Royales Petit Four

Royales Petit Four

Credits: Klartext Verlag

Petit Fours sind – wörtlich übersetzt – kleine Öfchen oder „Gaumenkitzler“.
Absolut passend für diesen Band aus der Reihe „Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten“ aus dem Klartext Verlag.
Ich hatte aus der Reihe ja schon den Band über „Sisi“ besprochen und als Einstieg in das Thema Elisabeth, Kaiserin von Österreich empfohlen.

Ebenso kann ich den vorliegenden Band von Norbert Loh empfehlen. Wobei der Untertitel etwas falsch gewählt ist, denn wir bekommen keine Irrtümer und deren Richtigstellung serviert, sondern vielmehr eine Sammlung interessanter und unterhaltsamer Fun Facts.

Norbert Loh selbst ist ein ausgewiesener Kenner der Materie und seit vielen Jahren als Buchautor und Journalist im Reich von Kronen und Krönchen unterwegs. Er hat unter anderem Bücher über die monegassische Fürstenfamilie veröffentlicht und über Königin Silvia von Schweden.
Also war ich mir sicher, mit diesem Buch eine ebenso informierte wie unterhaltsame Lektüre vor mir zu haben.

Ich wurde nicht enttäuscht.
Wie auch der Sisi- Band ist dieses Buch sehr schön und wertig gemacht. Die Fotos im Inneren überzeugen durch ihre Qualität und die abwechslungsreiche Gestaltung. Offensichtlich weiß der Designer (oder die Designerin), was er (oder sie) tut.
Da ich ein Augenmensch bin, ist das für mich sehr wichtig.
Allgemein gehe ich davon aus, dass die einzelnen Kapitel deswegen so kurz(weilig) gestaltet sind, damit man immer wieder mal hineinschaut, beziehungsweise diese einfach ein bisschen nebenbei lesen kann. (Eventuell trägt dies auch der modernen kurzen Aufmerksamkeitsspanne Rechnung.)

Auf jeden Fall fand ich die Themen als Einstieg absolut ausreichend behandelt. Wenn man zum Beispiel mehr über royale Hochzeiten wissen will oder zur Ehe von Queen Elizabeth II und Prince Philip, kann man ja im Nachgang zu den entsprechenden ausführlichen Büchern greifen.

Was erfahren wir noch über die Royal Family? Nun – zum Beispiel, welche Bedeutung die Orden und Ehrenzeichen an König (ehemals Prince) Charles III Uniform haben. Oder wie die Queen und Prince Philip miteinander verwandt waren.
Natürlich werden auch die Skandale nicht ausgespart. So lässt Loh die Affäre von Edward VIII und Wallis Simpson noch einmal Revue passieren, spart aber auch Prinzessin Dianas Affären (wie auch die von Charles) nicht aus.
Natürlich dürfen in dem Buch Harry und Meghan nicht fehlen.

Was mich allerdings etwas gestört hat, sind Fehler, die sich im Buch eingeschlichen haben. So schreibt Loh, dass Prinzessin Margaret ihre große Liebe Peter Townsend auf dem Sterbebett nochmals besucht habe und er in ihren Armen verstorben sei. Tatsächlich trafen sich die beiden 1992 zum letzten Mal und Townsend starb erst 1995. Das ist in meinen Augen schon ein derber Fehler, zumal Loh die Abschiedsszene, die nie stattgefunden hat, sehr gefühlvoll beschreibt.

Wie auch schon im Sisi-Band findet sich am Ende noch ein kleiner Multiple-Choice-Test, anhand dessen man feststellen kann, ob man aufgepasst hat.
Abgerundet wird das Buch mit einer Reihe charmanter Zitate.

FAZIT:
Die kleinen Artikel sind amüsant zu lesen und bergen so manche Überraschung, wie zum Beispiel über kuriose Gesetze in England. Trotz der Fehler, die sich eingeschlichen haben, würde ich auch diesen Band zur unterhaltsamen Lektüre zwischendurch absolut empfehlen.
Der möglicherweise als hoch empfundene Preis ist mit Sicherheit der wertigen Aufmachung geschuldet und insofern gerechtfertigt.
Sehr schön natürlich auch als Mitbringsel für einen Royalty-Fan (oder jemanden, der es noch werden soll).

FAKTEN:
Norbert Loh: The Royal Family – Populäre Irrtümer und andere Wahrheiten. Klartext Verlag, Essen 2021, 120 Seiten, 16,95 €

Homewards – Prince William macht Nägel mit Köpfen

Es ist eine Win-Win- Situation.
Der Prince of Wales nimmt 3 Millionen Pfund in die Hand, um seinem Projekt HomeWards einen guten Start zu verschaffen. Dadurch erreicht er internationale, positive Publicity und die Obdachlosen bekommen eine Zukunft.

Was macht HomeWards? Das Projekt soll auf Land, das sich im Besitz der Krone befindet, Wohnprojekte für Obdachlose aufziehen. Dort soll den Menschen aber mehr als nur ein Dach über dem Kopf verschafft werden.

In einem 5 – Jahres- Plan und an sechs Muster-Orten will der Prinz zusammen mit der Royal Foundation gemeinsam mit seiner Frau, der Prinzessin Catherine, die Obdachlosigkeit für immer beseitigen. Ein großes Vorhaben mag man denken. Vielleicht sogar ein bisschen größenwahnsinnig? Selbst wenn! Es ist großartig, dass jemand den Mut hat, es überhaupt anzugehen.

Wenn man jetzt fragt, was Prinzessin Catherine dabei tut – In ihrem Projekt zum frühkindlichen Lernen, so sagt sie selbst, hat sie festgestellt, wie ungeheuer viele Kinder von der Wohnsitzlosigkeit betroffen sind. Von daher ist sie sozusagen die natürliche Fürsprecherin für die Kinderbelange in dieser Konstellation.

Erste Unterstützer hat Prince William bereits: die Führungsspitzen diverser wohltätiger Organisationen haben sich seinem Kampf angeschlossen. Aber auch Prominente engagieren sich. So unter anderem Geri Halliwell Horner, Sara Cox, Gail Porter, Sir Bryn Terfel, Tyrone Mings etc. Dazu kommen noch Firmen wie IKEA, Homebase, NatWest Group, Salesforce und viele andere.


Wie aber soll das nun funktionieren? Was unterscheidet HomeWards von anderen Initiativen?

Der Plan sieht so aus: An den Muster-Plätzen wird mit lokalen Gruppen und Unterstützern gearbeitet. Man stellt dem Projekt ein engmaschiges Netz an Partnern zur Verfügung.
Es sollen vor Ort individuelle Pläne erstellt werden, um die Obdachlosigkeit zu beenden.
Denn, so gibt der Prinz zu bedenken: Obdachlosigkeit ist nicht erst dann gegeben, wenn jemand mit Zeitungen zugedeckt im Park schläft.
Es gibt geschätzt alleine im Vereinigten Königreich eine halbe Million Menschen, die sich dadurch über Wasser halten, dass sie bei Freunden auf der Couch schlafen, in ihren Autos wohnen oder in billigen Jugendherbergen unterkommen.

Jedem Standort werden 500.000 Pfund als Starthilfe zur Verfügung gestellt. Zudem gibt es ein Qualitätsmanagement, mit dem der Erfolg der einzelnen Maßnahmen gewertet wird.

HomeWards will auch eine Plattform sein, die Menschen zu Wort kommen lässt, die obdachlos waren, um ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen. Dafür, das Problem offen anzusprechen und sich nicht länger zu verstecken.

Es gibt auch Vorbilder: in Finnland zum Beispiel wird seit Jahren erfolgreich ein solches Programm betrieben.


Dianas Erbe

Wie die meisten sicherlich wissen, war Obdachlosigkeit bereits für Prinzessin Diana ein großes Thema.
So hat sie ihre Söhne immer wieder zu entsprechenden Hilfsorganisationen mitgenommen und William hat als Erwachsener öfter Nächte auf der Straße zugebracht, um ein Gefühl für dieses Leben zu bekommen.
Wenn er auch betont, dass ihm natürlich jederzeit klar sei, dass eine Nacht auf der Straße, nach der man wieder in sein Haus heimkehrt, nicht gleichzusetzen ist mit einem erzwungenen Leben auf der Straße.

Wie die Homepage berichtet, bereitet Prinz William das Projekt HomeWards seit zwei Jahren vor. Da könnte man nun hellhörig werden …
Ich möchte nun auf keinen Fall jemandem etwas unterstellen, und wenn Prinz William erfolgreich wäre, wäre die Breitenwirkung sicherlich gar nicht zu überschätzen … Dennoch kann ich nicht anders als mich zu fragen, ob das Projekt nicht auch – zumindest randständig – etwas mit seinem Bruder zu tun hat.

Beide Brüder sind ja in so eine Art Wettstreit eingetreten, was das Erbe der Mutter, vor allem bei sozialen Projekten, angeht.

Ich könnte mir nun gut vorstellen, welchen Schlag es für Harry bedeuten muss, dass sein Bruder nicht nur Millionen aus der Royal Foundation zur Verfügung stellen kann, sondern auch noch das ganze auf Kronland starten, während er selbst in Kalifornien sitzt und dabei zusehen muss, wie ihm alle Felle davonschwimmen.

Es dürfte ihm spätestens jetzt klarwerden, welche Möglichkeiten er gehabt hätte Gutes zu tun, wenn er in der Royal Family geblieben wäre.
Wie ist es nur so weit gekommen, fragt man sich da …

Seit das Phänomen Harry und Meghan auf meinem Bildschirm gelandet ist, befasse ich mich mit dieser Frage.

Das komplette Narrativ das die beiden mittlerweile vollendet haben, ist für mich nicht mehr nachvollziehbar gewesen. Dass sie von Anfang an mit Hass und Rassismus verfolgt worden wären. Dass die Presse und die königliche Familie sie den Wölfen zum Fraß vorgeworfen hätten. Daß die öffentliche Meinung von Beginn an gegen sie gewesen wäre und und und … Ja – schlussendlich habe man sie sogar außer Landes getrieben.

