Margaret Greville – der Society dickster Fisch

Margaret Greville ähnelt auf ihren späteren Fotos einer dicklichen Margaret Rutherford- Darstellerin. Wer würde bei diesen Bildern auf die Idee kommen, dass sie eine der reichsten Frauen Großbritanniens war und einen Schmuckschatz hinterließ, der Seinesgleichen suchte?

Geboren wurde Margaret Greville heute vor 160 Jahren als Margaret Helen Anderson in London.
Wenn auch in ihren Geburtsunterlagen Helen Anderson und William Murray Anderson als Eltern eingetragen waren, so war doch klar, dass ihr Vater in Wahrheit der Brauerei-Multimillionär William McEwan war.

Die ganze Sache war vertrackt, denn Anderson war Mitarbeiter in McEwans Brauerei und dieser schickte das Paar zur Geburt des Babys nach London. Als Helen 21 und verwitwet war, heiratete McEwan sie. Wobei er allerdings stets als Stiefvater der kleinen Margaret auftrat, um den Schein des Anstands zu wahren.
Das junge Mädchen entwickelte sich schnell zu einer jungen Frau, die wusste, was sie wollte. Vor allem wollte sie den smarten und hutaussehenden Ronald Greville.

1891 heirateten die beiden und sicherlich spielte bei der Entscheidung Margarets gutes Aussehen und die Mitgift ihres Vaters keine geringe Rolle.

Damit das Mädel anständig wohnt, schenkte ihr Vater dem Paar 1906 das Anwesen Polesden Lacey. Dort entwickelte sie sich zu einer der bekanntesten Gastgeberinnen der englischen Society. Königs Edward VII fühlte sich bei Maggie schon wohl, als er noch Prince of Wales war. Die Gästelisten in Polesden Lacey waren gespickt mit Superreichen, Royals und Politikern.

Allerdings war sie die meiste Zeit ihres Lebens auf ihrem Landsitz Witwe, da ihr Mann Ronald 2. Lord Greville bereits 1908, zwei Jahre nach Übernahme des Hauses, starb.

1913 starb dann auch ihr Vater, der mit ihr in Polesden Lacey gewohnt hatte.

Mit dem Vermögen ihres Vaters und dem Titel ihres Mannes ausgestattet, baute Margaret ihre Position weiter aus. Sie schaffte Schmuck an, ging auf Reisen, lehnte Heiratsanträge ab und sammelte königliche Hoheiten wie andere Briefmarken. Gäste in Polesden Lacey waren deswegen auch unter anderen der König von Ägypten, der Maharadscha von Mysore, sowie der Ana Khan.

Die Grevilles gehörten zum so genannten Marlborough House Set, eine der berühmtesten royalen Cliquen der Zeit. Bis heute sind vor allem die Maskenbälle mit historischen Themen berühmt, die dort veranstaltet wurden.

Maggie wiederum betonte immer wieder, dass sie als Gastgeberin ihren Gästen nicht in die Schlafzimmer folge, was den schönen Vorteil hatte, dass sich die Gesellschaft zu einem lustigen Bäumchen-Wechsel-Dich- Spiel in Polesden treffen konnte. Dies bevorzugt bei den Samstagen-bis-Montag-Einladungen der Grevilles.

So verwundert es auch nicht, dass Alice und George Keppel große Freunde der Grevilles waren. Polesden erlaubte es Edward VII nämlich, sich ungestört mit seiner Geliebten Alice Keppel (ebenfalls eine Vorfahrin von Queen Camilla) zu Stelldicheins zu treffen.

So kam es, dass Maggie Greville sich unter anderem mit Queen Mary anfreundete.

1922 wurde Margaret Dame Commander of the Order of the British Empire. Schließlich nutzt einem ja die beste Freundschaft nichts, wenn sie sich nicht mal in einem Titel niederschlägt.

Margaret war nun nicht nur ein kleiner Sonnenschein. So sagte Lady Leslie über sie „Maggie Greville – Ich hätte lieber einen offenen Abfluss in meinem Wohnzimmer.“ Sir Cecil Beaton nannte sie eine „neidische, giftige alte Kröte, deren Mund beim Anblick von Hoheiten wässrig wird. Sie hat niemals etwas für irgendwen getan außer für die Reichen.“ Rudyard Kipling, der Autor des Dschungelbuchs, nannte sie eine abstoßende Schnecke.
Elizabeth, die Queen Mum, charakterisierte sie folgendermaßen:
„So shrewd, so kind and so amusingly unkind, so sharp, such fun, so naughty; altogether a real person, a character, utterly Mrs Ronald Greville“ („So ruppig, so freundlich und so amüsant unfreundlich, so scharfsinnig, so lustig, so frech; ganz und gar eine echte Person, ein Charakter, ganz und gar Mrs. Ronald Greville.“)

Die nicht so charmante Seite der guten Maggie zeigte sich bereits 1933 als es zwischen ihr und Violet Bonham-Carter (einer Verwandten der Schauspielerin Helena Bonham-Carter) zu einer wüsten Auseinandersetzung kam, als Bonham-Carter die Behandlung von Juden durch Hitler anprangerte und Greville heftig dagegenhielt.

