu strotzen. Dritte, die über Sophie schreiben, berichten von heftigsten Stimmungsschwankungen, unkontrollierbarer Aggression etc.
Mir will es so erscheinen, als habe sich mit Dr. Glaser (der Sophie in einem Brief als von Anfang an verrückt beschreibt) einfach ein Mensch gefunden, an den sich Sophie voll und ganz gehängt hat. Tatsächlich wird sich das Rätsel wohl nie lösen lassen, zumal ich keine Psychiaterin bin und die Quellen von daher nicht einschätzen kann.

Alençons Briefe und Handlungen werden von Sepp als die Aktionen eines Beinahe- Kontrollfreaks geschildert. So, wenn er kontrolliert wann die Kinder der Mutter schreiben dürfen und sie sehen.
Dies ist in meinen Augen allerdings in der damaligen Zeit gang und gäbe gewesen. Ich sehe ihn eher als einen Mann, der sich um seine Familie sorgt und mit jedem Punkt, den Sepp schildert, verfestigt sich eher mein Bild eines liebenden, hingebungsvollen Ehemannes, der von der Erkrankung der Frau überwältigt wird.

Nach all den psychischen Erkrankungen der Wittelsbacher, von denen wir wissen (oder doch zumindest der psychischen Auffälligkeiten) – kann es da nicht sein, dass das auch auf Sophie zutrifft?

Nachdem es ein nochmaliges Aufwallen ihrer Leidenschaft zu Dr. Glaser gegeben hatte, wobei dieser schon wieder neu vermählt war, beruhigte sich die Situation.
Die Ehe Sophies kehrte zurück in ruhige Fahrwasser und das Paar Alençon fand wieder zueinander.
Aber das Glück war von kurzer Dauer.
Am 4. Mai 1897 starb Sophie Charlotte beim Brand des Wohltätigkeitsbasars in Paris, wo sie am Stand der Dominikaner verkauft hatte.

Ein paar Gedanken zum Buch und zur Person Sophie Charlotte.
Zunächst: das Einzige, das ich zu bemängeln habe, ist, dass die englischen Zitate (im Gegensatz zu den französischen) nicht übersetzt werden. Auch nicht in einer Fußnote.
Das sollte man schon machen, denn nicht jeder Leser ist des Englischen so mächtig.
Seltsamerweise ist mir das aber schon bei mehreren Büchern begegnet und ich konnte noch keine Erklärung finden.

Was mir sehr gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass es einen Anhang mit den wichtigsten Stammbäumen gibt, denn da bestimmte Namen im 19. Jahrhundert en masse vorkommen, braucht man diesen Überblick unbedingt.
Wer nun Stammbäume nicht ausreichend findet, für den hat der Autor einen Anhang mit den wichtigsten Kurzbiografien dazugegeben. das finde ich ganz großartig und vorbildlich!
Im Übrigen gibt es auch noch eine Zeittafel, die eine Einordnung bestimmter Ereignisse erleichtert.

Was nun die Person Sophie Charlottes angeht, so kann ich nur sagen, dass sie einem im Laufe des Buches ans Herz wächst. Wie so viele Personen aus ihrem Umfeld. Sepp schafft es, mittels der zitierten Quellen ein authentisches Bild der Aristokratie des 19. Jahrhunderts zu schaffen.
So sieht man Kaiser Franz Josef förmlich mit seiner Zeitung in Händen über die Schwägerin sinnieren. (Sisi gibt übrigens kein gutes Bild in der Affäre ab. Zunächst äußert sie sich extrem bösartig über ihre Schwester und dann versucht sie auch noch, deren Tochter über intime Details der Affäre auszuhorchen …)

Wenn man auch den Hang hat, dem 19. Jahrhundert vorzuwerfen, Menschen, die sich nicht regelkonform verhalten, in Zellen zu stecken, so zeigt doch in meinen Augen gerade Sophies Fall, dass das oft ein Vorurteil ist.
Man hat sich bemüht, Sophie zu helfen – und das mit Mitteln, die damals absolut fortschrittlich waren. Und manchmal ist ein Mensch, dem man nachsagt, krank zu sein, einfach wirklich krank.
Dass Sophies Geschichte so übel endet, nimmt den Leser umso mehr mit, als man sie liebgewinnen hat und ihr einen ruhigen Lebensabend umgeben von Mann und Enkelkindern gewünscht hätte.