Diese Flucht, so ließ Harry vor wenigen Tagen verlautbaren, habe im übereilten Unterschreiben von Verträgen gemündet, die sie gezwungen hätten, ihre so hart erkämpfte Privatsphäre wieder ein stückweit aufzugeben.
Schuld natürlich auch hier am Ende das Königshaus, das sie mit dem Umzug in die USA und der Aufgabe ihrer Tätigkeit als Working Royals, von jeglicher finanzieller Unterstützung abgeschnitten habe.
Wobei man natürlich bemerken muss, dass Harry mit einem stolzen Erbe von 20 Millionen Pfund seiner Mutter Diana nach Kalifornien gestartet ist.
Aber das reicht natürlich nicht weit, wenn man den Lebensstil eines Menschen pflegt, der diesen Betrag alleine monatlich an Zinsen bekommt.

Und dann begriff ich es: dieses selbstgestrickt Narrativ von den anderen, die sie praktisch zur Flucht getrieben haben, das die beiden jedem erzählten, der nicht schnell genug davon kam, war einzig und allein eines: Ausrede vor sich selbst.
Die beiden brauchten einen Schuldigen, auf den sie zeigen konnten, wenn ihre Sache in den USA zu scheitern drohte.

Die Themen, für die Harry sich bislang eingesetzt hatte, machten für ihn keinen Sinn mehr. Denn sie hätten Arbeit erfordert.
Hier darf man nämlich nicht vergessen: Wenn William oder der König sich für etwas einsetzen möchten, können sie auf einen Stab erfahrener Zuarbeiter setzen, die sie mit Infos versorgen, Termine koordinieren, PR machen usw.
All das hat Harry nicht mehr.
Nun bleiben ihm zwei Möglichkeiten: entweder er macht das alles selbst, oder er heuert jemanden für gutes Geld an, der es für ihn macht.

Beide Möglichkeiten führen in eine Sackgasse wie wir inzwischen wissen. Harry ist nämlich nicht nur beratungsresistent, wie der Chef von Spotify berichtet hat, sondern auch offensichtlich faul.
Meghan und er müssten unglaublich viel Kärrnerarbeit leisten, wenn sie sich auf dem Charity-Sektor wirklich positionieren wollten. Der Wille dazu ist nicht vorhanden.

Und so sitzen die beiden in Montecito und schauen William und Catherine dabei zu, wie diese mit ihren Projekten nach vorne gehen.
Selbst die Königin Camilla hat mit ihren stillen Projekten rund um häusliche Gewalt und Leseförderung nachhaltige Erfolge zu verzeichnen.

Wenn sie auch immer wieder versuchen, sich als direkte Nachfolger von Prinzessin Diana zu positionieren, so führt das keineswegs zum gewünschten Erfolg, sondern endet höchstens in Hähne und Kopfschütteln beim Publikum.

Und nun zieht William im ureigensten Gebiet der Mutter davon.
Wäre Obdachlosigkeit nicht auch ein wichtiges Thema speziell in Kalifornien? Was ich so höre, gibt es in der Bay Area zahllose Wohnsitzlose, die Hilfe gebrauchen könnten. Aber das würde auf Seiten von Harry und Meghan harte Arbeit und zähen Willen erfordern. Beides können (und wollen) sie offensichtlich nicht leisten.
Insofern essen sie nun die Suppe, die sie sich selbst eingebrockt haben.

Wer mehr über HomeWards erfahren möchte, dem sei deren Homepage empfohlen, die auch ständig neue Infos bereithält: www.homewards.org.uk




Die Diamanten der Queen – Buchpräsentation

Die Diamanten der Queen – Buchpräsentation

Copyright: Gerstenberg Verlag

Sechs Königinnen und gaaaanz viele Schmuckstücke

Als ich dieses Buch im Mai im Shop des Buckingham Palace im englischen Original in Händen gehalten habe, war ich augenblicklich hin und weg.
Es verbindet nämlich alles, was mich an diesem Thema interessiert: fabelhafte Fotos, Königinnen, Royalty und – SCHMUCK!

Verteilt auf über 300 Seiten findet ihr aber nicht nur Details zu den Schmuckstücken und Informationen zu den Trägerinnen – es gibt auch ein hervorragendes Glossar und einen Stammbaum ab George III.

Copyright: Gerstenberg Verlag

Die innere Struktur des Buches bewegt sich an den Biografien der Königinnen seit Queen Adelaide bis Elizabeth II entlang, wobei jedem Kapitel eine kleine Biografie der Königin vorangestellt wird.
Wir lernen dann die wichtigsten Stücke kennen und finden sie auf diversen Porträts der Königinnen wieder.

Schnitzeljagd für Fortgeschrittene

Das ist nun etwas richtig Cooles bei dem Buch – man kann sich auf Porträt-Schnitzeljagd begeben.
Will sagen: Seit ich das Buch gelesen habe, macht es mir einen Riesenspaß, die Porträts der Königinnen durchzugehen und die jeweils getragenen Juwelen zu erkennen.

Tipp hier: Es geht um eine Tiara in verschiedenen Tragevarianten
Copyright: Gerstenberg Verlag

Die Greville Erbschaft
Mit Margaret Greville, der schottischen Bierbrauer-Erbin, lernen wir einen wirklich zweifelhaften Charakter kennen, die von Cecil Beaton als „galoppierende, neidische, arrogante alte Kröte“ bezeichnet wurde, „der das Wasser beim Anblick von Königen im Mund zusammenläuft, und die in ihrem Leben nie für jemanden etwas Gutes getan hat, außer für die Reichen.“
Und Lady Leslie fügte an: „Maggie Greville – ich hätte lieber ein offenes Abwasserrohr in meinem Wohnzimmer.“

Nun – womit hat die gute Margaret dieses vernichtende Urteil verdient? Genau weiß ich es natürlich nicht, aber ich habe mir vorgenommen, es herauszufinden, denn nachdem Margaret verwitwet war, schaffte sie es, ihren Ruf als Gastgeberin der Chromklasse aufrecht zu erhalten.
Ihre Empfänge waren derart beliebt, dass es nicht mal der Prince of Wales schaffte, die Treppe zu den Empfangssälen hochzukommen, weil sich die Gäste dort derart drängten.
Also muss wohl etwas an ihr gewesen sein, das die Leute angezogen hat.

Nach ihrem Tod wurde die Königinmutter zur Nutznießerin der von Margaret angehäuften Juwelen. Hatte Greville nämlich zu Zeiten als der spätere König George VI noch Duke of York war und nicht davon auszugehen war, dass er jemals König würde, zugesagt, ihren Landsitz Polesden Lacey dem Freund zu hinterlassen, vererbte sie das Schloss tatsächlich an den National Trust.

Wahrscheinlich dachte sie, dass er als König nicht noch ein Schloss bräuchte.
Zum Ausgleich aber erhielt die Königin Elizabeth die Königin Mutter ihren gesamten Schmuck.

Hier seht ihr die Greville Honigwaben Tiara, die heute bevorzugt von Queen Camilla getragen wird
Copyright: Gerstenberg Verlag

Die Begeisterung für das Erbe hinderte die Königin Mutter allerdings nicht daran, diverse Stücke komplett verändern zu lassen.

Das ist übrigens etwas, das ihr in dem Buch „Die Diamanten der Queen“ immer wieder findet: wie stark die einzelnen Schmuckstücke verändert wurden. Teilweise wurden sie komplett auseinander genommen und die Steine zu etwas vollständig Neuem zusammengefügt.

Version 1901
Version 1921
Copyright: Gerstenberg Verlag

Oben auf dem Bild seht ihr ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man mit den Schmuckstücken umging. Auf dem oberen Bild seht ihr die Tiara, die Boucheron 1901 für Mrs Greville angefertigt hat. In den 20er Jahren ließ sie dann die komplette Tiara auseinandernehmen und die wesentlich geometrischere Honigwaben- Tiara kreieren.
Jetzt ist es natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks, was man hübscher findet.

Tatsächlich stellt das Buch mehrere Fälle vor, bei denen massiv in das Design eines Stückes eingegriffen wurde.
Hierbei tauchte für mich die Frage auf, ob es den Königinnen tatsächlich freisteht, historische Stücke so intensiv umarbeiten zu lassen und ob es keine Fachleute gibt, die da gegebenenfalls einschreiten.
Was mich zur Queen bringt, die scheinbar solche Eingriffe nie hat vornehmen lassen.
Sie trug die meisten Stücke tatsächlich unverändert. (Ich denke, die Queen war einfach auch kein kreativer Mensch. Wenn sie einmal eine Sache für brauchbar erachtet hat, hat sie sie unverändert über Jahrzehnte beibehalten. Das galt sogar für ihren Ehemann …)


Auch schön von hinten

Nein, das ist keine anzügliche Bemerkung, sondern eine absolut passende Feststellung, wenn es um royalen Schmuck geht.

Vorder, -oder Rückseite?
Copyright: Gerstenberg Verlag

An dieser Brosche Ihrer Majestät könnt ihr sehen, was ich meine. Sie ist von der Rückseite ebenso schön gearbeitet, wie wenn man sie vorne betrachtet …

Hier seht ihr auch noch einmal das filigran auf der Rückseite eingearbeitete EIIR (= Elizabeth II Regina)
Wer übrigens wissen will, wie die Brosche von vorne aussieht, muss sich dringend das Buch besorgen …


Der Cullinan Diamant und seine „Geschwister“

Wie die meisten sicherlich wissen, ist der Cullinan Diamant der größte jemals gefundene Diamant. Er war so gewaltig, dass er 1908 in Amsterdam von Joseph Asscher in 105 Steine gespalten werden musste, um überhaupt weiter bearbeitet werden zu können.
Es entstanden dadurch neun große und 96 kleine Steine.
Die Geschichte dieses wohl großartigsten Diamanten der königlichen Sammlung stellt der Autor ebenfalls vor.

Hier sehen wir Joseph Asscher mit seinem Team bei der Überlegung, wie der Stein zu spalten sei …
Copyright: Gerstenberg Verlag

Und hier trägt Ihre Majestät die große Cullinan- Brosche sowie den Cullinan IX als Ring.


Das ist übrigens so ein Fall, bei dem ich mich fragte, wie man es schafft, dass ein solch gewaltiger Stein den Stoff des Kleides nicht bis auf den Boden zieht.
Tatsächlich erklärt Roberts auch das …

FAZIT


Dass ich das Buch großartig finde – ich denke, das ist bereits klar geworden. Es ist ein wunderbarer Titel, der mit ungeheuer viel Liebe und Expertise gemacht wurde.
Wenn man vielleicht auch keine Tiara vererben kann, so tut dieses Buch den gleichen Dienst.

