Der lustigste Artikel des Jahres

Ich habe gestern Abend den lustigsten Artikel des Jahres nominiert.
Gewonnen hat …

„Harry & Meghan’s Hollywood Comeback“ in der aktuellen Ausgabe von Us Weekly.

Der Anfang des Artikels überzeugt hierbei noch nicht. Da werden die üblichen Flops des Paares gelistet, die verlorenen Verträge, die üblen Nachrufe. Ja, selbst auf die Erwähnung jener Sendungen verzichtet man nicht, in denen das Paar der allgemeinen Lächerlichkeit preisgegeben wurde. Sei es nun „Southpark“ oder „Family Guy“.
Man vergisst auch nicht zu erwähnen, dass einer der Chefs von Spotify sie „verdammte Diebe“ genannt hat.
Den Höhepunkt erreicht die Liste der Schande in der Erwähnung ihrer Ernennung zu den „Biggest Losers 2023“.

Dann aber kommt die geschickte rhetorische Wende – denn HA HAAAAAA! –

Jetzt kommt 2024!

Denn das wird – so sind sich zumindest die Redakteure der Us Weekly einig – das

Harry und Meghan Jahr!!!

Und ab hier verdient der Artikel jeglichen Albernheits-Pokal, der jemals vergeben worden ist!

Wir dürfen nämlich erfahren, dass vor allem Meghan einem All-Time-High entgegensteuert, das Seinesgleichen sucht.

Es beginnt noch harmlos mit der zitierten Erkenntnis einer ungenannten Quelle aus dem Umfeld der Sussexes, dass Harry im Dezember einen erdrutschartigen Sieg über die ihn hackenden Zeitungen davongetragen habe. (Man könnte relativieren: er bekam 180.000 Dollar zugesprochen, während sein Bruder von den gleichen Zeitungen siebenstellig abgefunden wurde.)

Jetzt aber steigt der namenlose Journalist voll ein …

Harry und Meghan seien so unglaublich gefragt („…are in extremely high demand“), lässt die anonyme Quelle nämlich wissen. Sie würden hofiert („courted“) bezüglich Vorträgen, Geschäftspartnerschaften und Auftritten in der Unterhaltungsbranche.

Um nun all diesen unglaublichen Anfragen nachkommen zu können, planten die beiden – so die Quelle – von Montecito direkt nach Los Angeles zu ziehen. (Jenes verschlafene hispano-amerikanische Städtchen, in dem sich Fuchs und Häslein Gute Nacht sagen und wo die Familie jene Ruhe finden kann, die ihnen in England so abging.)

Wo sie die Abgeschiedenheit finden, nach der sie sich im Trubel des Königshauses so gesehnt haben.

Und es geht noch weiter. Jetzt kommt nämlich eine „zweite Quelle“ zu Wort. (Ich frage mich, wieso man bei zwei anonymen Quellen betonen muss, dass es derer ZWEI sind …) Diese schildert dem verblüfften Leser, dass Meghans Team Angebote rechts und links ablehne. („…Meghan’s Team has been turning down offers left and right.“)

Oh WOW! Wir sind fassungslos!

Aber – abwarten – DAS kann noch getopt werden!

Ihr Team war nämlich schockiert (!) WIE beliebt Meghan ist. (Kann ich mir gut vorstellen. Manchmal ist man überrascht, wie tief der Abgrund tatsächlich ist, in den man blickt.) Ihr Team habe so etwas noch nie gesehen.

„They’ve actually been shocked by how popular she is.

Her team has never seen anything like it.“

Die Quelle lässt ebenfalls wissen, dass Meghan über einen dicken Medien-Deal verhandele. Des Weiteren gehe es um millionenschwere Verträge zu Schauspielrollen und Werbeverträge mit Mode und Beauty-Firmen.

Für alle, die nun fürchten, Meghans unverzichtbare Unterstützung für die Armen und Entrechteten dieser Welt ginge nun unter im Schatten von Chanel und Dior, dem wird aber sogleich zugerufen: „Fürchtet euch nicht! Sie ist noch die gleiche gute alte Meghan, die die Extra-Meile geht, um anderen zu helfen.“

Sie werde nach wie vor ihren Fokus auf Archewell und philanthropische Themen legen. („Laser-focused“ ist der verwendete Begriff …)

Man hat auch gleich ein Beispiel in Petto: Das „Welcome Project“, in dem man afghanische Frauen, die in den USA angekommen sind, finanziell unterstützt. Und zwar bei Aktivitäten wie „Schwimmen, Kochen und Geschichtenerzählen“.
Gewiss alles wichtige Punkte – aber (und hier muss ich den amüsierten Duktus meines Beitrags kurz verlassen): wie unfassbar frauenfeindlich ist denn dieser Ansatz?! Einmal mehr werden Frauen nicht für eine modernes Leben in einem modernen Land unterstützt, sondern sie dürfen Kochen und Quatschen. So viel „Empowerment“ ist nur schwer zu ertragen.