Und so etwas schafft nur ein wirklich guter Autor bei einem Sachbuch.

FAZIT
Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen. Es bringt einem die eher unbekannte Wittelsbacherin so nahe, dass man irgendwann denkt: „Die hätte ich gerne als Freundin.“

FAKTEN:
Christian Sepp: Sophie Charlotte – Sisis leidenschaftliche Schwester, Allitera Verlag 2023, 273 Seiten, 22 €


Eine Familie erfindet Bayern?

Eine Familie erfindet Bayern?

Eine Familie erfindet Bayern?
Spätestens wenn man meine Vorstellung der Memoiren des Herzogs Franz von Bayern gesehen oder gelesen hat, weiß man, dass dem vielleicht doch so sein könnte.
Wenn die Wittelsbacher Bayern vielleicht auch nicht „erfunden“ haben, so haben sie es doch ohne jeden Zweifel maßgeblich mitgeprägt und tun es noch heute mit ihrem Engagement und ihren Inspirationen.

In diesem hervorragend bebilderten Band aus dem Stiebner Verlag haben die Autoren eine Sammlung spannender und erhellender Wittelsbacher- Biografien vorgelegt.

Chronologisch, beginnend mit dem Mittelalter und der Gründung des Hauses, führt es einen bis in die Gegenwart zu den heute führenden Köpfen des Hauses.
Wobei die Geschichte des Hauses als „Königslieferanten“ tatsächlich mit dem Ersten Weltkrieg und Ludwig III endet.

Interessanterweise hat man nicht alle Wittelsbacher-Fürsten gelistet, sondern nur diejenigen, deren Geschichte die spannendste ist, beziehungsweise jene, die einen besonderen Einfluss auf die Geschicke Bayerns hatten.
Deswegen tauchen auch zum Beispiel Liselotte von der Pfalz auf und Kaiserin Elisabeth von Österreich, die ja eine gebürtige Prinzessin in Bayern war.

Jede Biografie ist mit einem kleinen „Überblickskästchen“ versehen, in dem sich die wichtigsten Lebensdaten, der Beisetzungsort, sowie „Erfolge“ und „Niederlagen“ finden.

Überraschenderweise sind die Biografien so klug gewählt, dass sich tatsächlich ein Bild der Geschichte Bayerns ergibt, das ich so nicht erwartet hätte. Zudem sind sie allesamt sehr interessant zu lesen (und kurzweilig sind sie außerdem).

Übrigens sind einseitige Jubelarien auf das Haus Bayern nicht die Sache der Autoren. Stattdessen finden wir die Lebensbilder von Menschen, die nicht immer die richtigen Entscheidungen getroffen haben und sehr oft hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben sind.
Dazu kommen noch regelrecht tragische Schicksale, wie das von König Ludwigs II Bruder Otto, der in geistiger Umnachtung dahinvegetierte.

Würde ich das Buch empfehlen? Auf jeden Fall. Nicht nur, dass man ein rundes Bild der bayerischen Geschichte erhält – man kann die einzelnen Biografien auch als hervorragenden Ausgangspunkt für eine weitergehende Beschäftigung mit der Person nehmen.
Dazu kommt, dass der Preis absolut moderat ist für das, was man geboten bekommt.
Von den wirklich gut gewählten Fotos mal ganz abgesehen, die einem absolut Lust machen, den Spuren dieser Wittelsbacher in deren Heimat (und anderswo) zu folgen.

FAKTEN:
Norbert Lewandowski, Gregor M. Schmid: Das Haus Wittelsbach – Die Familie, die Bayern erfand, Stiebner Verlag 2014, 224 Seiten, 19,90 €

Ein Mordopfer findet keine Ruhe …

Ein Mordopfer findet keine Ruhe …

Credit: Kral Verlag

Eigentlich gehört das vorliegende Buch in einem Atemzug mit „Cold Case Mayerling“ vom gleichen Autor genannt.
Wo sich „Cold Case Mayerling“ mit der eigentlichen Tat befasst (Mord an Mary Vetsera und nachfolgender Selbstmord des Thronfolgers Rudolf von Habsburg), beschäftigt sich Reinmüller im vorliegenden Band mit dem Grabraub von 1992.

