Robert Jobson: Our King

Zunächst muss man sagen, dass die Welt voll zu sein scheint von Biografien zum neuen englischen König. Braucht es also wirklich noch eine?
Tatsächlich stammen nun die meisten aus der Zeit, als er noch Prince of Wales war und haben nach dem Tod der Königin lediglich die eine oder andere Seite (bei manchen auch ganze Kapitel) hinzugefügt bekommen. (Wer wissen will, wie er in diesem Fall Fehlkäufe vermeidet, dem empfehle ich, in meinen Blog zu schauen. Da habe ich Tipps bereitgestellt …)

Vorauszuschicken wäre übrigens auch, dass Jobson bekennender Charlesianer ist. (Wie jeder vernünftige Menschen, wenn ich das mal anmerken darf.)

Dennoch bemüht er sich bei seinem Weg durch Charles‘ Leben um ein möglichst neutrales Bild. Zu meiner großen Überraschung gibt es auch einen recht umfangreichen Anhang mit Quellen und einer Literaturliste. (Das ist es nämlich, was bei vielen Biografien fehlt, wodurch diese für mich zu sehr umfangreichen Lebensbildern oder Essays verkommen)

Leider liegt der Titel derzeit nur auf Englisch vor, was das Buch für viele deutsche Leser unzugänglich macht, wollen sie nicht die Mühe auf sich nehmen, den kompletten Text durch eine KI übersetzen zu lassen …

Tatsächlich muss man sich an dieser Stelle fragen, was in den Köpfen deutscher Verlags-Verantwortlicher vorgeht, wenn sie die doch recht breite Gruppe Royalty- Interessierter in Deutschland immer wieder hängenlassen. Da gibt es bestenfalls mal zweitklassige Biografie-Abklatsche, die keinen wirklich glücklich machen. Schnell hingeklatschte Zusammenfassungen, die über die Qualität eines wikipedia-Artikels nicht hinausgehen. Das Ganze mit ein paar schlechten Fotos gespickt und für einen exorbitanten Preis rausgehauen.
Dass dann das Urteil lautet: „Seht ihr – das verkauft sich einfach nicht“, verwundert dann wirklich nicht weiter. So kann man sich wunderbar selbst das Wasser abgraben.

Aber zurück zu Jobson.

Er hat den Prinzen (späteren König) bei mehreren Gelegenheiten persönlich getroffen und Interviews mit ihm geführt.
Da er seit vielen Jahren die königliche Familie begleitet, kann er auch ein recht gutes Bild der Skandale rund um Prince Harry, Meghan Markle und Prinzessin Diana bieten.
(Hier hat er sehr gute Infos durch Gespräche zum Beispiel mit Ken Wharfe, einem engen Mitarbeiter der Prinzessin; speziell wenn es um den Vorwurf des Rassismus geht)
Auch mit Camilla ist er seit Jahren bekannt und kann den Wandel ihres öffentlichen Bildes sehr gut beschreiben und analysieren.

Prince Philip nimmt ebenfalls breiten Raum in der Biografie ein. Er war der Pater Familias und war zum Beispiel dafür verantwortlich, Prince Andrew die Entscheidungen der Königin nach seinem katastrophalen Epstein- Interview vorsichtig beizubringen. (Philip war persönlich außer sich über den Schaden, den Andrew der Krone zugefügt hatte.)
Die Tatsache, dass die Königin Andrew aus allen Ehrenämtern und von seiner Stellung als Working Royal entfernte, sollte weitreichende Konsequenzen zeitigen, da König Charles im Nachgang die Leute ausgingen, um das fehlende Herrscherpaar, sowie seinen ausgefallenen Sohn Harry und dessen Frau zu ersetzen.
Interessant auch zu lesen, wie Philip und Charles in den letzten Lebensjahren des Herzogs von Edinburgh zueinander gefunden haben. Sie konnten endlich die tiefen Gräben überbrücken und Charles‘ Schmerz anlässlich des Todes des Vaters war ehrlich und tief.
Umso mehr schockiert einen, dass Harry am Tag der Beisetzung des Großvaters eine Aussprache mit Vater und Bruder gefordert (und bekommen) hat und sich dann auch noch über den Ausgang beschwerte.
Sicherlich kann man einen solchen Gesprächszeitpunkt kaum dümmer und weltfremder, ja menschenverachtender, wählen.

