Die dunkle Seite der Kaiserin – Sisi als Fin de Siècle- Phänomen

Die dunkle Seite der Kaiserin – Sisi als Fin de Siècle- Phänomen

Als ich kürzlich in Ungarn war, ist mir einmal mehr aufgefallen, wie sehr Sisi die Menschen noch immer beschäftigt. Aber auch, wie sehr sie an ihrem eigenen Mythos gebastelt hat. In der Öffentlichkeit nicht wahrnehmbar, begann sie – einer Fantasiegestalt gleich – in den Köpfen der Menschen ihre Existenz.
Mich selbst hat immer besonders die ältere Sisi interessiert, denn ich hatte den Eindruck, dass sich alle Fäden ihres Lebens kurz vor ihrem Tod zusammenfinden und überhöhen.
Umso willkommener war mir das Buch, das ich heute vorstellen möchte und das sich mit Elisabeths letzten Jahren befasst.

Credit:Amalthea Verlag

Eines muss in diesem speziellen Fall vorangestellt werden: beim hier vorgestellten Titel handelt es sich um eine Neuauflage. Es hieß im Original „Mein Herz ist aus Stein“ und erschien bereits 2013.
Bei der Neuauflage kam ein Vorwort hinzu, das Cover wurde geändert und auf den Film „Corsage“ hingewiesen.
Dies hat sichtlich zu Irritationen bei Leserinnen geführt und sich in teilweise negativen Wertungen niedergeschlagen.
Ich persönlich finde, dass man sich verlagsseits diese Probleme hätte sparen können, wenn man Cover und Titel beibehalten hätte. (Allerdings finde ich das aktuelle Cover wesentlich ansprechender).

Was mich persönlich für das Buch eingenommen hat, war die Tatsache, dass es sich nicht um die 101. reine Biografie der Kaiserin/ Königin handelt, sondern ihr Leben unter einem bestimmten Aspekt betrachtet wird, nämlich als Fin de Siècle- Phänomen.

Beginnend mit der Hermes-Villa untersucht Lindinger nicht nur Elisabeths künstlerischen Geschmack, sondern inwieweit sie Modetrends ihrer Zeit aufgegriffen hat.

Mit ihrem Aussehen (groß und schlank) stand sie im krassen Gegensatz zum gängigen Zeitgeschmack, der füllige Frauen bevorzugte. Speziell auch in den Kreisen des (Hoch)Adels. Sie suchte und fand ihr persönliches Schönheitsideal dann bei den Malern der Zeit, die ihrerseits die mageren, dahinschwindenden Frauengestalten in das Zentrum ihrer Arbeiten stellten.

Es hat mich durch das ganze Buch hinweg immer wieder verblüfft, wie intensiv Elisabeth den herrschenden Zeitgeist aufgegriffen und sich an ihm orientiert hat.

Ich nehme nur ihre Art zu schlafen: nackt, bei offenem Fenster, eingewickelt in nasse Tücher. Natürlich ohne Kissen, denn Kissen versprachen Falten. Das Ganze orientiert sich an der Lebensreformbewegung, die in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen ein „Zurück zur Natur“ propagierte.

Ist ja irre – Eine Kaiserin unter Verrückten

Dass Sisi sich intensiv mit dem Thema Geisteskrankheiten auseinandersetzte, ist bekannt. Wenn sie irgend konnte, drückte sie sich vor offiziellen Terminen, doch bei „Irrenhäusern“ machte sie eine Ausnahme. Im Gegenteil – dort verlangte sie, mit den Patienten sprechen zu dürfen und erkundigte sich eingehend über deren Symptome und Krankheitsverläufe.

Lindinger führt aus, dass es sich hierbei um ein nicht nur dem Zeitgeist geschuldetes Interesse handelte. Vielmehr häuften sich in Elisabeths Familie die Fälle von Geisteskrankheit, aber auch von Depressionen. Wo ihr Vater noch als „sonderbar“ und „exzentrisch“ galt, wurden sowohl ihre Schwester, als auch Ludwig II und sein Bruder Otto unter Vormundschaft gestellt. (Otto starb sogar in einer Nervenheilanstalt, die nur ihn beherbergte.)

Offensichtlich hatte Elisabeths Interesse damit zu tun, dass sie mehr über Geisteskrankheiten herausfinden wollte um ihre persönliche Disposition besser einschätzen zu können.

Kunst und Kaiserin

Besonders ansprechend finde ich in dem Buch den Zusammenhang zwischen Elisabeth Vorlieben in der Kunst und Literatur und ihrem eigenen Leben dargestellt. Lindinger schaffte es nicht nur, uns die biografischen Details vorzustellen, sondern auch einen Überblick über die (Avantgarde- Kunst) ihrer Zeit zu geben.

So regte mich die Lektüre dazu an, über Elisabeths Todessehnsucht und dem Werk von Künstlern wie Füssli oder Hirschl-Hilémy intensiver nachzudenken. Kann es sein, dass sie einfach Gleichgesinnte suchte und sie in diesen Kunstformen und Künstlern fand? Nach dem Motto: schaut – ich bin nicht die Einzige!
Was Elisabeth an Kunstwerken kaufte, hatte übrigens immer mit ihrer persönlichen Befindlichkeit, ihren persönlichen Vorlieben zu tun und weniger mit einem besonderen Gespür für sammelnswerte Objekte.

Spannend für mich war auch, wie nah Elisabeth und Ludwig bei der theatralischen Präsentation von Kunstwerken in ihrem Umfeld waren. Beide interessierten sich für moderne Technik und ließen die wo irgend möglich einbauen. Farbiges elektrisches Licht diente unter anderem dazu, Gemälde besonders hervorzuheben.

Die Kaiserin und die Toten

Der Tod ließ Elisabeth nicht los. Seit Ludwig II ums Leben gekommen war, befasste sie sich permanent mit dem Tod und dem Sterben. Schwarz wurde ihre bevorzugte Farbe (nicht erst seit dem Tod ihres Sohnes).
Sie besuchte in Palermo die Katakomben mit den zahllosen Mumien und widmete sich dem Okkultismus.
So sprach sie zum Beispiel mit ihrem Lieblingsdichter Heinrich Heine. (Warum nicht mit dem von ihr so verehrten Shakespeare, fragt man sich. Bekommt aber keine Antwort …)
Auch diesen Bereich zeichnet Lindinger sehr schön nach und gibt einem damit zahlreiche Anhaltspunkte, die zu einer tiefergehenden Beschäftigung mit dem Thema führen können, wurde im 19. Jahrhundert doch europaweit ein Totenkult in kaum je zuvor gekanntem Ausmaß gepflegt.

Der Kaiser, die Kaiserin und Frau Schratt

Für uns heute kaum vorstellbar und sicherlich nicht mit dem Romy Schneiderschen Sisi-Bild in Einklang zu bringen, ist die Tatsache, dass das kaiserliche Ehepaar förmlich in einer Ménage à Trois lebte.

Nicht nur, dass der Kaiser mit der Schauspielerin Katharina Schratt in einer der Öffentlichkeit bekannten Beziehung lebte – er hatte schon zuvor fast 14 Jahre mit Anna Nahowski eine Beziehung gehabt, aus der auch Kinder hervorgegangen sein sollen. So war angeblich die spätere Ehefrau des Komponisten Alban Berg eine Tochter des Kaisers.

Elisabeth wusste nicht nur um die Liebe des Kaisers zu Frau Schratt – sie förderte sie sogar noch und nannte die Schauspielerin ihre „Freundin“. Kein Wunder, denn so lange der Kaiser mit Katharina Schratt beschäftigt war, brauchte er Elisabeth nicht um sich.

Doch Lindinger betrachtet nicht nur eine Katharina Schratt als Person, sondern als Beispiel für all die Schauspielerinnen und Sängerinnen, die die Gesellschaft eroberten.
Bühnenstars begannen damals, den Adel als modisches Vorbild abzulösen. Auch Elisabeth bildete da keine Ausnahme. Bekanntlich engagierte sie ihre Leibfriseurin vom Burgtheater weg, wo sie für die Frisuren der Schauspielerin verantwortlich gewesen war.

Was nun die oft geflüsterte Eheschließung zwischen dem Kaiser und der Schauspielerin angeht, so gibt es zwei Hinweise auf eine solche: Zum einen will ein Brautpaar 1934 eine entsprechende Eintragung in einem Traubuch gesehen habe. Das Buch existiert allerdings nicht mehr. Zum anderen stellte nach dem Tod des Kaisers sein Nachfolger Karl Katharina Schratt seiner Ehefrau Zita vor.
Wäre Schratt nicht Ehefrau des Kaisers gewesen – so Lindinger – wäre dieser Vorgang unvorstellbar.

FAZIT:

Wenn man von dem irreführenden Cover absieht, handelt es sich um ein empfehlenswertes Buch über die Kaiserin. Vielleicht nicht zwingend für die erste Beschäftigung mit ihr, sondern, wenn man sie in dieser speziellen Facette als Repräsentantin des Zeitgeistes kennenlernen möchte.
Lindinger schafft es, die Kaiserin als das vorzustellen, was sie war: Ein Kind ihrer Zeit, wenn auch in einer sehr eigenen Art und Weise, denn es dürfte kaum jemanden gegeben haben, der ein derart selbstbestimmtes, ja egomanisches Leben hat führen können wie Elisabeth.

Es ist Lindinger anzurechnen, dass sie nicht in blinde Ehrerbietung verfallen ist, sondern auch die Schattenseiten der Kaiserin behandelt. (So wenn Elisabeth ihre eigene Tochter in einem Gedicht als „rackerdürre Sau mit ihren Ferkeln“ bezeichnet.)
Dazu kommt, dass Elisabeth im Normalfall sämtliche Bitten des Kaisers, sich ein wenig mehr zu zeigen, Termine in der Öffentlichkeit wahrzunehmen oder bei Staatsbesuchen dabei zu sein, ignorierte.
Elisabeth nutzte die Privilegien ihrer Position voll und ganz aus, verweigerte aber die daraus erwachsenden Pflicht ebenso entschieden.

Ich muss gestehen, dass Elisabeth für mich jahrzehntelang eine einzigartiges Phänomen von einer Frau war. Ich bin irgendwie immer davon ausgegangen, dass all ihrer Spleens und Eigenarten aus ihr selbst entstanden seien. Mithin auf ihrem eigenen Mist gewachsen. Das große Verdienst von Lindingers Buch besteht für mich persönlich darin, dass ich nun verstanden habe, in wie vielen Fällen die Kaiserin sich einfach an der künstlerischen Avantgarde ihrer Zeit orientiert hat. Inwiefern sie sich in der Kunst wiedergefunden hat und Gleichgesinnte entdeckt. Sie war endlich in ihrer ganz persönlichen Welt nicht mehr alleine.