Helmut Reinmüller ist nun nicht irgend ein Autor, der sich mit dem Kriminalfall befasst, sondern war als Polizist selbst Teil der damals aktiven Ermittlungsgruppe der Wiener Polizei.

Spannend wie ein Roman liest sich dieser Bericht der damaligen Ereignisse, wenn Reinmüller auch alle Informationen liefert, die man – zumal als deutscher – Leser so braucht. (Aufbau der Polizei, juristische Begriffsklärung etc)

Reich bebildert stellt uns das Buch die Bemühungen des Möbelhändlers Helmut Flatzelsteiner vor, der durch den Raub des Sarges mit den sterblichen Überresten Mary Vetseras, versuchte, deren Todesursache herauszufinden.

Helmut Reinmüller (linke), Helmut Flatzelsteiner (rechts)
Credit: Kral Verlag

Mittels eines von ihm geschriebenen Buches stellte er die Ergebnisse der Wissenschaftler vor, die in seinem Auftrag die Überreste untersucht hatten. (Diese wussten natürlich nicht, wen sie da vor sich hatten.)
Sie wussten am Ende aber eines sicher: die junge Frau war durch einen Kopfschuss gestorben.
Damit hatte der Möbelhändler durch einen Gesetzesbruch ein jahrzehntealtes Geheimnis gelüftet, nämlich die Frage, wie Mary Vetsera tatsächlich gestorben war.

Wie es dem geschichtsbesessenen Möbelhändler im Nachgang erging – darüber hat sich Reinmüller selbst ein Bild gemacht: er hat nämlich den Kontakt zum Täter von damals aufgenommen und mit ihm über die Tat gesprochen.
(Flatzelsteiners Versuch, mit den Medien in Kontakt zu treten und seine Geschichte an sie zu verkaufen, ist übrigens nochmals beinahe ein Krimi im Krimi …)

Helmut Flatzelsteiners Buch mit Autogramm für seinen damaligen „Jäger“
Credit: Kral Verlag


Aber ich will nicht zu viel verraten … Lest selbst, was sich alles zugetragen hat.

Nachdem die ermordete Mary Vetsera bereits zweimal in ihrer Totenruhe gestört wurde, (Sowjetische Soldaten drangen bereits 1945 in ihr Grab ein) kann man nur hoffen, dass die schwere Platte, die inzwischen den Sarg bedeckt, künftig dafür sorgen wird, dass das Mädchen in Ruhe gelassen wird.

Wenn ich auch „Cold Case Mayerling“ mit all seinen Quellen und Belegen persönlich für spannender halte (und für Hobby-Detektive wesentlich ergiebiger), empfehle ich doch, BEIDE Bücher zu lesen, denn zusammen geben sie ein komplettes Bild.
Tatsächlich würde ich mich SEHR freuen, wenn es irgendwo da draußen ein(e) Historiker(in) gäbe, die sich mit Marys Geschichte befassen würde und sie aufschreiben.
Mary hätte es verdient!

FAKTEN:
Helmut Reißmüller: Mary Vetsera – Der Grabraub 1992, Kral Verlag 2019, 158 Seiten, 24,90 €

Zwei Leichen – Ein Rätsel

Zwei Leichen – Ein Rätsel

Kaiserlicher True Crime in der österreichischen Provinz

Credit: Kral Verlag

Wir alle kennen die Geschichte vom todunglücklichen österreichischen Thronfolger Rudolf.
Als Kind von Erziehern drangsaliert und beinahe in den Untergang geschickt. In hündischer Liebe der immer fernen Mutter, Kaiserin Elisabeth („Sisi“) ergeben und verheiratet mit der belgischen Königstochter Stephanie.

Wir wissen auch wie die Geschichte endete: menschenfreundlich und liberal gesinnt (wieder nach dem Beispiel der Mutter), überwirft der Prinz sich mit dem übermächtigen Vater, Kaiser Franz Josef, und sucht schlussendlich sein Heil im Untergang. An seiner Seite: seine letzte große Liebe: Mary Vetsera.

