26.04.2023 – Neuigkeiten von Harrys Prozessfront …

Am gestrigen Tage hat der Anwalt von Prince Harry Unterlagen aus dem Prozess gegen NGN (News Group Newspapers) vorgelegt.
In diesen Unterlagen behauptet Harry, dass Prince William 2020 eine sehr hohe Entschädigungssumme dafür kassiert habe, dass man sein Handy gehackt hatte und um zu vermeiden, dass Prince William vor Gericht ziehe.
Daraufhin habe es ein Übereinkommen zwischen dem Königshaus und der Mediengruppe gegeben, künftig nicht mehr zu klagen.

Prince Harry selbst habe von dem Übereinkommen erst sehr viel später erfahren, nachdem er sich gewundert habe, dass man von Seiten des Palastes permanent versucht habe, ihn von Klagen abzuhalten, beziehungsweise sich geweigert habe, in seinem Namen zu klagen.

Es habe sogar eine noch ältere Übereinkunft gegeben und zwar, nachdem Gespräche zwischen Prince Charles und seiner Geliebten Camilla Parker- Bowles im Jahre 1989 von der Sun veröffentlicht worden waren. Man habe zwischen Palast und Medien abgesprochen, dass man auch künftig auf Klagen verzichten werde, wenn die Presse ihrerseits keine Gespräche mehr belausche.
Dies sei mit der Zustimmung der Königin geschehen.
Der Hof habe offensichtlich gehofft, auf diesem Wege Ruhe zu bekommen.
Diese Übereinkunft, so Harry, habe dazu geführt, dass seine Klagen nie aufgenommen wurden.

Laut seinem Anwalt Mr Sherborne verlangte Harry von NGN seit 2017 eine Entschuldigung und wurde vertröstet bis 2019. Zu diesem Zeitpunkt habe er beschlossen, vor Gericht zu gehen.

Der Anwalt von NGN weist die Vorwürfe zurück. Die Behauptung, es habe solche Übereinkünfte gegeben, seien widersprüchlich zu anderen Aussagen des Herzogs im Fall. Außerdem habe der Herzog nicht einen einzigen Beweis hierfür.
Diese angeblichen Übereinkünfte dienten alleine dazu, die verspätete Klage des Herzogs zu begründen. Tatsächlich seien seine Anklagen längst verjährt.

Zudem bemängelt der Anwalt die diffuse Beschreibung einer Übereinkunft, von der der Herzog weder sagen könne, zwischen welchen Parteien sie wie geschlossen worden sein solle, noch habe er irgendwelche Beweise, dass sie überhaupt stattgefunden habe. Es sei auch nicht klar, welchen zeitlichen Umfang die Übereinkunft haben solle, für wen sie gälte und wer die Personen seien, die dies abgemacht hätten.

Harrys Aussage betonte nochmals seine Anklagen aus „Spare“, dass jeder seiner Versuche vom Palast konterkariert worden sei, ohne, dass er dies habe verstehen können. Es sei so weit gegangen, dass er verlangt habe, die Presse komplett von seiner Hochzeit auszuschließen, bis er eine Entschuldigung von Murdoch bekommen habe.
Ziel der Blockade sei es gewesen, so Harry in seiner Zeugenaussage, den Palast in Ruhe das Image von Charles und Camilla aufpolieren zu lassen, ohne die Presse zu verärgern.
Da die Königin ihre Zustimmung zu dem Deal erteilt habe, habe es verständlicherweise von den Stäben des Buckingham Palace und Clarence House wenig Interesse an unterstützenden Maßnahmen gegen die Presse gegeben.

Harry wiederholte in seiner Zeugenaussage auch seine bekannte Klage, dass es die Presse gewesen sei, die sämtliche seiner Beziehungen zerstört habe. Man habe versucht, ihn als gestört und labil darzustellen und gehofft, so einen öffentlichkeitswirksamen Zusammenbruch seinerseits heraufzubeschwören.

Der Anwalt von NGN verlangte gestern vom Gericht, die Klage des Herzogs wegen Verjährung ebenso zurückzuweisen wie die von Hugh Grant.
Man rechnet damit, dass die Anhörung noch drei Tage dauern wird und dann entschieden wird, ob man die Klagen zulässt.

Kensington Palace hat eine Stellungnahme bezüglich dieser angeblichen geheimen Übereinkünfte verweigert.

24.04.2023 – Was ist das Problem?

Boris Johnsons Schwester Rachel Johnson beschrieb in der Mail on Sunday das Problem zwischen den Windsor-Brüdern und ihren Frauen folgendermaßen: „Bei uns mögen wir es nicht so sehr, wenn Frauen ihre Stimme zu sehr erheben (ich weiß das selbst am besten), ganz zu schweigen von Frauen, die anderen Frauen vorschreiben, dass sie ihre Stimme erheben sollen und Männern, dass sie zuhören sollen. Und als Nation ziehen wir es definitiv vor, wenn königliche Damen nicht wirklich sprechen, wie die Königin oder die Herzogin von Cambridge.“
Sie führte weiter aus, dass das Vereinigte Königreich nun zum ersten Mal eine feministische Aktivisten- Prinzessin habe. Wobei sie selbst der Meinung sei, dass Frauen keine Opfer seien und auch niemand bräuchten, der wohltätigerweise permanent für sie spricht. Sie erinnerte Meghan auch daran, dass sie stets der Tatsache eingedenk sein solle, dass sie in eine konstitutionelle Monarchie einheirate, und jeder zwingend wissen müsse, wo sein Platz in der Hackordnung sei. Ein ständiges Übertreten roter Linien sei da keine gute Idee.

Wenn ich mir diese Zeilen so anschaue, muss ich gestehen, dass mir bei solcher Weltsicht Angst und Bang wird. Sind die Briten wirklich so?
Nun – vielleicht jene, mit denen sich die Johnsons umgeben. Die, die ich kenne, definitiv nicht.
Im Gegenteil.
Schwierig ist nur, das rechte Maß zu finden. Wie geht man als Neu-Royal mit der Macht um, die einem qua Trauschein gegeben wurde? Wie lenkt man den Blick der Öffentlichkeit geschickt auf bestimmte Themen, ohne dabei zum Besserwessi zu werden?
Rote Linien …
Die übertrat Meghan aber von Anfang an.

Ein Beispiel hierfür ist jener, bei uns wenig bekannte, Zwischenfall, als Prince Charles sie zu einer persönlichen Führung durch die Ausstellung „Prince & Patron“ im Buckingham Palace einlud. Sie zeigte von ihm persönlich ausgewählte Kunstwerke und fand anlässlich seines 70. Geburtstages statt.

Meghan sagte begeistert zu.
Die Begeisterung ebbte allerdings ab, als sie hörte, dass ein Filmteam dabei sein werde. Die BBC wollte Aufnahmen für die Dokumentation „Prince, Son and Heir: Charles at 70“ machen.
Sie zog ihre Zusage zurück.
Da fragt man sich natürlich, warum??? Wollte sie vielleicht das Rampenlicht nicht mit dem künftigen König teilen? War sie beleidigt, weil sie den Eindruck gewonnen hatte, es sei eine private Veranstaltung und keine öffentliche/ offizielle?
Wer kann sich einen Grund vorstellen, eine solche Einladung auszuschlagen, außer, weil man plötzlich verstorben ist?

Ich denke, wenn man in eine königliche Familie einheiratet, muss man willens und in der Lage sein, den Ball erst mal flach zu halten. Man sollte Ratschläge annehmen und beherzigen. Eigene Wege kann man erst gehen, wenn man Laufen gelernt hat. Vor allem, wenn man sich auf royalem Parkett bewegen will.

Wie ist eure Meinung? Hat Meghan richtig gehandelt, als sie gleich ein markantes Profil gezeigt hat, oder hätte sie erst mal das Terrain sondieren müssen?

Was natürlich zu der Frage führt, ob Harry und Meghan zu schnell geheiratet haben? Hatte sie überhaupt genug Zeit, sich zu überlegen, ob dieser Weg der richtige ist? (Aller Liebe zum Trotz) War sie einfach die richtige Frau am falschen Ort?

Wie müsste eine Frau aufgestellt sein, die zu Harry passen würde und die die Monarchie nicht an die Kante treibt?

Was mich zu der Frage bringt, inwieweit tatsächlich Meghan für Harrys geistige Amokläufe verantwortlich ist.
In Jobsons neuer Charles- Biografie zitiert der Autor hochrangige Mitglieder des Hofes, die durchaus Harry als selbstverantwortlich ansehen. Er war es, der nach dem Oprah Winfrey- Interview von einer Talkshow zur nächsten geeilt ist. (Und dies nicht erst, um Werbung für sein Buch zu machen) Es ist zu einfach, immer das Frauen-Bashing zu betreiben, wenn Männer hohldrehen, oder?

Ich glaube, bei Harry ist es einfach so, dass er mit seiner Situation bei Hof überfordert war. Er hatte keine richtige Arbeit und auch keine Aussicht auf eine Aufgabe.
Seltsamerweise wird immer wieder betont, dass Harry immer und überall davon sprach, dass ihm gerade mal 10 Jahre blieben, bis seine Rolle hinfällig sei. Zehn Jahre bis Williams Kinder gänzlich ins Rampenlicht treten würden.
Bis dahin müsse er sozusagen seine Fahne gehisst haben, denn danach werde ihm niemand mehr Aufmerksamkeit schenken.

Dieser selbst auferlegte Zeitdruck scheint mir ein wichtiger Anteil an Harrys Persönlichkeit zu sein.
Es taucht nicht nur bei seinem öffentlichen Wirken auf, sondern auch bei seiner Zielsetzung bezüglich Ehe und Familie.

Ein selbstauferlegter Zeitdruck, der durch nichts zu begründen ist. Denn hätte er sich wie bei den Invictus Games mit bestimmten Themen im öffentlichen Bewusstsein platziert, hätte es keinerlei zeitliche Begrenzung gegeben und es wundert mich, dass es scheinbar niemanden bei Hof gab, der ihm diesen seltsamen Spleen genommen hätte.
Dies ist umso verwunderlicher, als König Charles seit Jahrzehnten betont, dass man in der Königsfamilie Marathon läuft und nicht die Kurzstrecke.

Wie bei so vielen Themen hätte Harry nur auf seinen Vater und seine Großmutter schauen müssen. Aber wenn ich jetzt lese, wie schändlich er sich zu Zeiten von Prince Philips Todeskampf aufgeführt hat und wie abstoßend sein Wunsch (oder Befehl?), sich zur Aussprache mit Vater und Bruder am Tage der Beerdigung des Großvaters (!) zu treffen … Man ist einfach angeekelt von so viel Ignoranz und Kaltschnäuzigkeit.
Der Begriff „taktlos“ reicht da nicht mehr.


Wie ich die Sache sehe, hatte Meghan keinen Anteil an Harrys Idee, ausgerechnet an solchem Tage Bruder und Vater in einer emotionalen Ausnahmesituation in solch ein Gespräch zu zwingen. Wäre dem so gewesen, hätte Harry es in seinem Buch geschrieben.

Ach – ich glaube, dazu MUSS ich ein Video machen …

Royals 2.0 arbeitsscheu?

Diese Frage stellt sich der Sunday Express in seiner Wochenendausgabe.
Frank Young, verantwortlich für die Civitas-Umfrage, deren Zahlen dem Artikel zugrunde liegen, betont, dass man sich vielleicht damit abfinden müsse, dass die Königliche Familie unsichtbarer sei als irgendwann in den zurückliegenden hundert Jahren.