Jobson schildert Charles als Denker und Visionär. Als einen Mann, der einen bodenständigen Sinn für Humor hat und keine Scheuklappen trägt. Recht breiten Raum nimmt Charles‘ Interesse am Islam und der islamischen Welt ein. Hier sieht Jobson eindeutig einen wichtigen Wirkungsbereich für Charles, da er dort seit Jahrzehnten wichtige Kontakte aufgebaut hat und sich mittlerweile weigert, als reiner Vertriebsmitarbeiter der englischen Regierung aufzutreten.
Auch untersucht Jobson Charles religiöse Einstellung, die häufig aus Unwissendheit in der Öffentlichkeit kritisiert wird.

Tatsächlich widmet er Charles‘ Jugend nur relativ geringen Raum, was ich auch nicht weiter schlimm finde, denn ich muss nicht zum hundertsten Mal lesen, wie sehr Charles in Gordonstoun gelitten hat. (Diese Kapitel sind übrigens deswegen interessant, weil man ein wenig den Kampf nachverfolgen kann, den sich die Königinmutter mit ihrem Schwiegersohn geliefert hat, um Charles nach Eton zu bringen und ihm das vollkommen unpassende Gordonstoun zu ersparen. Dort liegt nämlich unter anderem die Ursache für Charles‘ lebenslange tiefe Bindung an seine Großmutter.)

Was Prince Harry angeht, verwundert zuerst, dass dessen Autobiografie an diversen Stellen neutral zitiert wird. Doch dann begreift man, dass Jobson sich einfach bemüht, unparteiisch zu sein. Dies führt allerdings dazu, dass seine Faktenfeststellung umso verheerender ausfällt.
Man steht wirklich da und will den Prinzen nur noch batschen, wie wir Pfälzer sagen. Seine hochtrabende, unverschämte und wirklichkeitsfremde Selbstbeweihräucherung bei gleichzeitiger Hinrichtung seiner Familie wirkt noch viel übler dadurch, dass Jobson ihn als reguläre Quelle betrachtet.

Aber auch Prince William kommt nicht ganz so gut weg. Im Gegensatz zu seinem Vater fehle ihm die Reife und die Intelligenz. Hinzu komme ein ziemlich heftiges Temperament mit kurzer Lunte.
Erschreckend fand ich hier die Schilderung einer Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, nachdem William zu Jane Goodall gesagt hatte, er sähe am liebsten die gesamte Elfenbein-Sammlung des Hauses vernichtet. Charles war – trotz seiner Einstellung dem Tierschutz gegenüber – zutiefst schockiert über eine anvisierte Zerstörung unschätzbarer Kunstwerke (die Zerstörung würde u.a. einen indischen Thron betreffen sowie den Federhalter von Heinrich VIII). Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, da Charles befürchtete, dass sein Sohn eines Tages wahrhaftig diese Zerstörung befehlen könne.

William ist auch bekannt dafür, dass er seinen Vater anschreit und mit Flüchen überzieht. Dies hält Jobson wohl bei einem Teenager für einigermaßen erwartbar – bei einem erwachsenen Familienvater wirkt es aber definitiv fragwürdig.