So weit – so charmant – so unwahr.

„Cold Case Mayerling“ macht nun ein ganz anderes Szenario auf.
Der Autor Helmut Reinmüller ist Polizist im Ruhestand und hatte sich in seinen aktiven Zeiten in der Ermittlungsgruppe befunden, die den Grabraub Mary Vetseras aufzuklären hatte.

Dieses faktenorientierte Behandeln des Stoffes führt zu einem vollkommen neuen Bild, das sich einem auftut.

Reinmüller stellt zunächst alle Beteiligten vor, bis hin zum Kammerdiener. Er verfolgt die Abläufe kurz vor der Tat aus der Perspektive eines jeden Beteiligten, was einem auch die Widersprüche bzw. Lücken in den Aussagen sehr deutlich vor Augen führt.

Ich war von der ersten Seite an von der akribischen Recherche begeistert, die Reinmüller zu seinem Buch betrieben hat. Er tappt deswegen auch kein einziges Mal in die Falle, jenen Mythen auf den Leim zu gehen, die sich mit der Zeit rund um den Fall gegründet haben.

Am besten fand ich, dass Reinmüller einem sogar all jene Orte vorstellt, an der sich das Drama abgespielt hat. Vom damaligen Wohnort Mary Vetseras bis zu den Wegen, die sie gegangen ist, wenn sie den Thronfolger in der Hofburg besucht hat. Seien es die damaligen Adressen aller Beteiligten, oder die Ansichten von Schloss Mayerling mit zeitgenössischen Skizzen – es ist alles da, um sich selbst auf die Suche zu machen. Sogar die Galanteriewarenhandlung Rodeck, wo Mary Vetsera jenes goldene Zigarettenetui für Rudolf gekauft hat, dessen Gravur an ihre erste gemeinsame Nacht erinnern sollte.

Credit: Kral Verlag

Meines Wissens nach ist Reinmüller auch der erste, der die vor nicht allzu langer Zeit wiedergefundenen Abschiedsbriefe Mary Vetseras geschlossen vorstellt.

Unabdingbar für Hobbydetektive natürlich auch eine ausführliche Zeittafel der Geschehnisse.

Ein ganz wichtiges Kapitel widmet der Autor dem Tathergang. Mittels Holzfiguren stellt er nach, wie Rudolf zunächst Mary und dann sich selbst getötet hat.

Das Buch lebt von den Bildern. Das muss man ganz klar sagen. Ob Fotos oder Skizzen – es ist alles da und es ist hervorragend gemacht.

Was es mich zu einer erstklassigen Quelle macht, ist eindeutig das Fehlen jeder Romanhaftigkeit.
Reinmüller widerlegt all jene Verschwörungstheorien, die da besagen, Rudolf und Mary seien im Auftrag dunkler Mächte ermordet worden, da der Thronfolger ihnen mit seinen liberalen Ansichten in die Quere gekommen sei.

Was aber bleibt nach der Lektüre von jenem – in zahllosen Spielfilmen und Romanen kolportierten – Bild des Thronfolgers, das ich zu Beginn gezeichnet habe?
Nichts!
Wir sehen einen vollkommen ruchlosen Charakter, der ein junges Mädchen in den Selbstmord manipuliert, weil er wohl zu feige ist, alleine zu gehen. Wir sehen einen Mann, der sich bei Prostituierten mit Geschlechtskrankheiten infiziert, seine Ehefrau damit ansteckt und zur Unfruchtbarkeit verdammt. Einem Mann, der nicht davor zurückschreckt, beim Vatikan eine Auflösung dieser Ehe zu beantragen, und als Begründung eben jene Unfruchtbarkeit ins Feld zu führen. Einem Mann, der schlussendlich in einem Sumpf aus Alkohol und Drogen untergeht.