Selbstverständlich ist es mit 79€ nicht gerade billig, aber absolut preis-wert.
Nicht nur, weil qualitativ alles stimmt, sondern weil man es aufgrund seiner Schönheit immer wieder gerne aufschlägt.
Ich selbst habe es auf einem Ständer präsentiert, sodass ich immer andere Seiten aufschlagen und betrachten kann.
Von daher ist es sogar ein kleines Kunstwerk.

Ich hoffe sehr, dass es noch einen weiteren Band geben wird, wo Roberts sich vielleicht mit den Farbsteinen (Smaragde, Rubine etc) der königlichen Juwelen befasst. Auch würde mich interessieren, inwieweit König Charles III sich um das Thema kümmert. (Ob er da genauso involviert ist, wie seinerzeit Prinz Albert?)

Was ich definitiv aus dem Buch mitnehme, ist ein tiefer Respekt alleine schon für den handwerklichen Aspekt dieser Juwelen.

Tatsächlich ist der Titel aber auch ein Zeitdokument, denn wenn ich die jüngere Generation der Royals (Princess Catherine, Princess Beatrice, Princess Eugenie, Zara Tindall etc) betrachte, sehe ich keine unter ihnen, die eben jene Juwelen tragen würde wie z.B. noch die Queen.
Die Prinzessin von Wales hatte nicht einmal bei der Krönung eine Tiara auf.

Bei ihrer Hochzeit sah man sie ebenfalls nur mit der sehr dezenten Halo-Tiara.
Die letzte Trägerin dieser Stücke dürfte wohl Königin Camilla sein und dies womöglich auch nur, weil der König seine Frau gerne so geschmückt sieht. (Sie selbst trägt privat ja praktisch keinen Schmuck).

Von daher gehe ich davon aus, dass wir diese wunderbaren Stücke künftig nicht mehr an der Frau, sondern bestenfalls noch irgendwann im Museum sehen werden.
Das ist natürlich auch toll, aber doch nicht das gleiche. Oder?

Infos:
Roberts, Hugh: Die Diamanten der Queen, Gerstenberg Verlag 2012, 320 Seiten, 79€

Einen Film von mir zum Buch gibt es natürlich auch: https://youtu.be/wKjrLuuat_Y

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose

Eine Rose ist eine Rose ist eine Rose

Was für eine Umgebung! Was für Themen!
Für meine aktuelle Buchpräsentation fiel mir sofort einer der schönsten Rosengärten ein, die ich kenne: die Roseraie de Saverne im Elsaß.

Kleiner Ausschnitt der Roseraie in Saverne
Copyright: Petra von Straks

In dem Film, den ihr auf meinem Kanal „KTT – Kronen, Tee und Traditionen“ auf YouTube findet, gibt es ein buntes Potpourri von Themen: Ein Update zu Prinz Harrys laufenden Prozessen, aber auch Reisetipps, sowie die Halsbandaffäre rund um Königin Marie Antoinette.

Hier aufs Bild klicken und schon geht’s zum Film …

Königliche Gärten

Das erste Buch, das ich vorstellen möchte, ist leider nur noch antiquarisch zu bekommen (Amazon Marketplace, ZVAB, Ebay). Das tut der Qualität aber keinen Abbruch.

Copyright: amazon

Fakten:
Strong, Roy: Royal Gardens, BBC Books, 1992, 167 Seiten, durchgängig farbig bebildert, gebundene Ausgabe; Preis variiert je nach Anbieter.

Roy Strongs Buch bietet einen hervorragenden Überblick über die Gärten der englischen Könige, beginnend im Jahr 1660.
Seine innere Struktur findet das Buch anhand der Abfolge englischer Könige und ihrer Gärten, beginnend mit König Charles II und endend mit dem Ausblick auf den kommenden König Charles III (damals noch Prince of Wales).

Strong untersucht nicht nur, wie sich die Gärten der einzelnen Herrscher voneinander unterschieden, sondern auch, woher ihre Einflüsse kamen (Schloss Het Loo/ Niederlande, Versailles/ Frankreich etc).

Schlossgärten Versailles
Copyright: Petra von Straks

Warum beginnt Strong nun erst mit dem Jahr 1660, werdet ihr fragen? Könige hatten doch zu allen Zeiten Gärten angelegt …
RICHTIG! Aber die meisten dieser Gärten gingen in England im Original mit dem Bürgerkrieg unter Cromwell und der daraus resultierenden Hinrichtung von König Charles I, verloren.
Sie wurden zwar zum Teil in den zurückliegenden Jahren wieder rekonstruiert, aber tatsächlich erhalten geblieben sind nur jene, die nach dem Bürgerkrieg entstanden sind.

Gartenbau und Menschenbild

Jeder, der sich einen Garten (jenseits von Nutzgärten/ Küchengärten) leisten konnte, wollte damit etwas demonstrieren.

Gärten waren – besonders auch für Herrscher – Ausdruck ihres Selbstverständnisses.
Von den formellen Gärten des Barock, wie wir sie in Versailles oder Hampton Court finden, die die vollkommende Macht des absoluten Herrschers spiegelten, bis zu den Landschaftsgärten des 18. und 19. Jahrhunderts, wo der Mensch sich (basierend auf der Philosophie Rousseaus) als Teil der Natur zu empfinden begann.

So waren die royalen Gärten immer auch Ausdruck des Zeitgeistes und der politischen Befindlichkeiten.

Strong stellt auch vor, wie es sich mit Königin Elizabeth II verhielt, die ihrerseits herzlich wenig Interesse am Garten, – und Landschaftsbau hatte. Im Gegensatz zu König Charles III.

Allerdings, so Strong, kam auch die Königin nicht umhin, sich dem Thema zu widmen, denn im Zuge diverser Einsparmaßnahmen, wurden auch die königlichen Gärten umstrukturiert.
Man legte die Gärten also so an, dass sie weniger Manpower zu ihrer Erhaltung brauchten.
Dazu kam dann noch die Energiekrise der 70er Jahre, die dazu führte, dass diverse Gewächshäuser nicht mehr unterhalten werden konnten.
Sie waren zu energieintensiv und verfielen nach ihrer Stilllegung derart, dass sie schlussendlich ganz abgerissen werden mussten.

König Charles ist ein anderes Kaliber. Doch auch in seinen Gärten drücken sich der Zeitgeist und seine Ideen aus.
Seit Jahrzehnten befasst er sich mit nachhaltiger Landwirtschaft, Ökologie etc.
All diese Erkenntnisse fließen in seine Gärten ein.
Sicherlich hätte er die Gewächshäuser nicht abreißen lassen, sondern nach Wegen gesonnen, sie energieeffizient zu machen und somit zu erhalten.

FAZIT:
Das Buch ist, wenn auch nur noch antiquarisch zu bekommen, ein sehr empfehlenswerter Titel, wenn man sich einen Überblick über die Geschichte der Königlichen Gärten verschaffen will.
Die Fotos sind natürlich qualitativ nicht das, was wir heutzutage gewöhnt sind, aber dennoch informativ.
Im Übrigen ist das Buch enorm kenntnisreich und man findet viele Informationen, jenseits der Gartenmauer, die einen die Herrscher und Strukturen der vergangenen Zeiten wesentlich besser verstehen lassen.
Da das Buch sehr viel Text hat und nur auf englisch erhältlich ist, muss jeder für sich selbst entscheiden, ob es sprachlich für ihn „passt“.

Copyright: Petra von Straks

„Buckingham Palast – Der Königliche Garten

Copyright: Gerstenberg Verlag

FAKTEN:
Masset, Claire: Buckingham Palast – Der königliche Garten, Gerstenberg Verlag 2022, 119 Seiten, durchgängig farbig illustriert, gebundene Ausgabe, Sprache: Deutsch, Preis: 24€.

Wer schon immer mal einen Blick in den geheimen Garten des Buckingham Palace werfen wollte, kommt um dieses Buch nicht herum.

Wunderschön bebildert führt es einen über die verschlungenen Wege, die sonst nur die Königsfamilie und ihre MitarbeiterInnen gehen dürfen.

Aufgebaut entsprechend der Jahreszeiten, lernen wir das Areal mit all seinen Strukturen und Pflanzen kennen.

Es wird auch ein Blick auf die Arbeit der Gärtner und Gärtnerinnen geworfen und wir sehen, was es braucht, um solch ein Paradies zu erhalten.
Nichtsdestotrotz kann man auch für den eigenen Garten die eine oder andere Erkenntnis mitnehmen.

Wie ihr hier meinem kleinen Foto-Versuch entnehmen könnt, sind die Bilder im Buch wunderschön und muten teilweise wie kleine Gemälde an.

Tatsächliche Gemälde finden sich aber auch. So, wenn die Autorin in die Vergangenheit zurückgeht und die Aquarelle vorstellt, die Queen Victoria von dem Garten angefertigt hat.
Hier war sie wohl auch König Charles III Vorbild, denn er malt selbst leidenschaftlich gerne Aquarelle.

Es gibt auch noch historische Einblicke.

So beantwortet das Buch die Frage, wie eine gewaltige Stein-Vase, die Kaiser Napoleon Bonaparte in Auftrag gegeben hatte, in den Garten des Buckingham Palace geraten ist.
Glück übrigens für Cecil Beaton, denn so konnte er die Queen Mum in einem wundervollen Foto neben eben jener Vase verewigen …

FAZIT:
Wer diesen normalerweise verborgenen Garten einmal kennenlernen will, sollte die Ausgabe von 24€ auf keinen Fall scheuen.
Das etwas kleinere Format finde ich sehr angenehmen, denn ich nehme Bücher gerne mit. Und sei es nur in den Garten.
Insgesamt ist jede Seite ein neues Erlebnis und man wird es in den kommenden Jahren sicher immer mal wieder hervorholen und darin blättern.
Es gibt auch eine sehr schöne Timeline, angefangen mit jenem ersten Maulbeergarten bis hin zum ersten eigenen Gin des Palastes, der parfümiert ist mit Blüten und Kräutern aus dem eigenen Garten.
Diesen Gin kann man übrigens im Shop des Palastes erwerben.

Wer dort mal stöbern möchte: https://www.royalcollectionshop.co.uk

Copyright: Petra von Straks

Highgrove – Ein kleines, großes Paradies

Copyright: amazon

FAKTEN:
Seine Königliche Hoheit, der Prinz von Wales: Highgrove – Ein Jahr im königlichen Garten, Lifestyle BusseSeewald in der frechverlag GmbH, 2019. 239 Seiten, broschiert; 19,95€, Sprache: Deutsch

Damit wären wir nun bei meinem absoluten Lieblingsgarten gelandet.
Highgrove nahe dem Städtchen Tetbury in den Cotswolds.

