Tipps zum Thema „Bücher über Royalty“:

Es gibt eine Zeit vor dem Tod der Königin Elizabeth II und eine Zeit danach.
Vor allem für Bücher über das englische Königshaus.

Und deswegen hier schon mein erster Tipp:
Schaut auf das Erscheinungsjahr! Ist das Buch schon mehrere Jahre alt und hat nur nach dem Tod der Königin einen neuen Umschlag bekommen?
Bezieht man sich noch auf Charles, den Prinzen von Wales? Oder spricht man schon von König Charles III? (Aktueller Prince of Wales ist sein ältester Sohn William. Und Princess of Wales ist nicht mehr Diana, sondern Kate …)

Warum ist das wichtig?

Weil die Königin 70 Jahre und 214 Tage regierte. Könnt ihr euch einen Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin vorstellen, die 70 Jahre über unsere Geschicke bestimmt? Wohl eher nicht.
Und tatsächlich hatte diese ungeheuer lange Regierungszeit direkte Auswirkungen nicht zuletzt auf die Bücher, die geschrieben wurden.
Über den politischen Einfluss der Königin, der ganz und gar nicht nicht existierte, schreibe ich in einem späteren Blog …

Wer meine YouTube-Videos schaut (KTT – Kronen, Tee und Traditionen), wird es längst wissen: König Charles ist ein Reformator.

Er hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, die königliche Familie, den ganzen royalen Apparat, zu verschlanken und die freiwerdenden Gelder in sinnvollere Richtungen zu lenken.

Ist nun ein Buch vor seinem Amtsantritt geschrieben, kann der Autor nur sehr wenig über diese Reformen berichten. Reformen, die sicherlich auch – sollten sie gelingen – Auswirkungen auf die Politik als solche haben dürften. Bei ihrem Gelingen wären sie die Krönung seines Lebenswerkes und würden alle Bereiche des Lebens beeinflussen. (Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimawandel, Architektur, Bildung …)

Deswegen Tipp 1: Schaut auf das Erscheinungsjahr (meistens auf der zweiten oder dritten Seite eines Buches, wo auch das Copyright etc. hinterlegt ist)!
Je aktueller, desto besser.

Tipp 2: Wenn auf dem Cover eines Buches steht, dass es nach dem Tod der Königin überarbeitet wurde, solltet ihr wachsam sein.
Es gibt nämlich tatsächlich Geldmacher, die einfach nur das Cover ändern, ansonsten aber alles gleich lassen.
Oder Verlage, die ein oder zwei Seiten dazupacken und stolz eine „aktualisierte Ausgabe“ anpreisen.
Was kann man da machen?
Vergleichen!
Wenn ihr online kauft, könnt ihr die angebotenen Bücher anhand der Seitenzahl vergleichen. Manchmal steht auch in der Inhaltsangabe ein komplett neues Kapitel.
Dann liegt die Entscheidung bei euch, ob euch diese paar aktualisierten Seiten den Kauf des Buches wert sind.
Anschluss-Tipp: Wenn das Buch sehr gute Bewertungen hat und/ oder es in anderen Büchern, die ihr bereits gelesen habt, empfohlen wird, solltet ihr die Ausgabe wagen.

Handelt es sich um eine Ebook-Ausgabe, wird es naturgemäß schwieriger. Da habt ihr nämlich nicht immer Seitenangaben. Hier könnt ihr aber die Leseprobe herunterladen und die Kapitel anschauen. Oder das Datenvolumen mit der alten Ausgabe vergleichen. Manchmal seht ihr auch die Angabe „Entspricht xxx Druckseiten“.

Zusatz-Tipp: Ebooks könnt ihr zurückgeben, wenn ihr sie noch nicht gelesen habt. Bis ca. 30% gelesener Seiten sind die Anbieter normalerweise kulant und nehmen den Titel zurück. Das solltet ihr selbstverständlich nicht ausnutzen.
Schaut euch lieber die Leseprobe an und entscheidet danach. Die meisten sind sehr ausführlich und geben ein gutes Bild von dem ab, was man bekommt, wenn man das ganze Buch kauft. Die Leseprobe ermöglicht euch auch, zu schauen, ob eure Fremdsprachenkenntnisse ausreichen, den Text zu verstehen.*

Empfehlung oder einfach nur abgeschrieben???

Wie erkenne ich nun ein gutes Buch über Königshäuser?
Nachdem ihr gaaaaanz viele gelesen habt und vergleichen könnt!
Im Prinzip trifft das zu, ist aber natürlich viel verlangt, zumal die meisten Bücher speziell über das englische Königshaus auf Englisch sind und nur die wenigsten übersetzt in Deutschland herausgebracht werden.

Theoretisch gesehen könntet ihr euch auf die vollmundigen Empfehlungssprüche auf der Rückseite der Bücher verlassen. („Royale Geschichte muss jetzt neu geschrieben werden“ und Ähnliches …)
Davon würde ich eher abraten.
Hat man mal ein paar gelesen, stellt man schnell fest, dass gerne und vieles schlicht und ergreifend abgeschrieben wird.
Für mich als Germanistin und Zeithistorikerin ist es natürlich umso schlimmer, wenn ich nicht mal einen Quellenanhang angeboten bekomme. Wenn also alles, was ich lese, hingenommen werden soll.
Das finde ich nur schwer zu verdauen. Ich habe es lieber, wenn ich Sachen im Zweifel nachprüfen kann.

Tatsächlich begegnen euch immer wieder die gleichen Namen bei den Autoren, denn die meisten kommentieren das royale Geschehen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Ihr könnt die Autoren natürlich auch googeln. Dann seht ihr, ob sie zum Beispiel für eine namhafte Zeitung schrieben, ob sie mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht haben etc.

Folgende Autoren sind empfehlenswert: Gyles Brandreth (persönlich bekannt z.B. mit Prinz Philip), Tom Bower (Einer der fundiertesten Kenner der Szene), Valentine Low (hat gerade Furore gemacht mit seinem Titel über die Verwaltungsmitarbeiter des Hofes – nicht so langweilig, wie es klingen mag…), Lady Colin Campbell (seit vielen Jahren als Insiderin unterwegs), Robert Lacey (einer der profiliertesten Royalty-Autoren), Angela Levin (Hervorragende Camilla- Biografin), Penny Junor (mit Vorsicht zu genießen; bei ihr wird es gerne süßlich), Tina Brown (absolut empfehlenswert: Die Palace Papers/ auch auf Deutsch erschienen), Jonathan Dimbleby (Autor einer der besten Charles- Biografien), Catherine Mayer (sehr gute Charles-Biografie), Tina Brown (gute Diana-Biografie).



Dies ist zugegebenermaßen nur ein kleiner Ausschnitt der zur Verfügung stehenden Autoren, wenn auch – wie ich denke – ein recht guter.

Wer sich übrigens für die Garderobe der verstorbenen Königin interessiert, kommt um die auch auf Deutsch erschienenen Bücher von Angela Kelly nicht herum.
Sehr schön bebildert, geben sie einen hervorragenden Einblick hinter die berühmten Kulissen.

Empfehlenswert sind auch immer die Sonderhefte von Zeitschriften wie Geo, ZEITGeschichte etc.
Wer nach Großbritannien reist, sollte unbedingt bei WHSmith, der Schreibwarenkette, vorbeischauen. In ihrer Zeitschriftenabteilung gibt es eine historische Reihe, die sich mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Ereignissen befasst. Sie sind sehr schön aufgemacht und haben sehr gutes Bildmaterial. Sie kommen aus dem Verlag „Future“ und stehen stets zusammen. Warnung: Die Hefte machen süchtig!

Wenn ihr euch noch aus einer weiteren Quelle Infos holen wollt, empfehle ich natürlich auch meine eigenen Rezensionen. Ihr findet sie auf allen gängigen Plattformen. Sei es nun Facebook, Instagram, oder sogar bei TikTok.
Tipps gebe ich auch im Zuge meiner YouTube-Videos. Natürlich jeweils passend zum Thema.
Zugegebenermaßen habe ich das bislang etwas stiefmütterlich behandelt, werde das aber zukünftig intensiver machen. Dann habt ihr immer das Thema des Videos plus die Buch- Empfehlung.

*Hier noch eine kleine Anmerkung … Wenn ihr ein fremdsprachiges Buch entdeckt und es unbedingt lesen wollt, aber sprachlich nicht gaaaanz sattelfest seid: Die Leo.org-App ist kostenlos. Man kann sie aufs Handy laden und dort Begriffe übersetzen lassen. Möchtet ihr längere Textstellen übersetzen – unbedingt: Deep L. Dieses Programm wird sogar von Unternehmen genutzt. Es ist hervorragend. Deep L wird ebenfalls als App angeboten. Will man die Extra-Features nutzen, wie zum Beispiel ganze Bücher in Sekundenschnelle übersetzen lassen, muss man allerdings die kostenpflichtige Variante nutzen.