Er empfiehlt im Interview, der König solle darüber nachdenken, Prinzessin Eugenie und Zara Tindall als potentielle Vollzeit Working Royals ins Auge zu fassen, denn Zara habe die Schule ihrer Mutter Prinzessin Anne durchlaufen und beide Frauen seien vor allem auch bei der jungen Generation extrem populär.

Umfragen haben des Weiteren ergeben, dass der ruf nach einer Modernisierung der Monarchie inzwischen um ein Drittel gefallen ist. Offensichtlich sehnen sich die Menschen in weit größerem Maße nach Stabilität und Tradition, als man bislang erwartet hatte. Einen Anspruch, den die stets disziplinierte Königin mit ihrem stets vorhersehbaren Kleiderstil immer erfüllt hat.

Wie eine Analysen ergaben, sind die ältesten Mitglieder der Königsfamilie, wie König Charles, Königin Camilla und Prinzessin Anne für 3/4 aller Termine verantwortlich.
In die Lücke springen Zara Tindall und Prinzessin Eugenie. Aber nicht in ausreichendem Maße.
Wer fast nie auftaucht, ist leider Kate.

Das Ganze ist nicht nur körperlich eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass die fleissigsten Royals locker die 80 streifen, sondern es widerspricht auch dem Ziel des Königs, die Familie zu verschlanken und moderner, zukunftsweisender, zu werden.
Was machst du nämlich, wenn die Working Royals gar keine WORKING Royals mehr sind? Wenn die junge Generation, die die Monarchie ins nächste Jahrhundert tragen soll, das einfach nicht tut?

Bedenklich!
Die Zahlen der im Vereinigten Königreich wahrgenommenen Termine fiel von 3.338 im Jahre 2014 auf 2.029 im vergangenen Jahr.

Wie sagte die Königin mal so schön: „I musst be seen to be believed“. Leider können Charles und Anne aber nicht überall und nicht an mehreren Orten jeweils gleichzeitig sein.
Somit läuft die Königliche Familie Gefahr, immer unsichtbarer zu werden.

Wobei man dazusagen muss, dass der Duke of Kent 87 ist und Prinzessin Alexandra 86!!!

Das sind natürlich extrem bedenkliche Zahlen.
Ich bin eine großer Fan des Prinzenpaare von Wales, aber da kann ich leider keine Rechtfertigung finden. Nicht mal eine Erklärung.
Wenn Kinder in der Schule sind (was bei den Wales-Kindern inzwischen der Fall ist), kann man definitiv wenigstens am Vormittag Termine wahrnehmen. Es kann nicht genügen, sich bei einem Gottesdienst zu zeigen und das war’s dann.
Dass Prinz William zwischenzeitlich mit der Verwaltung des Herzogtums Cornwall beschäftigt ist, mag ja sein. Dennoch gehe ich davon aus, dass er nicht selbst Buchführung machen muss, sondern für diese Themen seine Fachleute hat.
Insofern sind beide in meinen Augen in Erklärungsnot.

Vor allem Kate, die ihrer ungeheuren Beliebtheit definitiv Rechnung tragen könnte, ist zu wenig bei den Menschen. Oder fällt sie wieder in alte Gewohnheiten aus ihrer Waity-Katie-Zeit zurück, als sogar die Königin zu mehr Aktivität und beruflichem Engagement aufrief?

Alles in allem ist es eine bedrohliche Situation, denn: nur in Social Media und den Schlagzeilen präsent sein, genügt nicht.

Ich erinnere mich noch, als vor ein paar Jahren eine Analyse der königlichen Termine durch die Way-Ahead-Gruppe (u.a. Prince Philip, Prince Charles, Prince William etc) durchgeführt wurde und man dabei feststellte, dass die meisten Termine in England, und hier bevorzugt rund um London wahrgenommen wurden. Der Norden kam praktisch nicht vor. Erst Schottland bekam wieder ein paar Termine ab.
Dazu hat man festgestellt, dass sozial benachteiligte Gegenden praktisch nicht mit einem Royal rechnen können. Dies hat man noch unter Prince Philips Ägide versucht, in den Griff zu bekommen und so sieht man den König und die Königin heute auch öfter mal z.B. Moscheen und Tempel in schwierigen Vierteln besuchen.

Da Kate vor wenigen Wochen ihre Stiftung zu den prägenden ersten Jahren des Kindes gestartet hat, hätte ich erwartet, dass sie nun sozusagen von Krippe zu Krippe tourt und versucht, ErzieherInnen und Eltern ins Boot zu bekommen und zu sensibilisieren.

Verschlingen Social Media- Auftritte die persönlichen Begegnungen vor Ort?
Hier aber liegt in meinen Augen die Crux von Social Media: auf diesen Plattformen hat sich die Königsfamilie ein neues Gesicht gegeben. Frisch, ungezwungen, nahbar.
Dass diese Auftritte aber die Termine vor Ort, das Händeschütteln und Reden-Halten nicht ersetzt, müssen die Royals wohl erst wieder lernen.

Und wenn Königin Camilla es geschafft hat, nach all den Schmutzkampagnen gegen sie, ihre Angst vor Walkabouts niederzuringen, dann kann die junge Generation das auch.

Vielleicht ist es langweilig, das fünfzigste Muffin zu probieren oder im Altenheim von Little Brackham bei der Seniorengymnastik mitzumachen, aber wenn man bedenkt, wie glücklich die Menschen über einen solchen Besuch sind, sollte alleine das schon Ansporn sein.

Stell dir DAS mal vor…

Stell dir mal vor, dein Opa wird zum König von England gekrönt (okay – lassen wir den Wahrscheinlichkeitsfaktor mal kurz beiseite …) und deine Eltern sagen: „Nur der Papa geht hin!“

Jetzt stell dir mal vor – 15 oder 20 Jahre später. Du redest mit deiner Mama über damals und fragst sie, warum du und deine Schwester nicht dabei sein durften – damals in der Westminster Abbey. Als sie den Opa und die Oma gekrönt haben. Warum ihr nicht mitfahren durftet in der goldenen Kutsche. Und dann nachher erst – auf dem Balkon … da unten tausende und abertausende jubelnder Menschen.
Und was sagt deine Mama dann?

Um Antworten war die liebe Mama ja noch nie verlegen. Von daher ist davon auszugehen, dass sie sich auch auf diese Fragen schon sehr lange gut vorbereitet hat.
Und im Übrigen kennst du sie ja …

Tatsächlich sind – zumindest in meiner Wahrnehmung – Archie und Lilibet eher Randfiguren bei den Debatten um Harry und Meghan.

Für mich selbst sind sie aber SEHR wichtig, denn sie sind die ersten Opfer der elterlichen Kampagnen.
Dank der prahlerischen Berichte des Vaters über seine Tötungszahlen in Afghanistan, stehen sie an allererster Stelle der Gefährdetenliste für alle Islamisten. (Dass es dann ausgerechnet dieser Vater ist, der ständig nach Sicherheit schreit, ist nur einer der vielen Treppenwitze dieser Geschichte).

Die widersprüchlichen Narrative der Eltern werden auch die beiden eines Tages einholen, denn man kann wohl kaum davon ausgehen, dass sie ihren Kindern gegenüber in Erziehung und in der Vermittlung ihres Weltbildes stringent sind.
Es ist wohl vielmehr davon auszugehen, dass den Kindern jeweils das vermittelt wird, was gerade opportun ist.

Wenn wir nüchtern darauf schauen, stellen wir fest, dass mit dem Führen des königlichen Titels und der gleichzeitigen Ablehnung der königlichen Pflichten, den Kindern eine Lebenswirklichkeit vermittelt wird, die so nicht machbar ist. Ihnen wird vorgeführt, dass man sich einfach das heraussuchen kann, was einem in den Kram passt, während man ungeliebte Sachen den anderen überlässt.

Was mich mindestens ebenso bewegt, ist die Tatsache, dass Harry seinen Drogenkonsum sowohl in seinen Memoiren als auch im Gespräch mit Dr. Maté nicht nur verniedlicht, sondern – viel schlimmer noch – als medizinisch notwendig hinstellt.
Harry tut nichts weniger, als seinen Kindern vorführen, dass es okay ist, das Gesetz zu brechen, wenn man es nur vor sich selbst rechtfertigen kann.

An der Stelle fällt mir ein, dass Harry die BBC wegen eines Sketches verklagen wollte, indem der Komiker – auf den Namen seines Freundes van Custem bezugnehmend – sagte: „Van cuts them and Harry snores them.“ („Van schneidet sie und Harry schnupft sie.“)
Er erregte sich darüber, dass ihm da Kokoainkonsum unterstellt werde. Bei Dr. Maté korrigierte er, indem er mitteilte, dass ihm Kokain „nichts gebe“ …
Vielleicht ganz gut, dass er die BBC nicht verklagt hat…

Kommen wir aber wieder zurück zu Oma und Opa Wales

Ja, ich bin Traditionalisten, denn ich bin der Überzeugung, dass es künftigen Generationen helfen kann, wenn sie das Rad nicht neu erfinden müssen. Ich bin auch der Meinung, dass alle Menschen Glieder einer gewaltigen Kette sind, die sich durch die Zeit windet.
Was den Adel von den „normalen“ Menschen unterscheidet, ist im Normalfall, dass sie einfach mehr Glieder ihrer ganz persönlichen Kette kennen.

Wenn wir nun die Familien Windsor / Wales / Cambridge anschauen, so stellen wir fest, dass die Kinder stets in dieser Tradition erzogen werden. Sie lernen von klein auf, was von ihnen erwartet wird. Sie sind TrägerInnen eines Titels und sollen diesem gerecht werden.

Gelingt eine Erziehung, so erlebt man einen Menschen, der sich seiner Aufgabe bewusst ist und seine eigenen Wünsche hintanstellt. Er ordnet sich in diesem Fall der Krone unter. Ein kleines Beispiel dafür ist Prinz William, der seine Karriere als Rettungsflieger zugunsten der eines Working Royal aufgegeben hat.
Die Entscheidung, sich dem Wunsch der Königin zu beugen, hat ihn Monate gekostet.

Harry und Meghan wiederum scheinen auch hier die Rosinen herauspicken zu wollen. Die Kinder sollen einen Titel führen, ansonsten wollen sie aber mit dem Königshaus nichts zu tun haben, wie Meghan bereits Oprah Winfrey mitgeteilt hat.
Da fragt man sich natürlich, was an einem Leben, das man seinem Land und den Menschen widmet, so abstoßend sein soll?
Wenn ich mir George, Charlotte und Louis so anschaue, sehe ich drei offensichtlich sehr glückliche Kinder, die in einem liebevollen Elternhaus aufwachsen und zu verantwortungsbewussten Royals erzogen werden. Junge Menschen, denen klar ist, dass sie immer im Rampenlicht stehen werden und, dass mit ihren Rechten auch Pflichten einhergehen.
Zudem lernen sie, damit umzugehen.

Dies wiederum wird den Sussex-Kindern verwehrt, denn die Eltern machen sich scheinbar nicht bewusst, dass das Rosinen-Picken auch Konsequenzen hat.

Tatsächlich erleben wir ja sogar einen Harry, der im Interview für den Sender ITV seinen Vater mit den Enkelkindern erpresst. Wenn man nicht mit ihm spreche, dann werde der Großvater halt die Enkel auch nicht sehen können.
DAS ist nun wirklich ein Knaller, wenn man mich fragt, denn hier wird ganz klar mit den Gefühlen des Großvaters Charles Erpressung betrieben.