Einen breiten Raum nehmen natürlich Diana und Camilla ein. Jobson verfolgt den Weg der Karre beim Gegen-die-Wand-Fahren mit beinahe chirurgischer Genauigkeit. Er analysiert die Beteiligten und ihr Verhalten. Man fängt an, zu verstehen, dass es sich beinahe um eine Art griechischer Tragödie gehandelt hat. Alle Beteiligten laufen sehenden Auges in Richtung des Abgrundes.
Jobson hält auch hier Charles‘ Fehler fest sowie die Kritik, derer er sich auch von Seiten seiner Eltern ausgesetzt sah.
Doch ebensowenig wie Charles kommt Diana gut weg. Ihr erratisches und unkontrollierbares Verhalten wird unter die Lupe genommen und die Skandale, die seinerzeit die Schlagzeilen füllten, nochmals durchgesehen.
Es sind keine guten Erinnerungen, die da hochkommen. Tatsächlich steht man da und will nur schreien: „Nicht! Schnapp dir Camilla und heirate sie! Denk nicht so lange nach! Diana! Mädchen – das wird niemals funktionieren. So schaut doch hin!!!“

FAZIT: Jobsons Buch ist eine lohnende Investition, wenn man eine fundierte Biografie über König Charles lesen will. Man lernt den Menschen kennen (soweit dies möglich ist) und kann seine Entscheidungen besser beurteilen, beziehungsweise verstehen.
Auch die anderen Mitglieder des Königshauses werden einem näher gebracht, aber nicht skandalträchtig, sondern immer so neutral wie möglich.
Als Ergänzung wäre sicherlich Jonathan Dimblebys Biografie aus den 90ern zu empfehlen.
Alles in allem würde ich auf jeden Fall eine Kaufempfehlung aussprechen, wenn man König Charles III verstehen will.

Diana, Diana, Diana …

Für diejenigen, die es noch nicht wissen: ich bin seit 1980 Royal Commentator und befasse mich seitdem mit den Geschicken (nicht nur) der britischen Königsfamilie.
Was mich als Erstes anzog, war allerdings Lady Diana Spencer.

Eigentlich schon ab dem Tag, als die Presse über jene unbekannte junge Frau zu berichten begann, die mit Prinz Charles beim Angeln am River Dee in Schottland erwischt wurde, war ich interessiert.

Ob es die folgende Verlobung war, die prunkvolle Hochzeit oder die Geburt ihrer Söhne – ich war bei allem hautnah dabei und habe alles in mich eingesaugt, was ich irgend über Diana bekommen konnte.

Schlussendlich hatte ich sechs dicke Leitz-Ordner voller Berichte und über 20 Vokabelheftchen, in die ich ihre Fotos geklebt habe. (Die Älteren unter uns erinnern sich: es gab mal Zeiten, wo man Informationen nachrennen musste und nicht mit ihnen überschüttet wurde …)

Dank Diana habe ich auch verstanden, warum sich so viele Menschen für die Royals interessieren. Sie lenken einen ab. Ich selbst bin ein Beweis dafür. Wenn ich mich mit Diana, ihren Ängsten und Sorgen befassen konnte, über die Gerüchte über ihre Ehe und ihr Verhältnis zum Königshaus diskutieren konnte, fand ich Ablenkung von meinen eigenen Schwierigkeiten als Heranwachsende.
Altersmäßig war Diana nicht so rasant weit weg von mir und so konnte ich vieles von dem verstehen, was sie durchmachte. (Oder glaubte es zumindest) (Wir sind beide Krebs / Juli Geborene; sie 1961 und ich 1965)

Als mein Leben weiterging, trennten sich sozusagen unsere Wege. Ich heiratete, bekam selbst Kinder und konnte nun alleine nach mir schauen. Diana aber wurde von Charles geschieden und wie von Ferne nahm ich nur noch die Überschriften in Magazinen wahr, wenn sie mal wieder im Badeanzug auf einer Bootsplanke saß, oder im Hosenanzug durch die Welt hechtete. Dies mit wechselnden Liebhabern an ihrer Seite.

Ich kam sozusagen wieder ins Boot, als sie in Paris den tödlichen Autounfall hatte.