Ich hoffe, diese Tipps haben euch ein wenig geholfen. Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt – stellt sie gerne hier auf der Seite oder auch per Mail.

In diesem Sinne: Keep on Reading!!!

Copyright: Adobe Stock







Königliche Residenzen – Wer wohnt bei der Krönung wo?

Klar – wenn ein Royal im Buckingham Palace wohnt, hat er einen kurzen Weg bis zur Krönung.
Allerdings wohnt dort kein Royal mehr.

Die meisten Leute denken sicherlich, dass König Charles im Buckingham Palace lebt, tatsächlich wohnt er nach wie vor in Clarence House, das er von seiner Großmutter geerbt hat.


Der Palast hingegen, in dem die verstorbene Königin Elizabeth II und Prince Philip gewohnt haben, wird derzeit (und in den kommenden Jahren) renoviert.

Anlässlich der Krönung wollte ich mal nachschauen, welcher Royal am wichtigen Wochenende wo wohnen wird… (Wow! Wie viele W’s?!)


Prince William und Kate, die Princess of Wales

Bis Ende letzten Jahres hat das Prinzenpaar von Wales mit ihren Kindern George, Charlotte und Louis im Kensington Palace gewohnt.

Inzwischen ist die Wales-Familie nach Windsor Castle gezogen. Genauer gesagt nach Adelaide Cottage auf dem Areal des Schlosses.

Da sie das Apartment 1A im Kensington Palace, das übrigens bis zu ihrem Tod Prinzessin Diana bewohnt hat, behalten haben, können wir davon ausgehen, dass sie am Krönungswochenende dort wohnen werden.
Damit hätten sie dann auch nur einen kleinen Weg bis zum Buckingham Palace, wo sich die Familie treffen wird.

Prinzessin Anne und Sir Timothy Lawrence

Seit vielen Jahren lebt Prinzessin Anne auf ihrem Landgut Gatcombe Park in den Cotswolds.

Es handelt sich dabei im Prinzip um einen Bauernhof mit Herrenhaus, in dem Prinzessin Anne als Bäuerin und Pferdezüchterin lebt. Ganz in der Nähe findet sich übrigens mit Highgrove der Landsitz von König Charles und Königin Camilla.
Eine kleine Randbemerkung: Die Heldin meines neuen Romans „Mord in der Priory – Das Geheimnis der Florence Bravo“ lebte mit ihrem ersten Ehemann in Gatcombe Park, welches sie von seinen Eltern zur Verfügung gestellt bekommen hatten.

Prinzessin Anne und ihr Mann Timothy Lawrence haben mit dem St. James’s Palace einen festen Wohnsitz in London und insofern kann man davon ausgehen, dass sie auch während der Krönung dort wohnen werden.
Der Palast gehört übrigens zu einem Gebäudekomplex, zu dem auch Clarence House gehört.
Wem der Wachwechsel vor dem Buckingham Palace zu überlaufen ist, kann auch hier zuschauen:
Nachdem nämlich Königin Victoria 1837 in den Buckingham-Palast umgezogen war, teilten sich die Truppen auf. Eine Garde verblieb am St James’s Palast, die andere folgte der Königin zum Buckingham-Palast. So marschiert auch heute noch ein Teil der Garde um 11.15 Uhr durch den St James’s Park zum Buckingham-Palast und kehrt um 12.05 Uhr zum St James’s Palace zurück. Die Wachablösung findet nur an den Tagen statt, an denen auch jene am Buckingham-Palast durchgeführt wird (in den Sommermonaten April bis Juli täglich, ansonsten alle zwei Tage).

Prince Edward, der Duke of Edinburgh und Sophie, die Duchess of Edinburgh

Prince Edward, der jüngste Bruder des Königs und seine Frau Sophie, sowie die gemeinsamen Kinder Lady Louise Windsor und James, Earl of Wessex wohnen in Surrey auf dem Anwesen Bagshot Park.

Da das Anwesen eine gute Stunde von London entfernt liegt, könnten die Wessexes durchaus nach der Krönung nach Hause fahren. Es dürfte aber wahrscheinlicher sein, dass König Charles III ihnen Räumlichkeiten in London zur Verfügung stellen wird.

Prince Harry und Meghan Markle

Unsere beiden Lieblingsroyals machen es ja noch immer spannend.
Nachdem ihr uAwg (= Um Antwort wird gebeten) verstrichen ist, ohne, dass sie mitgeteilt hätten, ob sie zur Krönung kommen werden, kann man im Palast den Gänseblümchen die Blätter abreißen. „Sie kommen … Sie kommen nicht … Sie kommen … Sie kommen nicht …“
Es ist ohne Zweifel die letzte Möglichkeiten der beiden, Schlagzeilen zu machen und so etwas Ähnliches wie Macht auszuüben. (Oder das, was sie dafür halten…)

Tatsächlich habe ich ja hier auf der Website und auch in meinen YouTube-Videos vorgestellt, dass die beiden von König Charles III am Tag vor dem Erscheinen der Memoiren von Harry den Räumungsbescheid für ihr Haus Frogmore Cottage auf dem Areal von Windsor Castle bekommen haben.

Von daher haben die beiden keinen Stützpunkt in England mehr. Würden sie also zur Krönung kommen, müssten sie sich behelfen. Es bestünde also die Möglichkeit, dass der König ihnen Räumlichkeiten anbietet, oder, dass sie sich selbst etwas suchen.
Sollte dies der Fall sein, so kann man zum Beispiel an den privaten Club (nur für Mitglieder) Soho House denken.
Sie haben selbst schon öfter betont, wie gerne sie dort sind.
Allerdings weiß man nicht, ob sie nicht auch dort von ihren üblichen Sicherheitsbedenken heimgesucht würden.
Mit fiele auch noch das Goring Hotel ein. Hier hatten die Middletons ihre Gäste untergebracht in den Tagen rund um die Hochzeit ihrer Tochter Kate.

Prince Andrew, der Duke of York und Sarah Ferguson

Da Prince Andrew, bedingt durch seine diversen Skandale, sämtliche Ehrentitel verloren hat und auch kein Working Royal mehr ist, wird er höchstwahrscheinlich keine offizielle Rolle bei den Krönungsfeierlichkeiten übernehmen.
Dennoch wird er als Bruder des Königs dabei sein.
Durchaus möglich wäre auch, dass seine Exfrau Sarah Ferguson ebenfalls mit von der Partie sein wird.
Wir haben sie ja schon öfter bei royalen Ereignissen gesehen.

König Charles III hat seinem Bruder bekanntlich angekündigt, dass er nach Frogmore Cottage werde ziehen müssen, da er kein Geld hat, um Miete und Unterhalt für die Royal Lodge zu bezahlen. Derzeit wohnt er aber noch dort und wenn er zur Krönung kommen sollte, brauchen er und seine Exfrau Sarah Ferguson wohl keinen gesonderten Aufenthaltsort in London, da Windsor nicht all zu weit vom Zentrum Londons entfernt ist.


Bleiben noch die beiden Töchter des Herzogspaares von York …

Princess Eugenie und Jack Brooksbank

Princess Eugenie und ihre Familie nutzen seit ihrer Hochzeit das kleine Häuschen Ivy Cottage auf dem Areal von Kensington Palace.

Da sie aus beruflichen Gründen zwischen England, den USA und Portugal pendeln, werden sie wohl in ihrem Häuschen wohnen. Zumal Eugenie hochschwanger ist und derzeit sowieso in England lebt.

Princess Beatrice und Edoardo Macelli Mozzi

Das Ehepaar ist mit ihrer Tochter Sienna vor Kurzem in ein 4 Millionen- Objekt in den Cotswolds gezogen. Da es sich da aber um eine ziemliche Distanz zu London handelt, werden die drei wohl nahe bei der Schwester wohnen.
Möglich wäre auch St.James’s Palace, da die Familie bislang dort gewohnt hat und möglicherweise dort sozusagen noch einen Koffer hat …

Wie wir jetzt also gesehen haben, werden alle Mitglieder der Königsfamilie passende Unterkünfte finden und wir müssen uns keine Sorgen machen, dass wir ihnen plötzlich im Holiday Inn am Frühstücksbüffet begegnen und nicht wissen, wie wir uns benehmen sollen.