Als König Charles III, damals noch Prince of Wales, das Anwesen kurz vor seiner Verlobung mit Lady Diana Spencer kaufte, war es ein Kartoffelbauernhof.
Er hatte sich nach einem Refugium umgesehen und für Highgrove entschieden, da es unweit von Gatcombe Park liegt, dem Haus seiner Schwester Anne. Außerdem hatte es in seinen Augen jede Menge Potential.

Der Prinz hatte nämlich Großes vor.
Er wollte nicht nur ein Privathaus mit einem charmanten Garten, sondern seine eigene Visionen von einem ökologischen Garten verwirklichen.

Das dürfte ihm gelungen sein.

Das wunderbar gemachte Buch präsentiert in unglaublich schönen Bildern all jene ikonischen Motive, die aus zahllosen Berichten über den König und seine erste Frau Diana bekannt sind.

Doch nicht nur die Motive überzeugen. Aufgeteilt in die Monate des Jahres, finden sich als Gruß zum Beginn jedes Kapitels sehr schöne, stimmige Aquarelle, die allerdings nicht der König, sondern Carolyn Jenkins gemalt hat.
Allerdings stammt der jeweils einleitende Text vom späteren König.


Wir lernen nicht nur seine Philosophie im Bezug auf die Gartengestaltung kennen, sondern lesen die Erklärungen aus erster Hand zu den diversen Strukturen, die sich im Garten finden.

Wo unsereiner nämlich Postkarten und Schlüsselanhänger von Reisen mitbringt, sind es beim König Tore aus Indien und Brunnen aus Marokko. All diese Souvenirs finden ihren Platz im Garten.

Doch nicht nur seine Reisen spiegeln sich in Highgrove – auch die Menschen, die ihn begleitet haben und gehen mussten, wie Queen Elizabeth, die Königin Mutter sind Denkmäler gesetzt worden. Der verehrten Großmutter ist sogar eine Art Tempel gewidmet.

Mark Shand wiederum, der viel zu früh verstorbene geliebte Bruder von Königin Camilla, ist mit zwei hölzernen Elefanten-Skulpturen vertreten, die an sein Engagement für den Schutz dieser Tiere erinnert, und deren Schwester-Skulpturen auf einer Art Rundreise Geld für diese Charity sammeln.

Wir finden in Highgrove einen lebenden, sich stets verändernden Garten. Ich durfte selbst schon mehrmals dort zu Gast sein und kann nur sagen, dass man nie zweimal den gleichen Garten zu sehen bekommt.

Highgrove Frühling 2019
Copyright: Petra von Straks
Die Foto-Ecke 2019. Damals noch mit Harry und Meghan
Copyright: Petra von Straks

FAZIT:
Ein Buch, zu schön, um es aus der Hand zu legen. Egal wie oft man hineinschaut – man bekommt nicht genug. Die Fotos entführen uns in eine paradiesische Gartenwelt und wenn man dann die Augen schließt, meint man, der Duft der Blüten sei noch immer da.
Wer sich selbst etwas Gutes tun will, dem sei der Titel ans Herz gelegt.
Kleines „Manko“: Da das Buch so großartig ist, dass man es am liebsten auch mitnehmen würde, wenn man zum Beispiel in einen Park geht, ist das Format ein wenig zu groß geraten. Aber – das ist Jammern auf verdammt hohem Niveau!

ÜBRIGENS: die Gewinne aus dem Buchverkauf fließen der „The Prince of Wale’s Charitable Foundation“ zu .
Insofern tut ihr mit dem Kauf auch gleich noch etwas Gutes!

Copyright: Petra von Straks

P.S. Alle Angaben sind ihn Gewähr.

Übrigens könnt ihr sowohl den Buckingham Palace als auch Highgrove Gardens besichtigen. In highgrove selbst gibt es auch einen schönen Laden. Falls ihr keine Tickets ergattern konntet, sei euch der Highgrove Shop im benachbarten Tetbury empfohlen. Übrigens eine sehr schöne Gegend und in Tetbury kann man sich auch auf die spuren von Prinzessin Diana begeben.

Wenn ihr mal die Roseraie in Saverne besuchen wollt: https://www.roseraie-saverne.fr
Zum Rohan Schloss geht es hier: https://www.visit.alsace/de/221004749-rohan-schloss/


Die Krönung von König Charles III erklärt

Da ich in letzter Zeit oft gefragt wurde, was die einzelnen Elemente bei der Krönung zu bedeuten haben, möchte ich heute ein paar der zentralen Punkte vorstellen.

Zunächst zur Diamond Jubilee State Coach, mit der das Königspaar zur Westminster Abbey fuhr.

Wie ihr dem Bild entnehmen könnt, ist sie keineswegs so alt, wie man meinen möchte. Tatsächlich ist sie erst 2012 in Australien gebaut worden als Geschenk an die Königin, um deren 60. Thronjubiläum zu feiern.
Kein Wunder, dass man sogar an eine Klimaanlage gedacht hat.

Als der König in die Abbey kam, trug er die samtene Staatsrobe. Darunter allerdings nicht die üblichen Kniebundhosen, sondern lange Hosen.
Ein nettes Detail: Prince George hätte eigentlich als einer der Pagen auch Kniebundhosen tragen müssen, fürchtete allerdings, sich zum Gespött seiner Schule zu machen. Mit dieser Sorge ging er zu seinem Opa, der schlankerhand die Kleiderordnung änderte und den Enkel eine Uniform mit langen Hosen tragen ließ.

Was die Musik angeht, so hatte König Charles sie persönlich ausgewählt, denn er ist ein ganz großer Musikkenner. Da er auch ein Musikliebhaber ist, gab er weitere 11 neue Stücke in Auftrag. Unter anderem bei Andrew Lloyd-Webber. Neu war auch ein Stück aus dem Bereich der griechisch-orthodoxen Kirchenmusik.
Das war eine liebevolle Verbeugung in Richtung seines verstorbenen Vaters, Prince Philip.

Dem König voraus gingen die Träger der Insignien, die diese dann auf dem Altar platzierten bis sie während der Zeremonie gebraucht würden.


Das englische Königshaus ist übrigens die einzige europäische Monarchie, die noch Insignien bei der Krönung verwendet.
Hier einige der Insignien, die die Aufgaben und Verantwortlichkeiten des Monarchen symbolisieren:

Auch Königin Camilla erhielt einen Stab und ein Szepter überreicht, die jene des Königs spiegeln.

In den folgenden Zeremonien spielten zum ersten Mal bei einer Krönung auch Repräsentanten anderer Religionen und Glaubensrichtungen eine aktive Rolle.

The Recognition
Hierbei handelt es sich um eine Zeremonie, bei der der Monarch in alle vier Himmelsrichtungen präsentiert wird. Es symbolisiert die Tatsache, dass er Herrscher in allen Landesteilen ist und von allen anerkannt werden muss. (Deswegen wird der Monarch hierbei auch als „undoubted King/ Queen“ ausgerufen = als „unbestrittener“ Herrscher)

Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, verkündete dies und die Versammlung rief daraufhin „God save the King!“.
Währenddessen stand der König neben dem 700 Jahre alten Krönungsstuhl. („St. Edward’s Chair“)

Ihr seht unter der Sitzfläche drei blütenförmige „Fenster“. Hinter diesen wurde der Schicksalsstein der Schotten, der „Stone of Destiny“ aus Scone platziert. Er wurde extra zu diesem Zweck aus Schottland nach London gebracht. Erst im Jahr 1996 hatte England ihn an Schottland zurückgegeben und so war er diesmal nur eine Leihgabe der Schotten.
Der Stuhl gilt als älteste Möbelstück Großbritanniens, das noch mit seinem ursprünglichen Zweck verwendet wird.
Charles ist der 27. Monarch, der auf diesem Sitz gekrönt wurde. Der Stuhl stand während der Zeremonie auf dem so genannten „Cosmati Pavement“, direkt vor dem Altar, um die religiöse Dimension zu unterstreichen. Es wurde 1268 auf Befehl von Henry III geschaffen.

Der Schwur
Der Erzbischof von Canterbury verkündete, dass die Church of England dafür Sorge tragen werde, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Glaubensrichtungen frei existieren könnten. Der König schwor daraufhin auf die Bibel, dass er gläubiger Protestant sei und die Gesetze und Regeln der Anglikanischen Kirche einhalten und verteidigen werde.

Die Salbung
Dem König wurde daraufhin sein zeremonieller Umhang abgenommen und er setzte sich auf den Krönungsstuhl.
Da es sich bei der Salbung um den heiligsten Teil der Zeremonie handelt, wurden um den König herum Sichtschutzelemente aufgestellt.

In der Ampulle befand sich das eigens dafür im heiligen Land hergestellte und gesegnete Öl. Das Fläschchen wurde im Jahr 1661 angefertigt.
Das Öl stammt vom Olivenberg in Jerusalem, wo sich auch das Grab der Großmutter des Königs, Alice von Battenberg befindet.

Zur Salbung goss der Erzbischof Öl von der Ampulle auf den goldenen Löffel und bezeichnete sodann damit Kreuze auf Kopf, Brust und Händen des Königs.
Der Adler weist übrigens auf die Legende hin, dass die Gottesmutter dem heiligen Thomas Becket erschienen sei und ihm ein Fläschchen mit Öl in der Form eines goldenen Adlers überreicht habe, mit dem alle englischen Könige gesegnet werden sollten.
Tatsächlich wurde die Flasche erst zur Krönung von Charles II angefertigt, da unter Oliver Cromwells Gewaltherrschaft alle Insignien, inklusive der ursprünglichen Flasche, zerstört worden waren. Nur der Löffel den Wahnsinn überlebt. Er stammt deswegen noch aus dem 12. Jahrhundert.

Die Investitur
Das ist nun wirklich der Moment der Krönung, denn es ist das einzige Mal in seinem ganzen Leben, dass der König die St. Edward’s Krone trägt.
Die Krone ist nach der Krone des angelsächsischen König Edward des Bekenners benannt. Sie war für alle Krönungen nach dem Jahr 1220 benutzt worden, bis Cromwell sie zusammen mit den anderen Insignien einschmelzen ließ.