Inzwischen war ich sogar schon selbst an der Unfallstelle und konnte mich live von der Zuneigung überzeugen, die die Menschen noch heute für sie empfinden.

26.12.2021
Paris, Place d l‘ Alma

Mein Bild von Diana hat sich zwischenzeitlich gewandelt. Nach allen Skandalen und den Erkenntnissen, die man zwischenzeitlich gewonnen hat, kann ich heute differenzierter auf ihr Leben schauen.
Ich sehe ihre guten Seiten, aber auch ihre Schattenseiten. Ich habe verstanden, dass sie sehr vielen Menschen das Leben zur Hölle gemacht hat, inklusive sich selbst.

So, wenn sie Camilla mitten in der Nacht anrief und mitteilte, sie habe ihr Schläger geschickt und sie solle mal in den Garten schauen, die seien schon da. Oder wenn sie stumme Anrufe bei den Ehefrauen ihrer Liebhaber machte, was der Palast ab einem Punkt X einfach nicht mehr leugnen konnte. (Die Ermittlungsakten wurden öffentlich.)

Heute sehe ich Diana als eine Frau, die zu jung und zu unreif in eine Situation geworfen wurde, in der sie zwangsläufig untergehen musste. Sie hatte nicht die Reife, um in dieser Lage zu bestehen.
Man muss sich alleine vergegenwärtigen, dass Charles und Diana sich genau 19 Mal sahen bis zu ihrer Verlobung. Kein Wunder, dass William mehr als acht (!) Jahre wartete, bis er Kate den Antrag machte. (Wie richtig er damit lag, sehen wir inzwischen …)

Charles stammte aus einer anderen Generation und lernte erst mit Verzögerung, was die Menschen von ihm erwarteten. Es brauchte eine Camilla um ihn zu erden.
Charles selbst ist sicherlich ein nicht ganz unkomplizierter Charakter und da er von so vielen Speichelleckern umgeben war, vermochte er sicherlich nicht einzuschätzen, wie er sich richtig Dianas Problemen gegenüber verhalten sollte. Dazu kam, dass es offensichtlich niemanden gab, der ihm einen neutralen Rat angeboten hätte.

Ich denke immer gerne an Prinz Philip zurück, der da sagte, dass man als Royal unweigerlich in verdammte Schwierigkeiten käme, wenn man denke, die Menschen jubelten einem selbst zu. Sie jubelten tatsächlich dem zu, was man repräsentiere, nämlich der Krone. Deswegen täten Royals auch gut daran, immer nur über die Sache und niemals über sich selbst zu sprechen.
Ein Ratschlag, an den sich Camilla seit Jahrzehnten strikt hält. Charles und Diana taten es nicht, sondern breiteten ihre Seelenqualen vor einem Millionenpublikum aus – das hat ihnen mehr geschadet, als sie sich wohl in ihren wildesten Vorstellungen hätten träumen lassen.

Mein Blick in die Glaskugel

Dann werfe ich jetzt mal einen Blick in meine Glaskugel und schaue, was die Zukunft so bringen könnten …

Charles und Camilla sind zur Ruhe gekommen. Sie haben ihren gemeinsamen Platz gefunden und machen als Repräsentanten der Krone einen verdammt guten Job. Sie können sich aufeinander verlassen und leisten Ungeheures mit ihren fast 80 Jahren.

Sicherlich wird dies keine lange Herrschaft werden – dem widerspricht alleine schon Charles Alter. Aber wir sehen in Prinz William bereits heute einen entschlossenen, gebildeten Mann, der sich sehr gut vorbereitet sieht auf diesen anspruchsvollen Job.
Unterstützt wird er von seiner stets rundherum perfekten Frau Kate.

In Vielem muss man heute sagen, ähnelt William Charles. Bei den Themen, die er übernommen hat als Prince of Wales und auch in seiner Haltung zur Krone. Er unterstützt seinen Vater, wenn auch nicht unkritisch, sondern beschreitet seinen ganz eigenen Weg.