Robert Jobson: Our King

Zunächst muss man sagen, dass die Welt voll zu sein scheint von Biografien zum neuen englischen König. Braucht es also wirklich noch eine?
Tatsächlich stammen nun die meisten aus der Zeit, als er noch Prince of Wales war und haben nach dem Tod der Königin lediglich die eine oder andere Seite (bei manchen auch ganze Kapitel) hinzugefügt bekommen. (Wer wissen will, wie er in diesem Fall Fehlkäufe vermeidet, dem empfehle ich, in meinen Blog zu schauen. Da habe ich Tipps bereitgestellt …)

Vorauszuschicken wäre übrigens auch, dass Jobson bekennender Charlesianer ist. (Wie jeder vernünftige Menschen, wenn ich das mal anmerken darf.)

Dennoch bemüht er sich bei seinem Weg durch Charles‘ Leben um ein möglichst neutrales Bild. Zu meiner großen Überraschung gibt es auch einen recht umfangreichen Anhang mit Quellen und einer Literaturliste. (Das ist es nämlich, was bei vielen Biografien fehlt, wodurch diese für mich zu sehr umfangreichen Lebensbildern oder Essays verkommen)

Leider liegt der Titel derzeit nur auf Englisch vor, was das Buch für viele deutsche Leser unzugänglich macht, wollen sie nicht die Mühe auf sich nehmen, den kompletten Text durch eine KI übersetzen zu lassen …

Tatsächlich muss man sich an dieser Stelle fragen, was in den Köpfen deutscher Verlags-Verantwortlicher vorgeht, wenn sie die doch recht breite Gruppe Royalty- Interessierter in Deutschland immer wieder hängenlassen. Da gibt es bestenfalls mal zweitklassige Biografie-Abklatsche, die keinen wirklich glücklich machen. Schnell hingeklatschte Zusammenfassungen, die über die Qualität eines wikipedia-Artikels nicht hinausgehen. Das Ganze mit ein paar schlechten Fotos gespickt und für einen exorbitanten Preis rausgehauen.
Dass dann das Urteil lautet: „Seht ihr – das verkauft sich einfach nicht“, verwundert dann wirklich nicht weiter. So kann man sich wunderbar selbst das Wasser abgraben.

Aber zurück zu Jobson.

Er hat den Prinzen (späteren König) bei mehreren Gelegenheiten persönlich getroffen und Interviews mit ihm geführt.
Da er seit vielen Jahren die königliche Familie begleitet, kann er auch ein recht gutes Bild der Skandale rund um Prince Harry, Meghan Markle und Prinzessin Diana bieten.
(Hier hat er sehr gute Infos durch Gespräche zum Beispiel mit Ken Wharfe, einem engen Mitarbeiter der Prinzessin; speziell wenn es um den Vorwurf des Rassismus geht)
Auch mit Camilla ist er seit Jahren bekannt und kann den Wandel ihres öffentlichen Bildes sehr gut beschreiben und analysieren.

Prince Philip nimmt ebenfalls breiten Raum in der Biografie ein. Er war der Pater Familias und war zum Beispiel dafür verantwortlich, Prince Andrew die Entscheidungen der Königin nach seinem katastrophalen Epstein- Interview vorsichtig beizubringen. (Philip war persönlich außer sich über den Schaden, den Andrew der Krone zugefügt hatte.)
Die Tatsache, dass die Königin Andrew aus allen Ehrenämtern und von seiner Stellung als Working Royal entfernte, sollte weitreichende Konsequenzen zeitigen, da König Charles im Nachgang die Leute ausgingen, um das fehlende Herrscherpaar, sowie seinen ausgefallenen Sohn Harry und dessen Frau zu ersetzen.
Interessant auch zu lesen, wie Philip und Charles in den letzten Lebensjahren des Herzogs von Edinburgh zueinander gefunden haben. Sie konnten endlich die tiefen Gräben überbrücken und Charles‘ Schmerz anlässlich des Todes des Vaters war ehrlich und tief.
Umso mehr schockiert einen, dass Harry am Tag der Beisetzung des Großvaters eine Aussprache mit Vater und Bruder gefordert (und bekommen) hat und sich dann auch noch über den Ausgang beschwerte.
Sicherlich kann man einen solchen Gesprächszeitpunkt kaum dümmer und weltfremder, ja menschenverachtender, wählen.

Jobson schildert Charles als Denker und Visionär. Als einen Mann, der einen bodenständigen Sinn für Humor hat und keine Scheuklappen trägt. Recht breiten Raum nimmt Charles‘ Interesse am Islam und der islamischen Welt ein. Hier sieht Jobson eindeutig einen wichtigen Wirkungsbereich für Charles, da er dort seit Jahrzehnten wichtige Kontakte aufgebaut hat und sich mittlerweile weigert, als reiner Vertriebsmitarbeiter der englischen Regierung aufzutreten.
Auch untersucht Jobson Charles religiöse Einstellung, die häufig aus Unwissendheit in der Öffentlichkeit kritisiert wird.

Tatsächlich widmet er Charles‘ Jugend nur relativ geringen Raum, was ich auch nicht weiter schlimm finde, denn ich muss nicht zum hundertsten Mal lesen, wie sehr Charles in Gordonstoun gelitten hat. (Diese Kapitel sind übrigens deswegen interessant, weil man ein wenig den Kampf nachverfolgen kann, den sich die Königinmutter mit ihrem Schwiegersohn geliefert hat, um Charles nach Eton zu bringen und ihm das vollkommen unpassende Gordonstoun zu ersparen. Dort liegt nämlich unter anderem die Ursache für Charles‘ lebenslange tiefe Bindung an seine Großmutter.)

Was Prince Harry angeht, verwundert zuerst, dass dessen Autobiografie an diversen Stellen neutral zitiert wird. Doch dann begreift man, dass Jobson sich einfach bemüht, unparteiisch zu sein. Dies führt allerdings dazu, dass seine Faktenfeststellung umso verheerender ausfällt.
Man steht wirklich da und will den Prinzen nur noch batschen, wie wir Pfälzer sagen. Seine hochtrabende, unverschämte und wirklichkeitsfremde Selbstbeweihräucherung bei gleichzeitiger Hinrichtung seiner Familie wirkt noch viel übler dadurch, dass Jobson ihn als reguläre Quelle betrachtet.

Aber auch Prince William kommt nicht ganz so gut weg. Im Gegensatz zu seinem Vater fehle ihm die Reife und die Intelligenz. Hinzu komme ein ziemlich heftiges Temperament mit kurzer Lunte.
Erschreckend fand ich hier die Schilderung einer Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, nachdem William zu Jane Goodall gesagt hatte, er sähe am liebsten die gesamte Elfenbein-Sammlung des Hauses vernichtet. Charles war – trotz seiner Einstellung dem Tierschutz gegenüber – zutiefst schockiert über eine anvisierte Zerstörung unschätzbarer Kunstwerke (die Zerstörung würde u.a. einen indischen Thron betreffen sowie den Federhalter von Heinrich VIII). Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, da Charles befürchtete, dass sein Sohn eines Tages wahrhaftig diese Zerstörung befehlen könne.

William ist auch bekannt dafür, dass er seinen Vater anschreit und mit Flüchen überzieht. Dies hält Jobson wohl bei einem Teenager für einigermaßen erwartbar – bei einem erwachsenen Familienvater wirkt es aber definitiv fragwürdig.

Einen breiten Raum nehmen natürlich Diana und Camilla ein. Jobson verfolgt den Weg der Karre beim Gegen-die-Wand-Fahren mit beinahe chirurgischer Genauigkeit. Er analysiert die Beteiligten und ihr Verhalten. Man fängt an, zu verstehen, dass es sich beinahe um eine Art griechischer Tragödie gehandelt hat. Alle Beteiligten laufen sehenden Auges in Richtung des Abgrundes.
Jobson hält auch hier Charles‘ Fehler fest sowie die Kritik, derer er sich auch von Seiten seiner Eltern ausgesetzt sah.
Doch ebensowenig wie Charles kommt Diana gut weg. Ihr erratisches und unkontrollierbares Verhalten wird unter die Lupe genommen und die Skandale, die seinerzeit die Schlagzeilen füllten, nochmals durchgesehen.
Es sind keine guten Erinnerungen, die da hochkommen. Tatsächlich steht man da und will nur schreien: „Nicht! Schnapp dir Camilla und heirate sie! Denk nicht so lange nach! Diana! Mädchen – das wird niemals funktionieren. So schaut doch hin!!!“

FAZIT: Jobsons Buch ist eine lohnende Investition, wenn man eine fundierte Biografie über König Charles lesen will. Man lernt den Menschen kennen (soweit dies möglich ist) und kann seine Entscheidungen besser beurteilen, beziehungsweise verstehen.
Auch die anderen Mitglieder des Königshauses werden einem näher gebracht, aber nicht skandalträchtig, sondern immer so neutral wie möglich.
Als Ergänzung wäre sicherlich Jonathan Dimblebys Biografie aus den 90ern zu empfehlen.
Alles in allem würde ich auf jeden Fall eine Kaufempfehlung aussprechen, wenn man König Charles III verstehen will.

