Speyer for Runaways …

Speyer for Runaways …

Gut, ich gebe zu, dass sich der Wortwitz meiner Überschrift nicht zwingend erschließt, aber das tut der Qualität des Buches keinen Abbruch, das ich euch jetzt vorstellen möchte.


Seit meiner Schulzeit verbindet mich mit der Stadt Speyer ein großes Interesse an der (Stadt) Geschichte.
Da diese Schulzeit nun schon einige Jahrzehnte zurückliegt, ist auch mein Kenntnisstand zum Thema entsprechend gewachsen.
Was mir aber alles so entgangen ist, habe ich erst begriffen, als mir der Emons Verlag dieses Buch zur Verfügung gestellt hat.

Was ist nun das Besondere an der 111 Orte- Reihe?

Wir alle kennen die normalen Reiseführer. Die tollsten Sehenswürdigkeiten, die hipsten Restaurants, die ungewöhnlichsten Läden. Wie komme ich hin und was kostet etwas Eintritt.
Was Speyer betrifft, taucht in dem Fall der Dom auf und das Historische Museum der Pfalz. Das Feuerbach- Haus und die jüdische Mikwe.

Wieviele Reiseführer über Speyer aber kennt ihr, in denen es um Alchemisten, Axtmörder und tausendjährige Häuser geht?

Genau! In „111 Orte in Speyer, die man gesehen haben muss“.

In diesem Buch von Regina Urbach findet ihr natürlich auch die Angaben von Öffnungszeiten, Adresse und ÖPNV-Verbindung. Aber eben zu Orten, die man nicht unbedingt auf der Liste gehabt hätte.
Es gibt auch den einen oder anderen Tipp, der sich nicht auf die Speyrer Innenstadt bezieht, so zum Beispiel das „Galgenplätzel“, an dem heute noch ein Galgen zu sehen ist, wie man ihn in früheren Zeiten verwendet hat. Es ist schon etwas gruselig, wenn Urbach berichtet, dass an jener Stelle nahe dem Dorf Lingenfeld nichts gedeiht und nur der Galgen sich wohlzufühlen scheint. Ein 1956 dort gepflanzter Mammutbaum ist bereits eingegangen und die Anrainer lassen das Areal in Ruhe.
Es ist übrigens auch der einzige Richtplatz, der eine eigene Flurnummer hat.
Einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so plastisch bestückten Ort finden wir in der Nähe von Bad Dürkheim.
An diesen Orten zu stehen und zu wissen, dass hier Menschen hingerichtet wurden, nur weil sie vor Hunger gestohlen haben, bringt einen zum Nachdenken, ob die „guten alten Zeiten“ wirklich so gut waren.

Mit größtem Vergnügen wiederum liest man sich durch all die kleinen Historien und Histörchen, die eine Stadt tatsächlich ausmachen. Man kann zu jenen Orten spazieren und so viel über den Alltag der Menschen früherer Zeiten lernen. Sei es, dass man etwas über die „Elendherberge“ erfährt (bei der Nomen nicht gleich Omen war …) oder über eine Buchrestauratorenwerkstatt.

Natürlich besucht man in jeder Stadt im Normalfall zuerst die großen Sehenswürdigkeiten, aber ich finde es ungemein spannend, wenn man sich dann mit jenen nicht allgemein bekannten, aber doch umso interessanteren Orte befassen kann.

Ach – jetzt bin ich euch ja noch den Axtmörder schuldig …

Im Oktober 1947 erschlug Edmund Balthasar seine Lebensgefährtin Johanna mit einer Axt und brachte die Leiche danach nach Berghausen, um sie dort zu vergraben. Geschnappt wurde er wegen … ein paar geliehener Schuhe.
Wer mehr zu dem Fall wissen will, sollte ins Buch schauen, oder die Axtmörder- Stadtführung mit Ludwig Ofer mitmachen. Dort erfährt man alles über den Fall, der sogar einen Roman und eine Dokumentation hervorgebracht hat. Auch dazu informiert das Buch übrigens …

DIE AUTORIN:

Dr. Regina Urbach ist promovierte Historikerin, Autorin und Redakteurin. Wohnhaft in Worms, hat sie auch schon einen 111 Orte- Band über ihren Wohnort verfasst.