Wer tatsächlich eher nach der Mutter schlägt und sozusagen Dianas schwarzer Schatten aus dem Grab zu sein scheint, ist Prince Harry.
Dieser befindet sich in einer scheinbar nicht aufzuhaltenden Abwärtsspirale. Die Glaubwürdigkeit, die er einst besessen hatte, ist längst Geschichte. Seine Beliebtheit ist im Keller gelandet. (Gibt es darunter noch etwas?) Seine Frau und er scheinen sich gegenseitig in immer neue Verschwörungstheorien zu steigern und dienen in der Öffentlichkeit wahlweise als Lachnummer, Mitleidsempfänger oder Hassobjekt.

Wenn man Harrys Memoiren liest, sieht man sich in den schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Er scheint einfach nicht mehr bei Verstand zu sein. (Wer dazu mehr wissen will, darf gerne in meinen YouTube-Kanal „KTT – Kronen, Tee und Traditionen“ schauen. Ich habe schon mehrere Videos zu dem Thema gemacht.

Hier klicken um zu meinem Kanal zu kommen …

Da Harry also diesen sehr fragwürdigen Weg seiner Mutter weitergeht, ohne sich gleichzeitig sozial zu engagieren wie sie es getan hat (er wirf permanent mit Buzz-Words um sich, ohne wirklich etwas zu tun), wird er eines Tages nicht mehr seinem liebenden Vater gegenüberstehen, sondern seinem Bruder William.
Darüber sollte er tunlichst nachdenken, denn der hat spätestens seit den Memoiren noch ein paar sehr offene Rechnungen mit ihm. Rechnungen, vor deren Begleichung derzeit noch König Charles steht…

Deutschlandbesuch des Königspaares – Warum hat Camilla so wenig Fans?

König Charles III ist wieder in England und kann sich auf seine Krönung konzentrieren.
Dennoch bleibt uns allen sein dreitägiger Staatsbesuch in lebhafter Erinnerung.
Leider kam er nur nach Berlin und Hamburg, was bedeutete, dass er bei seinem nächsten Besuch definitiv auch weiter in den Süden / Südwesten kommen muss, denn wir wollen ihn und Königin Camilla ja auch mal live erleben!

Eigentlich sollte ihr erster Auslandsbesuch nach Frankreich führen, wo unter anderem ein Besuch von Versailles mit dortigem Staatsbankett geplant war. Tatsächlich musste die Reise wegen der herrschenden Unruhen in Frankreich abgesagt werden.
Aber: des einen Leid ist des anderen Freud und so können wir uns rühmen, dass König Charles‘ erste Auslandsreise als König nach Deutschland ging.

Und hier haben wir ihm auch einen sicherlich schönen Aufenthalt bereitet. Ob es beim festlichen Bankett in Berlin war oder seiner mit Standing Ovations bedachten Rede im Bundestag, beim Gang des Königspaares über den Berliner Wochenmarkt, oder dem Besuch einer Grundschule mit dem Schöpfer des Grüffelo der Königin … Auch die traurigen Aspekte durften nicht fehlen, so beim Besuch des Mahnmals für nach England evakuierte jüdische Kinder in Hamburg.

Die Königin hat übrigens anlässlich des Schulbesuchs nicht nur mit den Kindern das Grüffelo gezeichnet, sondern auch mit dessen Zeichner Axel Scheffler das Buch auf Englisch und Deutsch gelesen.
Das kam der Königin sicherlich sehr entgegen, denn sie engagiert sich seit Jahren für die Leseförderung . („The Queen’s Reading Room“)

Insgesamt kann man sicherlich sagen, dass der Staatsbesuch rundum ein Erfolg war und den Königlichen Hoheiten in positiver Erinnerungen bleiben wird. (Auch wenn sie ganz unköniglich mit dem Standart- ICE von Berlin nach Hamburg gereist sind.)