FAKTEN:

Michaela Lindinger: Die dunkle Kaiserin: Elisabeths späte Jahre. Amalthea Verlag, 2024. 264 Seiten, 25€
zuvor erschienen als: „Mein Herz ist aus Stein – Die dunkle Seite der Kaiserin Elisabeth“. Amalthea Signum Verlag, 2013, 256 Seiten, antiquarisch

Mehr aus dem Verlag:

www.amalthea.at


Dunkle Wolken über Windsor Castle

Hochkarätige Royals aus ganz Europa trafen sich gestern auf Windsor Castle, um des verstorbenen ehemaligen Königs Constantin von Griechenland zu gedenken.
Bei diesem Großereignis fehlten allerdings die wichtigsten Royals derzeit …

Wer in den europäischen Königshäusern einen Namen hat, versammelte sich gestern in Windsor Castle, um des vor einem Jahr verstorbenen Ex-Königs Konstantin von Griechenland zu gedenken.

Die englische und die griechische Königsfamilie war praktisch geschlossen vor Ort, ebenso sah man das spanische Königspaar und Königin Noor von Jordanien, die in Begleitung von Kyril von Bulgarien erschien.

Sie war nicht die einzige Verfemte, die sich gestern nahe London eingefunden hatte. Auch Ex-König Juan Carlos von Spanien zeigte sich an der Seite von Sohn und Schwiegertochter. Wenn auch sichtlich gealtert, stützte er sich doch bei seinem Sohn ab, war er doch offenbar bester Laune.

Zur großen Überraschung wohl der meisten Beobachter, zeigte sich Sarah Ferguson, die Herzogin von York, gut gelaunt an der Seite ihres Ex-Mannes Andrew. Wie das Ereignis an jenem Frühlingstag nicht von Trauer, sondern Heiterkeit geprägt war.

Es schien nur vier Personen zu geben, denen es an diesem Tag wirklich nicht gut ging:

Queen Camilla weinte während des Gottesdienstes. Offensichtlich verlangten die zurückliegenden Wochen voller Sorgen und Krankheit ihren Tribut.

Man beachte übrigens die Brosche der Königin: Ein Efeublatt. Es steht für ewige Treue. Ein schöner Ansatz an solch einem Tag.

Die frühere Königin scheint nur noch ein Schatten ihrer selbst zu sein, seit sie ihren Mann verloren hat. In meinen Augen hatten die beiden eine der ganz wenigen glücklichen im europäischen Hochadel.

Ihr Sohn hat inzwischen auch seine Augenklappe abgelegt, die er aufgrund einer Retina-Operation tragen musste, und die ihm etwas ungemein Romantisch-Verwegenes gegeben hatte.

Dass König Charles aufgrund seiner Krebs-Behandlung derzeit keine Termine wahrnimmt, ist bekannt. Aber am gestrigen Tag fehlte der zweitwichtigste Mann des Königshauses ebenfalls: Prince William!

Eigentlich hätte er als Patensohn des verstorbenen Griechen-Königs eine wichtige Position bei der Gedenkfeier einnehmen sollen: er sollte die Lesung halten.

Tatsächlich entschuldigte William kurz vor Beginn der Gedenkfeier. Er könne aus persönlichen Gründen nicht kommen, ließ der Palast verlautbaren.

Sofort waren natürlich alle alarmiert. Hatte seine Absage etwas mit dem Gesundheitszustand seiner Frau Catherine oder dem seines Vaters zu tun? Hatte die Queen deswegen geweint?
Der Palast bemühte sich zwar um Schadensbegrenzung und teilte mit, die Prinzessin befinde sich weiter auf dem Weg der Besserung, aber wirklich beruhigt dürfte dieses Statement der seit Wochen komplett aus den Augen der Öffentlichkeit Verschwundenen keinen haben.

Eine weitere wichtige Person fehlte ebenfalls: Königin Margrethe von Dänemark!

Warum Königin Margrethe fehlte, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, ist sie doch die Schwester der Witwe. Die Dritte im Bunde, Prinzessin Benedikte von Dänemark, war allerdings erschienen. Auch hier könnte man mutmaßen, dass Königin Margrethe aus gesundheitlichen Gründen die Reise nicht antreten konnte.

Wer aber sicherlich mit wirklich schwerem Herzen in der St. George’s Chapel gesessen hat, waren Prince Michael of Kent und seine Frau Christine von Reibnitz. Es war nämlich am gleichen Tag vom Palast bekanntgegeben geworden, dass ihr Schwiegersohn Thomas Kingston im Alter von nur 45 Jahren am Sonntag überraschend verstorben war.

Die Skandale der letzten Jahre haben vor allem Christine von Reibnitz sichtlich gezeichnet. Sie hatte Schlagzeilen gemacht, da sie zeitweise mehr oder minder offen mit einem anderen Mann zusammengelebt hatte und durch ihre nicht unbedingt gelungenen Schönheitseingriffe.
Das letzte Mal stand sie inmitten einer heftigen Kontroverse als sie zu einer Einladung, bei der auch Meghan Markle anwesend war, eine so genannte „Blackamoor“- Brosche trug.

Sie entschuldigte sich zwar anschließend, doch trug der Vorfall nicht zu ihrer Beliebtheit bei. Zumal sie seit vielen Jahren als arrogant und unfreundlich in der britischen Öffentlichkeit verschrien ist.

Dies alles dürfte jetzt allerdings in den Hintergrund treten, wenn man bedenkt, dass ihre Tochter nunmehr mit gerade mal 42 Jahren Witwe wurde.

FAZIT:

Die gestrige Gedenkfeier war praktisch eine Zusammenfassung des derzeitigen Zustandes der europäischen Monarchien.
Die Working Royals kann man an zwei Händen abzählen und wenn man die jüngere Generation betrachtet, muss man feststellen, dass noch Jahre vergehen werden, bis z.B. die Kinder von William und Catherine diese Aufgaben übernehmen können.
Wir sehen aber auch zwei Ausnahmen: das spanische Königshaus und (in Abwesenheit) das niederländische. Deren Töchter übernehmen bereits jetzt den einen oder anderen Termin und entlasten damit nicht nur die Eltern, sondern weisen auch in die Zukunft.

Was England betrifft, so sind gestern zwar sehr viele jüngere Mitglieder des Hauses aufgetaucht, wie die Prinzessinnen Beatrice und Eugenie, aber sie übernehmen ja bekanntlich keine offiziellen Aufgaben für die Krone, sondern haben nur Termine bei ihren persönlichen Charities.

Es gilt also, sich Gedanken zu machen, wie man die Lücken zwischen der Senior- Generation und jener von George, Charlotte und Louis überbrücken kann.

Paris – Eine Augenreise

Paris – Eine Augenreise

Wenn für irgendeinen Bildband ein passender Titel gefunden wurde, dann für diesen wunderbaren Führer durch Frankreichs Hauptstadt Paris.

Credit: DK Verlag

Wenn ich jetzt so das Buch vor mir liegen habe und einfach nur durchblättere, muss ich gestehen, dass mein Herz höher schlägt.

Sucht man als Fan einer Stadt oder einer Region nicht immer immer nach Büchern, die den geliebten Ort am besten verkörpern? Bücher, die man aus dem Regal nimmt, wenn die Sehnsucht zu groß wird und man aber nicht einfach losfahren kann?

Wenn ihr so etwas zu Paris sucht, dann seid ihr jetzt fündig geworden.

Ehrlich gesagt, liebe ich sogar den Duft dieses Buches. Das dicke Papier, den leicht Sepia-angehauchten Druck. Es ist ein wirkliches Erlebnis.

Nun ist das Buch kein gewöhnlicher Reiseführer. Er stellt vielmehr Orte vor, die den Geist der Stadt einfangen. Sei es nun die Große Moschee von Paris oder die Metallsäulen-Allee von Bir-Hakeim. Der Square de Batignolles mit seiner Grotte, den Wasserspielen und dem Teich, oder die Schlittschuhbahn im Grand Palais.

Es sind diese ungewöhnlichen Orte, die man sofort besuchen will, wenn man sie hier sieht.

Hier geht’s ein bisschen nach Auswärts – Saint Denis mit seiner Basilika und den Königsgräbern
Ich war im Dezember dort und kann einen Besuch nur wärmstens empfehlen!

Natürlich kommen auch die großen Sehenswürdigkeiten zum Zug, seien es die zahlreichen Museen, Gebäude, Friedhöfe oder die Parks.

Tipps für Restaurants? Gibt es auch. Aber ebenfalls eher nicht wie erwartet. Vielmehr lernen wir zum Beispiel die Bouillons kennen, jene Lokale, die man inzwischen wieder verstärkt in Paris findet und die in ihrem Ursprung Arbeiter-Restaurants waren und in denen man heute wieder gutbürgerlich zumeist in wunderschönem historischem Ambiente essen kann.

Zu jedem Kapitel findet man eine Doppelseite mit den wesentlichen Punkten in einer Gegend. Großformatige und dadurch sehr übersichtliche Karten präsentieren Vorschläge für Spaziergänge.

Aufgefüllt wird das Ganze mit Artikeln die als „Wissenswertes“ überschrieben werden und Paris aus besonderen Blickwinkeln betrachten. Ob es nun den „Brutalismus“ in der Architektur betrifft oder Erläuterungen zu Kanälen, dem Bereich Pâtisserie oder die Parks.

Alles ist unterhaltsam, informativ und selbst für eingefleischte Paris- Kenner ist sicher noch so einiges Spannendes dabei.

FAZIT:

Die Augenreise ist vielleicht ein bisschen zu groß und zu schwer, um sie in der Tasche mit nach Paris zu nehmen. Aber man bekommt als Vorbereitung auf eine Reise ungemein viele Informationen und findet auch eine Unmenge an „Hidden Gems“.

Alles in allem finde ich, dass dieses Buch ein kleiner, großer Schatz für alle Liebhaber der Seine- Metropole ist und natürlich auch ein fabelhafter Einstieg für diejenigen, die es erst noch werden wollen.