König Charles III war erst der 7. Monarch, nach Charles II, James II, William III, George V, George VI und Elizabeth II, der diese Krone getragen hat.

Dem König wurde zunächst die so genannte Supertunica angezogen, ein goldschimmernder Mantel. Sodann wurden ihm der Reichsapfel, das Szepter mit dem Kreuz sowie das Szepter mit der Taube überreicht.
Genau um 12:01 Uhr setzte der Erzbischof dem König die Krone auf. Die begleitenden Kanonenschüsse ließen sogar mich am St. James’s Palast zusammenzucken. Diese Schüsse wurden ebenso in Edinburgh, Belfast und Cardiff, sowie von mehreren Kriegsschiffen abgefeuert. Die Kirchenglocken läuteten derweil zwei Minuten lang.

Die Inthronisierung

Nun bestieg der König den Thron, wo eigentlich, der Tradition entsprechend, diverse Adlige den Treueid auf Charles abgelegt hätten. Stattdessen rief der Erzbischof alle Zuschauer/ Teilnehmer dazu auf, folgende Worte zu sprechen: „I swear that I will pay true allegiance to Your Majesty, and to your heirs and successors according to law. So help me God.“
Tatsächlich habe ich niemanden erlebt, der dies getan hätte.
Wer es allerdings tat, war Prince William. Von einem Schwur zahlreicher anderer Adliger hatte man aus Zeitgründen abgesehen.

Ebenso wurde jetzt die Königin gekrönt. Allerdings trug sie die Queen Mary’s Crown und musste auch keinen Eid ablegen.

Die Krone wurde ursprünglich für Königin Mary angefertigt, die neben ihrem Mann George V gekrönt wurde.
Für Königin Camilla wurden allerdings mehrere Bögen entfernt und man setzte die weltberühmten Diamanten Cullinan III, IV und V ein.

Es folgte die Heilige Kommunion.

König und Königin erhoben sich danach und begaben sich in die Kapelle Edwards des Bekenners, wo der König die St. Edwards- Krone gegen die Imperial State Crown tauschte.

Diese Krone wird er jetzt mindestens ein Mal pro Jahr tragen, nämlich zur Eröffnung des Parlaments.
Zu den Klängen der Nationalhymne verließ die Versammlung die Abbey.

Der König wechselte aber nicht nur die Krone, sondern auch die Kutsche.

Jetzt nutzte das Königspaar die wesentlich prunkvollere, im Jahre 1762 gebaute Goldene Staats-Kutsche.

In den vier Tonnen schwankten sie dem Buckingham Palace entgegen.
Wie die verstorbene Königin Elizabeth II einmal berichtete, sei die Fahrt in dieser Kutsche so unangenehm, dass ihr darin sogar schlecht geworden sei.

Bemerkenswert sicher auch, dass Prinzessin Anne als Bodyguard hinter der Kutsche ihres Bruders ritt. Sie war an diesem „Gold Stick in Waiting“. (Sie wurde bereits 1998 Colonel des Blues and Royals Regiments.)

Der Kutsche des Königs folgte jene mit dem Prinzenpaar von Walles und ihren drei Kindern, Prince George, Princess Charlotte und Prince Louis.

In der folgenden Kutsche fuhren: Duke und Duchess of Edinburgh, ihre Tochter Lady Louise Mountbatten Windsor, sowie ihr Sohn, der Earl of Wessex.

In der dritten Kutsche saßen der Herzog und die Herzogin von Gloucester, sowie Vize-Admiral Sir Timothy Lawrence, der Ehemann von Prinzessin Anne.

Auf die Kutschen folgten Autos, in denen die übrigen Familienmitglieder mitfuhren.

Nachdem alle Beteiligten im Buckingham Palast angekommen waren, versammelte man sich im Thronsaal um die offiziellen Fotos machen zu lassen, die von nun an in den diversen Amtsstuben des Vereinigten Königreiches hängen werden.



Danach begab man sich auf den Balkon, um die Ovationen der Bevölkerung entgegenzunehmen, sowie den Überflug der Kampfflugzeuge zu bewundern.

Ich hoffe, ich konnte euch die eine oder andere Frage beantworten.
Natürlich freue ich mich, wenn ihr hier kommentiert.
Schaut euch auch gerne auf YouTube meine Videos zum Thema an. Ihr findet sie auf meinem Kanal „KTT – Kronen, Tee und Traditionen“.
Weiterhin empfehle ich meine Gruppe „Fürstenhäuser – Geschichte und Zukunft“ auf Facebook, respektive meinen Instagram- Account, wo ich immer die neuesten Geschehnisse aus den Fürstenhäusern präsentiere.




26.04.2023 – Neuigkeiten von Harrys Prozessfront …

Am gestrigen Tage hat der Anwalt von Prince Harry Unterlagen aus dem Prozess gegen NGN (News Group Newspapers) vorgelegt.
In diesen Unterlagen behauptet Harry, dass Prince William 2020 eine sehr hohe Entschädigungssumme dafür kassiert habe, dass man sein Handy gehackt hatte und um zu vermeiden, dass Prince William vor Gericht ziehe.
Daraufhin habe es ein Übereinkommen zwischen dem Königshaus und der Mediengruppe gegeben, künftig nicht mehr zu klagen.

Prince Harry selbst habe von dem Übereinkommen erst sehr viel später erfahren, nachdem er sich gewundert habe, dass man von Seiten des Palastes permanent versucht habe, ihn von Klagen abzuhalten, beziehungsweise sich geweigert habe, in seinem Namen zu klagen.

Es habe sogar eine noch ältere Übereinkunft gegeben und zwar, nachdem Gespräche zwischen Prince Charles und seiner Geliebten Camilla Parker- Bowles im Jahre 1989 von der Sun veröffentlicht worden waren. Man habe zwischen Palast und Medien abgesprochen, dass man auch künftig auf Klagen verzichten werde, wenn die Presse ihrerseits keine Gespräche mehr belausche.
Dies sei mit der Zustimmung der Königin geschehen.
Der Hof habe offensichtlich gehofft, auf diesem Wege Ruhe zu bekommen.
Diese Übereinkunft, so Harry, habe dazu geführt, dass seine Klagen nie aufgenommen wurden.

Laut seinem Anwalt Mr Sherborne verlangte Harry von NGN seit 2017 eine Entschuldigung und wurde vertröstet bis 2019. Zu diesem Zeitpunkt habe er beschlossen, vor Gericht zu gehen.

Der Anwalt von NGN weist die Vorwürfe zurück. Die Behauptung, es habe solche Übereinkünfte gegeben, seien widersprüchlich zu anderen Aussagen des Herzogs im Fall. Außerdem habe der Herzog nicht einen einzigen Beweis hierfür.
Diese angeblichen Übereinkünfte dienten alleine dazu, die verspätete Klage des Herzogs zu begründen. Tatsächlich seien seine Anklagen längst verjährt.

Zudem bemängelt der Anwalt die diffuse Beschreibung einer Übereinkunft, von der der Herzog weder sagen könne, zwischen welchen Parteien sie wie geschlossen worden sein solle, noch habe er irgendwelche Beweise, dass sie überhaupt stattgefunden habe. Es sei auch nicht klar, welchen zeitlichen Umfang die Übereinkunft haben solle, für wen sie gälte und wer die Personen seien, die dies abgemacht hätten.

Harrys Aussage betonte nochmals seine Anklagen aus „Spare“, dass jeder seiner Versuche vom Palast konterkariert worden sei, ohne, dass er dies habe verstehen können. Es sei so weit gegangen, dass er verlangt habe, die Presse komplett von seiner Hochzeit auszuschließen, bis er eine Entschuldigung von Murdoch bekommen habe.
Ziel der Blockade sei es gewesen, so Harry in seiner Zeugenaussage, den Palast in Ruhe das Image von Charles und Camilla aufpolieren zu lassen, ohne die Presse zu verärgern.
Da die Königin ihre Zustimmung zu dem Deal erteilt habe, habe es verständlicherweise von den Stäben des Buckingham Palace und Clarence House wenig Interesse an unterstützenden Maßnahmen gegen die Presse gegeben.

Harry wiederholte in seiner Zeugenaussage auch seine bekannte Klage, dass es die Presse gewesen sei, die sämtliche seiner Beziehungen zerstört habe. Man habe versucht, ihn als gestört und labil darzustellen und gehofft, so einen öffentlichkeitswirksamen Zusammenbruch seinerseits heraufzubeschwören.

Der Anwalt von NGN verlangte gestern vom Gericht, die Klage des Herzogs wegen Verjährung ebenso zurückzuweisen wie die von Hugh Grant.
Man rechnet damit, dass die Anhörung noch drei Tage dauern wird und dann entschieden wird, ob man die Klagen zulässt.

Kensington Palace hat eine Stellungnahme bezüglich dieser angeblichen geheimen Übereinkünfte verweigert.

Wie machtlos ist der König wirklich?

Walter Bagehot sagte einst, der Monarch habe drei Rechte: Konsultiert zu werden. Zu warnen. Zu ermutigen.
Und das war’s.
War’s das aber wirklich?

Wir haben in der Schule noch gelernt, die Königin habe keine wirkliche Macht. Sie könne keine politischen Entscheidungen verhindern oder herbeiführen. Am Ende des Tages halte sie vor dem Parlament die Regierungserklärung, die der Premier ihr aufgeschrieben habe und ernenne die Personen, die vom Volk gewählt wurden.

Wenn man es also böse ausdrücken will, so sei der Monarch der teuerste Grüße-August der Welt.

Wie ihr nun wisst, schaue ich auf meinem Blog immer gerne etwas genauer hin und das Buch „Courtiers“ von Valentine Low hat mich nachhaltig eines Besseren belehrt als meine Lehrerin damals …

Tatsächlich gab es während ihrer Regentschaft sogar drei Gelegenheiten, bei denen die Königin ganz direkt in die Politik eingegriffen hat und das nicht unbedingt zum Vorteil des Landes …
Aber schauen wir uns die drei Fälle im einzelnen an:

Zwei Rücktritte und kein Glücksfall

Wir schreiben das Jahr 1957. Die Königin ist noch jung und politisch eher unerfahren. Sie bewegt sich in den gewohnten Kreisen des Adels und hat die besten Verbindungen zur Konservativen Partei, den Tories. Zudem verlässt sie sich gerne auf die Ratschläge der älteren Herren von Adel, die sie umgeben.