Wo ich so über den Deutschlandbesuch nachdenke, fällt mir speziell Königin Camilla ein … Wer mir auf Instagram oder Facebook folgt, weiß ja, dass ich mich oft mit ihr beschäftige und eigentlich das bin, was man einen Fan nennen könnte.



Wer es übrigens nicht weiß – ich bin Royal Follower seit 1979/1980 und habe den Aufstieg und Untergang von Prinzessin Diana sozusagen hautnah beobachtet.

Aber dazu – denke ich – muss ich einen eigenen Blog machen …

Queen Camilla

Zurück zu Camilla …

Immer wenn ich etwas über Königin Camilla poste, kann ich mir ziemlich sicher sein, dass ich Kommentare bekomme, die mit „durchwachsen“ zu bezeichnen wirklich geschönt wäre.
Von „Hexe“ über „Ehebrecherin“ bis hin zur Erkenntnis, sie werde „in der Hölle schmoren“, ist alles dabei.

Allerdings kommen diese bösen Kommentare weniger aus dem deutschsprachigen Raum. Ich peile jetzt einfach mal ins Ungefähre, dass Camilla in Deutschland mehr Fans hat, als sonstwo in der Welt und, dass die Versuche des Königs, seiner Frau ein positiveres Image zu verleihen, nicht unbedingt als Rundumerfolg gewertet werden können.

Seltsamerweise wird ihr vielerorts das Scheitern der königlichen Ehe zugeschrieben. Ganz so, als sei der König kein Mann mit eigenem Willen, sondern eine Lusche, die von der Frau durch das Dorf getrieben wird.
Übrigens ein Narrativ, das mir auch bei Meghan Markle immer wieder begegnet …

Tatsächlich kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Mann sich so viele Jahrzehnte gegen alle Widerstände derart an die Kandare nehmen lässt. Zumal Charles zu seiner Camilla gehalten hat, auch wenn er wusste, wie schlecht seine verehrte Großmutter über sie gedacht hat.

So sind sich die Kommentatoren einig, dass es weniger Dianas Tod war, der die Eheschließung mit Camilla befördert hat, als vielmehr der Tod seiner Großmutter. Charles war sich wohl im Klaren darüber, dass seine Oma Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätte, um eine solche Heirat zu verhindern. (Die Königin-Mutter hatte sehr feste royale Prinzipien und eine geschiedene Frau zu heiraten, widersprach diesen zutiefst. Die Königin-Mutter war im Gegensatz zu ihrem populären Image nämlich keineswegs putzig und umgänglich. Vielmehr wurde sie mehr als nur ein Mal als „stählerne Faust im Samthandschuh“ bezeichnet. Und das von Leuten, die sie persönlich kannten …)

Nun aber wieder zu Camillas schlechtem Image

Mich beschleicht immer wieder der Eindruck, dass die Leute, die sie derart verdammen, sich nie wirklich mit ihr beschäftigt haben. Man macht sich an Äußerlichkeiten fest, wie zum Beispiel ihrer Kleidung und ihrem Schmuck. Trägt sie viel Schmuck, nennt man sie einen Christbaum. Trägt sie wenig Schmuck, nennt man sie bäuerisch. Kurz – sie scheint es keinem recht machen zu können, der sie von außen betrachtet.
Wobei ich immer wieder betone, dass sie beinahe 80 ist und ich muss sagen, dass ich mich freuen würde, wenn ich in diesem Alter noch so gut aussehen würde …

Tatsächlich hat König Charles vor vielen Jahren damit begonnen, das Image der von ihm so geliebten Frau in der Öffentlichkeit aufzubessern. Wenn der Palast auch normalerweise nicht gerade mit erfolgreichen PR-Aktionen glänzt (Man ist meistens zu spät, unvorbereitet – kurz: amateurhaft unterwegs), so hat man in Camillas Fall doch praktisch nach Lehrbuch gearbeitet.