Wenn die Flüchtlingsfrauen dann gerade beim Nähen und Käffchenschlürfen sind, können sie dann gleich noch bei „The Tig“ vorbeischauen, Meghans Homepage. Denn die soll größer und besser den je zurückkommen.

Natürlich darf in dem Artikel auch ihr einziger Schauspielerischer Erfolg „Suits“ nicht fehlen. Ja – man sehnt sich nach einer Rückkehr der Serie – aber natürlich nur, wenn Meghan mit von der Partie ist.
Diesen Hoffnungen setzt der Journalist Grenzen, denn laut der Quelle ist Meghan wesentlich mehr daran interessiert daran, …

Regie zu führen!!!

Im Artikel heißt es: „Meghan is currently „100 per cent more interested in directing and being behind the camera.““ (Das musste ich einfach zitieren, sonder würde es keiner glauben.

Damit wäre auch die Frage aus meinem letzten Film beantwortet, wer sich wohl die Karriere mit dem Film „Meet Me at the Lake“ versauen würde, dessen Rechte die beiden gekauft haben – MEGHAN!

Und was tut Harry?

Auch das wird beantwortet in dem Artikel.

Man stellt nun ganz klar, dass Harry einen VIER-Bücher-Vertrag mit Pinguin Randomhouse abgeschlossen hat.
Man schildert nun noch einmal die Verkaufserfolge von „Spare“, betont danach aber, dass Harry noch viel mehr zu sagen habe. Allerdings wird das kein Bekenntnis-Titel mehr sein.
Also nichts mehr über die Royal Family.


Stattdessen wollen sich die beiden weiterentwickeln. Ja!
Was das aber für die kommenden drei (!) Bücher heißt – darüber hüllt sich der Artikel in geheimnisvolles Schweigen. Wir müssen also weiterbangen …

Die anonyme Quelle befasst sich auch noch mit dem Mythos, dass die beiden von Hollywood die kalte Schulter gezeigt bekämen.
Ha! Weit gefehlt!!!
Harry und Meghan sehen es eher so, dass sie Qualität vor Quantität stellen. Sie nehmen eben nicht jeden Quatsch mit, der ihnen angeboten wird.

Wo aber kommt nun all dieser Theaterdonner her, der das Paar permanent umgibt? Warum brodelt die Gerüchteküche dann am heftigsten, wenn „Harry und Meghan“ in den Topf kommt? Die Quelle hat die Erklärung – direkt von Harry und Meghan: Alles, was sie angeht, wird einfach vollkommen überdimensioniert wahrgenommen. Sie selbst leben anders. Sie achten darauf, dass dieser Lärm ihr Leben nicht berührt.
Und wenn überhaupt – dann hat die Kritik sie stärker gemacht denn je. Und das gelte auch für ihre Ehe.

Wie bodenständig sie sind, erzählt uns die Quelle auch gleich noch: Sie sind wirklich Eltern, die selbst Hand anlegen. Sie wollen sich nicht so auf Nannies und Dienstboten verlassen, sondern tun die Dinge lieber selbst (… in ihrer 14 Millionen-Dollar- Villa, wie der Artikel gleich nachschiebt).

Harry und Meghan sind viel draußen. Wandern mit den Hunden, spielen Fußball mit den Kindern. (Letztere kommen scheinbar nicht so oft raus, wenn man bedenkt, wie selten sie in der Öffentlichkeit auftauchen …) Ansonsten geben die beiden gerne Einladungen im Haus oder strecken die Beine aus und schauen Serien.
Also Harry und Meghan – ein Paar wie du und ich …

Und was tut der König?

Laut dem Artikel nicht viel. Die im November anlässlich seines Geburtstages aus Montecito in Richtung London ausgestreckten Hände hat er nicht wirklich angenommen. (böser, alter König …) Und auch die Beziehung zur restlichen Familie bliebe unter Druck. Es gäbe keinerlei Kommunikation.

Und damit hat der Artikel wohl mit dem einzigen Satz geschlossen, der wahr und zutreffend ist …

Ah – noch ist die Hoffnung nicht ganz verloren: Da 2024 beruflich solch ein rekordebrechendes Jahr für Harry und Meghan werden wird, hoffen sie, dass sich dies auch auf ihre Beziehungen zu den anderen Royals auswirken wird. (Dann sehen die auch mal ein, welchen Diamanten sie da haben ziehen lassen …)