FAZIT:

Als große Freundin oftmals wenig beachteter Sehenswürdigkeiten, empfehle ich diese Reihe all jenen, die nach den „Hidden Gems“ suchen. Oder auch jenen, die mehr über all das erfahren wollen, was sie an ihrem Weg entdecken. Die Angaben im Buch sind korrekt, können sich aber natürlich im Laufe der Zeit ändern. Also zum Beispiel Öffnungszeiten. Deswegen rate ich dringend, sich vorher auf der Website zu informieren.
Im Anhang gibt es eine sehr gute, übersichtliche Karte, die einem beim Besuch entschieden hilft, zumal es in einer Altstadt auch gerne mal verwinkelt zugeht.

Das Buch hat mir zahllose Infos geliefert, mit denen sogar ich, die ich Speyer seit Jahrzehnten gut zu kennen glaubte, so manche interessante Stunde verbringen konnte. Und noch verbringen werde …

FAKTEN:

Regina Urbach: 111 Orte in Speyer, die man gesehen haben muss, Emons Verlag 2023, 231 Seiten zzgl. Karten, 18,60€

Mehr Infos direkt beim Verlag:
https://emons-verlag.de


Unterwegs mit der Kaiserin

Unterwegs mit der Kaiserin

Credit: Emons Verlag

Auf dieses Buch habe ich sooo lange gewartet und als ich es entdeckt hatte, war ich sehr glücklich!
111 Sisi-Orte – ein Reisehandbuch, das einen von Bayern über Österreich, Frankreich, Großbritannien bis nach Griechenland begleitet. Wunderbar.
Jedem der Orte ist eine Doppelseite gewidmet, wobei man auf der einen Seite ein ganzseitiges Foto des Ortes findet mit einem Kästchen für die wichtigsten praktischen Informationen und auf der anderen Seite einen Text, der erläutert, was der Ort mit der Kaiserin zu tun hat.
Die Fotos sind übrigens absolut hinreißend.

Das Ganze ist wirklich schön gemacht. Das Papier ist dick und kann so manche Blätterei ab.
Dass die Autorin mit Herzblut und Begeisterung fürs Thema schreibt, merkt man mit jeder Zeile.

Sabine Gruber lebt übrigens als Reiseschriftstellerin mit ihrer Familie in Klosterneuburg bei Wien und hat damit praktisch schon die Sisi-Expertise halb in der Tasche.

Tatsächlich könnte nun ein solches Buch leicht Gefahr laufen, auf jeder Seite den gleichen Sermon herunterzubeten: XXX erbaut von dem und dem, eingestürzt im Jahre XXX, wieder aufgebaut und so weiter.
Nichts dergleichen passiert im vorliegenden Band.
Jeder Ort wird interessant und abwechslungsreich geschildert. Man bekommt absolut Lust, sich sofort auf den Weg zu machen.

Eines fehlt mir allerdings und das muss ich anmerken:
Karten!
Eigentlich hätte ich erwartet, zu den Ländern, die im Buch vorkommen, jeweils eine Karte zu finden, in die die jeweiligen Sisi-Orte eingetragen sind. Nicht zuletzt um zu sehen, wo die Kaiserin überall unterwegs war.

Was ist positiv finde, ist die Tatsache, dass Sabine Gruber nicht nur jene Orte vorstellt, die so die „typischen Verdächtigen“ sind, wie Possenhofen oder die Hofburg, sondern auch unbekanntere wie zum Beispiel die Postalmhütte, die Sisi 1865 erklettert.
Und auch Überraschendes findet sich hier, denn wer wusste, dass Sisi bereits 1876 zur Jagd in Althorp House weilte, jenem Schloss, in dem knapp hundert Jahre später eine gewisse Lady Diana Frances Spencer aufwachsen sollte …

Also alles in allem finden wir mit den 111 Sisi-Orten nicht nur 111 SISI-Orte, sondern 111 Orte, die einfach eine Reise wert sind.
Und wenn dann in einer kommenden Auflage auch Karten dazukommen, bin ich gänzlich glücklich.

Übrigens: Wen es nach noch mehr 111 Orten gelüstet, dem sei die Reihe wärmstens empfohlen. Es gibt kaum einen Ort oder Land, das hier nicht abgedeckt würde. Schaut also gerne mal rein!

FAKTEN:
Sabine Gruber: 111 Sisi- Orte, Emons Verlag 2023, 231 Seiten, 18,00 €