Das spanische Königshaus – König Felipe VI, eine Scheidung und viele Todesfälle

Wenn man sich nach Informationen zum spanischen Königshaus umsieht, muss man schon ganz genau hinschauen, um etwas zu finden.
Das ist umso befremdlicher, als das spanische Königshaus eng mit Deutschland verwoben ist. So stammt Königin Sofia, die Mutter des derzeitigen Königs, aus dem Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg und seine Großmutter war Friederike von Hannover.

Zu Zeiten meiner Mutter wurde sehr viel mehr über „Die Spanier“ berichtet als es heute üblich ist, was ich schwer nachvollziehbar finde, denn sie liefern einen unablässigen Strom an Schlagzeilen. Positiver wie negativer.
Der Grund dafür mag in der Sprachbarriere liegen.

Bevor ich aber zu meinem aktuellen Anlass für den Beitrag komme, möchte ich erst noch ein wenig auf die Skandale, vor allem des abgedankten Königs Juan Carlos, berichten und damit über den Sturz eines ganz persönlichen Heroen …

ZWEI TAGE IM FEBRUAR 1981

Am 23. Februar 1981 blickte die Welt auf Spanien. Eine Handvoll Putschisten hatte das Parlament gestürmt und versuchte mit Waffengewalt, den König auf ihre Seite zu zwingen.
Sie hatten aber die Rechnung ohne Juan Carlos und den Widerstand der Parlamentarier gemacht! Noch in der Nacht wandte der König sich mit einer Fernsehansprache an die Bevölkerung und rief diese zum Widerstand auf.
Er betonte, dass er sich niemals von der Demokratie abwenden würde. Da die revoltierenden Offiziere auf den König gebaut hatten, war damit der Putsch gescheitert.

Am 24. Februar lieferte dann das englische Königshaus positive Schlagzeilen nach, da Charles und Diana ihre Verlobung verkündeten. Somit war das spanische wie das englische Königshaus gerettet.
Für mich als politisch engagiertem Mädchen und erklärter Diana-Fanatikerin, extrem aufregende Tage.
Juan Carlos wurde mit einem Schlag zu meinem Star.
Nun las ich nicht mehr nur alle Artikel über Diana, sondern auch über ihn und seine unerwartete Rettung der spanischen Demokratie.

Was ich nicht ahnte, war, dass zur gleichen Zeit ein junger Bursche (gerade mal drei Jahre jünger als ich) sich im gleichen Zimmer wie der König aufhaltend, Zeuge der Vorgänge gewesen war: Kronprinz Felipe.

Der König hat später mit folgenden Worten erklärt, warum er seinen Sohn in jenen dramatischen, ja lebensgefährlichen Stunden, an seiner Seite behielt:

„Er sollte sehen, wie ich mein Amt ausübe, wenn alles in Frage gestellt ist.“


Diese Erziehung zum König sollte sich viele Jahre später auszahlen, als der alte König, krank und von nimmer endenden Skandalen heimgesucht, zugunsten seines Sohnes abdankte und Felipe als Felipe VI den Thron bestieg.
Verfolgt von den Skandalen seines Vaters und seiner Schwester Cristina, ging er energisch an längst überfällige Reformen.

Was war geschehen?
König Juan Carlos war schon immer als Mann des offenen Wortes bei der Bevölkerung beliebt. So machte sein genervter Spruch in Richtung von Hugo Chavez beim Ibero-Amerikagipfel Schlagzeilen, wo er rief: „¿Por qué no te callas?“ (Warum hältst du nicht die Klappe?) Diese Frage wurde als Klingelton in Spanien übrigens extrem beliebt.

Was er allerdings lieber nicht laut zum Besten gab, war die Tatsache, dass er mitten in der Wirtschaftskrise mit seinem Freund, Gerald Grosvenor, dem unfassbar reichen Herzog von Westminster, zu einer Luxussafari aufgebrochen war. (KEINE Foto-Safari …) Nach einem Unfall auf der Safari in Botswana, wurde er in ein Krankenhaus eingeliefert, wo er eine Hüftprothese bekam. Dadurch wurde die Safari bekannt und auch, dass er Elefanten gejagt hatte.
Dies ist umso abstoßender, als er viele Jahre Ehrenvorsitzender des World Wildlife Fund / Spanien war.
Die spanische Sektion begann nun Unterschriften zu sammeln und 2012 wurde er seines Postens enthoben.

Und als hätte das noch nicht gereicht, teilte er seinen Kindern mit, dass er vorhabe, sich von Königin Sofia scheiden zu lassen und seine langjährige Geliebte Corinna zu Sayn-Wittgenstein-Sayn zu heiraten.

Doch nicht nur der König hatte sich weit von den Prinzipien des Anstands wegbewegt. Auch Tochter Cristina hatte massive Probleme.
Mit ihrem Ehemann, dem ehemaligen Handballer Iñaki Urdangarin hatte sie eine angeblich gemeinnützige Stiftung („Nóos“) gegründet, die tatsächlich aber zur Geldwäsche und Steuerunterschlagung gedient hatte. Sie selbst war Vorsitzende der Stiftung gewesen.
2018 wurde Urdangarin deswegen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt.
Cristina – obwohl Vorsitzende der Stiftung – hatte mehr Glück als Verstand, denn sie wurde zwar angeklagt, kam aber mit einer Geldstrafe davon.
Ihr Mann jedoch wanderte in den Knast.

