Richtig oder falsch

Wir alle mögen relativ wenig mit Königs gemeinsam haben.
Im Gegensatz zu ihnen wohnen wir normalerweise nicht in Schlössern. Wir haben auch keine Parks, in denen andere unsere Hunde ausführen, wenn uns das Wetter zu schlecht ist. Während Königs um die Welt reisen, bleiben wir auf Balkonien und was das Personal angeht – na ja, also ich habe keine Dienerschaft. (Putzen muss ich auch ungerechterweise selbst …)

Doch eine Sache gibt es – die haben die Royals (zumindest die Männer) mit so ziemlich jedem gewöhnlichen Herrn Jedermann gemein: den so genannten Alopecia Areata. Umgangssprachlich: Kreisrunder Haarausfall.

Fake News und Zeitungsenten

Wir leben in Zeiten, wo – gefühlt – noch nie so viel ge, -und verfälscht wurde wie heute. Das Internet bietet eine herrliche Spielfläche für all jene, die ihre eigene Agenda mittels frei erfundener Nachrichten, oder geschickt verfälschten Berichten, voranzubringen versuchen.
Deshalb erscheint es mir heute wichtiger denn je, authentisch zu sein.
Selten schien es wichtiger als heute, einem anderen vertrauen zu können.
Ja, man wird beinahe das Gefühl nicht los, als sei man wieder im Mittelalter, wo der Leumund eines Menschen über Leben und Tod entscheiden konnte.

Jetzt fragt ihr euch natürlich, was diese beiden Themen miteinander zu tun haben …

Das ist also die Wahrheit. So sehen wir Harry tagtäglich. Kein Problem. Höchstens für seine Eitelkeit.
Aber dann gibt es auch noch sowas …

Jetzt kann man natürlich sagen: Lasst ihn doch machen. Was kann Harry dafür, wenn sie sein Foto so bearbeiten?
Das stimmt natürlich. Allerdings gibt so ein Promi für Gewöhnlich die Fotos zu einem Artikel frei. Alles andere wäre amateurhaft.
Aber selbst wenn er dieses Foto nicht freigegeben hätte, oder es wäre ihm einfach nicht aufgefallen, dass man ihn so „verschönert“ hat (das Rot ist übrigens auch verschwunden …), dann bliebe noch jenes Foto, das ich gefunden habe, als ich die Firma „BetterUp“ recherchiert habe, bei der er als Chief Impact- Officer für mehrere Millionen pro Jahr engagiert ist und sich um die Auswirkungen des Handelns der Firma auf Umwelt und Gesellschaft kümmern soll.

Auch hier wurde eindeutig getürkt. Die Dichte und Farbe seines Haares wurde offensichtlich bearbeitet.

Ich könnte jetzt stundenlang darüber philosophieren, wieso ein Mann wie der Herzog von Sussex sich der öffentlichen Debatte seiner Eitelkeit aussetzt, während sein Bruder einfach sein Haar kurz schneidet und es gut sein läßt.
Ich tue es nicht, weil mich Harrys Eitelkeit schlicht und ergreifend null interessiert.

Was mich aber interessiert ist sein Zugang zum Thema Authentizität.

Haben wir uns auch hier zulande damit abzufinden, dass Körper mittels Software verändert werden? Dass wir eben nicht mehr den echten Menschen sehen, sondern das, was man uns als „echt“ verkaufen will? (Die BetterUp- Homepage gibt es auch auf Deutsch, weil man die Beratungsservices der Firma auch in Deutschland in Anspruch nehmen kann …)

Was ist von einer Firma zu halten, die derart ungehemmt die Bilder ihrer Mitarbeiter bearbeitet?
Es mag altbacken wirken, aber ich bin nicht gewillt, mir diese (optischen) Lügen auftischen zu lassen.

Ich feiere all diejenigen, die zu ihrem Aussehen stehen.
Wie Caroline von Hannover

Oder jetzt ganz frisch (anlässlich ihres 50. Geburtstages) Kronprinzessin Mette Marit

Oder die spanische Königin Letizia

Und natürlich muss ich auch noch ein Foto von Prince William einfügen …

All diese Royals stehen zu ihrem Aussehen. Sie zeigen sich, wie sie sind. Eitelkeit hin oder her.
Nur Harry – der Mann, der seit Jahren andere als Lügner und Vernebler diskreditiert, der lässt seine Fotos nach eigenem Gusto bearbeiten, bis er mit viel Fülle und wenig Rot glänzt.

Es liegt mir nun fern, Prince Harry durch den Dreck zu ziehen. Wie gesagt – jeder hat seine Eitelkeiten. Aber sieht er wirklich nicht, dass tausende von Fotos von ihm im Umlauf sind, auf denen man genau sieht, wie es um seine Haarpracht steht?

Es gehört einfach dazu, wenn man in der heutigen Zeit lebt und wieder und wieder die Medien (zu Recht) an ihre Pflicht zur Wahrheit und Authentizität erinnert, dass man selbst mit gutem Beispiel vorangeht.

A propos „vorangeht“ … Ich hätte da noch ein paar Bilder, die genau so veröffentlicht worden sind.
Falls sich jemand an ferngesteuerte Spielfilm- Aliens erinnert fühlt … Willkommen im Club!

Manchmal fehlen einem einfach die Worte.

Margaret, Mustique und Männer

Ein Mann steht still vor der im Boden eingelassenen Grabplatte der St. George’s Chapel in Windsor Castle. Schlank. Akkurat geschnittene graue Haare.
Doch seine Blicke gelten nicht jener Platte am Boden, sondern einem schmalen Stein, der wie an die Wand gelehnt wirkt.