Im Jahr 1957 war Anthony Eden Premier Minister. Er wollte allerdings abdanken. Intern berieten sich nun Lord Salisbury und Lord Kilmuir, wer sein Nachfolger werden könnte.
In Fragen kamen R. A. „RAB“ Buttler und Harold Macmillan.

Nun fragt man sich natürlich: zwei Lords machen untereinander aus, wer der nächste Premierminister wird? Haben die Briten keine Gesetze, keine Verfassung, die so etwas festlegt?

Nun … Nein. Haben sie nicht. Zumindest keine Verfassung. Großbritannien basiert auf dem Gewohnheitsrecht und Gesetzen, denen Verfassungsrang zugebilligt wird, sowie dem Common Law.

In diesem speziellen Fall nun beschlossen die beiden Lords, dass es Harold Macmillan werden sollte und gingen mit diesem Ergebnis zur Königin, da die den Premier bestimmen musste.
Wäre die Königin nun politisch versierter gewesen, hätte sie wohl Butler den Vorzug gegeben. So beugte sie sich aber den beiden Lords und machte den ihr auch persönlich wesentlich lieberen Macmillan zum Premier.

Damit hatte also faktisch die Queen den Premierminister gewählt.

Nun war das nicht etwa ein einmaliger Vorgang, aus dem man lernte und entsprechende Gesetze erließ. Nein, bereits 1963 war es abermals so weit …

Nun war es Harold Macmillan, der schwer erkrankte und schnell verstand, dass er den Posten des Premiers abgeben musste. Er bat die Queen um Entlassung. Diese aber – persönlich sehr mit Macmillan verbunden – bat ihn, durchzuhalten. Er konnte es nicht und drängte auf Ersatz.

Jetzt gab es allerdings sogar drei Bewerber bei den Tories für dieses Amt: Der bereits bekannte RAB Butler, Lord Hailsham und Lord Home.

Nun traf Macmillan vom Krankenbett aus die Vorauswahl: Sein Ziel war, den ungeliebten, wenn auch politisch ungemein versierten, RAB Butler aus dem Feld zu schlagen. Als die Königin sich nun an ihn wandte, damit er ihr eine Empfehlung aussprechen solle (!), nannte er Home, den die Königin auch nahm.
Abermals war sozusagen entre deux der nächste Premierminister gewählt worden. Es wurde abermals weder die Tory-Partei, noch deren Vorsitz befragt.
Nicht zuletzt, weil Home sich als ziemlich unfähiger Premier herausstellte, nannten Kommentatoren diese Entscheidung der Königin „eines der größten politischen Fehlurteile ihrer Regentschaft“.

Wer nun erwartet hat, dass man nach diesem Fehlgriff endlich gelernt hätte, sollte sich getäuscht sehen. Gut – es brauchte ein paar Jahre, bis wieder etwas passierte, aber dann umso heftiger.

Wieder mal die Schotten …

Aber beginnen wir in Balmoral … respektive in der Crathie Kirk.
Wie an jedem Sonntag, den die Queen in den Highlands verbrachte, ging sie auch an jenem 14. September 2014 dort zum Gottesdienst.
Für Schottland in der Tat eine historisch wichtige Zeit, denn am 18. September sollten sie über ihre Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich entscheiden.

Es war – nachdem lange Zeit jene, die für den Verbleib im Königreich waren, vorne gelegen hatten in den Umfragen, inzwischen am Bangen, denn mittlerweile waren die nach Unabhängigkeit strebenden Kräfte gleichgezogen.

Und nun geschah dort oben in Balmoral etwas höchst Ungewöhnliches.
Seit Jahr und Tag versammelten sich am Fuß des kleinen Hügels, auf dem die Kirche liegt, allsonntäglich eine Handvoll Journalisten, um ein Foto des Königspaares zu schießen, wenn diese – im Wagen sitzend – zum Gottesdienst fuhren und dann wieder zurück. (Das Anwesen von Balmoral liegt praktisch einfach auf der anderen Straßenseite…)

An jenem Sonntag aber kam ein Polizist und bat die Journalisten, hoch zur Kirche zu kommen. Ihre Majestät werde einen Walkabout machen und Wartende begrüßen.
Die Journalisten glaubten nun, der Polizist mache sich einen Jux, folgten ihm dann aber doch nach oben. Und tatsächlich – was in Jahrzehnten nicht passiert war, geschah jetzt: Die Königin kam aus der Kirche, schüttelte Hände und sprach mit den Leuten.
Plötzlich rief eine Stimme aus der Menge: „Was denken Sie über das Referendum, Eure Majestät?“ Die Königin erwiderte: „Nun, ich hoffe, die Menschen werden sehr genau über die Zukunft nachdenken.“

Okay – Hätte Heinrich VIII das gesagt, hätten einige Leute angefangen, ihre Sachen zu packen …

Tatsächlich gingen diese nur scheinbar spontan geäußerten Worte augenblicklich über die Ticker und nicht nur die Scottish National Party schrie empört auf.
Nur allzu schnell wurde klar, dass die ganze Szene profund und unter Mitarbeit der Königin geplant worden war. Jedes einzelne Wort wohl erwogen, war überdeutlich, dass die Königin vor einer Loslösung Schottlands warnte.

Es wurde bald bekannt, dass die Königin mit diesem Auftritt direkt auf eine Bitte der Regierung Cameron hin gehandelt hatte. Dort hatten die letzten Umfrageergebnisse für einen heftigen Ausbruch von Panik gesorgt und man wollte die Königin als Trumpf-Ass aus dem Ärmel ziehen, wofür diese sich auch einspannen ließ.

Wer diesen Vorgang fragwürdig nennt (zumal wenn wir bedenken, dass es genau die Regierung Cameron war, die den Brexit initiiert hat), könnte durchaus auf der richtigen Seite gelandet sein.
Die Königin wurde also in einer demokratisch höchst fragwürdigen Aktion aus der Neutralitätsecke geholt und hat sogar selbst die Wortwahl vorgeschlagen, damit die Botschaft klar würde, aber dennoch geleugnet werden konnte, wenn es darauf ankommen sollte.
WOW!

Wenn also mal wieder jemand sagt, der Monarch sei zu unbedingter Neutralität verpflichtet, könnt ihr ruhig dazwischenhauen und rufen: „Balmoral 2014!“
Viele Schotten, deren Nein zur Unabhängig durch den Brexit abgewatscht wurde, werden dann wissend nicken.

Welches Fazit können wir aus diesen Ereignissen ziehen?
Ja, der Monarch ist zu strikter Neutralität angehalten, aber manchmal sind die Dinge eben nicht danach. Und so werden wir wahrscheinlich auch das eine oder andere Ereignis erleben, bei dem König Charles III den sehr schmalen Grat zwischen Neutralität und Einmischung finden muss.

Einen kleinen Vorgeschmack haben wir zu Beginn dieses Jahres bekommen, als Königin Camilla eine Ansprache anlässlich einer Feier ihrer Stiftung „The Queen’s Reading-room“ hielt und sich darin gegen die Änderungen von klassischen Texten durch übereifrige Wokeists verwahrte. Während sie den Künstlern Mut zusprach, ihre Werke zu verteidigen und zu ihrer Wortwahl zu stehen, stand der König nickend und lächelnd hinter ihr.
Es könnte also durchaus sein, dass dies seine neue Strategie ist, Dinge von der Königin sagen zu lassen, die er nicht sagen kann …

Royals 2.0 arbeitsscheu?

Diese Frage stellt sich der Sunday Express in seiner Wochenendausgabe.
Frank Young, verantwortlich für die Civitas-Umfrage, deren Zahlen dem Artikel zugrunde liegen, betont, dass man sich vielleicht damit abfinden müsse, dass die Königliche Familie unsichtbarer sei als irgendwann in den zurückliegenden hundert Jahren.

Er empfiehlt im Interview, der König solle darüber nachdenken, Prinzessin Eugenie und Zara Tindall als potentielle Vollzeit Working Royals ins Auge zu fassen, denn Zara habe die Schule ihrer Mutter Prinzessin Anne durchlaufen und beide Frauen seien vor allem auch bei der jungen Generation extrem populär.

Umfragen haben des Weiteren ergeben, dass der ruf nach einer Modernisierung der Monarchie inzwischen um ein Drittel gefallen ist. Offensichtlich sehnen sich die Menschen in weit größerem Maße nach Stabilität und Tradition, als man bislang erwartet hatte. Einen Anspruch, den die stets disziplinierte Königin mit ihrem stets vorhersehbaren Kleiderstil immer erfüllt hat.

Wie eine Analysen ergaben, sind die ältesten Mitglieder der Königsfamilie, wie König Charles, Königin Camilla und Prinzessin Anne für 3/4 aller Termine verantwortlich.
In die Lücke springen Zara Tindall und Prinzessin Eugenie. Aber nicht in ausreichendem Maße.
Wer fast nie auftaucht, ist leider Kate.

Das Ganze ist nicht nur körperlich eine Herausforderung, wenn man bedenkt, dass die fleissigsten Royals locker die 80 streifen, sondern es widerspricht auch dem Ziel des Königs, die Familie zu verschlanken und moderner, zukunftsweisender, zu werden.
Was machst du nämlich, wenn die Working Royals gar keine WORKING Royals mehr sind? Wenn die junge Generation, die die Monarchie ins nächste Jahrhundert tragen soll, das einfach nicht tut?

Bedenklich!
Die Zahlen der im Vereinigten Königreich wahrgenommenen Termine fiel von 3.338 im Jahre 2014 auf 2.029 im vergangenen Jahr.

Wie sagte die Königin mal so schön: „I musst be seen to be believed“. Leider können Charles und Anne aber nicht überall und nicht an mehreren Orten jeweils gleichzeitig sein.
Somit läuft die Königliche Familie Gefahr, immer unsichtbarer zu werden.

Wobei man dazusagen muss, dass der Duke of Kent 87 ist und Prinzessin Alexandra 86!!!

Das sind natürlich extrem bedenkliche Zahlen.
Ich bin eine großer Fan des Prinzenpaare von Wales, aber da kann ich leider keine Rechtfertigung finden. Nicht mal eine Erklärung.
Wenn Kinder in der Schule sind (was bei den Wales-Kindern inzwischen der Fall ist), kann man definitiv wenigstens am Vormittag Termine wahrnehmen. Es kann nicht genügen, sich bei einem Gottesdienst zu zeigen und das war’s dann.
Dass Prinz William zwischenzeitlich mit der Verwaltung des Herzogtums Cornwall beschäftigt ist, mag ja sein. Dennoch gehe ich davon aus, dass er nicht selbst Buchführung machen muss, sondern für diese Themen seine Fachleute hat.
Insofern sind beide in meinen Augen in Erklärungsnot.