Um dem nicht endenden Strom von Schlagzeilen zu entgehen, zog sich Cristina mit ihren Kindern nach Genf zurück. Hier arbeitet sie für die Kulturstiftung der Bank „La Caixa“ und als Beraterin für die Stiftung des Ana Khan.
Inzwischen ist Urdangarin Freigänger und die Familie könnte wieder zusammenfinden.
Doch da geschieht das kaum Glaubliche: Urdangarin wird händchenhaltend mit einer anderen Frau fotografiert.

Nach dem Berg an Skandalen, der sich plötzlich vor der Königsfamilie erhob, musste etwas getan werden.

Zunächst forderten die entsetzten Kinder Felipe, Cristina und Elena vom Vater den Thronverzicht. Die Ankündigung, sich von der Mutter scheiden lassen zu wollen war ihnen unerträglich.
Zumal die Skandale um ihn nicht endeten …
Und die sahen so aus (hier nur ein kleiner Blick in den Abgrund, um euch nicht die Lust am Weiterlesen zu nehmen …):

Nachdem Juan Carlos 65 Millionen (!!!) an seine Geliebte Corinna (ihr Name tauchte in den Pandora Papers auf) überwiesen hatte, nahm die Schweiz 2018 Untersuchungen wegen schwerer Geldwäsche auf. Bekannt wurde dies in der Öffentlichkeit erst 2020. König Felipe, der in zwei Fällen als Begünstigter von Offshore-Stiftungen im Todesfall des Vaters genannt wurde, lehnte im Juni 2020 offiziell das Erbe seines Vaters für dessen Todesfall ab.
Die Millionen hatte der König übrigens als Schmiergelder von diversen fragwürdigen Gestalten erhalten.
Im August 2020 verließ der 2014 schlussendlich abgedankte König heimlich Spanien (auch der spanische Fiskus hatte inzwischen Ermittlungen aufgenommen).
Er landete in den Vereinigten Arabischen Emiraten (man stand sich bereits seit längerem vor allem finanziell sehr nahe …)

Als er im vergangen Jahr anlässlich einer Segelregatta nach Spanien zurückkehrte, brachte er seinen Sohn in arge Nöte, denn dieser wollte ihm die Anwesenheit im Zarzuela Palast verwehren. Zwar waren Juan Carlos‘ Verbrechen verjährt, respektive abbezahlt, respektive unterlagen seiner Immunität aus seiner Zeit als König, doch Felipe hatte gefordert, dass sein Vater sich öffentlich beim spanischen Volk entschuldigen solle.
Das tat der sture alte Mann nicht.

Zudem stehen nach wie vor Belästigungsvorwürfe gegen ihn im Raum. Diese können in England strafrechtlich verfolgt werden, da der High Court eine Immunität des ehemaligen Königs zurückgewiesen hat.
Aber auch dies hielt Juan Carlos nicht davon ab, zur Beisetzung von Königin Elizabeth II zu erscheinen.

Bei dieser Gelegenheit saßen die beiden Könige von Spanien dann zwar in einer Bank, doch zwischen sie wurde Königin Letizia gesetzt, die dabei aussah, als habe man sie neben einem Kadaver platziert.

Und nun – um wieder auf Prinzessin Cristina und ihren untreuen Freigänger zurückzukommen … scheint die Prinzessin dem Beispiel ihrer Schwester Elena zu folgen und die Scheidung einreichen zu wollen.
Man rechnet für den Juni damit, denn dann wird die jüngste Tochter von Cristina und Iñaki 18 und man muss keinen Streit um das Sorgerecht mehr ausfechten.

Prinzessin Elena ihrerseits hatte sich bereits 2010 von ihrem Ehemann Jaime de Marichalar scheiden lassen und strebt seitdem auch eine kirchliche Annullierung der Ehe an.

Damit haben beide Schwestern einen noch vor wenigen Jahren vollkommen undenkbaren Weg beschritten: sie haben sich im erzkatholischen Spanien von ihren Ehemännern getrennt und scheiden lassen.

Nach all den Skandalen und Affären sind König Felipe aber immer noch drei Frauen geblieben, auf die er sich stützen und verlassen kann: seine Mutter Sofia, seine Schwester Elena und seine Ehefrau Letizia. Die beiden Töchter, Kronprinzessin Leonor und Prinzessin Sofia befinden sich noch in Ausbildung. (Hier noch eine kleine Anmerkung: Selbst nach den weitreichenden Reformen des Königshauses, die noch König Juan Carlos angestoßen hatte, schlägt bei der Thronfolge ein nachgeborener Sohn immer noch die ältere(n) Schwester(n). Vielleicht obliegt es eines Tages Königin Leonor, dies zu richten.

Wenn euch mein kleiner Einblick ins spanische Königshaus gefallen hat – lasst es mich wissen. Dann bringe ich da gerne auch mehr …

Wenn ihr jetzt nach den „vielen Todesfällen“ fragt, so bezieht sich das auf die getöteten Tiere …