Bückeburg – Mehr als nur die Landpartie

Es gibt wohl kaum einen Leser (oder Leserin) des Boulevard, der Alexander zu Schaumburg-Lippe  nicht kennt. Sein Schloss und er sind – ähnlich wie eine Gloria von Thurn und Taxis – nimmer versiegende Quellen für neue Artikel.
Tatsächlich denke ich aber, dass beide Fürsten nicht ohne ihre Schlösser zu denken wären. Gloria von Thurn und Taxis mit schloss Emmeram und Alexander zu Schaumburg-Lippe mit Schloss Bückeburg. Grund genug, sich Letzteres mal etwas genauer anzusehen …

Schloss Bückeburg von der Parkseite
Credit: Petra von Straks, März 2024

Da wir anlässlich eines Familientreffens in Minden waren, wollte ich unbedingt die Gelegenheit nutzen und mir Schloss Bückeburg (nochmals) anschauen.
Auf der Homepage entdeckte ich eine neue Sonderführung, bei der man einige der privaten Zimmer des Schlosses besichtigen kann.

Unser Gastgeber bei der Zeitreise war Herr Stephan Guddat, der nicht nur kenntnisreich, sondern auch wirklich unterhaltsam durch die Räumlichkeiten führte.

Herr Guddat bei der Präsentation der Familie Schaumburg- Lippe

Was macht nun diese Führung zu so etwas ganz Besonderem?
Sicherlich zunächst einmal, dass man Privaträume zu sehen bekommt, die sonst nur der Familie und den Hausgästen offen stehen. Was aber sozusagen die Kirsche auf dem Sahnehäubchen ist: die einzelnen Räume werden mit Gerüchen und Geräuschen versehen präsentiert.

So erleben wir das Badezimmer, das bevorzugt von Curd Jürgens genutzt wurde, mit Wassergeplätscher und dem Künstler selbst, der seinen Hit „60 Jahre und kein bisschen weise“ trällert.

Ein Teil des Curd Jürgens-Bades

Das Schlafzimmer mit dem die Zeitreise allerdings beginnt, ist das so genannte „Fürstin-Mutter Zimmer“, das vor nicht allzu langer Zeit in „Prinz Henrik- Zimmer“ umbenannt wurde.

Das Fürstin-Mutter- Zimmer

In diesem liebevoll eingerichteten und dekorierten Raum finden sich nicht nur die Original-Wäschestücke der Großmutter des heutigen Fürsten, sondern auch ihr Frühstückstisch am Fenster mit einer fabelhaften Erfindung: nämlich einem kleinen Toast-Warmhalter …

Auf dem Tisch sehen wir das Fotoalbum jener Ägypten-Reise, mit der unsere Besichtigung begonnen hatte.
Fürst Alexander hat das Zimmer in „Prinz Henrik Zimmer“ umbenannt, da der verstorbene Ehemann von Königin Margrethe des öfteren zu Gast im Schloss war, um an den dortigen Jagden teilzunehmen.

Nachdem wir nicht nur die Schlafzimmer des ehemaligen Fürstenpaares gesehen haben (plus die zugehörigen Bäder, die noch heute genutzt werden), begeben wir uns näher an die Gegenwart …

Uniform von Donatus zu Schaumburg-Lippe

Im Flur sehen wir zwei Uniformen von Donatus zu Schaumburg-Lippe, der als erster Deutscher in der Militärakademie Sandhurst aufgenommen worden war und danach noch 8 Monate in der Leibgarde der Queen diente.

Wir lernen natürlich auch eher exzentrische Schaumburg-Lipper kennen, wie den Fürsten Herrmann, der nur „Hühner- Herrmann“ genannt wird, da er versuchte, Hühner in den Farben des Hauses (Weiß – Rot – Blau) zu züchten. Unnötig zu erwähnen, dass es nicht klappte.

Wie unser charmanter Gastgeber sowieso die unglaublichsten Anekdoten zum Fürstenhaus kannte und damit die Führung noch kurzweiliger gestaltete.