FAKTEN:

Petra Sparrer: Paris – Eine Augenreise, Dorling Kindersley Reiseführer, 2023, 256 Seiten, 29,95€

Weitere Infos beim Verlag:
https://www.dorlingkindersley.de

Trump vs. Sussex

Die USA befinden sich mitten im Präsidentschaftswahlkampf. Auf Seiten der Republikaner gibt es noch zwei Kandidaten im Rennen: Donald Trump und Nikki Haley. Wobei Trump bislang weit vor seiner Konkurrentin liegt.
Nun hat er sich auch zu Prince Harry geäußert. Das könnte für Harry und Meghan ein spannendes Jahr werden, denn wer hat schon gerne den US-Präsidenten gegen sich?

Im November wählen die Amerikaner den 60. Präsidenten. Was die Republikaner angeht, liegt Donald weit vor seiner Konkurrentin Nikki Haley. Auch gegen Joe Biden, dem das Alter offensichtlich große Probleme bereitet, scheint Trump gut im Rennen zu liegen.

Nun hat sich Trump zum ersten Mal zum Thema Prince Harry geäußert und das lässt für unseren König von Montecito nichts Gutes erwarten.

“I wouldn’t protect him. He betrayed the Queen. That’s unforgivable. He would be on his own if it was down to me.”

(= „Ich würde ihn nicht beschützen. Er hat die Queen verraten. Das ist unverzeihlich. Wenn es nach mir ginge, wäre er auf sich selbst gestellt.“)

Das Ganze kommt für Harry zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, kämpft doch der konservative Thinktank „Heritage Foundation“ vor Gericht für eine Offenlegung seines Visa-Antrags. Dort wird ausdrücklich nach Drogenkonsum gefragt und nun wollen alle wissen, was Harry da geschrieben hat.

Tatsächlich kann Harry nur noch verlieren.

Urteilt das Gericht, dass sein Antrag offengelegt werden muss, so gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder er hat die US-Behörden angelogen oder die Leser seiner Memoiren. Sprich: Entweder hat er wirklich heftigen Drogenmissbrauch betrieben, oder er hat ihn nur vorgegeben, um mehr Bücher zu verkaufen.

Beide Ergebnisse dürften für ihn nicht erfreulich werden.

Urteilt das Gericht, dass der Antrag unter Verschluss bleiben kann, hat er dennoch einen Pyrrhus-Sieg eingefahren, denn dann werden die Mutmaßungen weitergehen. Dass er sich selbst bislang nicht geäußert hat und auch niemand aus seinem Umfeld, zeigt deutlich, wie bewusst Harry das Problem ist.

Würde Trump dann im November gewinnen, käme es sicherlich ganz dick für ihn, denn Trump hat nie einen Zweifel daran gelassen, dass er die „woken Sussexes“ nicht ausstehen kann.

Tatsächlich ist Trump seit seinem ersten Zusammentreffen mit der Queen ihr Bewunderer gewesen. Nach dem Urteil von Leuten, die bei dem Zusammentreffen dabei waren, entstand zwischen den beiden Staatsoberhäuptern tatsächlich ein angenehmes Verhältnis und Trump war der Queen gegenüber absolut handzahm.

Später ließ er keine Gelegenheit aus, sich warmherzig und respektvoll über sie zu äußern.

Insofern denke ich, kann man ihm seine Empörung über Harry gegenüber durchaus abnehmen.

Allerdings bedeutet dies auch, dass er sich als Rächer für die verstorbene Queen sehen könnte, der dem verräterischen Enkel heimleuchtet.

Die Ursachen der Feindschaft

Das Ganze dürfte auf das Jahr 2016 zurückgehen, wo Meghan Markle in einer Podiumsdiskussion von Comedy Central zum Thema Trump sagte, dass, wenn dieser Präsident würde, sie nach Kanada auswandern würde. Sie nannte ihn einen zerstörerischen Frauenhasser.

2019 dann wurde Trump anlässlich seines Staatsbesuches in England gefragt, ob er wisse, wie Meghan sich über ihn geäußert habe. Er sagte, er habe keine Ahnung gehabt, dass sie sich so hässlich über ihn ausgelassen habe.

Mit einigem Hin und Her brachte es der Palast fertig, dass die beiden sich nicht vorgestellt wurden und so eine problematische diplomatische Situation vermieden wurde.

2022 dann setzte Trump eins drauf, indem er im Interview mit Piers Morgan zur Sussexschen Ehe erklärte: “It’ll end, and it’ll end bad…I want to know what’s going to happen when Harry decides he’s had enough of being bossed around…Or maybe when she decides that she likes some other guy better. I want to know what’s going to happen when it ends, OK?”
(= „Es wird enden, und zwar schlimm… Ich will wissen, was passiert, wenn Harry beschließt, dass er genug davon hat, herumkommandiert zu werden… Oder vielleicht, wenn sie beschließt, dass sie einen anderen Typen lieber mag. Ich will wissen, was passiert, wenn es zu Ende ist, okay?“)

Von daher dürfte die Marschrichtung für beide Seiten klar sein:
Wenn Trump abermals Präsident wird, lässt er sich mit absoluter Sicherheit die Gelegenheit nicht durch die Finger schlüpfen, an H&M ein Exempel zu statuieren.
Es wäre ein wunderbares Bonbon, das er seinen Followern zuwerfen könnte um zu zeigen, dass Amerika sich nicht von royalen „Grifters“ vorschreiben lässt, wie man zu leben habe.

Donald Trump würde nicht so weit gehen? Von wegen. Er hat sich da schon ganz andere Themen vorgenommen. Und zu verlieren hat er definitiv nichts.

Insofern könnte also ein Umzug der Sussexes nach Kanada schneller kommen als erwartet. Für sie wäre es tatsächlich eine Win-Win- Situation, denn sie könnten ihren Umzug als politisch motiviert begründen, sobald ihnen jemand vorhalten sollte, dass sie nur nach Kanada gehen, um sich in die Royal Family zurück zu schmusen.
Damit hätten sie sich als politisch zu allem bereits Liberale positioniert, die zu allem bereit sind im Kampf um ihre politischen Ziele.
Gleichzeitig hätte Trump bei seinen Anhängern einen sicheren Punkt gemacht.

Diana – Blick zurück im Zorn

Diana – Blick zurück im Zorn

Die Bücher, die über die verstorbene Prinzessin von Wales mittlerweile geschrieben wurden, füllen ganze Bibliotheken. Jeder Aspekt ihres kurzen, wenig glücklichen Lebens wurde auf tausenden von Seiten vorgestellt und analysiert.
Wenn man ehrlich ist, muss man sagen, dass man sich da kaum noch zurechtfindet.
Ein Grund mehr für mich, zu den Wurzeln zurückzukehren und ihre eigenen Worte dazu zu lesen.

Credit: Lifestyle Busse Seewald Verlag

Wenn man sich in all den hunderten und aberhunderten von Titeln zurechtfinden will, die in den vergangenen Jahrzehnten über Prinzessin Diana geschrieben worden sind, ist das ein fast unmögliches Unterfangen. Ob ihre Mode, ihre Beziehung zu ihren Kindern, oder ganz allgemein ihr Lebensweg – es blieb kaum ein Aspekt unbeachtet.

So habe ich mich umso mehr gefreut, dass ich die Gedächtnis- Ausgabe des Buches von Andrew Morton bekommen habe und diese nun vorstellen darf.

Nach dem Vorwort finden wir zunächst Dianas eigene Anmerkungen zu bestimmten Schlagworten. Knapp dreissig Seiten lang lesen wir, was sie unter anderem zu ihrem Mann, ihren Söhnen, ihrer Kindheit und der Königsfamilie zu sagen hatte. Mehr oder minder kurz hingeworfene Gedankenschnipsel, die Morton nicht kommentiert und nicht relativiert.

Der Großteil des Buches dann wird von der offiziellen Version seiner Biografie eingenommen, in der er praktisch nur Dianas eigene Aussagen umformuliert hat.
Jener Biografie, die er mit Hilfe von Dianas besprochenen Tonbändern geschrieben hat und das jahrelang als ausschließlich aus seiner Feder stammend ausgegeben wurde.

Bereits im Vorwort fällt die absolute Distanzlosigkeit auf, die Morton an den Tag legt, wenn er Dianas Situation in ihrer Ehe schildert.

Verschleiern für Fortgeschrittene

Wie sind Diana und Morton nun vorgegangen?

Tatsächlich hatten sie vereinbart, dass sie sich nicht persönlich treffen durften, damit Diana glaubwürdig behaupten konnte, nicht mit Morton unter einer Decke zu stecken. (Lustige Haarspalterei …)

Sie brauchten also einen Mittelsmann. Dianas Wahl fiel auf ihren Freund James Colthurst.

Colthurst und Morton wurden also im Folgenden zu Dianas Mitverschwörern. Morton schickte die Fragen und Diana antwortete auf Tonbändern, die wiederum Colthurst an Morton überbrachte. Das Ganze glich einem Manöver aus der Welt der internationalen Spionage.

Man muss dabei bedenken, dass als Diana die Bänder besprochen hat, sie noch mit Charles, dem damaligen Prince of Wales, verheiratet war und auch mit ihm zusammenlebte. Dennoch folgen in ihren eigenen Worten wenige Seiten später Überlegungen zur Scheidung und wen sie danach wohl heiraten würde. (Was nicht nach einer Frau klingt, die erst mal genug vom Thema Ehe hat …)

Aus zahlreichen Stellen im Vorwort merkt man, wie trunken Morton von seiner eigenen Bedeutung zu dieser Zeit war und dies erklärt sicherlich auch die Kritiklosigkeit, mit der er – sicherlich wider besseres Wissen – jede von Dianas Behauptungen als Faktum übernommen hat. Dass sie ihn sogar um Rat bat, als sie sich von ihrem alten Friseur trennen wollte und nicht wusste, wie sie das zustande bringen sollte, ohne, dass dieser seine Story im Zorn an Zeitungen verkaufte, hat Morton ohne jeden Zweifel enorm geschmeichelt.

Zeigt sich hier Dianas manipulativen Seite? Ihre Fähigkeit aus Außenstehenden klaglose Bewunderer zu machen? Ich denke ja. Denn was Morton für diesen Coup riskierte, war nicht weniger als seine Glaubwürdigkeit, sein Ansehen, ja seine Zukunft. (Wir wissen von Omid Scobie, wie es jemandem ergeht, der sein Schicksal an einen fallenden Stern kettet …)

Dianas Interesse an diesem Buch ging übrigens so weit, dass sie ihren Vater schriftlich bat, Morton Fotos aus seiner Sammlung zu überlassen, was der alte Earl auch tat.
Dies vor dem Hintergrund, dass sie sicherstellen wollte, dass sich das Buch von allen anderen Titeln seiner Art abheben sollte.