Es ist der Grabstein von Prinzessin Margaret und der Mann ist Roderic Llewellyn. Er hat die Erlaubnis der Königin bekommen, an jenem zwanzigsten Todestag seiner ehemaligen Geliebten an deren Grab zu kommen und ihr seinen Respekt zu erweisen.

Gewiss wanderten seine Gedanken zurück zu jenen unbeschwerten Tagen an ihrer Seite, als die Luft vibrierte vor Liebe und Lebenslust.
Zu jenen Tagen auf Mustique, die sein Leben und auch das von Margaret für immer verändern sollten …

Margaret sagte immer gerne, „Les Jolies Eaux“ sei das einzige Haus, das sie nicht der Krone zu verdanken habe.
Aber stimmt das wirklich? Tatsächlich war der Boden, auf dem es gebaut wurde, ein Hochzeitsgeschenk von Colin Tennant. Der äußerst wohlhabende Tennant wiederum war mit Margarets Freundin Lady Anne Glenconner verheiratet und gehörte somit auch zu Margarets Set.
Es waren die Glenconners, die Margaret nicht nur mit Mustique bekannt machten …

Lady Glenconner hat übrigens als Autorin Furore gemacht. Ihre Autobiografie „Lady in Waiting“ sowie ihre Krimis, die teilweise auch auf deutsch erschienen sind, sind ebenso unterhaltsam wie gut geschrieben.

Tatiana Copeland, die damaligen Gastgeberin der Prinzessin, erzählt, dass Prinzessin Margaret nur dann ein zweites Mal deiner Einladung gefolgt ist, wenn du ihren Lieblings-Whiskey vorrätig hattest. („Famous Grouse“)
Hattest du dir nicht die Mühe gemacht, dich zu informieren und das Getränk heranzuschaffen, sah sie keine Notwendigkeit, sich die Mühe zu machen, ein zweites Mal zu dir zu kommen.

Die Insel war Margarets geheimes Refugium bis zu jenem Tag im Jahre 1976 als die News of the World die Fotos von Margaret mit dem Landschaftsgärtner Rowdy Llewellyn veröffentlichten.

Das Verhältnis der beiden dauerte zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre. Glenconner hatte die beiden miteinander bekannt gemacht.
Problem: Prinzessin Margaret war verheiratet. Mit Anthony Armstrong- Jones.
Und als wäre das noch nicht Skandal genug, war Llewellyn 17 Jahre jünger als Margaret. Das Paradebeispiel eines Toyboy.

Tatsächlich sah sich Margaret nach der Veröffentlichung dazu gezwungen, offiziell die Trennung von ihrem Ehemann bekanntzugeben.

Margaret begab sich normalerweise zwei Mal im Jahr nach Mustique: im Oktober/ November und dann noch einmal im Februar. Selbst mit dem Skandal blieb Mustique ihre Lieblingsinsel und die Copelands ihre Lieblingsgastgeber.
Sie lernten damals beide Margarets kennen, die nette, umgängliche Margaret und die hochnäsige, arrogante Margaret.
„Man wusste nie, welche von beiden vorbeikommen würde“, erinnert sich Copland noch heute. „Wenn man sie um sie kümmerte, ihr die Wünsche von den Augen ablas, hatte man die nette, lustige Margaret. Versäumte man etwas in der Richtung, konnte sie ziemlich übel werden.“
Traf man sie zum ersten Mal, sagte man „You Royal Highness“ und danach „M’am“.

Es wurde teilweise auch bizarr, denn wenn man Brite war, musste man einen Hofknicks vor der Prinzessin machen. Selbst im Bikini am Strand. Davon ausgenommen waren nur die Amerikaner.
Hatten die nicht deswegen die Revolution vom Zaun gebrochen? Na ja – also nicht wegen Margaret direkt…

Besonders für die Freunde, die sie von Mustique kannten, war der körperliche Abstieg der Prinzessin schwer zu verkraften. Sie sind sich noch heute sicher, dass sie nicht wollte, dass man sie so sehe.

Was aber wurde aus Mustique, beziehungsweise „Les Jolies Eaux“?
Margaret vermachte das Anwesen 1996 an ihren Sohn David Linley. Dieser wiederum verkaufte alles dem Geschäftsmann Jim Murray.

Jetzt kann man Les Jolies Eaux mieten. In der Nebensaison kostet es 21.000 Dollar pro Woche und in der Hauptsaison 62.000 Dollar. Aber alles halb so wild, denn der Preis beinhaltet fünf Angestellte und einen Koch.

Gäste waren Mick Jagger, Daniel Craig, Taylor Swift, Bill Gates, Victoria Beckham, Katy Perry, Orlando Bloom, Tommy Hilfiger und David Bowie. Dieser las jeden Dienstag den Schulkindern der Insel Geschichten vor. (Hatten wir von David Bowie etwas andres erwartet?)
Auch royale Gäste wurden schon auf der Insel begrüßt: Prince William, Princess Catherine und ihre Kinder.

Und Tennant selbst, dem einst Mustique gehört hatte? Er kam in finanzielle Schwierigkeiten und musste seine Anteile verkaufen. Er kam in den 80er Jahren noch einmal für eine Doku zurück nach Mustique und ließ ein gewaltiges Zelt errichten, um dort Prinzessin Margaret zu bewirten.
Heute sei Mustique nicht mehr die Party-Insel von einst, wo Prinzessin Margaret hart am Wind segelte. Es sei eine Familien-Zone geworden. Kinderaktivitäten. Das sei es, was Mustique heute ausmache.

Ob Margaret sich da noch wohlgefühlt hätte?