Eine davon erzählt er im Zimmer der Fürstin Eva-Benita, der Mutter des heutigen Fürsten …

Ein Teil der Designer-Roben der verstorbenen Fürstin; rechts ihr Brautkleid von 1955

Für mich eines der spannendsten Zimmer, denn hier finden wir einen wunderbaren Ausschnitt aus der Sammlung von Designer-Roben der Fürstin.
Direkt dezent wirkt daneben das sehr schlichte und doch elegante Brautkleid der Fürstin aus dem Jahre 1955.
Wie Herr Guddat zu berichten wusste, hatten sie für dessen Präsentation die kleinste Schneiderpuppe geordert, die man bekommen konnte, und selbst die war noch nicht zierlich genug für das Kleid.

Rund um die Hochzeit des Fürstenpaares rankte sich auch folgende Anekdote:
Betrachtet man den Film zur Fürstenhochzeit, der auf einem Display gezeigt wird, stellt man fest, dass die Braut alles andere als glücklich wirkt.
Was war der Grund?
Man hatte vergessen, das so genannte Cunningham- Diadem abzupolstern und befestigte es direkt auf der Kopfhaut, was der Braut heftigste Schmerzen eintrug.

Offensichtlich hat man im Fürstenhaus das Interesse der Besucher an der fürstlichen Mode (und hierbei besonders an den Brautkleidern) erkannt, denn der Höhepunkt befasste sich genau damit.

Aber … Geduld!

Ich gestehe: unser heimisches Wohnzimmer ist nicht ganz so interessant wie das von Fürst Alexander, aber dennoch gemütlich. Dass das Fürstenpaar enorm musikalisch ist, haben wir nicht nur um Musikzimmer gesehen, wo es eine geschenkte Gitarre von den Scorpions zu sehen gab, sondern auch hier im Wohnzimmer, wo sich hunderte CDs finden.
Fürst Alexander ist nämlich ein begeisterter Jazzer und seine Frau Mahkameh Konzertpianistin.

Es ging bei der Führung nicht nur durch Kinderzimmer, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bäder – wir sahen auch die Küche und den wundervollen Speisesaal:

Hier lernt man, dass es im Hause Schaumburg-Lippe keine Tellergerichte gibt, sondern vom Personal die Speisen auf Platten und in Schüsseln präsentiert werden und der Gast direkt wählt, was er essen möchte und dies dann vorgelegt bekommt.

Die Gläser, die man hier sieht, sind teilweise über 200 Jahre alt. Wobei der Fürst ein besonderes, das „Fürstenglas“ bekommt. Entsprechend der üblichen Sitzordnung findet man das Fürstenpaar in der Mitte der Tafel, einander gegenübersitzend, und zur Rechten jeweils den wichtigsten männlichen, bzw weiblichen Gast.
Dies, um die Gespräche bei Tisch anzukurbeln.

Absoluter Höhepunkt war für mich jedoch jener Saal, der der Hochzeit des Fürstenpaares gewidmet ist:

Das Brautkleid der Fürstin

Das Kleid war ein Geschenk des libanesischen Designer-Duos George Azzi und Assaad Osta. Wie Herr Guddat zu berichten wusste, hatte ihm die Fürstin anvertraut, dass ein solches Kleid normalerweise 30.000 bis 35.000€ kosten würde.
Allerdings hatte es außer einer meterlangen Schleppe auch einen echten „Konstruktionsfehler“ – die Braut konnte die Arme nicht heben. Daher gab es nur volle Gläser für die Braut, da diese nur nippen konnte und kein Glas hoch genug zu heben vermochte, um es auszutrinken.
Als die Blumenkinder nach der Trauung mit Konfetti warfen, entstanden lustige Bilder vom Bräutigam, der versuchte, seiner Frau Konfetti aus dem Ausschnitt zu fischen, da diese das nicht selbst konnte.

Dass über solch eine Traumhochzeit bundesweit berichtet wird, ist klar
Ein letzter Blick auf die wunderbare Robe, die wirklich das Highlight der Führung war …

Wer nun nach so viel Augenschmaus Appetit auf einen „richtigen“ Schmaus hat, der ist in der „Alten Schlossküche“ bestens aufgehoben.