Alles in allem ist mein Fazit, dass Rudolf Selbstmord begangen hat (was auch nie bestritten wurde. Allerdings gab man an, es sei in geistiger Umnachtung geschehen).
Das sehr ernste Gespräch, das die ganze Nacht gedauert hat und von Rudolfs Leibdiener mit angehört wurde (er verstand allerdings nicht, was gesagt wurde), diente in meinen Augen einzig dazu, Mary vom gemeinsamen Tod zu überzeugen. Dass sie auf der Bettkante saß, als sie erschossen wurde, ist für mich ein eindeutiger Hinweis darauf, dass sie nicht mit dem Schuss gerechnet hat, denn dann hätte sie sich wohl eher hingelegt, Kleid und Haar glattgestrichen und sich bereit gemacht. Ebenso, dass sie mit sechs Koffern angereist ist …

Ihr seht – auch wenn das Buch eine hervorragende Sammlung von Fakten ist, kann man eben genau aufgrund derer in wunderbare Spekulationen eintreten zu jenem … Cold Case Mayerling.

FAKTEN:
Helmut Reinmüller, Cold Case Mayerling, Kral Verlag 2021, 200 Seiten, 24,90 €

Unterwegs mit der Kaiserin

Unterwegs mit der Kaiserin

Credit: Emons Verlag

Auf dieses Buch habe ich sooo lange gewartet und als ich es entdeckt hatte, war ich sehr glücklich!
111 Sisi-Orte – ein Reisehandbuch, das einen von Bayern über Österreich, Frankreich, Großbritannien bis nach Griechenland begleitet. Wunderbar.
Jedem der Orte ist eine Doppelseite gewidmet, wobei man auf der einen Seite ein ganzseitiges Foto des Ortes findet mit einem Kästchen für die wichtigsten praktischen Informationen und auf der anderen Seite einen Text, der erläutert, was der Ort mit der Kaiserin zu tun hat.
Die Fotos sind übrigens absolut hinreißend.

Das Ganze ist wirklich schön gemacht. Das Papier ist dick und kann so manche Blätterei ab.
Dass die Autorin mit Herzblut und Begeisterung fürs Thema schreibt, merkt man mit jeder Zeile.

Sabine Gruber lebt übrigens als Reiseschriftstellerin mit ihrer Familie in Klosterneuburg bei Wien und hat damit praktisch schon die Sisi-Expertise halb in der Tasche.

Tatsächlich könnte nun ein solches Buch leicht Gefahr laufen, auf jeder Seite den gleichen Sermon herunterzubeten: XXX erbaut von dem und dem, eingestürzt im Jahre XXX, wieder aufgebaut und so weiter.
Nichts dergleichen passiert im vorliegenden Band.
Jeder Ort wird interessant und abwechslungsreich geschildert. Man bekommt absolut Lust, sich sofort auf den Weg zu machen.

Eines fehlt mir allerdings und das muss ich anmerken:
Karten!
Eigentlich hätte ich erwartet, zu den Ländern, die im Buch vorkommen, jeweils eine Karte zu finden, in die die jeweiligen Sisi-Orte eingetragen sind. Nicht zuletzt um zu sehen, wo die Kaiserin überall unterwegs war.

Was ist positiv finde, ist die Tatsache, dass Sabine Gruber nicht nur jene Orte vorstellt, die so die „typischen Verdächtigen“ sind, wie Possenhofen oder die Hofburg, sondern auch unbekanntere wie zum Beispiel die Postalmhütte, die Sisi 1865 erklettert.
Und auch Überraschendes findet sich hier, denn wer wusste, dass Sisi bereits 1876 zur Jagd in Althorp House weilte, jenem Schloss, in dem knapp hundert Jahre später eine gewisse Lady Diana Frances Spencer aufwachsen sollte …

Also alles in allem finden wir mit den 111 Sisi-Orten nicht nur 111 SISI-Orte, sondern 111 Orte, die einfach eine Reise wert sind.
Und wenn dann in einer kommenden Auflage auch Karten dazukommen, bin ich gänzlich glücklich.

Übrigens: Wen es nach noch mehr 111 Orten gelüstet, dem sei die Reihe wärmstens empfohlen. Es gibt kaum einen Ort oder Land, das hier nicht abgedeckt würde. Schaut also gerne mal rein!