Wie begeistert König Charles als Großvater ist, beweisen übrigens nicht nur die zahllosen Aufnahmen, die ihn mit seinen Enkelkindern in der Öffentlichkeit zeigen, sondern auch die Reaktionen der Kinder auf ihn.

Wie man an dem Foto, das ich 2019 in Highgrove gemacht habe, sehen kann, stehen für den König die Kinder und Enkelkinder stets im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt.
Wenn man also diese sehr positiv auftretende Familie so sieht, tut es einem um die Sussex-Kinder noch viel mehr leid, denen der Kontakt zu ihren Cousins und Cousinen so unglaublich selbstsüchtig verwehrt wird.

Vielleicht gibt es jetzt den einen oder anderen, der sagt, dass das alles nur der schöne Schein sei, der da verbreitet wird.
Wer das behauptet, dem sage ich: Ganz wie es in dem englischen Spruch so schön heißt: You can fool some of the people some of the time but you can’t fool all the people all of the time!
Oder übersetzt: Du kannst manche manchmal verarschen, aber nicht alle ständig.

Zudem gibt selbst Harry in seinen Memoiren zu, dass Charles eigentlich ein guter Vater war. Dass er sich bemüht hat, Harry nach Dianas Tod aufzufangen, indem er ihn z.B. nach Südafrika mitgenommen hat, oder den Spice Girls vorgestellt.
Zudem hat der spätere König Wert darauf gelegt, das Abendessen immer mit Harry gemeinsam einzunehmen (William war damals in Eton). Ging das einmal nicht, weil er auf Terminen war, legte er dem Sohn immer einen kleinen Brief unter das Kopfkissen. Für die Söhne ließ er in Highgrove ein fantastisches Baumhaus bauen, in das sich die beiden zurückziehen konnten.
Andere Arten von Abenteuern erlebten die Söhne im „Club H“, der im Keller des Hauses eingerichteten Party-Location.
Das offenbart, dass Charles kein Helikopter- Vater ist, sondern seinen Söhnen auch stets Freiräume gelassen hat.
Inwieweit er sie auch schützen wollte, zeigt sich daran, wie lange er gewartet hat, bis er sie offiziell mit Camilla zusammengebracht hat. Im Gegensatz zu Diana, die zum Beispiel die Söhne sogar ohne zu zögern zu James Hewitt und dessen Mutter zu gemeinsamen Wochenenden mitgenommen hat.

Dass Harry Jahre später seinen Vater so mies aussehen lässt, ist wohl den Umständen geschuldet. Immerhin musste er in seinem Buch Gründe liefern, warum er der Krone im Allgemeinen (und seiner Familie im Speziellen) derart mit Anlauf ins Kreuz gesprungen ist.





Tipps zum Thema „Bücher über Royalty“:

Es gibt eine Zeit vor dem Tod der Königin Elizabeth II und eine Zeit danach.
Vor allem für Bücher über das englische Königshaus.

Und deswegen hier schon mein erster Tipp:
Schaut auf das Erscheinungsjahr! Ist das Buch schon mehrere Jahre alt und hat nur nach dem Tod der Königin einen neuen Umschlag bekommen?
Bezieht man sich noch auf Charles, den Prinzen von Wales? Oder spricht man schon von König Charles III? (Aktueller Prince of Wales ist sein ältester Sohn William. Und Princess of Wales ist nicht mehr Diana, sondern Kate …)

Warum ist das wichtig?

Weil die Königin 70 Jahre und 214 Tage regierte. Könnt ihr euch einen Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin vorstellen, die 70 Jahre über unsere Geschicke bestimmt? Wohl eher nicht.
Und tatsächlich hatte diese ungeheuer lange Regierungszeit direkte Auswirkungen nicht zuletzt auf die Bücher, die geschrieben wurden.
Über den politischen Einfluss der Königin, der ganz und gar nicht nicht existierte, schreibe ich in einem späteren Blog …

Wer meine YouTube-Videos schaut (KTT – Kronen, Tee und Traditionen), wird es längst wissen: König Charles ist ein Reformator.

Er hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, die königliche Familie, den ganzen royalen Apparat, zu verschlanken und die freiwerdenden Gelder in sinnvollere Richtungen zu lenken.

Ist nun ein Buch vor seinem Amtsantritt geschrieben, kann der Autor nur sehr wenig über diese Reformen berichten. Reformen, die sicherlich auch – sollten sie gelingen – Auswirkungen auf die Politik als solche haben dürften. Bei ihrem Gelingen wären sie die Krönung seines Lebenswerkes und würden alle Bereiche des Lebens beeinflussen. (Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimawandel, Architektur, Bildung …)

Deswegen Tipp 1: Schaut auf das Erscheinungsjahr (meistens auf der zweiten oder dritten Seite eines Buches, wo auch das Copyright etc. hinterlegt ist)!
Je aktueller, desto besser.

Tipp 2: Wenn auf dem Cover eines Buches steht, dass es nach dem Tod der Königin überarbeitet wurde, solltet ihr wachsam sein.
Es gibt nämlich tatsächlich Geldmacher, die einfach nur das Cover ändern, ansonsten aber alles gleich lassen.
Oder Verlage, die ein oder zwei Seiten dazupacken und stolz eine „aktualisierte Ausgabe“ anpreisen.
Was kann man da machen?
Vergleichen!
Wenn ihr online kauft, könnt ihr die angebotenen Bücher anhand der Seitenzahl vergleichen. Manchmal steht auch in der Inhaltsangabe ein komplett neues Kapitel.
Dann liegt die Entscheidung bei euch, ob euch diese paar aktualisierten Seiten den Kauf des Buches wert sind.
Anschluss-Tipp: Wenn das Buch sehr gute Bewertungen hat und/ oder es in anderen Büchern, die ihr bereits gelesen habt, empfohlen wird, solltet ihr die Ausgabe wagen.

Handelt es sich um eine Ebook-Ausgabe, wird es naturgemäß schwieriger. Da habt ihr nämlich nicht immer Seitenangaben. Hier könnt ihr aber die Leseprobe herunterladen und die Kapitel anschauen. Oder das Datenvolumen mit der alten Ausgabe vergleichen. Manchmal seht ihr auch die Angabe „Entspricht xxx Druckseiten“.

Zusatz-Tipp: Ebooks könnt ihr zurückgeben, wenn ihr sie noch nicht gelesen habt. Bis ca. 30% gelesener Seiten sind die Anbieter normalerweise kulant und nehmen den Titel zurück. Das solltet ihr selbstverständlich nicht ausnutzen.
Schaut euch lieber die Leseprobe an und entscheidet danach. Die meisten sind sehr ausführlich und geben ein gutes Bild von dem ab, was man bekommt, wenn man das ganze Buch kauft. Die Leseprobe ermöglicht euch auch, zu schauen, ob eure Fremdsprachenkenntnisse ausreichen, den Text zu verstehen.*

Empfehlung oder einfach nur abgeschrieben???

Wie erkenne ich nun ein gutes Buch über Königshäuser?
Nachdem ihr gaaaaanz viele gelesen habt und vergleichen könnt!
Im Prinzip trifft das zu, ist aber natürlich viel verlangt, zumal die meisten Bücher speziell über das englische Königshaus auf Englisch sind und nur die wenigsten übersetzt in Deutschland herausgebracht werden.

Theoretisch gesehen könntet ihr euch auf die vollmundigen Empfehlungssprüche auf der Rückseite der Bücher verlassen. („Royale Geschichte muss jetzt neu geschrieben werden“ und Ähnliches …)
Davon würde ich eher abraten.
Hat man mal ein paar gelesen, stellt man schnell fest, dass gerne und vieles schlicht und ergreifend abgeschrieben wird.
Für mich als Germanistin und Zeithistorikerin ist es natürlich umso schlimmer, wenn ich nicht mal einen Quellenanhang angeboten bekomme. Wenn also alles, was ich lese, hingenommen werden soll.
Das finde ich nur schwer zu verdauen. Ich habe es lieber, wenn ich Sachen im Zweifel nachprüfen kann.

Tatsächlich begegnen euch immer wieder die gleichen Namen bei den Autoren, denn die meisten kommentieren das royale Geschehen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Ihr könnt die Autoren natürlich auch googeln. Dann seht ihr, ob sie zum Beispiel für eine namhafte Zeitung schrieben, ob sie mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht haben etc.

Folgende Autoren sind empfehlenswert: Gyles Brandreth (persönlich bekannt z.B. mit Prinz Philip), Tom Bower (Einer der fundiertesten Kenner der Szene), Valentine Low (hat gerade Furore gemacht mit seinem Titel über die Verwaltungsmitarbeiter des Hofes – nicht so langweilig, wie es klingen mag…), Lady Colin Campbell (seit vielen Jahren als Insiderin unterwegs), Robert Lacey (einer der profiliertesten Royalty-Autoren), Angela Levin (Hervorragende Camilla- Biografin), Penny Junor (mit Vorsicht zu genießen; bei ihr wird es gerne süßlich), Tina Brown (absolut empfehlenswert: Die Palace Papers/ auch auf Deutsch erschienen), Jonathan Dimbleby (Autor einer der besten Charles- Biografien), Catherine Mayer (sehr gute Charles-Biografie), Tina Brown (gute Diana-Biografie).



Dies ist zugegebenermaßen nur ein kleiner Ausschnitt der zur Verfügung stehenden Autoren, wenn auch – wie ich denke – ein recht guter.

Wer sich übrigens für die Garderobe der verstorbenen Königin interessiert, kommt um die auch auf Deutsch erschienenen Bücher von Angela Kelly nicht herum.
Sehr schön bebildert, geben sie einen hervorragenden Einblick hinter die berühmten Kulissen.

Empfehlenswert sind auch immer die Sonderhefte von Zeitschriften wie Geo, ZEITGeschichte etc.
Wer nach Großbritannien reist, sollte unbedingt bei WHSmith, der Schreibwarenkette, vorbeischauen. In ihrer Zeitschriftenabteilung gibt es eine historische Reihe, die sich mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Ereignissen befasst. Sie sind sehr schön aufgemacht und haben sehr gutes Bildmaterial. Sie kommen aus dem Verlag „Future“ und stehen stets zusammen. Warnung: Die Hefte machen süchtig!

Wenn ihr euch noch aus einer weiteren Quelle Infos holen wollt, empfehle ich natürlich auch meine eigenen Rezensionen. Ihr findet sie auf allen gängigen Plattformen. Sei es nun Facebook, Instagram, oder sogar bei TikTok.
Tipps gebe ich auch im Zuge meiner YouTube-Videos. Natürlich jeweils passend zum Thema.
Zugegebenermaßen habe ich das bislang etwas stiefmütterlich behandelt, werde das aber zukünftig intensiver machen. Dann habt ihr immer das Thema des Videos plus die Buch- Empfehlung.

*Hier noch eine kleine Anmerkung … Wenn ihr ein fremdsprachiges Buch entdeckt und es unbedingt lesen wollt, aber sprachlich nicht gaaaanz sattelfest seid: Die Leo.org-App ist kostenlos. Man kann sie aufs Handy laden und dort Begriffe übersetzen lassen. Möchtet ihr längere Textstellen übersetzen – unbedingt: Deep L. Dieses Programm wird sogar von Unternehmen genutzt. Es ist hervorragend. Deep L wird ebenfalls als App angeboten. Will man die Extra-Features nutzen, wie zum Beispiel ganze Bücher in Sekundenschnelle übersetzen lassen, muss man allerdings die kostenpflichtige Variante nutzen.