Diana, Diana, Diana …

Für diejenigen, die es noch nicht wissen: ich bin seit 1980 Royal Commentator und befasse mich seitdem mit den Geschicken (nicht nur) der britischen Königsfamilie.
Was mich als Erstes anzog, war allerdings Lady Diana Spencer.

Eigentlich schon ab dem Tag, als die Presse über jene unbekannte junge Frau zu berichten begann, die mit Prinz Charles beim Angeln am River Dee in Schottland erwischt wurde, war ich interessiert.

Ob es die folgende Verlobung war, die prunkvolle Hochzeit oder die Geburt ihrer Söhne – ich war bei allem hautnah dabei und habe alles in mich eingesaugt, was ich irgend über Diana bekommen konnte.

Schlussendlich hatte ich sechs dicke Leitz-Ordner voller Berichte und über 20 Vokabelheftchen, in die ich ihre Fotos geklebt habe. (Die Älteren unter uns erinnern sich: es gab mal Zeiten, wo man Informationen nachrennen musste und nicht mit ihnen überschüttet wurde …)

Dank Diana habe ich auch verstanden, warum sich so viele Menschen für die Royals interessieren. Sie lenken einen ab. Ich selbst bin ein Beweis dafür. Wenn ich mich mit Diana, ihren Ängsten und Sorgen befassen konnte, über die Gerüchte über ihre Ehe und ihr Verhältnis zum Königshaus diskutieren konnte, fand ich Ablenkung von meinen eigenen Schwierigkeiten als Heranwachsende.
Altersmäßig war Diana nicht so rasant weit weg von mir und so konnte ich vieles von dem verstehen, was sie durchmachte. (Oder glaubte es zumindest) (Wir sind beide Krebs / Juli Geborene; sie 1961 und ich 1965)

Als mein Leben weiterging, trennten sich sozusagen unsere Wege. Ich heiratete, bekam selbst Kinder und konnte nun alleine nach mir schauen. Diana aber wurde von Charles geschieden und wie von Ferne nahm ich nur noch die Überschriften in Magazinen wahr, wenn sie mal wieder im Badeanzug auf einer Bootsplanke saß, oder im Hosenanzug durch die Welt hechtete. Dies mit wechselnden Liebhabern an ihrer Seite.

Ich kam sozusagen wieder ins Boot, als sie in Paris den tödlichen Autounfall hatte.

Inzwischen war ich sogar schon selbst an der Unfallstelle und konnte mich live von der Zuneigung überzeugen, die die Menschen noch heute für sie empfinden.

26.12.2021
Paris, Place d l‘ Alma

Mein Bild von Diana hat sich zwischenzeitlich gewandelt. Nach allen Skandalen und den Erkenntnissen, die man zwischenzeitlich gewonnen hat, kann ich heute differenzierter auf ihr Leben schauen.
Ich sehe ihre guten Seiten, aber auch ihre Schattenseiten. Ich habe verstanden, dass sie sehr vielen Menschen das Leben zur Hölle gemacht hat, inklusive sich selbst.

So, wenn sie Camilla mitten in der Nacht anrief und mitteilte, sie habe ihr Schläger geschickt und sie solle mal in den Garten schauen, die seien schon da. Oder wenn sie stumme Anrufe bei den Ehefrauen ihrer Liebhaber machte, was der Palast ab einem Punkt X einfach nicht mehr leugnen konnte. (Die Ermittlungsakten wurden öffentlich.)

Heute sehe ich Diana als eine Frau, die zu jung und zu unreif in eine Situation geworfen wurde, in der sie zwangsläufig untergehen musste. Sie hatte nicht die Reife, um in dieser Lage zu bestehen.
Man muss sich alleine vergegenwärtigen, dass Charles und Diana sich genau 19 Mal sahen bis zu ihrer Verlobung. Kein Wunder, dass William mehr als acht (!) Jahre wartete, bis er Kate den Antrag machte. (Wie richtig er damit lag, sehen wir inzwischen …)

Charles stammte aus einer anderen Generation und lernte erst mit Verzögerung, was die Menschen von ihm erwarteten. Es brauchte eine Camilla um ihn zu erden.
Charles selbst ist sicherlich ein nicht ganz unkomplizierter Charakter und da er von so vielen Speichelleckern umgeben war, vermochte er sicherlich nicht einzuschätzen, wie er sich richtig Dianas Problemen gegenüber verhalten sollte. Dazu kam, dass es offensichtlich niemanden gab, der ihm einen neutralen Rat angeboten hätte.

Ich denke immer gerne an Prinz Philip zurück, der da sagte, dass man als Royal unweigerlich in verdammte Schwierigkeiten käme, wenn man denke, die Menschen jubelten einem selbst zu. Sie jubelten tatsächlich dem zu, was man repräsentiere, nämlich der Krone. Deswegen täten Royals auch gut daran, immer nur über die Sache und niemals über sich selbst zu sprechen.
Ein Ratschlag, an den sich Camilla seit Jahrzehnten strikt hält. Charles und Diana taten es nicht, sondern breiteten ihre Seelenqualen vor einem Millionenpublikum aus – das hat ihnen mehr geschadet, als sie sich wohl in ihren wildesten Vorstellungen hätten träumen lassen.

Mein Blick in die Glaskugel

Dann werfe ich jetzt mal einen Blick in meine Glaskugel und schaue, was die Zukunft so bringen könnten …

Charles und Camilla sind zur Ruhe gekommen. Sie haben ihren gemeinsamen Platz gefunden und machen als Repräsentanten der Krone einen verdammt guten Job. Sie können sich aufeinander verlassen und leisten Ungeheures mit ihren fast 80 Jahren.

Sicherlich wird dies keine lange Herrschaft werden – dem widerspricht alleine schon Charles Alter. Aber wir sehen in Prinz William bereits heute einen entschlossenen, gebildeten Mann, der sich sehr gut vorbereitet sieht auf diesen anspruchsvollen Job.
Unterstützt wird er von seiner stets rundherum perfekten Frau Kate.

In Vielem muss man heute sagen, ähnelt William Charles. Bei den Themen, die er übernommen hat als Prince of Wales und auch in seiner Haltung zur Krone. Er unterstützt seinen Vater, wenn auch nicht unkritisch, sondern beschreitet seinen ganz eigenen Weg.

Wer tatsächlich eher nach der Mutter schlägt und sozusagen Dianas schwarzer Schatten aus dem Grab zu sein scheint, ist Prince Harry.
Dieser befindet sich in einer scheinbar nicht aufzuhaltenden Abwärtsspirale. Die Glaubwürdigkeit, die er einst besessen hatte, ist längst Geschichte. Seine Beliebtheit ist im Keller gelandet. (Gibt es darunter noch etwas?) Seine Frau und er scheinen sich gegenseitig in immer neue Verschwörungstheorien zu steigern und dienen in der Öffentlichkeit wahlweise als Lachnummer, Mitleidsempfänger oder Hassobjekt.

Wenn man Harrys Memoiren liest, sieht man sich in den schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Er scheint einfach nicht mehr bei Verstand zu sein. (Wer dazu mehr wissen will, darf gerne in meinen YouTube-Kanal „KTT – Kronen, Tee und Traditionen“ schauen. Ich habe schon mehrere Videos zu dem Thema gemacht.

Hier klicken um zu meinem Kanal zu kommen …

Da Harry also diesen sehr fragwürdigen Weg seiner Mutter weitergeht, ohne sich gleichzeitig sozial zu engagieren wie sie es getan hat (er wirf permanent mit Buzz-Words um sich, ohne wirklich etwas zu tun), wird er eines Tages nicht mehr seinem liebenden Vater gegenüberstehen, sondern seinem Bruder William.
Darüber sollte er tunlichst nachdenken, denn der hat spätestens seit den Memoiren noch ein paar sehr offene Rechnungen mit ihm. Rechnungen, vor deren Begleichung derzeit noch König Charles steht…

Deutschlandbesuch des Königspaares – Warum hat Camilla so wenig Fans?

König Charles III ist wieder in England und kann sich auf seine Krönung konzentrieren.
Dennoch bleibt uns allen sein dreitägiger Staatsbesuch in lebhafter Erinnerung.
Leider kam er nur nach Berlin und Hamburg, was bedeutete, dass er bei seinem nächsten Besuch definitiv auch weiter in den Süden / Südwesten kommen muss, denn wir wollen ihn und Königin Camilla ja auch mal live erleben!