1934 reiste sie dann nach Deutschland und nahm an Nazi-Aufmärschen teil. Margaret kehrte als glühende Bewunderin Hitlers nach England zurück.

Diese durchaus politisch nicht goutierten Ansichten hinderten die Königin-Mutter aber nicht daran, 1942 das Erbe Margaret Grevilles anzunehmen.
Die beiden Frauen verband eine enge Freundschaft und die Liebe zu außergewöhnlichen Juwelen.

Übrigens gibt es auch eine Verbindung zu Königin Camilla: jenes Haus, das später zu Polesden Lacey werden werden sollte, stammte vom Baumeister Thomas Cubitt, dem Ur-Ur-Großvater von Queen Camilla.

Die Queen Mum und ihr Gemahl, der Duke of York, verbrachten ihre Flitterwochen in Polesden, was sicherlich ein hervorragender Hinweis auf den Rang darstellt, den Margaret Greville zu jener Zeit in der Gesellschaft einnahm.
Wer nun denkt, nur die modernen Royals würden von den Medien verfolgt, muss sich eines Besseren belehren lassen. Anlässlich der Flitterwochen des Paares kreisten sogar Leichtbau-Flugzeuge über Polesden, um Fotos zu bekommen.
Für Maggie Greville war dieser Honeymoon der ultimative gesellschaftliche Triumph.


Ich hätte da mal was zu vererben …

Es war bereits zu Margaret Grevilles Lebzeiten eine große Frage, wer was von ihr erben würde. Besonders vor dem Hintergrund, dass sie keine Kinder hatte. Klar war, dass Marie Adeline Liron, ihre persönliche Zofe und enge Freundin, ein lebenslanges Wohnrecht in einem Apartment in Polesden erhalten würde.
Aber was tun mit dem Rest des gewaltigen Vermögens?

Sie hatte bereits mit der Herzogin von York Freundschaft geschlossen, suchte aber auch die Anbindung an die übrigen jungen Royals. So begleitete sie den späteren Edward VIII 1922 bei seiner Indien- Reise. Dieser bevorzugte allerdings wesentlich jüngere Gesellschaft.

Somit blieb ihre Freundschaft auf den Herzog und die Herzogin von York beschränkt. Nach Rücksprache mit George V, verkündete Maggie Greville 1914, dass nach ihrem Ableben das Herzogspaar Polesden erben sollte. Sie ging davon aus, dass man dem Herzog einen Ausgleich dafür schaffen müsse, dass sein ältere Bruder David König werden würde.

Wie wir alles wissen, kam es anders. David schmiss hin, um Wallis Simpson zu ehelichen und – schwups – wurde der „Bertie“, der Duke of York, zu König George VI.

Trickie Maggie ließ alle in dem Glauben, es sei gesetzt, dass Bertie Polesden bekommen würde, was das Königspaar natürlich an die langsam alt werdende Dame band. Man ist ja nicht undankbar….
Erst 1942 nach dem Tod Maggie Grevilles, erkannten die Royals, dass sich alles doch ein ganz kleines bisschen anders verhielt: Maggie hatte nämlich zwischenzeitlich ihr Testament geändert und Polesden dem National Trust vermacht, der das Haus bis heute unterhält und Besuchern zugänglich macht. Da Bertie inzwischen König geworden war, brauchte er ja nicht NOCH ein Schloss.

Juwelen – Juwelen – Juwelen

„Die hast du doch immer so gemocht …“ – Das muss sich Maggie Greville wohl gedacht haben, als sie – sozusagen als Ausgleich für Polesden – der Queen Mum ihre fabelhafte Juwelensammlung vererbt hat.

Bis zum heutigen Tag sind nicht alle Stücke bekannt, die sich in jener Kiste befunden haben, die nach Grevilles Tod an die Königinmutter übergeben wurden. Bis zum heutigen Tag aber tragen die weiblichen Royals Tiaren, Colliers, Broschen und Ohrringe, die einst Margaret Greville schmückten.

Hier eine kleine Auswahl …

Dies sind nur ein paar der spektakulären Stücke, die das heutige Königshaus dem enormen Bierkonsum der Briten zu verdanken hatte. Denn dieser hatte Mr. McEwan zu solch enormem Reichtum verholfen.

Oder wie es seine Tochter so schön formulierte:

„I’d rather be a beeress than a peeress.“ (Maggie Greville)

2 Gedanken zu „Margaret Greville – der Society dickster Fisch

  • Dezember 20, 2023 um 12:42 p.m. Uhr
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    Vielen Dank, sehr interessant, wollte immer schon Näheres über Maggie erfahren!👍🏻

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    • Dezember 25, 2023 um 8:25 p.m. Uhr
      Permalink

      Immer gerne. Ich würde gerne noch mehr recherchieren, aber das ist ein bisschen schwierig, denn es gibt nicht viel Material zu ihr. Mal sehen, vielleicht schaffe ich es ja mal nach Polesden Lacey…

      Antworten

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