Ich hoffe, diese Tipps haben euch ein wenig geholfen. Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt – stellt sie gerne hier auf der Seite oder auch per Mail.

In diesem Sinne: Keep on Reading!!!

Copyright: Adobe Stock







Robert Jobson: Our King

Zunächst muss man sagen, dass die Welt voll zu sein scheint von Biografien zum neuen englischen König. Braucht es also wirklich noch eine?
Tatsächlich stammen nun die meisten aus der Zeit, als er noch Prince of Wales war und haben nach dem Tod der Königin lediglich die eine oder andere Seite (bei manchen auch ganze Kapitel) hinzugefügt bekommen. (Wer wissen will, wie er in diesem Fall Fehlkäufe vermeidet, dem empfehle ich, in meinen Blog zu schauen. Da habe ich Tipps bereitgestellt …)

Vorauszuschicken wäre übrigens auch, dass Jobson bekennender Charlesianer ist. (Wie jeder vernünftige Menschen, wenn ich das mal anmerken darf.)

Dennoch bemüht er sich bei seinem Weg durch Charles‘ Leben um ein möglichst neutrales Bild. Zu meiner großen Überraschung gibt es auch einen recht umfangreichen Anhang mit Quellen und einer Literaturliste. (Das ist es nämlich, was bei vielen Biografien fehlt, wodurch diese für mich zu sehr umfangreichen Lebensbildern oder Essays verkommen)

Leider liegt der Titel derzeit nur auf Englisch vor, was das Buch für viele deutsche Leser unzugänglich macht, wollen sie nicht die Mühe auf sich nehmen, den kompletten Text durch eine KI übersetzen zu lassen …

Tatsächlich muss man sich an dieser Stelle fragen, was in den Köpfen deutscher Verlags-Verantwortlicher vorgeht, wenn sie die doch recht breite Gruppe Royalty- Interessierter in Deutschland immer wieder hängenlassen. Da gibt es bestenfalls mal zweitklassige Biografie-Abklatsche, die keinen wirklich glücklich machen. Schnell hingeklatschte Zusammenfassungen, die über die Qualität eines wikipedia-Artikels nicht hinausgehen. Das Ganze mit ein paar schlechten Fotos gespickt und für einen exorbitanten Preis rausgehauen.
Dass dann das Urteil lautet: „Seht ihr – das verkauft sich einfach nicht“, verwundert dann wirklich nicht weiter. So kann man sich wunderbar selbst das Wasser abgraben.

Aber zurück zu Jobson.

Er hat den Prinzen (späteren König) bei mehreren Gelegenheiten persönlich getroffen und Interviews mit ihm geführt.
Da er seit vielen Jahren die königliche Familie begleitet, kann er auch ein recht gutes Bild der Skandale rund um Prince Harry, Meghan Markle und Prinzessin Diana bieten.
(Hier hat er sehr gute Infos durch Gespräche zum Beispiel mit Ken Wharfe, einem engen Mitarbeiter der Prinzessin; speziell wenn es um den Vorwurf des Rassismus geht)
Auch mit Camilla ist er seit Jahren bekannt und kann den Wandel ihres öffentlichen Bildes sehr gut beschreiben und analysieren.

Prince Philip nimmt ebenfalls breiten Raum in der Biografie ein. Er war der Pater Familias und war zum Beispiel dafür verantwortlich, Prince Andrew die Entscheidungen der Königin nach seinem katastrophalen Epstein- Interview vorsichtig beizubringen. (Philip war persönlich außer sich über den Schaden, den Andrew der Krone zugefügt hatte.)
Die Tatsache, dass die Königin Andrew aus allen Ehrenämtern und von seiner Stellung als Working Royal entfernte, sollte weitreichende Konsequenzen zeitigen, da König Charles im Nachgang die Leute ausgingen, um das fehlende Herrscherpaar, sowie seinen ausgefallenen Sohn Harry und dessen Frau zu ersetzen.
Interessant auch zu lesen, wie Philip und Charles in den letzten Lebensjahren des Herzogs von Edinburgh zueinander gefunden haben. Sie konnten endlich die tiefen Gräben überbrücken und Charles‘ Schmerz anlässlich des Todes des Vaters war ehrlich und tief.
Umso mehr schockiert einen, dass Harry am Tag der Beisetzung des Großvaters eine Aussprache mit Vater und Bruder gefordert (und bekommen) hat und sich dann auch noch über den Ausgang beschwerte.
Sicherlich kann man einen solchen Gesprächszeitpunkt kaum dümmer und weltfremder, ja menschenverachtender, wählen.

Jobson schildert Charles als Denker und Visionär. Als einen Mann, der einen bodenständigen Sinn für Humor hat und keine Scheuklappen trägt. Recht breiten Raum nimmt Charles‘ Interesse am Islam und der islamischen Welt ein. Hier sieht Jobson eindeutig einen wichtigen Wirkungsbereich für Charles, da er dort seit Jahrzehnten wichtige Kontakte aufgebaut hat und sich mittlerweile weigert, als reiner Vertriebsmitarbeiter der englischen Regierung aufzutreten.
Auch untersucht Jobson Charles religiöse Einstellung, die häufig aus Unwissendheit in der Öffentlichkeit kritisiert wird.

Tatsächlich widmet er Charles‘ Jugend nur relativ geringen Raum, was ich auch nicht weiter schlimm finde, denn ich muss nicht zum hundertsten Mal lesen, wie sehr Charles in Gordonstoun gelitten hat. (Diese Kapitel sind übrigens deswegen interessant, weil man ein wenig den Kampf nachverfolgen kann, den sich die Königinmutter mit ihrem Schwiegersohn geliefert hat, um Charles nach Eton zu bringen und ihm das vollkommen unpassende Gordonstoun zu ersparen. Dort liegt nämlich unter anderem die Ursache für Charles‘ lebenslange tiefe Bindung an seine Großmutter.)

Was Prince Harry angeht, verwundert zuerst, dass dessen Autobiografie an diversen Stellen neutral zitiert wird. Doch dann begreift man, dass Jobson sich einfach bemüht, unparteiisch zu sein. Dies führt allerdings dazu, dass seine Faktenfeststellung umso verheerender ausfällt.
Man steht wirklich da und will den Prinzen nur noch batschen, wie wir Pfälzer sagen. Seine hochtrabende, unverschämte und wirklichkeitsfremde Selbstbeweihräucherung bei gleichzeitiger Hinrichtung seiner Familie wirkt noch viel übler dadurch, dass Jobson ihn als reguläre Quelle betrachtet.

Aber auch Prince William kommt nicht ganz so gut weg. Im Gegensatz zu seinem Vater fehle ihm die Reife und die Intelligenz. Hinzu komme ein ziemlich heftiges Temperament mit kurzer Lunte.
Erschreckend fand ich hier die Schilderung einer Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, nachdem William zu Jane Goodall gesagt hatte, er sähe am liebsten die gesamte Elfenbein-Sammlung des Hauses vernichtet. Charles war – trotz seiner Einstellung dem Tierschutz gegenüber – zutiefst schockiert über eine anvisierte Zerstörung unschätzbarer Kunstwerke (die Zerstörung würde u.a. einen indischen Thron betreffen sowie den Federhalter von Heinrich VIII). Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, da Charles befürchtete, dass sein Sohn eines Tages wahrhaftig diese Zerstörung befehlen könne.

William ist auch bekannt dafür, dass er seinen Vater anschreit und mit Flüchen überzieht. Dies hält Jobson wohl bei einem Teenager für einigermaßen erwartbar – bei einem erwachsenen Familienvater wirkt es aber definitiv fragwürdig.

Einen breiten Raum nehmen natürlich Diana und Camilla ein. Jobson verfolgt den Weg der Karre beim Gegen-die-Wand-Fahren mit beinahe chirurgischer Genauigkeit. Er analysiert die Beteiligten und ihr Verhalten. Man fängt an, zu verstehen, dass es sich beinahe um eine Art griechischer Tragödie gehandelt hat. Alle Beteiligten laufen sehenden Auges in Richtung des Abgrundes.
Jobson hält auch hier Charles‘ Fehler fest sowie die Kritik, derer er sich auch von Seiten seiner Eltern ausgesetzt sah.
Doch ebensowenig wie Charles kommt Diana gut weg. Ihr erratisches und unkontrollierbares Verhalten wird unter die Lupe genommen und die Skandale, die seinerzeit die Schlagzeilen füllten, nochmals durchgesehen.
Es sind keine guten Erinnerungen, die da hochkommen. Tatsächlich steht man da und will nur schreien: „Nicht! Schnapp dir Camilla und heirate sie! Denk nicht so lange nach! Diana! Mädchen – das wird niemals funktionieren. So schaut doch hin!!!“

FAZIT: Jobsons Buch ist eine lohnende Investition, wenn man eine fundierte Biografie über König Charles lesen will. Man lernt den Menschen kennen (soweit dies möglich ist) und kann seine Entscheidungen besser beurteilen, beziehungsweise verstehen.
Auch die anderen Mitglieder des Königshauses werden einem näher gebracht, aber nicht skandalträchtig, sondern immer so neutral wie möglich.
Als Ergänzung wäre sicherlich Jonathan Dimblebys Biografie aus den 90ern zu empfehlen.
Alles in allem würde ich auf jeden Fall eine Kaufempfehlung aussprechen, wenn man König Charles III verstehen will.

Diana, Diana, Diana …

Für diejenigen, die es noch nicht wissen: ich bin seit 1980 Royal Commentator und befasse mich seitdem mit den Geschicken (nicht nur) der britischen Königsfamilie.
Was mich als Erstes anzog, war allerdings Lady Diana Spencer.

Eigentlich schon ab dem Tag, als die Presse über jene unbekannte junge Frau zu berichten begann, die mit Prinz Charles beim Angeln am River Dee in Schottland erwischt wurde, war ich interessiert.

Ob es die folgende Verlobung war, die prunkvolle Hochzeit oder die Geburt ihrer Söhne – ich war bei allem hautnah dabei und habe alles in mich eingesaugt, was ich irgend über Diana bekommen konnte.

Schlussendlich hatte ich sechs dicke Leitz-Ordner voller Berichte und über 20 Vokabelheftchen, in die ich ihre Fotos geklebt habe. (Die Älteren unter uns erinnern sich: es gab mal Zeiten, wo man Informationen nachrennen musste und nicht mit ihnen überschüttet wurde …)

Dank Diana habe ich auch verstanden, warum sich so viele Menschen für die Royals interessieren. Sie lenken einen ab. Ich selbst bin ein Beweis dafür. Wenn ich mich mit Diana, ihren Ängsten und Sorgen befassen konnte, über die Gerüchte über ihre Ehe und ihr Verhältnis zum Königshaus diskutieren konnte, fand ich Ablenkung von meinen eigenen Schwierigkeiten als Heranwachsende.
Altersmäßig war Diana nicht so rasant weit weg von mir und so konnte ich vieles von dem verstehen, was sie durchmachte. (Oder glaubte es zumindest) (Wir sind beide Krebs / Juli Geborene; sie 1961 und ich 1965)

Als mein Leben weiterging, trennten sich sozusagen unsere Wege. Ich heiratete, bekam selbst Kinder und konnte nun alleine nach mir schauen. Diana aber wurde von Charles geschieden und wie von Ferne nahm ich nur noch die Überschriften in Magazinen wahr, wenn sie mal wieder im Badeanzug auf einer Bootsplanke saß, oder im Hosenanzug durch die Welt hechtete. Dies mit wechselnden Liebhabern an ihrer Seite.