Insofern muss man sich auch schon beim Lesen des Vorwortes fragen, ob Diana je geglaubt – beziehungsweise gewollt hat, dass das Buch nicht als mit ihrem Beitrag zustandegekommen ausgegeben werden könnte.

Sie war sogar so von diesem Buch und der eigenen Rechtfertigung besessen, dass sie ihren Schwager Robert Fellowes, den Privatsekretär der Queen, auf dessen direkte Nachfrage angelogen hat. Die Queen hatte ihn um Aufklärung gebeten, weil schnell klar war, dass die Informationen im Buch eigentlich nur von Diana persönlich mitgeteilt, bzw. autorisiert worden sein konnten. Fellowes sprach daraufhin Diana an und überbrachte direkt die Frage der Queen. Diana antwortete, sie habe null und nichts mit dem Buch zu tun.

Als herauskam, dass Diana ihn angelogen hatte, ging er sofort zur Queen und bot seinen Rücktritt an, was diese ablehnte.

Am 7. Juni 1992 veröffentlichte die Sunday Times einen ersten Bericht über das Buch und machte hierbei mit Dianas zahlreichen Selbstmordversuchen auf.
Die Welt erstarrte.

Wie wenig Morton selbst die Reaktionen verstand, zeigt sich in meinen Augen alleine schon an dieser Stelle:

„Es ist eine der Ironien in dieser Geschichte, dass eine Biografie, die mit umfassender und enthusiastischer Unterstützung der Betroffenen geschrieben und produziert wurde, fromm boykottiert werden sollte aufgrund des Verdachts, es handele sich um eine falsche Darstellung von Dianas Leben.“

Tatsächlich ist die Biografie wirklich insofern „falsch“, als sie komplett und kritiklos auf den Aussagen der Heldin beruht. Wo es doch eigentlich üblich ist, dass ein Autor solche Selbstzeugnisse zwar heranzieht, sie aber überprüft, hinterfragt und widersprüchliche Funde vorstellt.

Insofern ist es interessant, wenn Morton folgende Anekdote berichtet: „Der Autor und Fernsehstar Clive James erinnerte sich gern daran, wie er sie (Diana) beim Lunch fragte, ob sie selbst hinter dem Buch stecke. Er schrieb: „Mindestens einmal hat sie mich jedoch regelrecht belogen. ‚Ich habe mit dem Buch von Andrew Morton wirklich nichts zu tun gehabt‘, sagte sie mir. ‚Doch nachdem meine Freunde ihm gegenüber ausgepackt hatten, konnte ich sie natürlich nicht im Regen stehen lassen.‘ Und während sie das sagte, sah sie mir direkt in die Augen. So bekam ich also mit, wie plausibel sie aussehen konnte, wenn sie eine faustdicke Lüge auftischte.“

Bevor nun das Buch mit ihren eigenen Worten losgeht, macht der Verlag die Anmerkung, dass auch diese Zitate ausgewählt und editiert wurden. Sprich: wir lesen abermals das, was andere aus Dianas Worten gemacht haben.
In diesem Zusammenhang hätte ich mich gefreut, wenn man diese Editierung kenntlich gemacht hätte. So wissen wir nicht, inwieweit man Veränderungen vorgenommen hat.

Natürlich lesen wir Biografien unter anderem deshalb, weil wir eine bestimmte Person verstehen, beziehungsweise mehr über sie erfahren wollen. Nicht zuletzt, wenn es darum ging, die Prinzessin von Wales als erwachsene Frau einzuschätzen. Insofern war selbst dieses unübertroffen einseitige Buch erhellend für mich.

Dianas Hass

Dass man den Erinnerungen an die Kinderzeit nicht zwingend trauen darf, liegt auf der Hand. Wenn die erwachsene Person aber von Dingen berichtet, die sich nur wenige Jahre zuvor zugetragen haben, darf man sicherlich davon ausgehen, dass sie belastbar sind.

Vor diesem Hintergrund war es besonders schockierend für mich zu lesen, mit welchem Hass sie ihre Stiefmutter Lady Raine Spencer verfolgte.

„Ich weiß noch wie ich ihr richtig an die Gurgel fuhr – ich war so wütend. Ich sagte: ‚Ich hasse dich so sehr, wenn du doch nur gewusst hättest, wie sehr wir alle dich für das, was du getan hast, gehasst haben, du hast das Haus ruiniert, du hast Daddys Geld ausgegeben – und wofür?“
Nun muss man dazu sagen, dass Diana bei diesem „Gespräch“ bereits erwachsen, Mutter und Prinzessin von Wales war. Was war geschehen? Raine hatte, um die immensen Schulden abzuzahlen, die sich über dem schwerkranken Earl seit Jahren türmten, Kunstgegenstände aus dem Schloss verkauft. Nur so konnte sie das Anwesen überhaupt retten.
Ein Faktum, das von allen anerkannt wurde und wird.
Auch ist unumstritten, dass es Raine war, die durch ihre unermüdliche Pflege den Earl am Leben erhielt.
Die Stiefkinder waren die einzigen, die das nicht sahen, sondern sie auch weiterhin mit ihrem unstillbaren Hass aus Jugendtagen verfolgten.

Diese von Diana selbst geschilderte Szene lässt eines vermissen (von der viel beschworenen Caritas abgesehen): Selbstreflexion.
Diana ist auch mit größerer Distanz zum Ereignis unfähig, die Rolle der Stiefmutter neu zu bewerten und über Punkte nachzudenken, die zu deren Entlastung ins Feld geführt werden könnten.
Sie scheint noch immer vom Hass zerfressen auf jene Frau, die nichts anderes getan hat, als den Vater zu heiraten und das Erbe der Spencers zu retten, das seit Jahrzehnten im Niedergang begriffen war. Übrigens hat dann Jahre später Dianas Bruder Charles von der Vorarbeit der „bösen Stiefmutter“ profitiert, da er das Erbe praktisch grundsaniert antreten konnte.

Und es ist nicht nur Raine Spencer, die ihr Fett abbekommt. Selbst die eigene Mutter wird nicht verschont …

„Meine Mutter hat mich furchtbar im Stich gelassen bei der Hochzeit. Sie weinte pausenlos und gab sich so tapfer und sagte, sie sei an der Grenze der Belastbarkeit. Ich dachte irgendwie, dass ich diejenige wäre, die unter Druck stand, denn ich war die Braut. Darum habe ich danach drei oder vier Jahre nicht mehr mit ihr gesprochen.“

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen!

Und es sei an dieser Stelle nochmals betont, dass wir es nicht mit den Äußerungen eines Teenagers zu tun haben, sondern mit jenen einer erwachsenen Frau. Einer Frau, die selbst mit einem Abstand von mehreren Jahren nicht in der Lage ist zu sagen: Das habe ich falsch gemacht. Das weiß ich heute und es tut mir leid.

Umso überraschender, da sie nicht müde wurde, als Advokatin der Belange anderer aufzutreten und die Fehler am Verhalten anderer aufzuzeigen. Insofern hätte ich ihr zumindest mehr Bewusstsein für die Problematik ihrer Haltung erwartet.

In diesem Zusammenhang frage ich mich auch, ob Dianas Hass auf Camilla aus dem gleichen Brunnen gespeist wurde. Unreflektiert. Egomanisch. (Selbst)Zerstörerisch.
Und da muss man dann ganz klar sagen, dass Diana ihre Medienmacht genutzt hat, nicht nur um den Ruf von Raine Spencer beinahe unwiderruflich zu schädigen, sondern auch, um Camilla zu vernichten.

Kann ich den Tiger wieder einfangen?

Das ist bekanntermaßen ein schwieriges Unterfangen …

Prince William versucht es seit Jahren mit dem desaströsen Panorama- Interview, das Diana seinerzeit gegeben hatte und das ebenfalls dem Wunsch entsprang, sich zu rechtfertigen und die öffentliche Meinung auf die eigene Seite zu ziehen.

Er war dabei in gewissem Maße erfolgreich, denn die BBC hat den Film zwischenzeitlich in den Giftschrank gepackt, nicht zuletzt wegen der Methoden, mit denen Journalist Martin Bashir Diana dazu gekriegt hatte, bei dem Interview mitzumachen. Selbst auf YouTube sind heute nur noch Schnipsel der Sendung zu finden.

Ich persönlich bin der Meinung, dass auch dieses Interview zugänglich sein sollte, denn es ist eh in den Köpfen der Menschen präsent. Die Zitate („Wir waren zu dritt in dieser Ehe und da wurde es ein bisschen eng.“) sind inzwischen Allgemeingut geworden und mindestens genauso schädlich, als würde man das Interview selbst sehen.

Das Panorama- Interview, wie auch Mortons Buch, sind Zeitzeugnisse. Sie müssen allgemein zugänglich bleiben, denn sie erklären viel von Diana und auch viel von ihrem Phänomen, ihrer Faszination.

Will man verstehen, was sich seit ein paar Jahren im Königshaus zuträgt, sind diese Quellen ebenfalls unverzichtbar, denn man lernt durch sie die Frau kennen, die ihre Söhne William und Harry nachhaltig geprägt hat.

Versteht man Diana -> versteht man ihre Faszination bei den Massen -> versteht man ihren Einfluss u.a. auf die Medien -> versteht man, warum das Königshaus so reagiert hat wie es reagiert hat (in der Diana-Krise und danach) -> Versteht man die Reaktion des Königshauses -> versteht man Charles und die Söhne.

Und dies ist das große Verdienst dieses Buches: Wir lernen Diana in all ihren Untiefen kennen. In eben jenem Moment ihres Lebens, als für sie alles auf dem Spiel stand, weil sie alles auf eine Farbe gesetzt hatte. Dadurch, dass kein Autor, kein PR-Berater, kein Mitarbeiter des königlichen Stabes ihre Aussagen durchgesehen und bearbeitet hat, sehen wir tatsächlich einige der Facetten der wirklichen Diana.

Und da darf man sich am Ende der Lektüre durchaus fragen, ob man gerne mit ihr privat zu tun gehabt hätte.

Nicht nur Harry Potter benötigt seinen Nimbus

Wenn wir Dianas Äußerungen betrachten, erkennen wir sehr schnell, dass sie wenig Selbstbewusstsein hatte. Was es davon gab, bezog sie vom Publikum. Sie sagt selbst in Morton Buch, dass sie am besten mit Kindern und Bedürftigen klarkomme und, dass sie in der Arbeit mit diesen Gruppen ihre Zukunft sieht.