Sie wurde nach der offiziellen Trennung von Charles und Diana behutsam in die Öffentlichkeit gebracht. Ihre erste Charity war die Schirmherrschaft über die Osteoporose- Gesellschaft. Eine Krankheit, an deren Folgen Camillas Mutter verstorben war und die somit einen sehr persönlichen Bezug zu Camilla hatte.

Wann immer man sie in den folgenden Jahren an der Seite des späteren Königs sah, mussten auch die kritischsten Stimmen zugeben, dass sie Charles gut tat. Er war entspannt, lachte viel und seine Stimmung (er leidet an einer notorischen kurzen Lunte, wie alle Windsor- Männer) war im Normalfall bestens.

Wenn sie in der ersten Zeit damit zu tun hatte, sich in ihren neuen royalen Job einzufinden, so kann man dafür mehrere Gründe nennen:

1. Sie war zutiefst verstört durch die hinter ihr liegenden Ereignisse. (Diana hatte sie mitten in der Nacht angerufen und ihr gesagt, sie habe Schläger engagiert, die bereits in ihrem Garten seien; Sie hatte Drohbriefe erhalten und war in der Öffentlichkeit beschimpft worden. -Die Story, sie sei im Supermarkt mit Brötchen beworfen worden, ist übrigens Blödsinn, zudem hatten Journalisten permanent ihr Haus belagert)
Daher zitterte Camilla bei ihren ersten öffentlichen Auftritten und scheute vor Walkabouts zurück, da sie befürchtete, beschimpft zu werden (oder gar Schlimmeres);
2. Camilla war bereits über 50, als ihr Leben komplett umgekrempelt wurde und sie sich in einer völlig anderen Welt zurechtfinden musste;
3. Sie war davon ausgegangen, dass sie einfach nur im Hintergrund bleiben würde und insofern ihr altes Leben als Vertraute und Geliebte weiterführen. Camilla ging davon aus, dass man sie nicht groß in die Öffentlichkeit bringen würde und sah sich bald getäuscht:
4. Man verlangte früh von ihr, alleine auf Reisen für die Krone zu gehen, wo sie noch sehr unsicher war, wie sie sich verhalten sollte und was man genau von ihr erwartete;
5. Sie musste ihre Kinder / Enkelkinder und ihr neues, royales Leben unter einen Hut bringen, was sie oft psychisch und physisch erschöpfte. Dies ist auch der Grund, warum sie bei den ersten langen, gemeinsamen Reisen oft früher heimreiste als Prinz Charles und warum sie auch ihr altes Haus („Ray Mill House“) als eigenen Rückzugsort behielt.

Inzwischen erleben wir eine entspannte und heitere Camilla bei öffentlichen Auftritten. Sie hat gelernt, mit vollkommen Unbekannten unbefangenen Smalltalk zu machen und wird sogar beim spontanen Tänzchen mit Charles gesehen.
Wenn man heute ihren Kalender mit den vielen Auftritten und Charities sieht, den sie mit knapp 80 Jahren bewältigt, kann man sie nur bewundern.
Beobachtet man die beiden zusammen, so stellt man fest, dass sie mit ihrer ruhigen, gelassenen Art Charles wesentlich besser tut als Diana selbst in ihren besten Momenten.

Vielleicht – und das ist mein Rat an alle Camilla-Kritiker (die Hater kannst du eh nicht zum Nachdenken kriegen)- sollten sie sich mal in ihre Lage versetzen. Sich einfach mal mit ihren Leistungen befassen. Sich anschauen, was Camilla in den zurückliegenden Jahrzehnten auf sich genommen hat. Wo verdammt viele andere abgehauen wären und gesagt hätten „Mach doch deinen Dreck alleene!“, da ist sie an der Seite des geliebten Mannes geblieben und scheint heute in ihrer Rolle glücklicher und gefestigter denn je.

Und in diesem Sinne:
Alles Liebe und Gute, Queen Camilla!