Ich kam sozusagen wieder ins Boot, als sie in Paris den tödlichen Autounfall hatte.

Inzwischen war ich sogar schon selbst an der Unfallstelle und konnte mich live von der Zuneigung überzeugen, die die Menschen noch heute für sie empfinden.

26.12.2021
Paris, Place d l‘ Alma

Mein Bild von Diana hat sich zwischenzeitlich gewandelt. Nach allen Skandalen und den Erkenntnissen, die man zwischenzeitlich gewonnen hat, kann ich heute differenzierter auf ihr Leben schauen.
Ich sehe ihre guten Seiten, aber auch ihre Schattenseiten. Ich habe verstanden, dass sie sehr vielen Menschen das Leben zur Hölle gemacht hat, inklusive sich selbst.

So, wenn sie Camilla mitten in der Nacht anrief und mitteilte, sie habe ihr Schläger geschickt und sie solle mal in den Garten schauen, die seien schon da. Oder wenn sie stumme Anrufe bei den Ehefrauen ihrer Liebhaber machte, was der Palast ab einem Punkt X einfach nicht mehr leugnen konnte. (Die Ermittlungsakten wurden öffentlich.)

Heute sehe ich Diana als eine Frau, die zu jung und zu unreif in eine Situation geworfen wurde, in der sie zwangsläufig untergehen musste. Sie hatte nicht die Reife, um in dieser Lage zu bestehen.
Man muss sich alleine vergegenwärtigen, dass Charles und Diana sich genau 19 Mal sahen bis zu ihrer Verlobung. Kein Wunder, dass William mehr als acht (!) Jahre wartete, bis er Kate den Antrag machte. (Wie richtig er damit lag, sehen wir inzwischen …)

Charles stammte aus einer anderen Generation und lernte erst mit Verzögerung, was die Menschen von ihm erwarteten. Es brauchte eine Camilla um ihn zu erden.
Charles selbst ist sicherlich ein nicht ganz unkomplizierter Charakter und da er von so vielen Speichelleckern umgeben war, vermochte er sicherlich nicht einzuschätzen, wie er sich richtig Dianas Problemen gegenüber verhalten sollte. Dazu kam, dass es offensichtlich niemanden gab, der ihm einen neutralen Rat angeboten hätte.

Ich denke immer gerne an Prinz Philip zurück, der da sagte, dass man als Royal unweigerlich in verdammte Schwierigkeiten käme, wenn man denke, die Menschen jubelten einem selbst zu. Sie jubelten tatsächlich dem zu, was man repräsentiere, nämlich der Krone. Deswegen täten Royals auch gut daran, immer nur über die Sache und niemals über sich selbst zu sprechen.
Ein Ratschlag, an den sich Camilla seit Jahrzehnten strikt hält. Charles und Diana taten es nicht, sondern breiteten ihre Seelenqualen vor einem Millionenpublikum aus – das hat ihnen mehr geschadet, als sie sich wohl in ihren wildesten Vorstellungen hätten träumen lassen.

Mein Blick in die Glaskugel

Dann werfe ich jetzt mal einen Blick in meine Glaskugel und schaue, was die Zukunft so bringen könnten …

Charles und Camilla sind zur Ruhe gekommen. Sie haben ihren gemeinsamen Platz gefunden und machen als Repräsentanten der Krone einen verdammt guten Job. Sie können sich aufeinander verlassen und leisten Ungeheures mit ihren fast 80 Jahren.

Sicherlich wird dies keine lange Herrschaft werden – dem widerspricht alleine schon Charles Alter. Aber wir sehen in Prinz William bereits heute einen entschlossenen, gebildeten Mann, der sich sehr gut vorbereitet sieht auf diesen anspruchsvollen Job.
Unterstützt wird er von seiner stets rundherum perfekten Frau Kate.

In Vielem muss man heute sagen, ähnelt William Charles. Bei den Themen, die er übernommen hat als Prince of Wales und auch in seiner Haltung zur Krone. Er unterstützt seinen Vater, wenn auch nicht unkritisch, sondern beschreitet seinen ganz eigenen Weg.

Wer tatsächlich eher nach der Mutter schlägt und sozusagen Dianas schwarzer Schatten aus dem Grab zu sein scheint, ist Prince Harry.
Dieser befindet sich in einer scheinbar nicht aufzuhaltenden Abwärtsspirale. Die Glaubwürdigkeit, die er einst besessen hatte, ist längst Geschichte. Seine Beliebtheit ist im Keller gelandet. (Gibt es darunter noch etwas?) Seine Frau und er scheinen sich gegenseitig in immer neue Verschwörungstheorien zu steigern und dienen in der Öffentlichkeit wahlweise als Lachnummer, Mitleidsempfänger oder Hassobjekt.

Wenn man Harrys Memoiren liest, sieht man sich in den schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Er scheint einfach nicht mehr bei Verstand zu sein. (Wer dazu mehr wissen will, darf gerne in meinen YouTube-Kanal „KTT – Kronen, Tee und Traditionen“ schauen. Ich habe schon mehrere Videos zu dem Thema gemacht.

Hier klicken um zu meinem Kanal zu kommen …

Da Harry also diesen sehr fragwürdigen Weg seiner Mutter weitergeht, ohne sich gleichzeitig sozial zu engagieren wie sie es getan hat (er wirf permanent mit Buzz-Words um sich, ohne wirklich etwas zu tun), wird er eines Tages nicht mehr seinem liebenden Vater gegenüberstehen, sondern seinem Bruder William.
Darüber sollte er tunlichst nachdenken, denn der hat spätestens seit den Memoiren noch ein paar sehr offene Rechnungen mit ihm. Rechnungen, vor deren Begleichung derzeit noch König Charles steht…

Robert Lacey „Battle of Brothers“

Fakten:
Das Buch hat in der Taschenbuch- Printausgabe 608 Seiten. Ich selbst habe die englische Ebook-Ausgabe gelesen. Das Buch ist bislang nicht auf Deutsch erschienen. Als Taschenbuch kostet es bei Amazon 9,85€ und als gebundenes Buch 21,36€.
Bei Amazon gibt es das Ebook für 6,99€. Natürlich gibt es auch andere Anbieter, aber da solltet ihr tagesaktuell recherchieren, weil die Preise und Varianten sich da oft heftig unterscheiden.

Es gibt eine ältere Ausgabe, die aber inzwischen überarbeitet wurde.
Die mir vorliegende Ausgabe endet im Prinzip mit dem Tod von Prince Philipp, kurz nach dem Oprah- Interview. Somit fehlt das Erscheinen von „Spare“ sowie die nachfolgende Debatte.

Es hat mich seltsam berührt, als ich die letzten Seiten des Buches gelesen habe und Lacey so einen kleinen Ausblick gibt, nach dem Motto: „Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dies hier lesen, wird …“
Tatsächlich fehlt an dieser Stelle das einschneidendste historische Ereignis in dem Bereich überhaupt, nämlich der Tod der Königin.
Als Lacey seine Überarbeitung beendet, ist sie noch am Leben und König Charles ist noch Prinz Charles.

Eine der wichtigsten Fragen, wenn man ein Sachbuch zur Hand nimmt, ist mit Sicherheit die nach dem Autor. Mit dessen Ruf und Expertise steht und fällt das, was man in den kommenden Tagen, Wochen, ja manchmal Monaten lesen wird.
Sprich: Kann ich dieser Person glauben, was sie mir jetzt berichten wird? Wie tief sind die Einblicke, die er oder sie mir geben wird? Wie neutral ist der Autor/ die Autorin?


Wer also ist Robert Lacey?

Lacey wuchs in Bristol auf und studierte Geschichte im Cambridge, wo er 1970 mit einem Master- Grad abschloss.
Danach arbeitete er als Journalist für so renommierte Zeitungen wie die Sunday Times.
Seine Bücher über die Saudische Königsfamilie gelten inzwischen als Standardwerke zum Thema.
Im Zuge seiner Studien zu den Büchern freundete er sich auch mit dem Journalisten Jamal Kashoggi an, der auf Befehl des Saudischen Kronprinzen 2018 grausam ermordet wurde. (Darauf kommt er auch im Zusammenhang mit einem Paar Ohrringe zurück, die Meghan Markle zu ihrer Hochzeit vom Saudischen Kronprinzen geschenkt bekam, und mehrmals trug, obwohl sie um den Mord sehr wohl wusste.)

Lacey schrieb diverse hochgelobte königliche Biografien, machte Dokumentationen für das Fernsehen und ist tätig als Berater für die international erfolgreiche Netflix Serie „The Crown“.
Dass er für Netflix arbeitet, macht ihn zunächst verdächtig, heißt es doch „Wes‘ Brot ich esse, des‘ Lied ich sing'“. Tatsächlich lässt sich über seine Neutralität in Bezug auf Netflix keine Aussage treffen, da die Doku nach Erscheinen seines Buches herauskam.

Insgesamt kann man sicherlich sagen, dass er so neutral als möglich ist. Seine Quellen sind gut (er zitiert mehrmals Gespräche mit Personen aus dem innersten Kreis der Königsfamilie) und er beschreibt auch, wann er Probleme hatte, etwas zu recherchieren, bzw. wenn er einfach keinen Beleg für etwas hat. So bei Gesprächen, die unter vier (oder sechs) Augen stattgefunden haben. (Hier kann er natürlich nicht einmal Harrys Autobiografie ins Feld führen, denn die lag ja noch nicht vor)

Im Anhang findet man noch einmal seine Hauptquellen mit Anmerkungen zu dem jeweiligen Kapitel.

Was mir zu kurz kommt (aber das ist praktisch bei allen Titeln so, die ich zum Thema gelesen habe):

Es gibt keine korrekten Quellenbelege.

Wenn ich also lese: Prince Charles schreibt an seinen Privatsekretär im Januar 2022: „XXXXX“, dann möchte ich einen Anhang, in dem steht: Brief des Prinzen von Wales an XY vom 12.01.2022; Archiv des Hauses Windsor
Dann weiß ich, dass es nicht nur Gelaber ist, sondern, dass ich es zur Not nachlesen kann.
Oder, dass Zeitungsartikel korrekt benannt werden, aus denen zitiert wird.

All dies sind Sachen, die ich gerade heutzutage enorm wichtig finde, wo die Kunst der Falschinformation zu immer neuen Hochsprüngen ansetzt. Natürlich muss sich niemand die Mühe machen, im Archiv der Times zu stöbern – aber ich will zumindest die Möglichkeit haben.
(Selbst wenn es sich nicht um einen wissenschaftlichen Text handelt.)

Schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Wie also liest sich das Buch? Ist es überhaupt informativ?

Definitiv. Ich habe die mehreren hundert Seiten in wenigen Tagen durch gehabt und mich nicht eine Sekunde gelangweilt.

Lacey hat einen wirklich humorvollen Schreibstil, den ich immer wieder bei englischen Autoren bemerke. Es ist das Augenzwinkern, mit dem sie das Berichtete kommentieren. („…den gleichen durchdachten, professionellen Rat, den sie jetzt vielen ihrer Top-Klienten in den Vereinigten Staaten gaben: Klagt die Wichser in die Hölle!„…)
Oder als Harry und Meghan eine Einladung nach Balmoral absagten, weil sie mit Klein- Archie nicht so um die Welt jetten wollten, aber keine Bedenken hatten, stattdessen an die Côte d’Azur zu fliegen und dort Elton John und seinen Mann zu treffen. Dies kommentiert er mit dem Zitat: „Die Côte d’Azur mit Elton, aber nicht Balmoral mit Omi? Sie scheinen ihre Queens durcheinander zu bringen …“ („Queen“ ist ein positiv besetzter umgangssprachlicher Ausdruck für männliche Homosexuelle.)