Natürlich klingt das auf den ersten Blick nett und „volksnah“, doch auf den zweiten Blick, verbunden mit ihren übrigen Äußerungen, stimmt es doch nachdenklich. Hat sich Diana damit nicht ausgerechnet jene Menschen ausgesucht, von denen sie am wenigstens Widerspruch zu erwarten hatte?

Von Hellsehern und Wunderheilern

Ein weiterer Punkt stimmt einen mehr als nachdenklich: Ihre im Buch nachzulesende Hingabe an Wahrsager und Wunderheiler.
Plus, Dianas Überzeugung, dass sie selbst über die Gabe, in die Zukunft sehen zu können, verfüge.

Wir finden ihre geglaubten hellseherischen Fähigkeiten auch bei Harry wieder, der das Buch offensichtlich förmlich inhaliert haben muss.

Wie komme ich darauf?

Diana schildert Morton an mehreren Stellen, wie sie zukünftige Ereignisse vorhergesehen habe. So sei Prince Charles Pferd an ihr und einem Begleiter vorbeigelaufen und sie habe vorhergesehen (und es dem Begleiter auch gesagt), dass das Pferd an einem Hitzschlag eingehen werde und so sei es auch gekommen. (Das bedarf eigentlich keines Kommentars mehr …)
Wir alle kennen außerdem ihre immer wieder zitierte „Vorhersage“, die Königsfamilie werde einen Unfall inszenieren, bei dem sie getötet werden würde.

Es ist nicht zynisch, wenn ich sage, dass alles, was dann zu ihrem tatsächlichen Tod geführt hat, ein ungenutzter Sicherheitsgurt war. Den hatte die Prinzessin in jener verhängnisvollen Nacht in Paris nämlich einfach nicht angelegt.

Dass sie eine Wahrsagerin als ihre Freundin bezeichnet, mag noch nachvollziehbar sein, doch, dass sie als derart genau beobachtete und verfolgte öffentliche Person sich die Zukunft vorhersagen lässt, bzw. Hinweise geben lässt, wie sie sich verhalten sollte, stimmt zumindest nachdenklich.
Diana hat sich nämlich offensichtlich keinerlei Gedanken gemacht, was passieren würde, wenn sie mit diesen Sachen erpresst würde, denn sie hat sicherlich diesen Freunden -gutgläubig – sehr viel Intimes berichtet.

Selbst dann nicht, als sie auf die harte Tour lernen musste, dass ihre Handys abgehört werden und die Mitschnitte in der Öffentlichkeit landen.

FAZIT:

Es ist erfreulich, dass dieses Buch, das seinerzeit international derart hohe Wellen geschlagen hat, jetzt vom Lifestyle Busse Seewald Verlag in einer erweiterten und bearbeiteten Version auf Deutsch vorgelegt wurde.
Es ist ein unbedingtes Zeitzeugnis und enorm hilfreich beim Verständnis jener Frau, die die Menschen wie kaum eine zweite in der Gegenwart bewegt hat.
Wenn man sich für das englische Königshaus und die englische Zeitgeschichte interessiert, ist die Lektüre ein Muss.
Vielleicht kann es auch dazu dienen, ein wahrhaftigeres Bild der Prinzessin, jenseits aller Heiligenverehrung, zu schaffen.

Insgesamt muss ich gestehen, fand ich speziell die Äußerungen zu den Schlagworten, also die Diana-Zitate, auf Dauer schwer erträglich.
Es handelt sich bei diesen Worten Dianas um eine einzige Aneinanderreihung von Beschwerden. Nach wenigen Seiten bekommt man das Gefühl, selbst in einem sowjetischen Gulag sei es angenehmer gewesen als im Königshaus. Mir wäre praktisch keine Stelle aufgefallen, wo sie sich freundlich oder dankbar geäußert hätte. Alles und alle waren mies. (Sie fand nur süß, dass ihr Vater bereits in St. Martin in the Fields hatte aus der Hochzeitskutsche aussteigen wollen, weil er dachte, sie seien schon in St. Paul’s.)

Insgesamt lernen wir eine unzufriedene, ständig sich beklagende junge Frau kennen, deren Welt nur um sich selbst und ihre Bedürfnisse kreist, und die bereit ist, selbst ihr sehr nahestehende Menschen aufgrund von Nichtigkeiten zum Teil für Jahre zu ghosten. (Was zum Beispiel die Herzogin von York bestätigt hat.)

Man kann nur hoffen, dass – hätte sie länger gelebt – Diana den Groll und die Verletzungen hätte hinter sich lassen können. So aber hat sie (nicht nur) ihren Söhnen ein schweres Erbe hinterlassen.

Wer sich für weitere Titel des Verlages interessiert, dem sei die Homepage der Frech Verlagsgruppe empfohlen:
https://www.topp-kreativ.de

Ich danke dem Verlag dafür, dass sie mir ein Exemplar zur Besprechung überlassen haben.

FAKTEN:

Andrew Morton: Diana. Ihre wahre Geschichte in ihren eigenen Worten. Memorial Edition: Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe zum 25. Todestag: Biographie von … mit Material aus seinen Original-Interviews, Busse Seewald Verlag 2022, 496 Seiten, 30€

Sonne, Strand, Mega-Cities, Wüste, Royals und Baumriesen

Sonne, Strand, Mega-Cities, Wüste, Royals und Baumriesen

Wo findet man all das? Natürlich in Kalifornien! Ich muss wohl keinem hier erzählen, dass Harry und Meghan in Montecito/ Kalifornien leben oder, dass Clint Eastwood Bürgermeister des einzigartigen Ortes Carmel-by-the-Sea war. (Wo Doris Day ein Hotel besaß).
Ihr seht – viele gute Gründe, sich gut auf eine Reise nach Kalifornien vorzubereiten …

Credit: Dumont Verlag

Seit unserer ersten Reise in die USA sind wir schockverliebt in dieses Land, das eigentlich aus vielen Ländern besteht.
Eines der erfolgreichsten, wenn auch umstrittensten ist ohne Zweifel Kalifornien.

Würde Kalifornien – statistisch betrachtet – ein eigenes Land/ Staat werden, würde es zu den 40 ökonomisch erfolgreichsten und reichsten Ländern der Erde gehören. Nicht zuletzt, weil seine Natur und Kultur (Hollywood) kreative Menschen seit jeher anzieht.

In meinem vorhergehenden Artikel habe ich ja schon den dickeren Dumont Reiseführer zum Thema vorgestellt, wollte für euch aber auch noch einen weniger umfangreichen Titel aussuchen, der mir gefällt.

Da ich die Reiseführer von Dumont allgemein mit am liebsten mag, habe ich mir deren Bildatlas genauer angeschaut.

Tatsächlich ist der Bildatlas ein Mittelding zwischen einem Heft und einem Buch, wobei die mir vorliegende Ausgabe alleine schon von der wertigen Aufmachung her punktet.

Das Cover ist – wie heute beliebt – matt gedruckt mit lackglänzenden Details. Das macht alleine schon von der Haptik her richtig Spaß.

Im Inneren geht es mit der Qualität weiter. Hier haben mich vor allem die Fotos überzeugt.

Credit: Dumont Verlag und ich 😉

Mein selbstgemachtes Foto kommt logischerweise nicht mal annähernd an das echte Bild ran. Ich habe es übrigens deswegen für euch gewählt, weil es sehr schön verdeutlicht, wie atmosphärisch die teilweise doppelseitigen Fotos sind.

Für mich ist solch ein Bildatlas der Schritt zwischen Reiseführer und Bildband. Er ist leichter und preiswerter als der Bildband, kann aber auch informieren sowie die Stimmung und Schönheit einer Landschaft, eines Ortes vermitteln wie ein ausführlicher Reiseführer.

Dass die Karten, die sich im Buch finden, wirklich sehr gut sind, erwarte ich eigentlich schon bei einem Verlag wie Dumont und werde nicht enttäuscht. Sowohl die großen Übersichtskarten wie auch die Karten zu bestimmten Stadtteilen oder Regionen überzeugen.

Was ich aber nicht erwartet hätte, ist die Tatsache, dass man sich nicht nur mit Szenelokalen und Sehenswürdigkeiten befasst, sondern zum Beispiel einem Thema wie der Obdachlosigkeit in Kalifornien sogar eine Doppelseite widmet.
Das macht für mich das Heft zusätzlich empfehlenswert, denn es ermöglicht so zumindest den Versuch, ein abgerundetes Bild der Region anzubieten und weniger schöne Themen nicht auszusparen.

In zahlreichen kleinen Artikeln finden sich auch Informationen zu spleenigen, unerwarteten und verwunderlichen Details, die das Bild dieses Bundesstaates abrunden. Oder wer kannte all die wundervollen viktorianischen Villen in Kalifornien, die sich den Platz mit der von der Wüste inspirierten Architektur der 60er, 70er und 80er Jahre teilen?

Natürlich finden sich all die großen, bekannten Sehenswürdigkeit, vom Getty Museum bis zu den Nationalparks. Aber auch kleine, spannende Abstecher bekommen wir vorgestellt. So eine organische Farm in Camarillo, die durch Selbstgezogenes und freilaufende Hühner hervorsticht.

Besonders charmant: am Schluss des Heftes gibt es Tipps zu ganz besonderen Mitbringseln, die einem die Zeit in Kalifornien immer wieder in Erinnerung bringen. (Okay – das gilt vielleicht nicht für das Sauerteigbrot aus San Francisco …)

Von mir in diesem Zusammenhang noch ein Mitbringsel-Tipp: Wer in Carmel-by-the-Sea in Highheels flanieren möchte, braucht dazu eine Genehmigung, die man bei der Stadtverwaltung bekommt. DAS dürfte ein Souvenir sein, das man sonst nirgends findet.

FAZIT:

Der Bildatlas ist natürlich kein Ersatz für einen ausführlichen Reiseführer. Allerdings hat er seine großen Vorteile zum einen beim Bildmaterial und zum andern bei den aktuellen Artikeln zu Land und Leuten. Sein Format und Gewicht erlaubt es auch, ihn einfach in der Tasche mitzunehmen und in einer ruhigen Minute zu schmökern und zu schwelgen.

Auch wenn ich davon ausgehe, dass man sich verlagsseits und autorenseits bemüht, mit allen Angaben aktuell zu sein, würde ich dennoch dringend empfehlen, sich vor Besuch einer bestimmten Sehenswürdigkeit z.B. online über die aktuellen Öffnungszeiten zu informieren. Die sich blitzschnell ändernde Witterung in Kalifornien tut ihr übriges dazu, dass z.B Vergnügungsparks geschlossen werden und man sich einer großen Enttäuschung gegenübersieht.