Eigentlich sollte ihr erster Auslandsbesuch nach Frankreich führen, wo unter anderem ein Besuch von Versailles mit dortigem Staatsbankett geplant war. Tatsächlich musste die Reise wegen der herrschenden Unruhen in Frankreich abgesagt werden.
Aber: des einen Leid ist des anderen Freud und so können wir uns rühmen, dass König Charles‘ erste Auslandsreise als König nach Deutschland ging.

Und hier haben wir ihm auch einen sicherlich schönen Aufenthalt bereitet. Ob es beim festlichen Bankett in Berlin war oder seiner mit Standing Ovations bedachten Rede im Bundestag, beim Gang des Königspaares über den Berliner Wochenmarkt, oder dem Besuch einer Grundschule mit dem Schöpfer des Grüffelo der Königin … Auch die traurigen Aspekte durften nicht fehlen, so beim Besuch des Mahnmals für nach England evakuierte jüdische Kinder in Hamburg.

Die Königin hat übrigens anlässlich des Schulbesuchs nicht nur mit den Kindern das Grüffelo gezeichnet, sondern auch mit dessen Zeichner Axel Scheffler das Buch auf Englisch und Deutsch gelesen.
Das kam der Königin sicherlich sehr entgegen, denn sie engagiert sich seit Jahren für die Leseförderung . („The Queen’s Reading Room“)

Insgesamt kann man sicherlich sagen, dass der Staatsbesuch rundum ein Erfolg war und den Königlichen Hoheiten in positiver Erinnerungen bleiben wird. (Auch wenn sie ganz unköniglich mit dem Standart- ICE von Berlin nach Hamburg gereist sind.)

Wo ich so über den Deutschlandbesuch nachdenke, fällt mir speziell Königin Camilla ein … Wer mir auf Instagram oder Facebook folgt, weiß ja, dass ich mich oft mit ihr beschäftige und eigentlich das bin, was man einen Fan nennen könnte.



Wer es übrigens nicht weiß – ich bin Royal Follower seit 1979/1980 und habe den Aufstieg und Untergang von Prinzessin Diana sozusagen hautnah beobachtet.

Aber dazu – denke ich – muss ich einen eigenen Blog machen …

Queen Camilla

Zurück zu Camilla …

Immer wenn ich etwas über Königin Camilla poste, kann ich mir ziemlich sicher sein, dass ich Kommentare bekomme, die mit „durchwachsen“ zu bezeichnen wirklich geschönt wäre.
Von „Hexe“ über „Ehebrecherin“ bis hin zur Erkenntnis, sie werde „in der Hölle schmoren“, ist alles dabei.

Allerdings kommen diese bösen Kommentare weniger aus dem deutschsprachigen Raum. Ich peile jetzt einfach mal ins Ungefähre, dass Camilla in Deutschland mehr Fans hat, als sonstwo in der Welt und, dass die Versuche des Königs, seiner Frau ein positiveres Image zu verleihen, nicht unbedingt als Rundumerfolg gewertet werden können.

Seltsamerweise wird ihr vielerorts das Scheitern der königlichen Ehe zugeschrieben. Ganz so, als sei der König kein Mann mit eigenem Willen, sondern eine Lusche, die von der Frau durch das Dorf getrieben wird.
Übrigens ein Narrativ, das mir auch bei Meghan Markle immer wieder begegnet …

Tatsächlich kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Mann sich so viele Jahrzehnte gegen alle Widerstände derart an die Kandare nehmen lässt. Zumal Charles zu seiner Camilla gehalten hat, auch wenn er wusste, wie schlecht seine verehrte Großmutter über sie gedacht hat.

So sind sich die Kommentatoren einig, dass es weniger Dianas Tod war, der die Eheschließung mit Camilla befördert hat, als vielmehr der Tod seiner Großmutter. Charles war sich wohl im Klaren darüber, dass seine Oma Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätte, um eine solche Heirat zu verhindern. (Die Königin-Mutter hatte sehr feste royale Prinzipien und eine geschiedene Frau zu heiraten, widersprach diesen zutiefst. Die Königin-Mutter war im Gegensatz zu ihrem populären Image nämlich keineswegs putzig und umgänglich. Vielmehr wurde sie mehr als nur ein Mal als „stählerne Faust im Samthandschuh“ bezeichnet. Und das von Leuten, die sie persönlich kannten …)

Nun aber wieder zu Camillas schlechtem Image

Mich beschleicht immer wieder der Eindruck, dass die Leute, die sie derart verdammen, sich nie wirklich mit ihr beschäftigt haben. Man macht sich an Äußerlichkeiten fest, wie zum Beispiel ihrer Kleidung und ihrem Schmuck. Trägt sie viel Schmuck, nennt man sie einen Christbaum. Trägt sie wenig Schmuck, nennt man sie bäuerisch. Kurz – sie scheint es keinem recht machen zu können, der sie von außen betrachtet.
Wobei ich immer wieder betone, dass sie beinahe 80 ist und ich muss sagen, dass ich mich freuen würde, wenn ich in diesem Alter noch so gut aussehen würde …

Tatsächlich hat König Charles vor vielen Jahren damit begonnen, das Image der von ihm so geliebten Frau in der Öffentlichkeit aufzubessern. Wenn der Palast auch normalerweise nicht gerade mit erfolgreichen PR-Aktionen glänzt (Man ist meistens zu spät, unvorbereitet – kurz: amateurhaft unterwegs), so hat man in Camillas Fall doch praktisch nach Lehrbuch gearbeitet.

Sie wurde nach der offiziellen Trennung von Charles und Diana behutsam in die Öffentlichkeit gebracht. Ihre erste Charity war die Schirmherrschaft über die Osteoporose- Gesellschaft. Eine Krankheit, an deren Folgen Camillas Mutter verstorben war und die somit einen sehr persönlichen Bezug zu Camilla hatte.

Wann immer man sie in den folgenden Jahren an der Seite des späteren Königs sah, mussten auch die kritischsten Stimmen zugeben, dass sie Charles gut tat. Er war entspannt, lachte viel und seine Stimmung (er leidet an einer notorischen kurzen Lunte, wie alle Windsor- Männer) war im Normalfall bestens.

Wenn sie in der ersten Zeit damit zu tun hatte, sich in ihren neuen royalen Job einzufinden, so kann man dafür mehrere Gründe nennen:

1. Sie war zutiefst verstört durch die hinter ihr liegenden Ereignisse. (Diana hatte sie mitten in der Nacht angerufen und ihr gesagt, sie habe Schläger engagiert, die bereits in ihrem Garten seien; Sie hatte Drohbriefe erhalten und war in der Öffentlichkeit beschimpft worden. -Die Story, sie sei im Supermarkt mit Brötchen beworfen worden, ist übrigens Blödsinn, zudem hatten Journalisten permanent ihr Haus belagert)
Daher zitterte Camilla bei ihren ersten öffentlichen Auftritten und scheute vor Walkabouts zurück, da sie befürchtete, beschimpft zu werden (oder gar Schlimmeres);
2. Camilla war bereits über 50, als ihr Leben komplett umgekrempelt wurde und sie sich in einer völlig anderen Welt zurechtfinden musste;
3. Sie war davon ausgegangen, dass sie einfach nur im Hintergrund bleiben würde und insofern ihr altes Leben als Vertraute und Geliebte weiterführen. Camilla ging davon aus, dass man sie nicht groß in die Öffentlichkeit bringen würde und sah sich bald getäuscht:
4. Man verlangte früh von ihr, alleine auf Reisen für die Krone zu gehen, wo sie noch sehr unsicher war, wie sie sich verhalten sollte und was man genau von ihr erwartete;
5. Sie musste ihre Kinder / Enkelkinder und ihr neues, royales Leben unter einen Hut bringen, was sie oft psychisch und physisch erschöpfte. Dies ist auch der Grund, warum sie bei den ersten langen, gemeinsamen Reisen oft früher heimreiste als Prinz Charles und warum sie auch ihr altes Haus („Ray Mill House“) als eigenen Rückzugsort behielt.

Inzwischen erleben wir eine entspannte und heitere Camilla bei öffentlichen Auftritten. Sie hat gelernt, mit vollkommen Unbekannten unbefangenen Smalltalk zu machen und wird sogar beim spontanen Tänzchen mit Charles gesehen.
Wenn man heute ihren Kalender mit den vielen Auftritten und Charities sieht, den sie mit knapp 80 Jahren bewältigt, kann man sie nur bewundern.
Beobachtet man die beiden zusammen, so stellt man fest, dass sie mit ihrer ruhigen, gelassenen Art Charles wesentlich besser tut als Diana selbst in ihren besten Momenten.

