Die Krönung von König Charles III erklärt

Da ich in letzter Zeit oft gefragt wurde, was die einzelnen Elemente bei der Krönung zu bedeuten haben, möchte ich heute ein paar der zentralen Punkte vorstellen.

Zunächst zur Diamond Jubilee State Coach, mit der das Königspaar zur Westminster Abbey fuhr.

Wie ihr dem Bild entnehmen könnt, ist sie keineswegs so alt, wie man meinen möchte. Tatsächlich ist sie erst 2012 in Australien gebaut worden als Geschenk an die Königin, um deren 60. Thronjubiläum zu feiern.
Kein Wunder, dass man sogar an eine Klimaanlage gedacht hat.

Als der König in die Abbey kam, trug er die samtene Staatsrobe. Darunter allerdings nicht die üblichen Kniebundhosen, sondern lange Hosen.
Ein nettes Detail: Prince George hätte eigentlich als einer der Pagen auch Kniebundhosen tragen müssen, fürchtete allerdings, sich zum Gespött seiner Schule zu machen. Mit dieser Sorge ging er zu seinem Opa, der schlankerhand die Kleiderordnung änderte und den Enkel eine Uniform mit langen Hosen tragen ließ.

Was die Musik angeht, so hatte König Charles sie persönlich ausgewählt, denn er ist ein ganz großer Musikkenner. Da er auch ein Musikliebhaber ist, gab er weitere 11 neue Stücke in Auftrag. Unter anderem bei Andrew Lloyd-Webber. Neu war auch ein Stück aus dem Bereich der griechisch-orthodoxen Kirchenmusik.
Das war eine liebevolle Verbeugung in Richtung seines verstorbenen Vaters, Prince Philip.

Dem König voraus gingen die Träger der Insignien, die diese dann auf dem Altar platzierten bis sie während der Zeremonie gebraucht würden.


Das englische Königshaus ist übrigens die einzige europäische Monarchie, die noch Insignien bei der Krönung verwendet.
Hier einige der Insignien, die die Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Monarchen symbolisieren:

Auch Königin Camilla erhielt einen Stab und ein Szepter überreicht, die jene des Königs spiegeln.

In den folgenden Zeremonien spielten zum ersten Mal bei einer Krönung auch Repräsentanten anderer Religionen und Glaubensrichtungen eine aktive Rolle.

The Recognition
Hierbei handelt es sich um eine Zeremonie, bei der der Monarch in alle vier Himmelsrichtungen präsentiert wird. Es symbolisiert die Tatsache, dass er Herrscher in allen Landesteilen ist und von allen anerkannt werden muss. (Deswegen wird der Monarch hierbei auch als „undoubted King/ Queen“ ausgerufen = als „unbestrittener“ Herrscher)

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, verkündete dies und die Versammlung rief daraufhin „God save the King!“.
Währenddessen stand der König neben dem 700 Jahre alten Krönungsstuhl. („St. Edward’s Chair“)

Ihr seht unter der Sitzfläche drei blütenförmige „Fenster“. Hinter diesen wurde der Schicksalsstein der Schotten, der „Stone of Destiny“ aus Scone platziert. Er wurde extra zu diesem Zweck aus Schottland nach London gebracht. Erst im Jahr 1996 hatte England ihn an Schottland zurückgegeben und so war er diesmal nur eine Leihgabe der Schotten.
Der Stuhl gilt als älteste Möbelstück Großbritanniens, das noch mit seinem ursprünglichen Zweck verwendet wird.
Charles ist der 27. Monarch, der auf diesem Sitz gekrönt wurde. Der Stuhl stand während der Zeremonie auf dem so genannten „Cosmati Pavement“, direkt vor dem Altar, um die religiöse Dimension zu unterstreichen. Es wurde 1268 auf Befehl von Henry III geschaffen.

Der Schwur
Der Erzbischof von Canterbury verkündete, dass die Church of England dafür Sorge tragen werde, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Glaubensrichtungen frei existieren könnten. Der König schwor daraufhin auf die Bibel, dass er gläubiger Protestant sei und die Gesetze und Regeln der Anglikanischen Kirche einhalten und verteidigen werde.

Die Salbung
Dem König wurde daraufhin sein zeremonieller Umhang abgenommen und er setzte sich auf den Krönungsstuhl.
Da es sich bei der Salbung um den heiligsten Teil der Zeremonie handelt, wurden um den König herum Sichtschutzelemente aufgestellt.

In der Ampulle befand sich das eigens dafür im heiligen Land hergestellte und gesegnete Öl. Das Fläschchen wurde im Jahr 1661 angefertigt.
Das Öl stammt vom Olivenberg in Jerusalem, wo sich auch das Grab der Großmutter des Königs, Alice von Battenberg befindet.

Zur Salbung goss der Erzbischof Öl von der Ampulle auf den goldenen Löffel und bezeichnete sodann damit Kreuze auf Kopf, Brust und Händen des Königs.
Der Adler weist übrigens auf die Legende hin, dass die Gottesmutter dem heiligen Thomas Becket erschienen sei und ihm ein Fläschchen mit Öl in der Form eines goldenen Adlers überreicht habe, mit dem alle englischen Könige gesegnet werden sollten.
Tatsächlich wurde die Flasche erst zur Krönung von Charles II angefertigt, da unter Oliver Cromwells Gewaltherrschaft alle Insignien, inklusive der ursprünglichen Flasche, zerstört worden waren. Nur der Löffel den Wahnsinn überlebt. Er stammt deswegen noch aus dem 12. Jahrhundert.