Er führt uns durch die Geschichte der beiden Brüder und zieht immer wieder auch Parallelen mit der Geschichte des Hauses Windsor. (Wie viel haben Meghan und die verstorbene Herzogin von Windsor Wallis Simpson gemeinsam?) Auch erklärt er Fragen wie die nach den Titeln für Harrys Kinder. (Bei denen er ganz offensichtlich besser Bescheid weiß als Harry selbst).
Natürlich darf auch die (Ehe-) Geschichte von Charles und Diana nicht fehlen, die solch weitreichende Konsequenzen für die Monarchie hatte, und die Beziehungen der Söhne mit Sicherheit maßgeblich beeinflusste.
So liegt in der so öffentlich gescheiterten Ehe der Eltern der Grund sowohl für das fast zehnjährige Abwarten von William, wie für die Wirbelwind-Romanze Harrys.

Natürlich betrachtet Lacey auch die Frage nach der Situation zwischen den beiden Ehefrauen der Prinzen, Catherine und Meghan. Er weist die Behauptungen zurück, dass der Streit zwischen den Frauen Ursprung für die Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern gewesen wäre. Im Gegenteil. Die Frauen seien von Anfang an recht gut miteinander ausgekommen, bis es zwischen den Männer geknallt habe, woraufhin die Ehefrauen den Schulterschluss mit ihren Männern geübt hätten.
Tatsächlich habe Kate noch anlässlich der Beisetzung von Prince Philipp die beiden Brüder dazu bewegen können, miteinander ein paar Worte zu wechseln, was von den Fernsehkameras festgehalten wurde. Nachdem die beiden angefangen hatten zu sprechen, zog Kate sich diplomatisch geschickt zurück. („Perfektes Königinnen-Material!“, kommentierte die englische Presse Kates geschickte Diplomatie)

Lacey analysiert die Situation der Brüder und inwiefern die (Familien)Geschichte beide in ihren Entscheidungen beeinflusst hat.
Er geht im Prinzip immer gleich vor: Er analysiert eine Situation, betrachtet die Geschichte, die zu diesem Punkt geführt hat und kommentiert dies sodann.
Das lässt den Lesern die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen und zu den eigenen Schlussfolgerungen zu kommen. Wobei man tatsächlich meistens mit ihm übereinstimmt, wenn ich ehrlich sein soll.

Wenn ich nun ein Fazit ziehen soll, kann ich sagen, dass ich das Buch definitiv empfehlen würde.
Sollte es einen Folgeband geben, der sich mit den Ereignissen nach dem Oprah- Interview befasst, würde ich ihn definitiv kaufen.
Es wäre – wie in so vielen Fällen – fabelhaft, wenn sich ein deutscher Verlag finden würde, der die Rechte kaufen würde und eine deutsche Übersetzung präsentieren.

Da Penguin Randomhouse inzwischen auch ein deutsches Standbein hat (hier erschien Prince Harrys „Reserve“), hoffe ich immer, dass die sich in den Trubel werfen und Titel auf Deutsch herausbringen. Die Verkaufszahlen für „Spare“ dürften das auf jeden Fall rechtfertigen.


Rezension „Spare“ / „Reserve“von Prinz Harry

Zunächst zu den Eckdaten:

Ich habe die deutsche Übersetzung als eBook gelesen.
Es hat 87 Kapitel, die lediglich durchnummeriert sind und keine Überschriften haben.
Es gibt drei Hauptteile; „Aus der Nacht, die mich umfängt“, „Das Haupt voll Blut, doch stets erhoben“ und „Käpt’n meiner Seel“.
Diese drei Überschriften entstammen dem Gedicht „Invictus“ von William Ernest Henley (1875).
Ich konnte keinen Hinweis auf einen Ghostwriter entdecken. Googelt man, findet man J. R. Moehringer, der sich im Nachgang auch zu dem Buch in der Presse äußert.

Ich habe lange mit mir gerungen, ob ich das Buch kaufen solle. Ob ich es lesen solle. Ob ich es überhaupt WOLLE … Gut – ein Teil der Einnahmen geht an wohltätige Zwecke, also – dachte ich mir – scheiß drauf!
War nur die Frage, ob ich die deutsche Übersetzung, oder das englische Original nehmen soll. Ich entschied mich für die deutsche Ausgabe, da ich davon ausgegangen bin, dass die meisten meiner LeserInnen deutschsprachig sind und ich deswegen so am direktesten würde zitieren können, ohne das jeweilige Zitat durch meine eigene Übersetzung zu verfälschen.

Verfälschen“ – das ist jetzt natürlich schon so ein Stichwort. Im Prinzip dreht sich alles in diesem Buch darum. Wer hat etwas wie verstanden, wie gemeint und wie verbreitet.

Aber – First things first: Das Buch beginnt mit einem Gespräch zwischen William, Harry und Charles (damals noch Prince of Wales) anlässlich der Beerdigung von Prince Philipp. Dann wendet Harry den Blick zurück auf den Tod und die Beerdigung seiner Mutter.

Diana – das ist der eine rote Faden, der sich durch das ganze Buch zieht. Ihr Verlust. Die Lücke, die sie hinterlassen hat.
Auf diese Ursache führt Harry alle seine darauffolgenden Probleme zurück. (Auf die oder auf die Presse)
Und davon gibt es eine Menge.

Mit dieser Szene begann wohl die Liebesgeschichte zwischen Harry und der Welt.
Die Herzen aller Menschen, selbst jener, die das Königshaus kritisch sahen (und/oder sehen), wandten sich den beiden jungen Prinzen zu, die dem Sarg der Mutter folgten. Allen voran dem zwölfjährigen Harry.
Beinahe Übermenschliches verlangte die Krone den beiden Jungs ab, die nicht nur den langen Weg hinter dem Sarg hergehen mussten, sondern, die auch noch Walkabouts absolvieren mussten, bei denen sie die Beileidsbekundungen der Menge entgegennahmen. (Wobei ich mich bis heute frage, warum das so ein Männer/ Jungs- Ding war. Warum sind nicht auch z.B. Dianas Schwestern mitgelaufen?)

Und nun kommt mein erster Kritikpunkt: Es ist diese Liebe und Zuneigung, die Harry in seinem Buch vollkommen vernachlässigt. Vergisst. Nun tritt nämlich der zweite rote Faden zutage: Die Presse!
Für Harry steht fest: Es waren die Paparazzi, die seine Mutter getötet haben.
Dass es eher ein betrunkener, sich selbst überschätzender Fahrer gewesen sein könnte, ein Paar, das sich schlicht nicht angeschnallt hatte, eine sich ausbreitende Hysterie der Fahrgäste, der Presse zu entkommen, einem Bodyguard, der seine Arbeit nicht tat …
Das hat der Prinz nicht im Blick.
Nicht angeschnallt.
So schlicht. So banal. So tödlich.
Sämtliche Gutachter waren einer Meinung: Wäre Diana angeschnallt gewesen, wäre sie zwar verletzt worden, aber sicherlich nicht tödlich.

Dies außer Acht lassend, nimmt der Prinz uns mit durch sein zerfurchtes Leben.

Seine Bindung an den älteren Bruder, den „Heir“ (= „Erbe“).
Prince Charles, der sich nach Kräften mühte, seinem jüngeren Sohn beizustehen und seine Aufgabe als alleinerziehender Vater möglichst gut zu erfüllen. (Was Harry auch selbst zugibt)
Seine Beziehungen. Seine Drogen und Alkohol-Eskapaden. Seine Militärkarriere. Und schlussendlich seine Beziehung zu Meghan Markle.

Wir lernen, dass Harry kein Geistes-Titan ist. Die Schule (Eton) schaffte er nur mit Mühe (vielleicht hätte er mehr lernen sollen und weniger kiffen). Die Aufnahmeprüfung in Sandhurst gelang nur knapp. (Ein Ausbilder sagte in einem Interview, sie seien von seinen kindischen Antworten bei der Aufnahmeprüfung schockiert gewesen)

Mit der Armee aber fand er die zweite große Liebe seines Lebens. Die erste war mit Sicherheit Afrika.

Hier in Afrika gründete er mit dem Prinzen Seeiso die Hilfsorganisation „Sentebale“ (= „Vergissmeinnicht“), die sich um HIV- Weisen kümmert.

Sieht man die Bilder von Harry in Afrika, wird einem klar, was in diesem Mann steckt. Wie wunderbar er speziell mit Kindern umgehen kann. Wie groß sein Herz ist und welches Engagement er mitbringt.

Die andere große Liebe gilt und galt der Armee.
Er war Berufsoffizier und hatte zwei Fronteinsätze in Afghanistan. (Ein zunächst geplanter Einsatz im Irak musste abgesagt werden, da es Sicherheitsbenken gab, auch in Bezug auf seine Kameraden).

Als Hubschrauberpilot verfolgte er Taliban (oder was er dafür hielt) und versuchte, diese zu töten.
Hier kommt nun mein erster Kritikpunkt:
Ich stamme aus einer Familie, deren Männer in diversen Kriegen gekämpft haben und keiner, absolut keiner, hat – auch auf Nachfragen hin – jemals auch nur annähernd über die Zahl der getöteten Gegner gesprochen.
Insofern schockierte mich, dass Harry ganz klar sagt „Meine Zahl ist 25.“ MEINE ZAHL???
Hier kam ich ins Straucheln. Selbst wenn es wirklich Taliban waren, die er getötet hat (worüber zu diskutieren wäre) – es waren Menschen! Jeder seiner „25“ hatte Mutter und Vater. Geschwister vielleicht. Freunde.

Und es wäre ja nicht so, als wäre der Afghanistan- Einsatz ihrer Streitkräfte in Großbritannien unumstritten. Im Gegenteil. Die Mehrheit des Landes hält den Einsatz für unnötig und ist der Meinung, die englische Regierung habe sich von den Amerikanern in diesen Krieg hineinziehen lassen. Er hätte also mit entsprechenden Äußerungen sicherlich die öffentliche Meinung nicht gegen sich aufgebracht.
Tatsächlich muss man kein Pazifist sein, um zu fragen, was die Briten und Co. in diesem Land zu suchen hatten.
Harrys Einsatz dort hatte allerdings eine positive Folge:
Er wurde zur Gründung der Invictus Games angeregt, die die sportlichen Leistungen verwundeter Soldatinnen und Soldaten präsentieren.
(In diesem Jahr finden sie übrigens in Deutschland statt)
Wer sich dafür interessiert: https://invictusgames23.de

Und damit komme ich zu einem weiteren Punkt:
Die fehlende Reflexion. Das fehlende Umfeld.

Ich habe ja bereits über Harrys Leidenschaft für Afrika geschrieben. Diese Seiten zählen für mich zu den wenigen lesenswerten Stellen im Buch. Seine Naturbeschreibungen sind wirklich toll und machen Spaß.
Wenn er beschreibt, wie er mit einem Team die Verbrechen von Wilderern zu dokumentieren half, wollte ich die ganze Zeit rufen: Mehr! Mehr! Mehr!
Aber – ein paar wenige Seiten und das war’s.
Man würde sich so sehr wünschen, dass er mehr über diese Länder berichtet. Politische und historische Hintergründe aufarbeitet. Aber – NIX!
Ich schätze, Harry fehlt einfach das intellektuelle Niveau, um das zu leisten. Seinem Ghostwriter hat er es aber auch nicht überlassen, vielleicht weil er fürchtete, dann nicht mehr durchzublicken, oder, dass ihm dann der Platz fehlen würde für seine Medienschelte.