FAKTEN:

Ulrike Wirtz: DuMont Bildatlas Kalifornien: Das praktische Reisemagazin zur Einstimmung. 120 Seiten, 11,50€, Dumont Reise Verlag, März 2022

Weitere Infos:

https://www.dumontreise.de

Harrys Interview mit Good Morning America im Wortlaut

Anlässlich der Vorbereitung auf die Invictus Games 2025 in Toronto und Whistler hat Prince Harry dem amerikanischen Frühstücksfernsehen ein recht ausführliches Interview gegeben.
Im Folgenden findet ist die Niederschrift, sowie die Übersetzung …

Das Interview mit Good Morning America

Will: How did you get the news that the King was ill?

Harry: I spoke to him. I jumped on a plane and went to go and see him as soon as I could.

Will: How was that visit for you emotionally?

Harry: I love my family. The fact I was able to get on a plane and go and see him and spend anytime with him? I’m grateful to that.

Will: What is your outlook on his health.

Harry: That stays between me and him.

Will: Illness in the family can have a galvanising and sort of reunifying effect for a family, is that possible in this case?

Harry: I’m sure. Throughout all these families, I see it all on a day to day basis. The strength of the family unit coming together.

Will: Just physically being in California, how have you processed the fact that there is so much happening back with your family where you come from?

Harry: I have my own family as we all do. My family and my life in California is as it is. I have got other trips planned that would take me through the UK or back to the UK, so I will stop in and see my family as much as a I can.

Will: How is Harry the dad?

Harry: I can’t tell you that, that’s classified. That’s top secret. The kids are doing great. The kids are growing up like all kids do very very fast. They both got an incredible sense of humour and make us laugh and keep us grounded every single day like most kids do. I am just very grateful to be a dad.

Will: How are you enjoying your time living in the US?

Harry: It is amazing, I am enjoying every single day.

Will: Do you feel American?

Harry: Err… do I feel American? No? I don’t know how I feel.

Will: Would you think about becoming a citizen?

Harry: I have considered it, yeah.

Will: What would stop you from doing it?

Harry: I have no idea. I am here standing next to these guys and the American citizenship is a thought that has crossed my mind. But it is certainly not something that is a high priority for me right now.

Will: Aside from Invictus, what is keeping you busy when you are out of the house?

Harry: Everything. Everything in the house. Everything out of the house. So the mission continues. Every element of the work continues. Before you know it, February next year, this time in a years time, we will be here doing all this again and hopefully you’ll be here. And we are going to have the whole of Whistler and whole of Canada screaming these guys on for an epic games.

Will: It seems to matter so much to you, where do you get the desire to be so involved in helping other people?

Harry: I have always had a life of service and I get my fix being with these guys. There is no version of me coming here, watching these guys, and not getting involved myself.

Will: When you have these moments of connections, going around meeting folks, what is it doing for them and what it is doing for you?

Harry: It is my fix. Once you leave the military from a uniform standpoint, you never leave the community and to have the games every other year but then also to be able to do a one year to go event as well, is literally my annual fix. To be amongst this community and have a laugh, have fun, no matter which nation they’re from, the banter is the same. I get a lot of energy just from being around these guys.

Harry [after speaking to sister of two wounded Ukrainian soldiers]: It stirs the emotions. It is not lost on me. It is not lost on any of us. The thousands of Ukrainians that are being injured now.

Harry: It is not just about the individual. Everyone pays a lot of attention, rightly so, to the person who has been injured. Once that person gets injured, actually the whole family gets injured because their lives are changed, turned upside down forever. 

You have got to provide the resources, the opportunities and the platform for them to be able to heal themselves. Because they heal themselves and the whole family heals. To me, that is without a doubt, the most rewarding piece to all this.

Die Übersetzung:


Will: Wie haben Sie die Nachricht erhalten, dass der König krank ist?
Harry: Ich habe mit ihm gesprochen. Ich bin in ein Flugzeug gesprungen und habe ihn so schnell wie möglich aufgesucht.
Will: Wie war dieser Besuch für Sie emotional?
Harry: Ich liebe meine Familie. Die Tatsache, dass ich in der Lage war, in ein Flugzeug zu steigen und ihn zu sehen und etwas Zeit mit ihm zu verbringen? Dafür bin ich sehr dankbar.
Will: Wie ist Ihr Ausblick auf seine Gesundheit?
Harry: Das bleibt zwischen mir und ihm.
Will: Krankheit in der Familie kann eine Familie aufrütteln und wieder zusammenführen, ist das in diesem Fall möglich?
Harry: Ich bin mir sicher. In all diesen Familien sehe ich das tagtäglich. Die Stärke der Familieneinheit, die zusammenkommt.
Will: Wie haben Sie die Tatsache, dass Sie in Kalifornien sind, verarbeitet, dass dort, wo Sie herkommen, so viel in Ihrer Familie passiert?
Harry: Ich habe meine eigene Familie, wie wir alle. Meine Familie und mein Leben in Kalifornien sind so, wie sie sind. Ich habe weitere Reisen geplant, die mich durch das Vereinigte Königreich oder zurück nach Großbritannien führen werden, also werde ich meine Familie so oft wie möglich besuchen.
Will: Wie geht es Harry, dem Vater?
Harry: Das kann ich Ihnen nicht sagen, das ist geheim. Das ist streng geheim. Den Kindern geht es gut. Die Kinder wachsen, wie alle Kinder, sehr schnell heran. Sie haben beide einen unglaublichen Sinn für Humor und bringen uns jeden Tag zum Lachen und halten uns auf dem Boden, wie die meisten Kinder. Ich bin einfach sehr dankbar, Vater zu sein.
Will: Wie gefällt Ihnen Ihr Leben in den USA?
Harry: Es ist unglaublich, ich genieße jeden einzelnen Tag.
Will: Fühlen Sie sich als Amerikaner?
Harry: Ähm… fühle ich mich amerikanisch? Nein? Ich weiß nicht, wie ich mich fühle.
Will: Würden Sie darüber nachdenken, ein Staatsbürger zu werden?
Harry: Ich habe es in Betracht gezogen, ja.
Will: Was würde Sie davon abhalten?
Harry: Ich habe keine Ahnung. Ich stehe hier neben diesen Jungs und die amerikanische Staatsbürgerschaft ist ein Gedanke, der mir durch den Kopf gegangen ist. Aber es ist sicherlich nicht etwas, das für mich im Moment eine hohe Priorität hat.
Will: Abgesehen von Invictus, was beschäftigt dich, wenn du nicht zu Hause bist?
Harry: Mit allem. Alles im Haus. Alles außerhalb des Hauses. Die Mission geht also weiter. Jedes Element der Arbeit geht weiter. Ehe Sie sich versehen, werden wir im Februar nächsten Jahres, also in einem Jahr, wieder hier sein und hoffentlich werden Sie dann auch hier sein. Und wir werden ganz Whistler und ganz Kanada dabei haben, die Jungs für ein episches Spiel anzufeuern.
Will: Es scheint dir so viel zu bedeuten, woher nimmst du das Verlangen, dich so für andere Menschen einzusetzen?
Harry: Ich habe schon immer gerne gedient, und ich bekomme meinen Kick, wenn ich mit diesen Jungs zusammen bin. Es gibt keine Version, in der ich hierher komme, diese Jungs beobachte und mich nicht selbst engagiere.
Will: Wenn du diese Momente der Verbindung hast, wenn du Leute triffst, was bedeutet das für sie und was bedeutet es für dich?
Harry: Es ist meine Lösung. Wenn man aus dem Militär ausscheidet, verlässt man die Gemeinschaft nie mehr, und die Spiele alle zwei Jahre zu veranstalten und dann auch noch ein Jahr lang eine Veranstaltung zu organisieren, ist buchstäblich mein jährlicher Fixpunkt. In dieser Gemeinschaft zu sein und zu lachen, Spaß zu haben, egal aus welcher Nation man kommt, das Geplänkel ist dasselbe. Ich bekomme eine Menge Energie, wenn ich mit diesen Jungs zusammen bin.
Harry [nach einem Gespräch mit der Schwester von zwei verwundeten ukrainischen Soldaten]: Das weckt die Emotionen. Das ist mir nicht entgangen. Es geht keinem von uns verloren. Die Tausenden von Ukrainern, die jetzt verletzt werden.
Harry: Es geht nicht nur um den Einzelnen. Jeder schenkt der verletzten Person große Aufmerksamkeit, und das zu Recht. Wenn diese Person verletzt wird, wird eigentlich die ganze Familie verletzt, weil sich ihr Leben verändert, für immer auf den Kopf gestellt wird.
Man muss ihnen die Mittel, die Möglichkeiten und die Plattform bieten, damit sie sich selbst heilen können. Denn wenn sie sich selbst heilen, heilt auch die ganze Familie. Für mich ist das zweifellos der lohnendste Teil der ganzen Sache.

Go West! – Kalifornien ruft!

Go West! – Kalifornien ruft!

Kalifornien ist sicher mit eines der am meisten gewählten Reiseziele in den USA. Strände, Großstädte (wie Los Angeles und San Francisco) und Naturschönheiten locken ebenso wie historische Landmarks und Museen.
Dass die Sussexes ihre Villa in Montecito bezogen haben, war für uns allerdings nur ein nachranziger Grund, Kalifornien anzusteuern.

Wenige US-Staaten haben eine solche Vielfalt zu bieten wie Kalifornien. Alles ist dabei: Großstädte wie Los Angels und San Francisco, aber auch endlose Sandstrände, gewaltige Baumriesen in den Nationalparks bis hin zu endlosen Wüsten. Umso wichtiger, dass man gut vorbereitet ist. In jeder Hinsicht.

Wie ihr sicherlich wisst, ist das das nicht unsere erste Reise in die USA. Wir haben bereits Florida und den nördlicheren Teil der Ostküste, inklusive New York gesehen.

Diesmal ist nun die Westküste an der Reihe.

Da ich mich gerne gut auf solche Reisen vorbereite (es soll mir ja nichts entgehen …), ist für mich der wichtigste erste Schritt die Auswahl eines guten Reiseführers. Hierbei möchte ich gute Informationen, gepaart mit schönen Bildern, die mir eine Idee von der herrschenden Atmosphäre vermitteln.

Wenn es dann ums reine Schwelgen geht, greife ich – wie ihr sicher auch – zu den Bildbänden.