Vielleicht – und das ist mein Rat an alle Camilla-Kritiker (die Hater kannst du eh nicht zum Nachdenken kriegen)- sollten sie sich mal in ihre Lage versetzen. Sich einfach mal mit ihren Leistungen befassen. Sich anschauen, was Camilla in den zurückliegenden Jahrzehnten auf sich genommen hat. Wo verdammt viele andere abgehauen wären und gesagt hätten „Mach doch deinen Dreck alleene!“, da ist sie an der Seite des geliebten Mannes geblieben und scheint heute in ihrer Rolle glücklicher und gefestigter denn je.

Und in diesem Sinne:
Alles Liebe und Gute, Queen Camilla!

Jack the Ripper – Symphonie des Grauens

Der Diebstahl eines schlichten Damenhuts reißt die junge Modistin Elizabeth mitten hinein in jene Mordserie, die noch mehr als hundert Jahre später die Welt in Atem hält. Doch damit stört sie die Kreise des Londoner Polizisten Harris, für den sie bald mehr als nur kriminalistisches Interesse entwickelt. Dann aber geraten die Dinge außer Kontrolle und Elizabeth muss um ihr Leben kämpfen, denn sie hat ungewollt in ein Wespennest gestochen …

Afra – Die Geliebte des Hexenjägers

Afra und die Hexen – das ganz große Thema
Seit wann ich mich mit Hexen befasse, kann ich gar nicht so genau sagen.
Angefangen hat es sicherlich mit den Hexenprozessen von Salem/ USA und dann wanderte mein Interesse nach England.
Hier stehen die Pendle- Hexen und die Hexen von Belvoir im Fokus.
Ein Besuch in Barrowford und dem Pendle- Heritage- Centre endete vor den verschlossenen Türen. Corona hatte dafür gesorgt, dass die Öffnungszeiten stark eingeschränkt wurden. Da wir nicht auf den Öffnungstag warten konnten, mussten wir den Besuch verschieben.

Nun hatten wir eigentlich geplant, zum Jahreswechsel 2021/22 zu fahren. Da sollte es dann auch nach Belvoir gehen und nach Bottesford. Diese Reise musste ich komplett canceln, da die französische Regierung keine Durchreisegenehmigung für England erteilte.
Also alle Termine abegsagt und meine Ansprechpartner auf einen unbestimmten späteren Zeitpunkt vertröstet.

Jetzt bin ich ein bisschen im Zwiespalt, denn ich will ein bisschen mehr über das Hexen- Thema und den Roman schreiben. Ich denke, ich mache dazu einen Blog …
Also: Bei Interesse am Thema – neben schauen und den dazugehörigen Blog anklicken!

AKTUELL: Gewinnspiel in der Facebook- Gruppe „Historische Romane“!!!
Zu Gewinnen gibt es ein handsigniertes Exemplar von „Afra – Die Geliebte des Hexenjägers“!
Folgende Frage ist zu beantworten: „Wie heißt das Buch, das König James VI geschrieben hat, um die Hexen- Prozesse auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen?“

Mord in der Priory – Das Geheimnis der Florence Bravo

Was für ein seltsames Gefühl, wenn man nach so langer Zeit der Recherche und des Schreibens sein neuestes literarisches Kind auf die große Bühne entlässt.

Es sind viele Jahre her, dass ich zum ersten Mal mit der Geschichte der Florence Bravo in Berührung kam. Es geschah – wie so viele Begegnungen in meinem Leben – über ein Gebäude.
Nämlich die Priory in Balham/ London.

Hier seht ihr den Haupteingang des Hauses, das heute, in mehrere Apartments aufgeteilt, vermietet wird.
Der ehemals großzügige Garten, der Florence‘ ganzer Stolz war, ist mittlerweile wesentlich verkleinert worden.
Sie war eine begeisterte Gärtnerin und wenn ihr das Foto genau anseht, erkennt ihr am oberen Rand eine Eiche. Diesen Baum hat Florence noch selbst gepflanzt.

Wir werden im Mai nach London fahren und bei der Krönung dabei sein. Bei der Gelegenheit werde ich auch zur Priory fahren und mich dort umsehen. Vielleicht sieht mich ja ein netter Bewohner und lässt mich ins Haus, damit ich mal ein bisschen umschauen kann. Das wäre natürlich toll.

=========== ACHTUNG! SPOILERALARM!!!! ==========


Florence Bravo, geborene Campbell, verwitwete Ricardo (5. September 1845 – 17. September 1878) steht im Mittelpunkt meines Romans, der uns ins England der Königin Victoria führt.
Als Tochter eines erfolgreichen Unternehmers in Australien geboren, heiratete sie mit nur 19 Jahren den Offizier Alexander Ricardo.
Die Ehe geriet sehr bald in Schwierigkeiten. Ricardo entwickelte sich zum wirtschaftlich erfolglosen Alkoholiker, nachdem er die Armee verlassen hatte.
Florence verließ ihn, nachdem er ihr gegenüber gewalttätig geworden war. Um das Gesicht zu wahren, schickten ihre Eltern sie in ein Sanatorium in Malvern, wo die damals hochmoderne Wassertherapie praktiziert wurde.
Der wesentlich ältere, verheiratete Dr. James Gully leitete die Klinik und galt als einer der Pioniere auf dem Gebiet. Er stand unter anderem auch mit dem bei uns bekannten Pater Sebastian Kneipp in regem Austausch.

Bald entstand zwischen Gully und Florence eine enge Beziehung. Sie verliebten sich. Da beide verheiratet waren, schien es keine Lösung zu geben.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse im Hause Ricardo entspannten sich nach dem Tod von Alexanders Mutter, die ihrem Sohn ein stattliches Vermögen vererbte.
Ricardos Zustand hatte sich zwischenzeitlich weiter verschärft und er war nach Köln gezogen.
Die Scheidung, die Florence anstrebte, zerschlug sich, da Ricardo seine Zustimmung verweigerte. Noch bevor etwas geschehen konnte, starb er in Köln an den Folgen seiner Trunksucht.



Florence, die sein Vermögen erbte, war nun eine reiche, alleinstehende Frau. Sie mietete sich in Balham/ London in der stattlichen Villa The Priory ein.

Sie war nun frei für ihren Geliebten Dr. Gully, der in ein Haus schräg gegenüber der Priory einzog, nachdem er sich in seiner Klinik hatte auszahlen lassen.
Doch Florence wurde enttäuscht. Gully hielt zu seiner Ehefrau, die seit Jahren in geistiger Umnachtung in einem Sanatorium vor sich hinvegetierte.
Er weigerte sich, die Scheidung einzureichen.
Verzweifelt wurde Florence‘ Lage, als sie von Gully schwanger wurde und die Affäre durch einen Zufall bekannt wurde.

Da eine Abtreibung in einem Krankenhaus vollkommen unmöglich war, musste Gully selbst den Eingriff vornehmen.

So, körperlich wie seelisch verwundet, beendete Florence die Beziehung zu Gully. Dies allerdings war nicht ausreichend, um sie in die Gesellschaft zurückzuführen.
Dies versprach sie sich von einer neuerlichen Ehe.



Mit Charles Bravo, einem aufstrebenden jungen Anwalt, durch ihre Gesellschaftsdame Mrs Jane Cox bekanntgemacht, schien die Lösung all ihrer Probleme gefunden.

Die beiden trafen sich nur wenige Male und beschlossen schon, zu heiraten. Florence erhoffte sich gesellschaftliche Anerkennung und Bravo interessierte Florence‘ Geld.
Um reinen Tisch zu machen, gestand sie ihm die Affäre mit Gully, woraufhin er ihr gestand, dass er eine Geliebte sowie ein gemeinsames Kind hatte.
Unter dem Vorbehalt, dass er sich auch weiter um das Kind kümmern könne und sie jeglichen Kontakt zu Gully abbräche, planten die beiden die Hochzeit.

Bravo hatte sich offensichtlich ausgemalt, dass er nun das Sagen über Ehefrau, Haushalt und Vermögen haben würde. Als er aber bemerkte, dass nach einem erst vor Kurzem erlassenen Gesetz eine Frau das Vermögen selbstbestimmt behalten konnte, das sie in die Ehe mit eingebracht hatte, und dass Florence keineswegs vorhatte, ihrem künftigen Mann die Zügel zu überlassen, drohte die Hochzeit kurzzeitig zu platzen. (Es gab eine sehr unschöne Szene als Bravo bei Florence‘ Anwalt vorsprach und dessen Glückwünsche brüsk abwies, mit dem Satz „Ich will keine Glückwünsche – ich will Geld.“)

Es war Dr. Gully, der Florence riet, mir ihrem künftigen Mann zu verhandeln. So überließ sie ihm die Einrichtung der Priory, sowie deren Mietvertrag. Bravo erklärte sich einverstanden und so konnte am 8. Dezember 1875 in Kensington geheiratet werden.
Alles schien sich gut anzulassen. Florence wurde gleich zwei Mal nacheinander schwanger, doch verlor sie jedes Kind nach wenigen Monaten der Schwangerschaft.