FAKTEN:
Sabine Gruber: 111 Sisi- Orte, Emons Verlag 2023, 231 Seiten, 18,00 €

Kochen mit der Kaiserin

Kochen mit der Kaiserin

Sissi – Das Kochbuch
Credits: Klartext Verlag

Ich beginne mit einem Geständnis: ich bin kein Fan des Kochens und ich sammle keine Kochbücher.
Dass „Sissi – Köstlichkeiten aus der kaiserlichen Küche“ dennoch auf meiner Wunschliste landete, hat zunächst mit dem Thema an sich zu tun: SISSI!

Wer kommt denn um die Film-Trilogie von Ernst Marischka herum, wenn er sich für Romy Schneider oder die österreichische Kaiserin interessiert?
Und so stolperte ich auf meiner Suche nach neuen Titeln zu Elisabeth von Österreich auch über das vorliegende Kochbuch.

Aber was sage – Kochbuch … Das trifft es nicht mal annähernd. Von „A“ wie „Anrichten“ bis „Z“ wie „Zitronen“ findet man alles in diesem wundervoll gemachten Band.

Zunächst zum Aufbau: Das Buch orientiert sich an den Orten der Filmtrilogie, angefangen mit Sissis Heimatschloss Possenhofen, über Wien mit der Hofburg, Gödöllö in Ungarn, Madeira, Griechenland und Italien.

Anhand der Fotos aus der wunderbaren restaurierten Fassung der Filme mit Romy Schneider, können wir uns nicht nur in die Filme, sondern in die Vergangenheit der echten Kaiserin begeben. Wir erleben mit, wie Galadiners in der Hofburg organisiert wurden, auf was für Porzellan man gespeist hat und in welchen (heute noch existierenden) Cafés/ Restaurants Sisi am liebsten eingekehrt ist.

Die präsentierten Rezepte sind teilweise Originalrezepte und teilweise Rezepte jener Speisen, die man in Elisabeths Umfeld gegessen hat.
HALT!, wird jetzt so manche rufen. Sisi war doch immer auf Diät und hat der Kaiser wirklich Kaiserschmarren gegessen? Bei dem gab es doch sicherlich sehr viel Raffinierteres …

Ja und nein. Das Kaiserpaar hat zwar auf die Linie geachtet, dennoch hatten beide am liebsten die bodenständige, deftige Küche ihrer Heimat. Wenn die Kaiserin in München war, besuchte sie jedesmal das Hofbräuhaus und hat sich dort mit Haxn und Bier verwöhnen lassen.
Insofern sind auch die im Buch präsentierten Gerichte (übrigens herrlich stimmungsvoll bebildert) bodenständig und mit den Zutaten nachkochbar, die wir im Normalfall zu Hause haben dürften.

Nur ein Beispiel der wunderbaren Bebilderung

Da ich wissen wollte, ob die Rezepte so geschildert sind, dass auch Amateure sie gut nachmachen können, habe ich mich übrigens am Kaiserschmarren versucht. Und – was soll ich sagen: es hat super geklappt. (Das könnt ihr auch in meinem zugehörigen YouTube-Video sehen …)

Es hat super geschmeckt und war echt einfach zuzubereiten
Und – ja, ich weiß: den Puderzucker muss man sieben … LOL

Man kann das Buch übrigens nicht nur als Kochbuch ansehen, sondern auch als Geschichtsbuch, das sich mit der Kulinarik des Kaiserhauses befasst, ebenso wie als Reisebegleiter in die von Sis(s)i so geliebten Gegenden.

FAZIT:
Ich kann dieses großartige Buch all jenen empfehlen, die sich für alles Kulinarische rund um Sisi und den kaiserlichen Hof interessieren. Genausogut passt es aber auch für alle, die Rezepte zur bodenständigen europäischen Küche suchen.
Und für Sissi-Fans ist es sowieso ein Muss!

Und wer nicht genug bekommt, kann demnächst noch in der süßen Küche der Kaiserin schwelgen. Es kommt nämlich ein Buch über die kaiserliche Zuckerbäckerei. Ich bin schon SEHR aufgeregt, denn ich darf diesen Band als eine der ersten Rezensentinnen vorstellen …

Das Süße den Süßen
Credits: Klartext Verlag

FAKTEN:
Nicole Kleinhammer, Sebastian Kadas: Sissi – Köstlichkeiten aus der kaiserlichen Küche, Klartext Verlag, 2022, 288 Seiten, 35 €