Für mich persönlich gibt es zwei Verlage, bei denen ich seit Jahren immer wieder zuerst nachschaue: „Vis-à-Vis“ / DK / Dorling Kindersley, Kunth und Dumont.

In diesem Fall möchte ich euch den Band „Kalifornien“ von Manfred Braunger und Ralf Wohnen aus dem Dumont Verlag vorstellen.

Credit: Dumont Verlag

Zunächst sei gesagt, dass das Buch eine kleine Wuchtbrumme ist. Es kommt nämlich, wenn auch in Taschenbuchformat, so doch mit einem gehörigen Gewicht daher. Hat man einen guten Rucksack, merkt man das Gewicht natürlich nicht. Will man ihn aber in die Handtasche packen …
Aber egal. So gewichtig das Buch – so gewichtig die Infos, die sich hier finden.

Nicht nur die Geschichte Kaliforniens wird uns vorgestellt, wir bekommen auch spannende historische oder biografische Exkurse.

Credit: Dumont Verlag

Da ich immer auch für meinen Kanal und meine Homepage recherchiere, sind solche Artikel enorm wichtig. Hier sehe ich, worauf es sich lohnen würde, meine Aufmerksamkeit zu lenken. Zudem steuern sie wichtige Erkenntnisse bei, wenn es darum geht, eine Region und ihre Menschen besser zu verstehen.

Im gleichen Kontext sehe ich da auch die politisch/ sozialen und ökonomischen Erläuterungen des Buches, das dadurch mehr ist, als nur ein reiner Ratgeber, wo ich am besten essen kann und wann ein Museum geöffnet hat. Ich lerne über die Geschichte sowie die Lebensgegenwart der Menschen in meinem Urlaubsland.

Kartenmaterial

Was wäre nun ein Reiseführer ohne seine Karten?

Besonders wenn man reist, muss man immer gewahr sein, dass man nicht überall ein Netz hat und somit oftmals nicht auf sein Online-Kartenmaterial zurückgreifen kann.
Es mag für Oldschool-Reisende wie mich eine Selbstverständlichkeit sein, aber trotzdem sollte darauf hingewiesen werden, dass gedruckte Karten gerade heutzutage ihre unbedingten Vorteile haben.

Im vorliegenden Reiseführer kann man sich dabei nicht beschweren. Wenn man die kleine Wuchtbrumme nun nicht komplett mitnehmen will, kann man aus einer kleinen eingefügten Tasche die beigelegte Landkarte entnehmen und in die Handtasche geben.

Im Buch selbst finden sich unterschiedliche Karten. Geographische Überblicke ebenso wie detaillierte Straßenkarten, wenn man zum Beispiel in Downtown Los Angeles unterwegs ist.
Die Karten sind sauber gedruckt und übersichtlich, was mir sehr gut gefällt, denn man hat nicht unbedingt Zeit und Raum, um sich einer komplexen Suche nach einem bestimmten Ort zu widmen. Handlichkeit ist ebenfalls bei Karten ein wichtiger Punkt für mich, denn mein größtes Grauen ist der Moment, wenn ich eine gewaltige Karte auffaltend, in einem Café zwei Tische belegen muss, um einen Überblick zu bekommen.

Die Tipps

Ich persönlich war noch nie in einer richtigen Wüste.

Natürlich habe ich mich zum Beispiel bei YouTube informiert, vertraue aber mindestens ebenso gerne den Hinweisen von echten Profis, was den Umgang mit diesen lebensfeindlichen Arealen angeht.

So war ich über den Hinweis der Autoren sehr überrascht, dass in der kalifornischen Wüste tatsächlich mehr Menschen ertrinken als verdursten. Warum? Weil es zu plötzlichen Platzregen kommt und große Wassermassen sich dann blitzschnell ihren Weg durch glatte Täler suchen und unachtsame Wanderer mit sich reißen. („Flash-floods“)
Diese und viele andere ebenso überraschende wie wichtige Infos bieten die Autoren.

Die Aufteilung

Das Buch insgesamt ist unterteilt in eine Einführung, „Wissenswertes“, sowie sieben Kapitel (Los Angeles und Umgebung, San Diego und Umgebung, Kalifornische Wüsten und Las Vegas, Zwischen Los Angeles und San Francisco, Central Valley und Sierra Nevada, San Franciso und Bay Area, Nordkalifornien)
Außer dem Register gibt es noch einen kleinen lukullischen Ratgeber und einen Sprachführer im Anhang.

Jedes Kapitel wird mit einem Überblick eingeleitet, wo wir auch einen Hinweis auf besonders schöne Routen und Geheimtipps der Autoren finden. Natürlich gibt es auch Extra- Abschnitte zu besonderen (sportlichen) Aktivitäten.

Was die bekannten Sehenswürdigkeiten angeht, so finden sie sich alle, gespickt mit Geheimtipps.

FAZIT:
Ich habe den Reiseführer fast wie einen Roman gelesen. Er hat die vielen tollen Bilder, die ich bislang von Kalifornien kannte, mit praktischen und interessanten Informationen unterfüttert und meine Vorfreude nochmals intensiviert.
Natürlich muss man bei wichtigen Besuchen auch immer vorher nochmals auf der Webseite der Sehenswürdigkeit nachschauen, aber ich gehe davon aus, dass die Angaben im Buch zuverlässig und aktuell sind.

Für mich besonders toll ist die eingelegte Landkarte, die äußerst handlich ist und in jede noch so kleine Seitentasche passt.

Alles in allem kann ich den Reiseführer ohne Einschränkung empfehlen. Dem Praxistest werde ich ihn dann im April unterziehen, wenn ich vor Ort bin.

FAKTEN:

Manfred Braunger, Ralf Wohnen: Kalifornien, Dumont Reisehandbuch, April 2023, 464 Seiten, 25,95€

MEHR INFOS:

https://www.dumontreise.de

Frederik – Ein König auf glatter Piste

Nur wenige Wochen sind seit der Thronübernahme durch König Frederik vergangen – und schon ist er urlaubsreif.
Ein verdutztes Volk schaut auf sein frischgebackenes Königspaar und die eigentlich a.D. gestellte Königin Margrethe, die nun als Regentin schon wieder zurückgeholt wurde.

So im Tiefschnee gelandet, könnte Frederik auch umgehend im Tiefärger aufschlagen, denn – kaum verwunderlich – fragen sich seine Mitbürger natürlich, was er so Anstrengendes geleistet hat, dass er direkt eine Auszeit braucht …

Ein kurzer Blick in den Hof-Kalender genügt, um Klarheit zu schaffen: seit seinem Amtsantritt hatte er genau zwei Audienzen zu absolvieren plus einen dreitägigen Staatsbesuch in Polen.

Nicht gerade eine Tretmühle.

On top ist auch der Thronfolger im Urlaub und wedelt nun die Hänge herab, während die in Rente gegangene Königin Margrethe schon wieder am Start ist und als Staatsoberhaupt Termine wahrnimmt.

So eröffnete sie am 7. Februar die Prinz Henrik Schule in Frederiksberg, Kopenhagen.

Doch Margrethe übernimmt nicht nur solche Termine, die ihrem Herzen sicherlich sehr nahe sind – sie ist auch als Staatsoberhaupt (nicht zu verwechseln mit ihrer Aufgabe als Regentin) aktiv. Das heißt, sie befasst sich (wieder) mit Staatsgeschäften, trifft Politiker und Diplomaten etc. Dies vor dem Hintergrund, dass weder der Monarch noch der Thronfolger im Land sind.
Ob sie sich ihren Ruhestand so vorgestellt hat?

Man schaut in Dänemark also in den royalen Kalender und stellt fest, dass Frederik sich offensichtlich nicht totschuftet. Die Journalistin Kim Bach („Extra Bladet“) vergleicht Frederik hierbei mit seinen royalen Kollegen in Europa und stellt fest, dass Frederik bei den Terminen definitiv am Ende der Liste auftaucht. Fleisssternchen gibt es für so etwas sicher nicht.

Dass König und Kronprinz gleichzeitig außer Landes im Urlaub sind, zeugt zudem von einer ziemlich bemerkenswerten Einstellung zur eigenen Position und Aufgabe. Wenn man es böse formulieren will, kann man sagen: es ist den beiden Herren offensichtlich piepegal, solange die Mama/ Oma zu Hause den Stall zusammenhält.

Wie sieht nun Frederiks Kalender in der kommenden Zeit aus?

Seit Kurzem gibt es den Hof- Kalender digital und mit nicht mehr nur – wie früher – mit Terminen 14 Tage im Voraus, sondern mit einem umfassenderen Überblick.
Wenn es denn Termine zum Überblicken gibt.

Tatsächlich findet sich genau ein Termin des Königs dort: 19. Februar: öffentliche Audienz.
Drumherum nur freie Tage.

Und wo ist das Königspaar jetzt?
Höchstwahrscheinlich im malerischen Schweizer Skiort Verbier. Dort besitzen sie seit 2020 ein luxuriöses Chalet.

Das Skandal- Chalet

Prinzipiell wäre dieses Chalet kein Problem, doch dann wurde bekannt, dass jeder, der über das entsprechende Kleingeld verfügt, dieses Chalet vom (damals noch) Kronprinzenpaar mieten konnte.

Und mehr noch: Diese Einnahme ist für die beiden steuerfrei. (Wie gut, wenn man ein Royal ist …)
Nach der entsprechenden Aufregung in Dänemark, stellte man zwar die Vermietung zwar ein, Besitzer des Anwesens sind die beiden aber noch immer.

Von der Sonne in den Schnee …

Wann hatte das Königspaar denn eigentlich seinen letzten Urlaub?, fragten sich die Dänen und mussten nicht lange überlegen: Bereits im Dezember hatte man einen ausgiebigen Aufenthalt in der alten Heimat der späteren Königin. Australien bot den passenden Hintergrund für eine sonnendurchflutete Vorweihnachtszeit.

Und die dänischen Medien können rechnen …
Man hat sich also den Hofkalender 2022 vorgenommen und dabei festgestellt, dass es Frederik gerade mal auf 70 Arbeitstage gebracht hat.


2023 explodierte dann sein Kalender, da die Königin sich krankmelden musste und er einspringen.

Sensationelle 123 Arbeitstage hat er da geschafft. Umgerechnet etwa 10 Tage pro MONAT!

Davon können Normalsterbliche nur träumen.