Vor allem Kate, die ihrer ungeheuren Beliebtheit definitiv Rechnung tragen könnte, ist zu wenig bei den Menschen. Oder fällt sie wieder in alte Gewohnheiten aus ihrer Waity-Katie-Zeit zurück, als sogar die Königin zu mehr Aktivität und beruflichem Engagement aufrief?

Alles in allem ist es eine bedrohliche Situation, denn: nur in Social Media und den Schlagzeilen präsent sein, genügt nicht.

Ich erinnere mich noch, als vor ein paar Jahren eine Analyse der königlichen Termine durch die Way-Ahead-Gruppe (u.a. Prince Philip, Prince Charles, Prince William etc) durchgeführt wurde und man dabei feststellte, dass die meisten Termine in England, und hier bevorzugt rund um London wahrgenommen wurden. Der Norden kam praktisch nicht vor. Erst Schottland bekam wieder ein paar Termine ab.
Dazu hat man festgestellt, dass sozial benachteiligte Gegenden praktisch nicht mit einem Royal rechnen können. Dies hat man noch unter Prince Philips Ägide versucht, in den Griff zu bekommen und so sieht man den König und die Königin heute auch öfter mal z.B. Moscheen und Tempel in schwierigen Vierteln besuchen.

Da Kate vor wenigen Wochen ihre Stiftung zu den prägenden ersten Jahren des Kindes gestartet hat, hätte ich erwartet, dass sie nun sozusagen von Krippe zu Krippe tourt und versucht, ErzieherInnen und Eltern ins Boot zu bekommen und zu sensibilisieren.

Verschlingen Social Media- Auftritte die persönlichen Begegnungen vor Ort?
Hier aber liegt in meinen Augen die Crux von Social Media: auf diesen Plattformen hat sich die Königsfamilie ein neues Gesicht gegeben. Frisch, ungezwungen, nahbar.
Dass diese Auftritte aber die Termine vor Ort, das Händeschütteln und Reden-Halten nicht ersetzt, müssen die Royals wohl erst wieder lernen.

Und wenn Königin Camilla es geschafft hat, nach all den Schmutzkampagnen gegen sie, ihre Angst vor Walkabouts niederzuringen, dann kann die junge Generation das auch.

Vielleicht ist es langweilig, das fünfzigste Muffin zu probieren oder im Altenheim von Little Brackham bei der Seniorengymnastik mitzumachen, aber wenn man bedenkt, wie glücklich die Menschen über einen solchen Besuch sind, sollte alleine das schon Ansporn sein.

Stell dir DAS mal vor…

Stell dir mal vor, dein Opa wird zum König von England gekrönt (okay – lassen wir den Wahrscheinlichkeitsfaktor mal kurz beiseite …) und deine Eltern sagen: „Nur der Papa geht hin!“

Jetzt stell dir mal vor – 15 oder 20 Jahre später. Du redest mit deiner Mama über damals und fragst sie, warum du und deine Schwester nicht dabei sein durften – damals in der Westminster Abbey. Als sie den Opa und die Oma gekrönt haben. Warum ihr nicht mitfahren durftet in der goldenen Kutsche. Und dann nachher erst – auf dem Balkon … da unten tausende und abertausende jubelnder Menschen.
Und was sagt deine Mama dann?

Um Antworten war die liebe Mama ja noch nie verlegen. Von daher ist davon auszugehen, dass sie sich auch auf diese Fragen schon sehr lange gut vorbereitet hat.
Und im Übrigen kennst du sie ja …

Tatsächlich sind – zumindest in meiner Wahrnehmung – Archie und Lilibet eher Randfiguren bei den Debatten um Harry und Meghan.

Für mich selbst sind sie aber SEHR wichtig, denn sie sind die ersten Opfer der elterlichen Kampagnen.
Dank der prahlerischen Berichte des Vaters über seine Tötungszahlen in Afghanistan, stehen sie an allererster Stelle der Gefährdetenliste für alle Islamisten. (Dass es dann ausgerechnet dieser Vater ist, der ständig nach Sicherheit schreit, ist nur einer der vielen Treppenwitze dieser Geschichte).

Die widersprüchlichen Narrative der Eltern werden auch die beiden eines Tages einholen, denn man kann wohl kaum davon ausgehen, dass sie ihren Kindern gegenüber in Erziehung und in der Vermittlung ihres Weltbildes stringent sind.
Es ist wohl vielmehr davon auszugehen, dass den Kindern jeweils das vermittelt wird, was gerade opportun ist.

Wenn wir nüchtern darauf schauen, stellen wir fest, dass mit dem Führen des königlichen Titels und der gleichzeitigen Ablehnung der königlichen Pflichten, den Kindern eine Lebenswirklichkeit vermittelt wird, die so nicht machbar ist. Ihnen wird vorgeführt, dass man sich einfach das heraussuchen kann, was einem in den Kram passt, während man ungeliebte Sachen den anderen überlässt.

Was mich mindestens ebenso bewegt, ist die Tatsache, dass Harry seinen Drogenkonsum sowohl in seinen Memoiren als auch im Gespräch mit Dr. Maté nicht nur verniedlicht, sondern – viel schlimmer noch – als medizinisch notwendig hinstellt.
Harry tut nichts weniger, als seinen Kindern vorführen, dass es okay ist, das Gesetz zu brechen, wenn man es nur vor sich selbst rechtfertigen kann.

An der Stelle fällt mir ein, dass Harry die BBC wegen eines Sketches verklagen wollte, indem der Komiker – auf den Namen seines Freundes van Custem bezugnehmend – sagte: „Van cuts them and Harry snores them.“ („Van schneidet sie und Harry schnupft sie.“)
Er erregte sich darüber, dass ihm da Kokoainkonsum unterstellt werde. Bei Dr. Maté korrigierte er, indem er mitteilte, dass ihm Kokain „nichts gebe“ …
Vielleicht ganz gut, dass er die BBC nicht verklagt hat…

Kommen wir aber wieder zurück zu Oma und Opa Wales

Ja, ich bin Traditionalisten, denn ich bin der Überzeugung, dass es künftigen Generationen helfen kann, wenn sie das Rad nicht neu erfinden müssen. Ich bin auch der Meinung, dass alle Menschen Glieder einer gewaltigen Kette sind, die sich durch die Zeit windet.
Was den Adel von den „normalen“ Menschen unterscheidet, ist im Normalfall, dass sie einfach mehr Glieder ihrer ganz persönlichen Kette kennen.

Wenn wir nun die Familien Windsor / Wales / Cambridge anschauen, so stellen wir fest, dass die Kinder stets in dieser Tradition erzogen werden. Sie lernen von klein auf, was von ihnen erwartet wird. Sie sind TrägerInnen eines Titels und sollen diesem gerecht werden.

Gelingt eine Erziehung, so erlebt man einen Menschen, der sich seiner Aufgabe bewusst ist und seine eigenen Wünsche hintanstellt. Er ordnet sich in diesem Fall der Krone unter. Ein kleines Beispiel dafür ist Prinz William, der seine Karriere als Rettungsflieger zugunsten der eines Working Royal aufgegeben hat.
Die Entscheidung, sich dem Wunsch der Königin zu beugen, hat ihn Monate gekostet.

Harry und Meghan wiederum scheinen auch hier die Rosinen herauspicken zu wollen. Die Kinder sollen einen Titel führen, ansonsten wollen sie aber mit dem Königshaus nichts zu tun haben, wie Meghan bereits Oprah Winfrey mitgeteilt hat.
Da fragt man sich natürlich, was an einem Leben, das man seinem Land und den Menschen widmet, so abstoßend sein soll?
Wenn ich mir George, Charlotte und Louis so anschaue, sehe ich drei offensichtlich sehr glückliche Kinder, die in einem liebevollen Elternhaus aufwachsen und zu verantwortungsbewussten Royals erzogen werden. Junge Menschen, denen klar ist, dass sie immer im Rampenlicht stehen werden und, dass mit ihren Rechten auch Pflichten einhergehen.
Zudem lernen sie, damit umzugehen.

Dies wiederum wird den Sussex-Kindern verwehrt, denn die Eltern machen sich scheinbar nicht bewusst, dass das Rosinen-Picken auch Konsequenzen hat.

Tatsächlich erleben wir ja sogar einen Harry, der im Interview für den Sender ITV seinen Vater mit den Enkelkindern erpresst. Wenn man nicht mit ihm spreche, dann werde der Großvater halt die Enkel auch nicht sehen können.
DAS ist nun wirklich ein Knaller, wenn man mich fragt, denn hier wird ganz klar mit den Gefühlen des Großvaters Charles Erpressung betrieben.

Wie begeistert König Charles als Großvater ist, beweisen übrigens nicht nur die zahllosen Aufnahmen, die ihn mit seinen Enkelkindern in der Öffentlichkeit zeigen, sondern auch die Reaktionen der Kinder auf ihn.

Wie man an dem Foto, das ich 2019 in Highgrove gemacht habe, sehen kann, stehen für den König die Kinder und Enkelkinder stets im wahrsten Sinne des Wortes im Mittelpunkt.
Wenn man also diese sehr positiv auftretende Familie so sieht, tut es einem um die Sussex-Kinder noch viel mehr leid, denen der Kontakt zu ihren Cousins und Cousinen so unglaublich selbstsüchtig verwehrt wird.

Vielleicht gibt es jetzt den einen oder anderen, der sagt, dass das alles nur der schöne Schein sei, der da verbreitet wird.
Wer das behauptet, dem sage ich: Ganz wie es in dem englischen Spruch so schön heißt: You can fool some of the people some of the time but you can’t fool all the people all of the time!
Oder übersetzt: Du kannst manche manchmal verarschen, aber nicht alle ständig.