Betreut von ihrer Gesellschaftsdame Mrs Jane Cox kam sie nach jeder Fehlgeburt nur langsam wieder zu Kräften.
Ihr Mann aber wurde immer intensiver von Eifersucht geplagt. Dass Dr. Gully nur wenige Schritte von der Priory entfernt wohnte, machte die Sache nicht besser.
Hinzu kam seine stets intervenierende Mutter, die sich von Anfang an gegen eine Hochzeit mit Florence gestellt hatte.

Bravo überzog seine Frau bald mit Drohungen, Streitereien und Gewalt. Seine Stimmungsschwankungen wurden unerträglich.
Die Rekonvaleszenz nach den Frühgeburten wurde von ihm eher unduldsam ertragen und er konnte gar nicht schnell genug ins Ehebett zurückkehren. Wobei Mrs Cox, die bei Florence nächtigte, um sich ständig um sie kümmern zu können, ihm ein steter Dorn im Auge war. Erst wenn Mrs Cox aus dem ehelichen Schlafzimmer auszog, konnte Charles wieder einziehen.

Als beide Frauen an der See kuren wollten, damit Florence sich erholen konnte, verweigerte Bravo seine Zustimmung zu der Reise. Mehr noch: er drohte damit, Mrs Cox zu entlassen. (Er hatte zuvor schon andere Dienstboten hinausgeworfen, was abermals zu Auseinandersetzungen führt hatte.) Geld war bei den Eheleuten ein ständiger Streitpunkt, zumal es für Charles Bravo offensichtlich ein Zeichen seiner Macht als Hausherr war.

Am 18. April 1876 gingen Florence und er gemeinsam nach London. Er hatte am Nachmittag Probleme beim Ausreiten, da das Pferd permanent bockte. Am Abend dann – nach einer heftigen Auseinandersetzung beim Essen – brach er mit Vergiftungserscheinungen zusammen.
Diverse Ärzte eilten an sein Krankenbett, unter anderem der Leibarzt von Königin Victoria. Doch sie alle konnten Bravo nur sagen, dass er innerhalb von Stunden sterben werde.
Er hatte kein Glück und starb nicht innerhalb von Stunden. Seine Agonie dauerte drei volle Tage. Heftiges Erbrechen, Krämpfe und Zeiten der Ohnmacht wechselten sich ab.

Nach seinem Tod kam es zu einer Anhörung zur Todesursache in der Priory, die ohne Ergebnis endete.
Doch seine Freunde und Familie gaben keine Ruhe. Sie waren sich sicher, dass Bravo ermordet worden war, und kämpften dafür, dass dies untersucht würde. Sie verdächtigten Florence.

Tatsächlich uferte die zweite Anhörung zu einem Beinahe- Prozess aus. Es wurden alle mögliche Zeugen gehört, unter anderem das Personal, Mrs Cox, Florence und Dr. Gully.
Alle schockierenden Details wurden ans Licht gezerrt, so auch die Abtreibung.
Die Anwälte der Gegenseite taten alles dafür, Florence Ruf in den Dreck zu ziehen. Es wurde so schlimm, dass die Geschworenen eingriffen und ihr Sprecher sich gegen die Vorgehensweise der Anwälte verwahrte.

Auch diese zweite Anhörung ging ohne Ergebnis zu Ende. Man kam zu dem Schluss, dass Charles Bravo ermordet worden sei, dass es aber keinerlei Beweise, oder auch nur Hinweise auf einen Täter gebe, die eine Anklage rechtfertigen würden.

Es war bitterer Lorbeer, der bei dieser Anhörung verteilt wurde.

Mrs Cox wanderte nach Jamaica aus, wo sie eine Erbschaft antrat. Dr. Gully lebte bis zu seinem Lebensende schräg gegenüber der Priory, zog sich aber vollkommen aus der Öffentlichkeit zurück.
Florence, verfolgt von den Schatten der Vergangenheit, wurde ebenfalls zur Alkoholikerin wie ihr erster Mann. Der Vermieter der Priory hatte ihr gekündigt und sie hatte sich nach Southsea zurückgezogen.
Ihr Onkel kam aus Schottland, um sie mit sich zu nehmen, damit sie sich erholen konnte. Doch als er ankam, war sie bereits in hoffnungslosem Zustand. Von ihm und zwei Dienstmädchen umsorgt, starb Florence am 17. September 1878. Sie überlebte ihren zweiten Mann also gerade mal um zwei Jahre.

Was aus den anderen Beteiligten wurde, könnt ihr natürlich in meinem Buch nachlesen. Dort findet ihr auch Fotos, die ich an Originalschauplätzen aufgenommen habe.

LESEPROBE

Die letzte Schaufel Erde war gerade über dem kleinen Hügel umgedreht worden, als die vier Männer bereits den Sarg über das Loch hoben, um es sodann langsam herabzulassen.

Es musste kurz vor fünf sein, denn gerade hatten die Vögel begonnen zu zwitschern.

Der Wind rauschte im dichten Laub der umstehenden Bäume und der Umriss der St. Mary’ s Church erhob sich undeutlich am Horizont.

Ende September. Es würde nicht mehr lange dauern, und das Grün würde sich verlieren. Das Zwitschern würde enden.

Die kleine Frau in dem schwarzen Umhang – sie hielt ihn mit zwei Fingern zusammen und versuchte gleichzeitig, die Hände im Gebet zu verschränken – blickte in den dunklen Abgrund, der den Sarg aufgenommen hatte. Man konnte bereits riechen, dass der Herbst nahte. Im kühlen Nachtwind verlor sich der sanfte Duft von Astern und den letzten Rosen.

Sie sprach ein leises Vaterunser, währenddessen die Arbeiter – die Mützen in Händen, die Köpfe gesenkt – schweigend mitbeteten.

Als die Frau, deren Gesicht selbst ohne den Schleier nicht zu erkennen gewesen wäre in dieser nur von Fackeln erhellten Nacht, geendet hatten, hoben sie fast gleichzeitig die Köpfe, setzten ihre Mützen auf und begannen, die Erde in das Loch zurück zu schaufeln.

Einer von ihnen stand schon bereit mit der ersten Grassode, um diese sorgsam auf das frische Grab zu legen.

Sie würden sich in ein paar Wochen wieder darum kümmern, wenn das Grab sich gesenkt hatte.

Wie in stummem Gruß nickte die kleine Frau noch einmal in Richtung des Grabes, wobei nicht klar war, ob diese Geste nicht vielleicht den Arbeitern gelten mochte.

Dann wandte sie sich ab und bewegte sich scheinbar schwebend in Richtung der Kirchhofpforte mit dem kleinen Dach.

Der Himmel riss in der Ferne auf und das tiefe Anthrazit machte an jener Stelle einem matten Blau Platz.

Als sie sich dem Tor näherte, traten drei kleine Gestalten aus dem hölzernen Bogen.

Die kleine Frau hob eine Reisetasche an, auf die die drei Buben scheinbar aufgepasst hatten, und verließ sodann den Friedhof.

Jeder der Jungen hatte seinerseits eine Tasche oder einen kleinen Koffer.

„Es ist vorbei“, sagte sie verhalten, als wollte sie keinerlei Aufmerksamkeit mit ihren Worten erregen.

Die Jungen antworteten nicht, sondern gingen schweigend neben ihr her in Richtung der Dorfstraße von Buscot.

Gedenkstein auf dem Kirchhof von Faringdon

Harry und Meghan und Oscar

Bei den heutigen Oscar-Verleihungen werden Harry und Meghan angeblich anwesend sein. Mal sehen, ob sie abgewatscht werden.
Seit Southpark geht man in den Medien davon aus, dass sie sozusagen humoristisch zum Abschuss freigegeben sind.
Das heißt, wir werden morgen zu der Erkenntnis aufwachen, dass eine königliche Hoheit für ein Oscar-Kleid mehr Geld ausgeben kann als die Königin von England für ihre Krönung-Robe und, dass „Im Westen nichts Neues“ der große Gewinner (oder Verlierer) bei den Oscars ist.

Robert Lacey „Battle of Brothers“

Fakten:
Das Buch hat in der Taschenbuch- Printausgabe 608 Seiten. Ich selbst habe die englische Ebook-Ausgabe gelesen. Das Buch ist bislang nicht auf Deutsch erschienen. Als Taschenbuch kostet es bei Amazon 9,85€ und als gebundenes Buch 21,36€.
Bei Amazon gibt es das Ebook für 6,99€. Natürlich gibt es auch andere Anbieter, aber da solltet ihr tagesaktuell recherchieren, weil die Preise und Varianten sich da oft heftig unterscheiden.