Umso fassungsloser ist man in Dänemark, wenn man in seinem frisch erschienen Buch liest

„Auszeiten sind wichtig, denn wir werden wahrscheinlich noch mehr zu tun haben. Mary und ich haben Interessensgebiete, die zunehmend unsere Präsenz in den verschiedenen Foren im In- und Ausland erfordern werden.“

Hier hört man wohl unschwer heraus, dass da der Weg für noch mehr Urlaub geebnet werden soll.

Das Problem hierbei ist, dass nach dem hurtigen Thronwechsel eigentlich genug Arbeit zu erledigen wäre. Frederik sollte eigentlich einen übervollen Kalender haben.

Einen Präzedenzfall für einen neuen Herrscher, der gleich mal in Urlaub geht, gibt es so noch nicht. Wie man in Dänemark betont, sei es vollkommen undenkbar gewesen, dass Königin Margrethe sich 1972 erstmal in die Ferien verabschiedet hätte.

Meine Meinung: Wenn sich Frederik nicht ganz schnell eine bessere Arbeitsmoral zulegt, dürfte sein Volk unter Umständen dazu verleitet werden, darüber nachzudenken, was sie mit einem teuren Frühstücks-König sollen und ob der das ganze schöne Geld wert ist, das man ihm hinterherwirft. Immerhin macht sein Volk im ganzen Jahr so viel Urlaub wie er in einem Monat arbeitet …

Der Kaiser in Ketten …

Der Kaiser in Ketten …

Die Zeit der Aufklärung ist bei uns beinahe vollkommen vergessen. Was die Habsburger Kaiser und Könige angeht, so erinnern sich die meisten maximal noch an Maria Theresia, die Über-Mutter und dann wieder an Sisi und Franzl …
das sollte man tunlichst ändern und zu diesem Zweck empfiehlt sich das Buch von Monika Czernin, welches ich ihm Folgenden vorstellen möchte …

Credit: Penguin Randomhouse

Der Kaiser reist inkognito

Ein junger Mann liegt im Dreck. Angekettet an eine feuchte, eisige Mauer.

Um ihn herum nichts als Dreck und menschliche Exkremente.

Der Mann jedoch wirkt gepflegt. Seine Kleidung ist wertvoll und nur vom Knien beschmutzt.

Jeder Leser fragt sich natürlich bei dieser Stelle zu Beginn des Buches, wer das ist, der da in einem Kerker zu verrotten scheint.

Die Antwort kommt prompt: Kein Geringerer als Kaiser Joseph II, Sohn der Kaiserin Maria Theresia und ihr Mitregent.

Was war passiert? Der Kaiser wollte das Leben seiner Untertanen kennenlernen und dazu gehörte die Kerkerstrafe. Er wollte wissen, wie all die Männer und Frauen sich fühlen, wenn sie für Tage, Wochen – gar Jahre so eingesperrt wurden.

Diese Stunden in Ketten sollten ihn prägen.

Er beschloss, seine Länder inkognito zu bereisen und so direkt und ungeschönt zu erfahren, wie das alltägliche Leben der Menschen verlief. Welche Sorgen und Probleme sie hatten.

Monika Czernin nimmt uns nunmehr mit auf seine zahlreichen Reisen kreuz und quer durch sein Reich. Aufgefüllt wird das Ganze durch Briefexzerpte, die er u.a. an seine Mutter und seinen Bruder schrieb, der in der Toscana Vorbildliches an Reformen leistete.

Über all den Anstrengungen, die der Graf von Falkenstein (wie der Kaiser sich auf seinen Resien nannte) aber stand der Begriff der Aufklärung.

Joseph verlangte Zahlen. Gespräche beinahe auf Augenhöhe. Keine geschönten Berichte, die ins ferne Wien geschickt wurden, um Ruhe und Zufriedenheit zu verbreiten, wo eigentlich Alarmstimmung herrschen müsste.

Ich muss gestehen, ich habe das Buch von der ersten Seite an verschlungen. Es bringt einem die grauenhafte Lebenssituation der einfachen Menschen so unverstellt näher, dass man nur mit Verwunderung auf jene blicken kann, die behaupten, früher sei doch alles besser gewesen.

Czernin versteht es dabei, die Hintergründe der wirtschaftlichen und politischen Misere, die in jenem gewaltigen Reich herrschte, leicht nachvollziehbar, und dabei dennoch nicht oberflächlich vorzustellen.

Durch Zitate von Augenzeugen, trifft einen das Geschehen so unmittelbar, dass man beinahe den Gestank riechen kann, der von den zahllosen Siechen und Bettlern ausgeht. Vom auf dem Feld verrotteten Getreide und den sterbenden Tieren. 

Wo es sicherlich verlockend wäre, Schuld zuzuweisen, bringt sie es fertig, aufzuzeigen, wie die Herrschenden versucht haben, gegen Strukturen und Traditionen anzugehen und doch scheiterten. Aber auch diejenigen werden benannt, die von der Misere, von der Leibeigenschaft und der Ausbeutung schamlos profitierten. 

Es stimmt einen sehr nachdenklich, wenn man diesen neuen Blick auf das 18. Jahrhundert tut. Man merkt, wie einfach es war ein „Ancien Régime“ zu kritisieren und wie schwer es den Menschen damals fiel, Auswege zu erkennen. 

Beinahe frustrierend, wenn man sieht, wie lange es noch brauchen sollte, bis zum Beispiel das „Robot“ abgeschafft wurde. 
Unter Robot verstand man verschiedene Arten von Frondienst. Das bedeutete, dass Bauern zum Beispiel erst das Land des Herrn zu bewirtschaften hatten, bevor sie ihr eigenes bestellen durften, was dann – logischerweise zu kurz kam und Hunger und Elend vorprogrammiert waren. Es galt als üblich, dass an drei Tagen pro Woche Robot geleistet werden durfte, und an den restlichen für sich selbst gearbeitet. Tatsächlich waren aber 5 Tage durchaus Gang und Gäbe. Wenn man bedenkt, dass am Sonntag nicht gearbeitet werden durfte/ sollte, kann man sich denken, wie das für die Leibeigenen ausging.

Oder wie Czernin schreibt: „Die Scholle klebte am Bauern und der Bauer an der Scholle“, denn natürlich dürften solche Leibeigenen ihre Herren nicht einfach verlassen …

Aufgeteilt ist das Buch übrigens in Kapitel, die sich an den Reisen des Kaisers orientieren. Wer mag, kann zu Beginn jedes Kapitels die Stationen der Reise nachvollziehen und sich im nächsten Urlaub vielleicht sogar auf die Spuren des Kaisers begeben.

Ein spannendes Unterfangen mit Sicherheit.

Dieser aufgeklärte Monarch, der inkognito durch die Lande reiste, mit Bauern und Herren sprach und nicht müde wurde, Bittschriften entgegenzunehmen und Reformen anzustoßen, hatte aber auch seine Schattenseiten, wie Czernin darlegt.

Es geht um die Teilung Polens. Maria Theresia hat sie unterschrieben, aber der Kaiser hatte sie zu verantworten. Maria Theresia unterschrieb, weil sie einen Krieg fürchtete, den sie nicht würde stemmen können bei all der wirtschaftlichen Not in ihrem Reich. So zitiert Czernin sie mit einem Briefzitat: 

„Diese schreckliche Teilung Polens kostet mich zehn Jahre meines Lebens.“

Und:

„Ihr werdet sehen, wie unglücklich sich diese ganze Affäre entwickeln wird.“

Joseph aber hatte sich mit Friedrich II verständigt, der wiederum hatte die russische Zarin ins Boot geholt und dann stand der Teilung nichts mehr im Wege. „Partager le gâteau“ („Den Kuchen teilen“), wie man das nannte.

Was vielleicht manche Leser eines Sachbuches irritieren könnte, sind die romanhaften Stellen.

„Sind wir angekommen, fragt sich Joseph, während er sich den Schlaf aus den Augen reibt. Er hört Stimmen. Einige sprechen Ungarisch, andere Deutsch (…) Er hat schlecht geträumt. (…) Joseph atmet tief ein. Als on ihn seine geheimen Wünsche irgendwie beunruhigen würden.“

Ich muss gestehen, dass ich mich erst an sie gewöhnen musste. Allerdings konnte ich keine Stelle finden, deren Erfindung irgendwelche falschen Schlussfolgerungen ermöglicht hätte. Möglicherweise sind sie sogar durch Briefe oder Tagebucheinträge gedeckt. Das vermag ich nicht zu sagen.

Auf jeden Fall gestalten sie das Buch lebendiger als es eine reine Aufzählung von Fakten könnte.

Sehr gut finde ich auch die Zeittafel im Anhang, die einem einen sehr guten Überblick über die wichtigsten Geschehnisse gibt, sodass man alles gut nachvollziehen kann, auch wenn man später etwas nachschauen möchte.

Es gibt des weiteren ein Ortsregister, das aber zu wünschen übrig lässt. Wenn man eines anhängt, sollte es auch wirklich alle Orte, die im Text genannt werden, erwähnen. Dies geschieht hier nicht, was ich schade finde. So hatte ich nicht gewusst, dass der Kaiser auch im zu meinem Wohnort nahegelegen Worms war, das dann aber im Anhang fehlt. (Ja, ja – ich weiß – der Lokalpatriotismus …)

Auf den Klappeninnenseiten finden sich farbige Karten Europas und seiner Aufteilung, was ich sehr interessant finde.

FAZIT: 

Ein rundum gelungenes Buch, das nicht nur einen ungewöhnlichen Kaiser vorstellt und begreifbar macht, sondern, das auch einen unverstellten Blick auf die Menschen des 18. Jahrhunderts ermöglicht.
Die Zeit der Aufklärung, die leider weitgehend in Vergessenheit geraten ist mit ihren modernen Ansätzen und Reformversuchen, wird wieder lebendig und verführt die Leser hoffentlich zu einer neuerlichen Beschäftigung mit dieser aufregenden und für Europa wegweisenden Zeit.

Es liest sich spannend wie ein Roman und regt dazu an, sich noch weitergehend zum Thema zu informieren.

Was mich persönlich angeht, so habe ich noch eine umfangreiche Maria Theresia- Biografie liegen, die ich jetzt angehen werde. Immerhin war das 18. Jahrhundert auch das Jahrhundert der großen Herrscherinnen.

FAKTEN:

Monika Czernin: Der Kaiser reist inkognito – Joseph II und das Europa der Aufklärung, Penguin Verlag, 3. Auflage 2021, 384 Seiten, gebundene Ausgabe, 22,00

Mehr zum Verlag:

www.penguin.de

Mehr zur Autorin:

www.monikaczernin.com