Zudem gibt selbst Harry in seinen Memoiren zu, dass Charles eigentlich ein guter Vater war. Dass er sich bemüht hat, Harry nach Dianas Tod aufzufangen, indem er ihn z.B. nach Südafrika mitgenommen hat, oder den Spice Girls vorgestellt.
Zudem hat der spätere König Wert darauf gelegt, das Abendessen immer mit Harry gemeinsam einzunehmen (William war damals in Eton). Ging das einmal nicht, weil er auf Terminen war, legte er dem Sohn immer einen kleinen Brief unter das Kopfkissen. Für die Söhne ließ er in Highgrove ein fantastisches Baumhaus bauen, in das sich die beiden zurückziehen konnten.
Andere Arten von Abenteuern erlebten die Söhne im „Club H“, der im Keller des Hauses eingerichteten Party-Location.
Das offenbart, dass Charles kein Helikopter- Vater ist, sondern seinen Söhnen auch stets Freiräume gelassen hat.
Inwieweit er sie auch schützen wollte, zeigt sich daran, wie lange er gewartet hat, bis er sie offiziell mit Camilla zusammengebracht hat. Im Gegensatz zu Diana, die zum Beispiel die Söhne sogar ohne zu zögern zu James Hewitt und dessen Mutter zu gemeinsamen Wochenenden mitgenommen hat.

Dass Harry Jahre später seinen Vater so mies aussehen lässt, ist wohl den Umständen geschuldet. Immerhin musste er in seinem Buch Gründe liefern, warum er der Krone im Allgemeinen (und seiner Familie im Speziellen) derart mit Anlauf ins Kreuz gesprungen ist.





Tipps zum Thema „Bücher über Royalty“:

Es gibt eine Zeit vor dem Tod der Königin Elizabeth II und eine Zeit danach.
Vor allem für Bücher über das englische Königshaus.

Und deswegen hier schon mein erster Tipp:
Schaut auf das Erscheinungsjahr! Ist das Buch schon mehrere Jahre alt und hat nur nach dem Tod der Königin einen neuen Umschlag bekommen?
Bezieht man sich noch auf Charles, den Prinzen von Wales? Oder spricht man schon von König Charles III? (Aktueller Prince of Wales ist sein ältester Sohn William. Und Princess of Wales ist nicht mehr Diana, sondern Kate …)

Warum ist das wichtig?

Weil die Königin 70 Jahre und 214 Tage regierte. Könnt ihr euch einen Bundeskanzler oder eine Bundeskanzlerin vorstellen, die 70 Jahre über unsere Geschicke bestimmt? Wohl eher nicht.
Und tatsächlich hatte diese ungeheuer lange Regierungszeit direkte Auswirkungen nicht zuletzt auf die Bücher, die geschrieben wurden.
Über den politischen Einfluss der Königin, der ganz und gar nicht nicht existierte, schreibe ich in einem späteren Blog …

Wer meine YouTube-Videos schaut (KTT – Kronen, Tee und Traditionen), wird es längst wissen: König Charles ist ein Reformator.

Er hat es sich seit Jahren zur Aufgabe gemacht, die königliche Familie, den ganzen royalen Apparat, zu verschlanken und die freiwerdenden Gelder in sinnvollere Richtungen zu lenken.

Ist nun ein Buch vor seinem Amtsantritt geschrieben, kann der Autor nur sehr wenig über diese Reformen berichten. Reformen, die sicherlich auch – sollten sie gelingen – Auswirkungen auf die Politik als solche haben dürften. Bei ihrem Gelingen wären sie die Krönung seines Lebenswerkes und würden alle Bereiche des Lebens beeinflussen. (Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Klimawandel, Architektur, Bildung …)

Deswegen Tipp 1: Schaut auf das Erscheinungsjahr (meistens auf der zweiten oder dritten Seite eines Buches, wo auch das Copyright etc. hinterlegt ist)!
Je aktueller, desto besser.

Tipp 2: Wenn auf dem Cover eines Buches steht, dass es nach dem Tod der Königin überarbeitet wurde, solltet ihr wachsam sein.
Es gibt nämlich tatsächlich Geldmacher, die einfach nur das Cover ändern, ansonsten aber alles gleich lassen.
Oder Verlage, die ein oder zwei Seiten dazupacken und stolz eine „aktualisierte Ausgabe“ anpreisen.
Was kann man da machen?
Vergleichen!
Wenn ihr online kauft, könnt ihr die angebotenen Bücher anhand der Seitenzahl vergleichen. Manchmal steht auch in der Inhaltsangabe ein komplett neues Kapitel.
Dann liegt die Entscheidung bei euch, ob euch diese paar aktualisierten Seiten den Kauf des Buches wert sind.
Anschluss-Tipp: Wenn das Buch sehr gute Bewertungen hat und/ oder es in anderen Büchern, die ihr bereits gelesen habt, empfohlen wird, solltet ihr die Ausgabe wagen.

Handelt es sich um eine Ebook-Ausgabe, wird es naturgemäß schwieriger. Da habt ihr nämlich nicht immer Seitenangaben. Hier könnt ihr aber die Leseprobe herunterladen und die Kapitel anschauen. Oder das Datenvolumen mit der alten Ausgabe vergleichen. Manchmal seht ihr auch die Angabe „Entspricht xxx Druckseiten“.

Zusatz-Tipp: Ebooks könnt ihr zurückgeben, wenn ihr sie noch nicht gelesen habt. Bis ca. 30% gelesener Seiten sind die Anbieter normalerweise kulant und nehmen den Titel zurück. Das solltet ihr selbstverständlich nicht ausnutzen.
Schaut euch lieber die Leseprobe an und entscheidet danach. Die meisten sind sehr ausführlich und geben ein gutes Bild von dem ab, was man bekommt, wenn man das ganze Buch kauft. Die Leseprobe ermöglicht euch auch, zu schauen, ob eure Fremdsprachenkenntnisse ausreichen, den Text zu verstehen.*

Empfehlung oder einfach nur abgeschrieben???

Wie erkenne ich nun ein gutes Buch über Königshäuser?
Nachdem ihr gaaaaanz viele gelesen habt und vergleichen könnt!
Im Prinzip trifft das zu, ist aber natürlich viel verlangt, zumal die meisten Bücher speziell über das englische Königshaus auf Englisch sind und nur die wenigsten übersetzt in Deutschland herausgebracht werden.

Theoretisch gesehen könntet ihr euch auf die vollmundigen Empfehlungssprüche auf der Rückseite der Bücher verlassen. („Royale Geschichte muss jetzt neu geschrieben werden“ und Ähnliches …)
Davon würde ich eher abraten.
Hat man mal ein paar gelesen, stellt man schnell fest, dass gerne und vieles schlicht und ergreifend abgeschrieben wird.
Für mich als Germanistin und Zeithistorikerin ist es natürlich umso schlimmer, wenn ich nicht mal einen Quellenanhang angeboten bekomme. Wenn also alles, was ich lese, hingenommen werden soll.
Das finde ich nur schwer zu verdauen. Ich habe es lieber, wenn ich Sachen im Zweifel nachprüfen kann.

Tatsächlich begegnen euch immer wieder die gleichen Namen bei den Autoren, denn die meisten kommentieren das royale Geschehen seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten. Ihr könnt die Autoren natürlich auch googeln. Dann seht ihr, ob sie zum Beispiel für eine namhafte Zeitung schrieben, ob sie mehrere Bücher zum Thema veröffentlicht haben etc.

Folgende Autoren sind empfehlenswert: Gyles Brandreth (persönlich bekannt z.B. mit Prinz Philip), Tom Bower (Einer der fundiertesten Kenner der Szene), Valentine Low (hat gerade Furore gemacht mit seinem Titel über die Verwaltungsmitarbeiter des Hofes – nicht so langweilig, wie es klingen mag…), Lady Colin Campbell (seit vielen Jahren als Insiderin unterwegs), Robert Lacey (einer der profiliertesten Royalty-Autoren), Angela Levin (Hervorragende Camilla- Biografin), Penny Junor (mit Vorsicht zu genießen; bei ihr wird es gerne süßlich), Tina Brown (absolut empfehlenswert: Die Palace Papers/ auch auf Deutsch erschienen), Jonathan Dimbleby (Autor einer der besten Charles- Biografien), Catherine Mayer (sehr gute Charles-Biografie), Tina Brown (gute Diana-Biografie).



Dies ist zugegebenermaßen nur ein kleiner Ausschnitt der zur Verfügung stehenden Autoren, wenn auch – wie ich denke – ein recht guter.

Wer sich übrigens für die Garderobe der verstorbenen Königin interessiert, kommt um die auch auf Deutsch erschienenen Bücher von Angela Kelly nicht herum.
Sehr schön bebildert, geben sie einen hervorragenden Einblick hinter die berühmten Kulissen.

Empfehlenswert sind auch immer die Sonderhefte von Zeitschriften wie Geo, ZEITGeschichte etc.
Wer nach Großbritannien reist, sollte unbedingt bei WHSmith, der Schreibwarenkette, vorbeischauen. In ihrer Zeitschriftenabteilung gibt es eine historische Reihe, die sich mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten und Ereignissen befasst. Sie sind sehr schön aufgemacht und haben sehr gutes Bildmaterial. Sie kommen aus dem Verlag „Future“ und stehen stets zusammen. Warnung: Die Hefte machen süchtig!

Wenn ihr euch noch aus einer weiteren Quelle Infos holen wollt, empfehle ich natürlich auch meine eigenen Rezensionen. Ihr findet sie auf allen gängigen Plattformen. Sei es nun Facebook, Instagram, oder sogar bei TikTok.
Tipps gebe ich auch im Zuge meiner YouTube-Videos. Natürlich jeweils passend zum Thema.
Zugegebenermaßen habe ich das bislang etwas stiefmütterlich behandelt, werde das aber zukünftig intensiver machen. Dann habt ihr immer das Thema des Videos plus die Buch- Empfehlung.

*Hier noch eine kleine Anmerkung … Wenn ihr ein fremdsprachiges Buch entdeckt und es unbedingt lesen wollt, aber sprachlich nicht gaaaanz sattelfest seid: Die Leo.org-App ist kostenlos. Man kann sie aufs Handy laden und dort Begriffe übersetzen lassen. Möchtet ihr längere Textstellen übersetzen – unbedingt: Deep L. Dieses Programm wird sogar von Unternehmen genutzt. Es ist hervorragend. Deep L wird ebenfalls als App angeboten. Will man die Extra-Features nutzen, wie zum Beispiel ganze Bücher in Sekundenschnelle übersetzen lassen, muss man allerdings die kostenpflichtige Variante nutzen.

Ich hoffe, diese Tipps haben euch ein wenig geholfen. Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt – stellt sie gerne hier auf der Seite oder auch per Mail.

In diesem Sinne: Keep on Reading!!!

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