Es gibt eine ältere Ausgabe, die aber inzwischen überarbeitet wurde.
Die mir vorliegende Ausgabe endet im Prinzip mit dem Tod von Prince Philipp, kurz nach dem Oprah- Interview. Somit fehlt das Erscheinen von „Spare“ sowie die nachfolgende Debatte.

Es hat mich seltsam berührt, als ich die letzten Seiten des Buches gelesen habe und Lacey so einen kleinen Ausblick gibt, nach dem Motto: „Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, dies hier lesen, wird …“
Tatsächlich fehlt an dieser Stelle das einschneidendste historische Ereignis in dem Bereich überhaupt, nämlich der Tod der Königin.
Als Lacey seine Überarbeitung beendet, ist sie noch am Leben und König Charles ist noch Prinz Charles.

Eine der wichtigsten Fragen, wenn man ein Sachbuch zur Hand nimmt, ist mit Sicherheit die nach dem Autor. Mit dessen Ruf und Expertise steht und fällt das, was man in den kommenden Tagen, Wochen, ja manchmal Monaten lesen wird.
Sprich: Kann ich dieser Person glauben, was sie mir jetzt berichten wird? Wie tief sind die Einblicke, die er oder sie mir geben wird? Wie neutral ist der Autor/ die Autorin?


Wer also ist Robert Lacey?

Lacey wuchs in Bristol auf und studierte Geschichte im Cambridge, wo er 1970 mit einem Master- Grad abschloss.
Danach arbeitete er als Journalist für so renommierte Zeitungen wie die Sunday Times.
Seine Bücher über die Saudische Königsfamilie gelten inzwischen als Standardwerke zum Thema.
Im Zuge seiner Studien zu den Büchern freundete er sich auch mit dem Journalisten Jamal Kashoggi an, der auf Befehl des Saudischen Kronprinzen 2018 grausam ermordet wurde. (Darauf kommt er auch im Zusammenhang mit einem Paar Ohrringe zurück, die Meghan Markle zu ihrer Hochzeit vom Saudischen Kronprinzen geschenkt bekam, und mehrmals trug, obwohl sie um den Mord sehr wohl wusste.)

Lacey schrieb diverse hochgelobte königliche Biografien, machte Dokumentationen für das Fernsehen und ist tätig als Berater für die international erfolgreiche Netflix Serie „The Crown“.
Dass er für Netflix arbeitet, macht ihn zunächst verdächtig, heißt es doch „Wes‘ Brot ich esse, des‘ Lied ich sing'“. Tatsächlich lässt sich über seine Neutralität in Bezug auf Netflix keine Aussage treffen, da die Doku nach Erscheinen seines Buches herauskam.

Insgesamt kann man sicherlich sagen, dass er so neutral als möglich ist. Seine Quellen sind gut (er zitiert mehrmals Gespräche mit Personen aus dem innersten Kreis der Königsfamilie) und er beschreibt auch, wann er Probleme hatte, etwas zu recherchieren, bzw. wenn er einfach keinen Beleg für etwas hat. So bei Gesprächen, die unter vier (oder sechs) Augen stattgefunden haben. (Hier kann er natürlich nicht einmal Harrys Autobiografie ins Feld führen, denn die lag ja noch nicht vor)

Im Anhang findet man noch einmal seine Hauptquellen mit Anmerkungen zu dem jeweiligen Kapitel.

Was mir zu kurz kommt (aber das ist praktisch bei allen Titeln so, die ich zum Thema gelesen habe):

Es gibt keine korrekten Quellenbelege.

Wenn ich also lese: Prince Charles schreibt an seinen Privatsekretär im Januar 2022: „XXXXX“, dann möchte ich einen Anhang, in dem steht: Brief des Prinzen von Wales an XY vom 12.01.2022; Archiv des Hauses Windsor
Dann weiß ich, dass es nicht nur Gelaber ist, sondern, dass ich es zur Not nachlesen kann.
Oder, dass Zeitungsartikel korrekt benannt werden, aus denen zitiert wird.

All dies sind Sachen, die ich gerade heutzutage enorm wichtig finde, wo die Kunst der Falschinformation zu immer neuen Hochsprüngen ansetzt. Natürlich muss sich niemand die Mühe machen, im Archiv der Times zu stöbern – aber ich will zumindest die Möglichkeit haben.
(Selbst wenn es sich nicht um einen wissenschaftlichen Text handelt.)

Schön, dass wir darüber gesprochen haben.

Wie also liest sich das Buch? Ist es überhaupt informativ?

Definitiv. Ich habe die mehreren hundert Seiten in wenigen Tagen durch gehabt und mich nicht eine Sekunde gelangweilt.

Lacey hat einen wirklich humorvollen Schreibstil, den ich immer wieder bei englischen Autoren bemerke. Es ist das Augenzwinkern, mit dem sie das Berichtete kommentieren. („…den gleichen durchdachten, professionellen Rat, den sie jetzt vielen ihrer Top-Klienten in den Vereinigten Staaten gaben: Klagt die Wichser in die Hölle!„…)
Oder als Harry und Meghan eine Einladung nach Balmoral absagten, weil sie mit Klein- Archie nicht so um die Welt jetten wollten, aber keine Bedenken hatten, stattdessen an die Côte d’Azur zu fliegen und dort Elton John und seinen Mann zu treffen. Dies kommentiert er mit dem Zitat: „Die Côte d’Azur mit Elton, aber nicht Balmoral mit Omi? Sie scheinen ihre Queens durcheinander zu bringen …“ („Queen“ ist ein positiv besetzter umgangssprachlicher Ausdruck für männliche Homosexuelle.)

Er führt uns durch die Geschichte der beiden Brüder und zieht immer wieder auch Parallelen mit der Geschichte des Hauses Windsor. (Wie viel haben Meghan und die verstorbene Herzogin von Windsor Wallis Simpson gemeinsam?) Auch erklärt er Fragen wie die nach den Titeln für Harrys Kinder. (Bei denen er ganz offensichtlich besser Bescheid weiß als Harry selbst).
Natürlich darf auch die (Ehe-) Geschichte von Charles und Diana nicht fehlen, die solch weitreichende Konsequenzen für die Monarchie hatte, und die Beziehungen der Söhne mit Sicherheit maßgeblich beeinflusste.
So liegt in der so öffentlich gescheiterten Ehe der Eltern der Grund sowohl für das fast zehnjährige Abwarten von William, wie für die Wirbelwind-Romanze Harrys.

Natürlich betrachtet Lacey auch die Frage nach der Situation zwischen den beiden Ehefrauen der Prinzen, Catherine und Meghan. Er weist die Behauptungen zurück, dass der Streit zwischen den Frauen Ursprung für die Auseinandersetzungen zwischen den Bürgern gewesen wäre. Im Gegenteil. Die Frauen seien von Anfang an recht gut miteinander ausgekommen, bis es zwischen den Männer geknallt habe, woraufhin die Ehefrauen den Schulterschluss mit ihren Männern geübt hätten.
Tatsächlich habe Kate noch anlässlich der Beisetzung von Prince Philipp die beiden Brüder dazu bewegen können, miteinander ein paar Worte zu wechseln, was von den Fernsehkameras festgehalten wurde. Nachdem die beiden angefangen hatten zu sprechen, zog Kate sich diplomatisch geschickt zurück. („Perfektes Königinnen-Material!“, kommentierte die englische Presse Kates geschickte Diplomatie)

Lacey analysiert die Situation der Brüder und inwiefern die (Familien)Geschichte beide in ihren Entscheidungen beeinflusst hat.
Er geht im Prinzip immer gleich vor: Er analysiert eine Situation, betrachtet die Geschichte, die zu diesem Punkt geführt hat und kommentiert dies sodann.
Das lässt den Lesern die Möglichkeit, sich ein eigenes Bild zu machen und zu den eigenen Schlussfolgerungen zu kommen. Wobei man tatsächlich meistens mit ihm übereinstimmt, wenn ich ehrlich sein soll.

Wenn ich nun ein Fazit ziehen soll, kann ich sagen, dass ich das Buch definitiv empfehlen würde.
Sollte es einen Folgeband geben, der sich mit den Ereignissen nach dem Oprah- Interview befasst, würde ich ihn definitiv kaufen.
Es wäre – wie in so vielen Fällen – fabelhaft, wenn sich ein deutscher Verlag finden würde, der die Rechte kaufen würde und eine deutsche Übersetzung präsentieren.

Da Penguin Randomhouse inzwischen auch ein deutsches Standbein hat (hier erschien Prince Harrys „Reserve“), hoffe ich immer, dass die sich in den Trubel werfen und Titel auf Deutsch herausbringen. Die Verkaufszahlen für „Spare“ dürften das auf jeden Fall rechtfertigen.