Die Investitur
Das ist nun wirklich der Moment der Krönung, denn es ist das einzige Mal in seinem ganzen Leben, dass der König die St. Edward’s Krone trägt.
Die Krone ist nach der Krone des angelsächsischen König Edward des Bekenners benannt. Sie war für alle Krönungen nach dem Jahr 1220 benutzt worden, bis Cromwell sie zusammen mit den anderen Insignien einschmelzen ließ.

König Charles III war erst der 7. Monarch, nach Charles II, James II, William III, George V, George VI und Elizabeth II, der diese Krone getragen hat.

Dem König wurde zunächst die so genannte Supertunica angezogen, ein goldschimmernder Mantel. Sodann wurden ihm der Reichsapfel, das Szepter mit dem Kreuz sowie das Szepter mit der Taube überreicht.
Genau um 12:01 Uhr setzte der Erzbischof dem König die Krone auf. Die begleitenden Kanonenschüsse ließen sogar mich am St. James’s Palast zusammenzucken. Diese Schüsse wurden ebenso in Edinburgh, Belfast und Cardiff, sowie von mehreren Kriegsschiffen abgefeuert. Die Kirchenglocken läuteten derweil zwei Minuten lang.

Die Inthronisierung

Nun bestieg der König den Thron, wo eigentlich, der Tradition entsprechend, diverse Adlige den Treueid auf Charles abgelegt hätten. Stattdessen rief der Erzbischof alle Zuschauer/ Teilnehmer dazu auf, folgende Worte zu sprechen: „I swear that I will pay true allegiance to Your Majesty, and to your heirs and successors according to law. So help me God.“
Tatsächlich habe ich niemanden erlebt, der dies getan hätte.
Wer es allerdings tat, war Prince William. Von einem Schwur zahlreicher anderer Adliger hatte man aus Zeitgründen abgesehen.

Ebenso wurde jetzt die Königin gekrönt. Allerdings trug sie die Queen Mary’s Crown und musste auch keinen Eid ablegen.

Die Krone wurde ursprünglich für Königin Mary angefertigt, die neben ihrem Mann George V gekrönt wurde.
Für Königin Camilla wurden allerdings mehrere Bögen entfernt und man setzte die weltberühmten Diamanten Cullinan III, IV und V ein.

Es folgte die Heilige Kommunion.

König und Königin erhoben sich danach und begaben sich in die Kapelle Edwards des Bekenners, wo der König die St. Edwards- Krone gegen die Imperial State Crown tauschte.

Diese Krone wird er jetzt mindestens ein Mal pro Jahr tragen, nämlich zur Eröffnung des Parlaments.
Zu den Klängen der Nationalhymne verließ die Versammlung die Abbey.

Der König wechselte aber nicht nur die Krone, sondern auch die Kutsche.

Jetzt nutzte das Königspaar die wesentlich prunkvollere, im Jahre 1762 gebaute Goldene Staats-Kutsche.

In den vier Tonnen schwankten sie dem Buckingham Palace entgegen.
Wie die verstorbene Königin Elizabeth II einmal berichtete, sei die Fahrt in dieser Kutsche so unangenehm, dass ihr darin sogar schlecht geworden sei.

Bemerkenswert sicher auch, dass Prinzessin Anne als Bodyguard hinter der Kutsche ihres Bruders ritt. Sie war an diesem „Gold Stick in Waiting“. (Sie wurde bereits 1998 Colonel des Blues and Royals Regiments.)

Der Kutsche des Königs folgte jene mit dem Prinzenpaar von Walles und ihren drei Kindern, Prince George, Princess Charlotte und Prince Louis.

In der folgenden Kutsche fuhren: Duke und Duchess of Edinburgh, ihre Tochter Lady Louise Mountbatten Windsor, sowie ihr Sohn, der Earl of Wessex.

In der dritten Kutsche saßen der Herzog und die Herzogin von Gloucester, sowie Vize-Admiral Sir Timothy Lawrence, der Ehemann von Prinzessin Anne.

Auf die Kutschen folgten Autos, in denen die übrigen Familienmitglieder mitfuhren.

Nachdem alle Beteiligten im Buckingham Palast angekommen waren, versammelte man sich im Thronsaal um die offiziellen Fotos machen zu lassen, die von nun an in den diversen Amtsstuben des Vereinigten Königreiches hängen werden.



Danach begab man sich auf den Balkon, um die Ovationen der Bevölkerung entgegenzunehmen, sowie den Überflug der Kampfflugzeuge zu bewundern.

Ich hoffe, ich konnte euch die eine oder andere Frage beantworten.
Natürlich freue ich mich, wenn ihr hier kommentiert.
Schaut euch auch gerne auf YouTube meine Videos zum Thema an. Ihr findet sie auf meinem Kanal „KTT – Kronen, Tee und Traditionen“.
Weiterhin empfehle ich meine Gruppe „Fürstenhäuser – Geschichte und Zukunft“ auf Facebook, respektive meinen Instagram- Account, wo ich immer die neuesten Geschehnisse aus den Fürstenhäusern präsentiere.