Und da wären wir wieder: die Presse!
Das ist SEIN Thema. Die Presse ist an allem Schuld. Und hier wird nicht etwa differenziert. Es gibt keine Journalisten, die sich um eine gute, interessante Berichterstattung bemühen. Keine Presse, die Plattform und Sprachrohr für gute Zwecke ist.
NEIN!
Nur Verbrecher und Scheißkerle.

Mach wir uns nichts vor. Die englische Boulevard-Presse ist scheiße. Sie hacken Telefone und Computer. Sie erfinden Stories wo keine sind. Sie ruinieren Existenzen ohne auch nur hinzuschauen. Das sind keine netten Burschen. Das sind Schweine, die ihr eigenes Kind verkaufen würden, wenn man ihnen nur genug dafür böte.
Was diese Leute angeht, so bin ich ganz bei Harry.
Und ich kann absolut verstehen, warum er sie seit Jahren verklagen will.
Ich kann aber auch verstehen, dass der Palast mit dem Thema extrem vorsichtig ist.

Was die Presse angeht, hat Harry in meinen Augen einen echten Schaden. Er ist so fixiert, dass einem beinahe Angst werden könnte. Er kann sich nicht für einen Moment ruhig mit dem Thema auseinandersetzen.
Die Blätter ignorieren, wie es ihm Vater und Bruder empfehlen, kann er aber auch nicht.
Ehrlich gesagt, ist das Thema irgendwann im Buch nur noch nervig.
Man kann es nicht mehr hören. Wie er sich verkleidet wenn er Brot kaufen geht. Wie sie ihm auflauern. Wie sie seine Beziehungen zerstören.
Irgendwann denkt man: die sind garantiert auch am miesen Wetter schuld. Und Harry wird es beweisen!

Ja, er geht sogar so weit, den Selbstmord seiner früheren Geliebten Caroline Flack den endlosen Nachstellungen durch die Presse zuzuschreiben.
Tatsächlich hat sich Flack wohl umgebracht, weil sie kurz vor einem Prozess stand, weil sie einen früheren Freund attackiert hatte.
Wie Flacks ehemaliger Manager mitteilte, könne er nicht nachvollziehen, wieso Harry dies in seinem Buch schreibe. Er hätte seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Flack gehabt und über die Ursachen des Selbstmordes wüsste nur die engste Familie Bescheid.
Unwichtig für unseren faktenversessenen Prinzen.

Don’t do as I do – Do as I say!!!!

Damit wären wir bei einem wichtigen Kritikpunkt angelangt.

Harry misst mit zweierlei Maß. Was er sich selbst zugesteht, spricht er anderen ab.

Wie komme ich darauf?
Ich will Beispiele nennen.

Der Zwist mit seinem Bruder William nimmt einen SEHR breiten Raum im Buch ein. Das ist absolut nachvollziehbar, denn die beiden wurden vom Tod der Mutter eng zusammengeschweißt.
Ein erster Bruch ergab sich in der Schulzeit, als William bereits in Eton war und Harry alleine bei Prince Charles lebte.

In der Zeit als beide Brüder gleichzeitig in Eton waren, distanzierte sich William vom kleinen Bruder Harry, wie Harry es empfand. Der ältere Bruder, der genervt ist von seinem jüngeren Anhängsel.
Danach trennten sich die Wege. William ging auf die Universität nach St.Andrews in Schottland (wo er Kate kennenlernte) und Harry begann seine Militärkarriere. William heiratete und wurde Vater – Harry torkelte bedröhnt aus allen möglichen Clubs.

Heir and Spare – Die Geschichte zweiter Brüder

Harrys Blick auf seinen Bruder kann folgendermaßen zusammengefasst werden:
– William wurde immer bevorzugt, weil er der Thronfolger ist.
– Ich habe immer nur die zweite Geige gespielt und nach der Geburt seiner Kinder nicht mal mehr die.
– William fällt mir immer in den Rücken, wenn es für ihn opportun ist.
– Er hat mich immer überrundet. Er hat sogar vor mir eine Familie gehabt.
– William steht wenn es hart auf hart kommt, immer hinter den Entscheidungen des Systems.

Er fordert immer wieder das Verständnis seines Bruders. Dessen Unterstützung. Er kritisiert dessen Kritik an Meghan Markle. Zeigt sich dünnhäutig, wenn es um seine Freundin/ Frau geht.
Harry zitiert William, der – zu Beginn einer Prügelei – zu ihm sagte, Meghan sei schwierig und fordernd.

Da fühlt man mit ihm.

Ich fühle dann aber nicht mehr mit ihm, wenn er anlässlich einer Einladung mit William und Kate die beiden Frauen folgendermaßen beschreibt: „Meg: zerrissene Jeans, barfuß. Kate: aufgedonnert bis zum Gehtnichtmehr.“ (S.637)
Das ist indiskutabel. Sorry.

Hinzu kommen die Meinungsverschiedenheiten zwischen den Frauen. Aber dazu später mehr …

Zweierlei Maß

Aber nicht nur was die Dünnhäutigkeit angeht, misst Harry mit zweierlei Maß.
Wenn er sich bei Charles und William über die Presse beklagt, und diese ihm raten, die Sachen einfach nicht mehr zu lesen (und das kommt an mehreren Stellen des Buches), weist er diesen Rat brüsk von sich. Er will eine handfeste Reaktion. Kein Wegducken.
Das kann man verstehen.
Andererseits wissen Charles und William auch, dass sie die Presse brauchen. Sie können nicht alle über einen Kamm scheren.
Insofern scheint Harry auch bestimmte Mechanismen einfach nicht zu verstehen.
So, wenn ausgewählte Pressevertreter Zugang zu bestimmten Ereignissen bekommen. Er regt sich über diese Bevorzugung extrem auf und verbietet dieser Gruppe den Zugang zur Kirche anlässlich seiner Trauung.
Dass dies aber ein probates Mittel ist, um eine bestimmte Berichterstattung zu fördern, versteht er nicht.

Klage – Klagen – Klagen
Meghan Markle klagte schlussendlich, als die Presse einen Brief veröffentlichte, den sie ihrem Vater geschrieben hatte und in dem sie ihm riet, nicht mit der Presse zu sprechen. Problem: Thomas Markle selbst hatte den Brief an die Presse weitergegeben.
Zu Recht gewann sie den Prozess.

Ich fühlte mich hierbei an Prinzessin Caroline von Hannover erinnert, die jahrelang Opfer dümmlichster Yellow-Press-Kampagnen war.
Sie klagte so lange und so oft, bis der Spuk zu Ende war. Inzwischen findet man kaum noch Titelbilder mit ihr.
Wäre vielleicht ein Weg …

Tatsächlich sehen wir hier aber auch einmal mehr jenes „Don’t do as I do – Do as I say!“ aus meiner Überschrift. Denn was tun die beiden, als Meghan Vater und Mutter von der Presse belagert werden? Sie raten ihnen, sich still zu verhalten. Das Haus zu wechseln. Zu Freunden zu ziehen. Nicht mit der Presse zu reden etc.
Also exakt der Rat, den sie Charles und William um die Ohren gehauen haben …



Die Exen – Oder „Die Wiederkehr“

Womit wir bei dem nächsten Do as I do wären: Die Exfreundinnen von Harry:
In seinem Buch finden sowohl Cressida Bonas als auch Chelsy Davy recht breiten Raum als seine beiden großen, ernsten Beziehungen, die am Druck der Presse zerbrachen.
Beide Frauen sind heute verheiratet und haben Kinder. Nach den publicityträchtigen Monaten mit Harry sind sie wieder in der relativen Anonymität verschwunden und haben sich dort wohl auch wohlgefühlt.

So wohl jedenfalls, dass sie es auf Nachfrage des Prinzen rundheraus abgelehnt haben, an seinem Buch mitzuwirken.
Anstatt dies nun aber zu respektieren (wie er es ja immer für sich und die Seinen fordert), zerrt er die Beziehungen zu beiden Frauen mit der Preisgabe intimer Details ans Licht der Öffentlichkeit.
Das kann man so machen. Sollte man aber nicht.

Tierische Vergleiche

Harry berichtet, dass eine bekannte Autorin historischer Romane in einem Artikel die Königsfamilie mit Pandas verglichen hat. (Wer wissen will, welche Autorin es war, darf gerne googeln …)
Wenn er auch ein gewisses Verständnis für diesen Vergleich hegt, wie er schreibt, lehnt er dennoch Vergleiche mit der Tierwelt ab. Er beschreibt recht ausführlich, welche Konsequenzen es hat, wenn man entmenschlicht wird. Ja, er geht sogar soweit zu schreiben, dass die Entmenschlichung Voraussetzung ist, wenn man einen Menschen vernichten will. (Er muss wissen, wovon er spricht …)
Tatsächlich hat er da natürlich recht.
Umso mehr verwundert es, wenn er drei Mitarbeiter der Königin „Fliege“, „Wespe“ und „Biene“ nennt. Er beschreibt die Männer, nennt aber keine Namen*. Nirgends. Nur diese Tiernamen werden ihnen gegeben.
Und noch schlimmer!
Ich zitiere:
„Die Fliege hatte einen großen Teil ihrer Laufbahn in der näheren Umgebung von Exkrementen absolviert und sich sogar zu ihnen hingezogen gefühlt.“ (S.725)
Noch Fragen?

(*Übrigens nennt er nirgends Namen, wenn es ums Eingemachte geht. Er bringt auch keine Belege.)

So nah und doch so fern …

Die Geschichte von zwei Schwägerinnen … und einem (angeblichen?) Zwist

William und Kate waren längst verheiratet und hatten Kinder, als Meghan Markle auf der Bildfläche auftauchte und Prince Harry im Sturm eroberte.
Es war tatsächlich – zumindest nach royalen Maßstäben – eine Wirbelwindromanze. Und selbst dafür hält Harry die Gründe nicht zurück.
Er wollte heiraten und Vater werden. Punkt.

Zunächst lief wohl alles gut. Die vier wurden bald „The Fab Four“ getauft und engagierten sich für gemeinsame Charities.

Doch es gab auch tatsächliche Probleme zwischen den Frauen. Als es vier Tage vor der Hochzeit zu einem Streit um das Kleid für Charlotte kam (sie hatte geweint, weil es ihr zu bauschig und zu weit war), bekamen sich die Schwägerinnen heftig in die Haare. Kein Wunder, lagen doch sicherlich die Nerven auf beiden Seiten bloß.
Tatsächlich erschien Kate am nächsten Tag mit Blumen und entschuldigte sich für ihr Verhalten.

Zum richtigen Krach kam es – wen wundert’s – als sich die beiden Paare trafen, um die Knackpunkte im gemeinsamen Leben zu besprechen. Ziemlich schnell kam Kate auf einen Punkt, der sie – in meinen Augen zurecht – schwer verletzt hatte: In einem Gespräch mit Meghan hatte sie sich an etwas nicht mehr erinnern können und Meghan hatte gesagt, sie (Kate) würde ja gerade stillen und das sei wohl hormonbedingte Vergesslichkeit.
In dem klärenden Gespräch nun, brachte Kate dies auf den Tisch und mahnte Meghan, diese kenne sie nicht gut genug, um sich über ihre Hormone auszulassen. Meghan erklärte (so Harrys Erinnerungen), dass ihr das leid täte, wenn es so angekommen wäre, aber so würde sie eben mit ihren Freundinnen sprechen. Daraufhin hat wohl William mit ausgestrecktem Zeigefinger in Meghan Richtung erklärt, das man hier so etwas nicht tue. Daraufhin habe wiederum Meghan William angemeckert, er solle seinen Finger aus ihrem Gesicht nehmen.
Das Gespräch nahm ein zügiges Ende. Quel surprise…

Schon ziemlich bald wurde in der Presse ein Gegensatzpaar Kate / Meghan aufgebaut. Man verglich die beiden Frauen. Wie sie sich kleideten, wie sie sprachen, wie sie mit anderen umgingen.
Kate kannte das bereits.

Nach dem Universitätsabschluss war Kate mehrere Monate ohne Arbeit. Man beobachtete sie genau und ruckzuck hatte sie ihren Spitznamen weg „Waity- Katie“ oder „Princess-in-Waiting“. Man kritisierte offen, dass sie wohl nichts weiter tat, als auf die eine große Frage des Prinzen zu warten.
Doch Kate reagierte – wie immer – souverän. Sie suchte sich Arbeit. Für die Modekette „Jigsaw“ arbeitete sie als Assistenz-Chefeinkäuferin für Accessoires und danach unterstützte sie die Firma ihrer Eltern. Sie übernahm den Bereich Marketing und brachte die neue Linie „First Birthday“ heraus. (Die Familie Middleton hat mit einer am Küchentisch gegründete Firma für Partybedarf Millionen gemacht).
Im Übrigen durchlief sie das übliche Programm: sie wurde nach allen Regeln der Kunst in der Presse fertig gemacht. Für ihre Faulheit, den Neureichtum ihrer Eltern, ihre magere Figur, ihre nicht adelige Herkunft etc.
Für sie dauerte das Purgatorium sogar noch länger, da William sich im Gegensatz zu seinem Bruder mehrere Jahre Zeit ließ.

Hier liegt sicherlich der große Unterschied der beiden Brüder: William wartete. Prüfte. Beobachtete seine Künftige, denn ihm war klar, was davon abhing. Und erst als er sicher war, stellte er die große Frage.
Harry hingegen war offensichtlich wild darauf, eine Familie zu haben und da kam Meghan.

Er betont selbst in seinem Buch, wie sehr er sich dies wünschte.

Und nun kommt der nächste Stolperstein: William hatte Bedenken. Er mahnte seinen Bruder, die Dinge nicht zu überstürzen. Aber wie es bei Verliebten nun mal ist: man will keine Einwürfe hören.
Es kam zum ernsten Konflikten zwischen den Männern.

Da man aber offensichtlich die Konsequenzen fürchtete, wenn man den Bruderzwist offen anging, verlegte man sich zunächst auf die Schwierigkeiten zwischen den beiden Frauen.

Und nun zum Buhmann der Geschichte …

Meghan Markle!

Um zu wiederholen, was eh jeder weiß:
Mama schwarz, Papa weiß. Mama/ Papa geschieden. MM ebenfalls geschieden. Schauspielerin. Einziger Hit: „Suits“, eine Anwaltsserie.
Influencerin für Food und Charity mit erfolgreicher Website. Markenbotschafterin für eine Modekette des mittleren Preissegments und humanitäre Botschafterin für die UN.
Sie lernt Harry im Sommer 2016 kennen. 2017 ist Verlobung. 2018 Hochzeit auf Windsor Castle.
Die ganze Romanze spielte sich kontinentalübergreifend ab, da Markle in Kanada „Suits“ drehte und durch die Welt reiste als (Marken)Botschafterin, während Harry in London saß und … nichts tat.

Harry ist 2015 aus dem Militärdienst ausgeschieden und hatte sich seither karitativ engagiert. Ob man dies für etwas hält, das seinen Tag ausgefüllt hat, kann man gerne diskutieren.
Ich bin der Meinung, dass nein. Ich messe dies an seinen eigenen Schilderungen.
Denn die meiste Zeit saß er in seinem Cottage und war von seinem über ihm wohnenden Nachbarn genervt. Und natürlich von den Medien. Was er wiederum höchst ausführlich schildert.

Er schien jetzt zum ersten Mal zu begreifen, dass er psychische Probleme hatte. Was tat er dagegen? Man höre und staune: Er nahm Magic Mushrooms (Zitat: „zu therapeutischen Zwecken.“ Willst du mich verarschen???).
Zu diesen Parties waren auch seine alten Kumpels Bier und Tequila eingeladen. Und damit auch was Grünes dabei war, rauchte er pfundweise Dope.
Kurz: da war jemand drauf und dran, sich mächtig abzuschießen.
Wo ihn vorher die Armee in einen festen Tagesablauf gezwängt hatte, wo ihn ältere Offiziere beiseite nahmen und mit ihm sprachen, gab es nun keinerlei Halt mehr.

Wer war diesmal schuld (außer der Presse)?
Haltet euch fest!!!
William und Kate …
M-hm. Die hatten nämlich inzwischen eine Familie, lebten praktisch ihm gegenüber und luden ihn nicht ein Mal zu sich ein. So.

Zumindest ist das seine Erinnerung.

Und als er dann mit Meghan daherkam, wurde auch noch geunkt.

Man kann es nun für Mumpitz halten, aber die Probleme in der Familie kamen nicht zuletzt von der kulturellen Unterschiedlichkeit zwischen England und den USA.
Harry schreibt, dass Meghan viel in ihrer kalifornischen Art und Weise machte.
Was wirklich gut ankam bei den Menschen. Meghan war offen. Direkt. Sie war aktiv und hatte viele Ideen. So schlug sie den Hinterbliebenen des Grenfell Tower- Brandes vor, ein Kochbuch zusammen zu machen.
Dieses Buch verkaufte sich rasend. Alle fanden es toll.
Harry übergeht nun in seinen Memoiren diesen Punkt und kommt direkt zu den Schlagzeilen der Yellow-Press, wo man die Kirchengemeinde, mit der zusammen Meghan die Aktion entwickelt hatte, mit terroristischen Aktivitäten in Zusammenhang brachte. Absoluter Dreck und von A-Z erstunken und erlogen.

Wo auch immer sie hinkamen – Harry und Meghan wurden von einer Welle aus Liebe und Sympathie getragen.

Auch das vergisst Harry in seinen Erinnerungen. In seinem Buch – das ja nur die Presseaktivitäten betrachtet – tauchen die Menschen gar nicht mehr auf, die Meghan so geliebt haben.
Das ist ungemein schade.
Würde er dem aber Raum widmen, so wäre ihr Ausstieg aus der königlichen Familie noch unverständlicher. Also lässt er es sicherheitshalber.

Schwanz. Penis. Penis. Schwanz. Lümmel. Schwanz. Lümmel. Penis.

Hä? Genau! Das habe ich mich dauernd gefragt.
Harry lässt uns ausgiebig an seinen Genital- Themen teilhaben.
Als er einen Marsch mit verwundeten Veteranen für einen guten Zweck zum Südpol unternimmt, holt er sich Erfrierungen an seinem Penis.
Daran lässt er uns ausgiebig teilhaben.
Die Erfrierung und ihre Konsequenzen begegnen uns diverse Male im Buch.
Was seine Las Vegas- Strip- Poker-Idee anging – wir sind natürlich mit dabei!
Wir erfahren auch, wo er seine Jungfernschaft verloren hat. (Hinter einem Pub mit einer wesentlich älteren Prominenten – Feuer frei! für die Presse bei der Jagd auf die ungenannte Dame. Liz Hurley lässt sich angeblich bereits Karten drucken, auf denen steht: Sorry – ich war es nicht!)
Als er bei einem Segelcup mitmacht, wagt er nicht, über Bord zu pinkeln und beschreibt deswegen, wie er sich lieber in die Hose gepisst hat. Nach der Rückkehr wollte er nur duschen und seine vollgestrullte Hose waschen.

Was soll man dazu sagen??? Ist es das, was seine Kinder eines Tages lesen wollen? Hat er an sie gedacht, als er das zu Papier gebracht hat???
„Ich war jung und brauchte das Geld“ kann für ihn wohl nicht gelten …

Fassen wir also an dieser Stelle zusammen:
Anstatt, dass die Ehe mit Meghan seine Seele zur Ruhe gebracht hätte, wurde sie zu einem Brennglas.
Vielleicht hatte Harry sich versprochen, dass eine PR-erfahrene Schauspielerin wesentlich leichter mit der öffentlichen Aufmerksamkeit fertig würde als seine bisherigen Freundinnen. Vielleicht hatte er sich versprochen, dass seine Familie alle und jeden verklagen würde, der ihnen zu nahe trat.
Vielleicht hatte er gehofft, dass sich alles normalisieren würde und er ein ganz normales Leben haben könnte.

Das ist entweder extrem dumm oder unglaublich naiv.

Für mich liegt die Erklärung in Harrys mittelmäßigem Charakter.
Durch das ganze Buch hindurch deutet er – ganz infantil, unreif – stets auf andere, wenn etwas nicht so läuft wie er will.

Eigene problematische Punkte blendet er systematisch aus.

ZWISCHENSTAND:

Bei einer Rezension betrachtet man ja zunächst das Buch, die Form/ Ausführung, und dann den Inhalt. Die Story.

Ich habe das ein bisschen abgewandelt.

Deswegen jetzt meine Meinung zur Form:
– Die Unterteilung in durchnummerierte Kapitel ohne Überschrift ist extrem ungünstig wenn man sich orientieren will.
– Es gibt keinen Bildteil. (Wahrscheinlich weil die Fotos schon an Netflix verhökert wurden …)
– Die drei großen Abschnitte haben jeweils ein Foto. Das ist unzureichend.
– Der Stil des Prinzen ähnelt einem wütenden Schüler-Traktat. Es gibt Einwürfe, als hielte er eine Rede.
– Es fehlt jegliche Reflexion.
– Es gibt keine Hintergrundinfos/ Insiderinfos (Dass die Queen bei ihrem Jubiläumskonzert Ohr-o-pax benutzt, haut einen nicht wirklich um.
– Bei den kritisch eingeführten Personen werden keine Namen genannt (warum nicht???)
– Es gibt keinerlei Belege.
– Die Datierungen sind schlampig bzw fehlen ganz.
– Es wimmelt von falschen Einordnungen (So hat er nicht in Eton vom Tod der Queen-Mum erfahren, sondern beim Skiurlaub in der Schweiz); Das hätte man zwingend richtigstellen müssen. Lektorat und Recherche haben da eindeutig Mist gebaut. Man darf nach dem Warum fragen …

Meine Meinung zum Inhalt:

– Es sind die schlampigsten, subjektivsten und psychologisch fragwürdigsten Memoiren, die ich je gelesen habe.
– Das Buch ist die Lektüre nur dann wert, wenn man diese eine Seite (und nur die) kennenlernen will.
– Harry misst permanent mit zweierlei Maß.
– Er ist unreif und nicht für eine Sekunde willens, Verantwortung zu übernehmen. Nicht für seine Worte. Nicht für seine Taten.
– Hätte er seine Penis-Memoiren ausgelassen und stattdessen mehr von seinen Charities berichtet, wäre das Buch wesentlich lesenswerter ausgefallen.


Die Kontroverse

Und das FAZIT von Rezi-Corgie Susan?

Susan mag das Buch nicht. Es ist schlampig gemacht und ein absoluter Schnellschuss, den Harry noch bitter bereuen wird.