Das kleine Restaurant ist unglaublich liebevoll eingerichtet und die Speisen sind empfehlenswert. Der richtige Zwischenstopp, bevor man sich auf den Weg in den Schlosspark oder in die Stadt macht.

Jetzt höre ich euch schon fragen: „Petra! Wo kriege ich denn jetzt meine Postkarten?“

Na – im Schlossladen!

Da gibt es auch noch viel mehr als nur Postkarten! Man findet neben Büchern auch noch jede Menge stilvoller Geschenk,- und Pflegeartikel. Offensichtlich hat der Fürst von seinen englischen Kollegen gelernt. Dort weiß man nämlich seit Jahrzehnten, dass Besucher ihr Geld nicht nur für die Tickets lassen, sondern auch gerne noch Souvenirs mitnehmen.

À propos „mitnehmen“ – wenn nichts dazwischenkommt, werden wir im Mai/Juni zur Bückeburger Landpartie aufbrechen. Und da nehme ich euch natürlich auch wieder mit!

Bis dahin bedanke ich mich aber von ganzem Herzen nicht nur bei unserem hervorragend informierten Herrn Guddat, sondern auch beim Fürsten, der mir das Fotografieren in seiner Guten Stube gestattet hat.

Wer sich über die diversen Veranstaltungen rund um Schloss Bückeburg informieren will, dem sei deren Homepage empfohlen:

www.schloss-bueckeburg.de

Für Sonderführungen ist ebenfalls die Homepage erste Anlaufstelle! Es empfiehlt sich, die Tickets online zu kaufen, damit man nicht das Nachsehen bei den Führungen hat.

ÜBRIGENS: Ich habe hier natürlich nicht alles gezeigt, was ihr bei der Führung zu sehen bekommt. (Das wäre ja unfair). Zudem können selbst die tollsten Fotos die Atmosphäre in den gezeigten Räumen nicht abbilden. Das müsst ihr einfach selbst erleben.
Außerdem sei empfohlen, nicht nur die Sonderführung zu machen, sondern auch eine der regulären Führungen. Die dort gezeigten Säle sind nämlich bei den Sonderführungen ausgeklammert.

4 Gedanken zu „Bückeburg – Mehr als nur die Landpartie

  • März 7, 2024 um 3:58 am Uhr
    Permalink

    Danke für diesen schönen Bericht.

    Antwort
    • März 7, 2024 um 6:48 am Uhr
      Permalink

      Immer gerne! Es ist so ein wunderbare Gegend. Irgendwann muss ich mich auch mal auf die Spuren von Claus von Amsberg machen. Wobei ich fürchte, dass es da außer dem Gedenkstein nicht viel zu sehen gibt, oder?

      Antwort
      • März 7, 2024 um 8:28 pm Uhr
        Permalink

        Tatsächlich sind es zwei: Einmal als sie sehr gerührt war, dass die Blumen, die ihr ein junges Mädchen überreicht hat, bei der Rückkehr nach London, nach Dianas Tod, die Queen sie zu den anderen Blumen legen wollte und das Mädchen meinte, dass die Blumen für sie selbst sind und sie sich gewünscht hätte, dass ihre Großmutter im Todesfall der eigenen Mutter, sich auch um sie gekümmert.

        Und als sie mit Paddington zusammen sitzt und ihr Sandwich auspackt!

        Antwort
  • März 8, 2024 um 6:40 am Uhr
    Permalink

    Ich liebte die Queen für ihre Vielfältigkeit… die Kleidung bei öffentlichen Auftritten immer perfekt und dem Anlass entsprechend, oft mit kleinen Signalen der Wertschätzung bei Wahl der Farben oder des Schmucks – immer auf eine feinsinnige Art! Aber auch: die Queen mit ihren geliebten Pferden, mit Kopftuch … oder eben auch mit Paddington und Bond! Großartig!

    Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert